Bisher habe ich es für eine Mähr (schreibt man das so?) gehalten, aber es ist wahr! Es ist wirklich wahr! Erschreckend wahr sogar!
Seit etwas mehr als einem Jahr nehme ich meine Freunding zum (fast) täglichen Lauftraining mit. Früher hat sie meine Leidenschaft nur mitleidig belächelt, aber seit Sie bei ihrem ersten Wettkampf dabei war (eher eine spontane Spass-Aktion), ist sie nicht mehr "zu bremsen". So weit, so gut.
Auf Grund des immer noch bestehenden Leistungsunterschiedes

trainineren wir immer getrennt, fahren aber gemeinsam zum Training und wieder zurück nach Hause (außer sie hat die Tempovorgaben nicht geschafft, dann lasse ich Sie zu Fuß nach Hause laufen

). Dabei erzählt sie mir immer von seltsamen Begegnungen mit männlichen Läufern, die entweder sehr einsam sein dürften und/oder unter gelegentlichen Anflügen von Minderwertigkeitskomplexen leiden. Jedenfalls kommt es häufig vor, dass sich ein "überholter" männlicher Läufer nicht "geschlagen" geben will und sich (äußerst penetrant) an die Fersen oder gar Hüften der Läuferin hängt. Darüber hinaus soll es sich dabei nicht um Einzelfälle, sondern um ein "Massenphänomen" handeln.
Ich habe ihr das natürlich nicht geglaubt, hab gemeint, sie soll wegen ein, zwei "Intervall-Trainierern" nicht überreagieren. So weit so gut.
Gestern habe ich nach längerer Zeit wieder mit ihr eine wirklich gemeinsame Trainingseinheit gemacht. Ich im extensiven DL-Tempo, sie hat einen Tempodauerlauf absolviert und sich - weil starker Gegenwind - hinter mich gehängt. Und siehe da, es ist passiert! Zunächst erscheint im Dunkeln ein großer Läufer, der - vorsichtig geschätzt - mit einem 06:00-Schnitt unterwegs ist. Natürlich überholen wir ihn (der Cyberbob13-Express ist mit 04:35-Schnitt unterwegs). Nach ca. einer Minute vermute ich, dass die Beine meiner Freundin langsam schwer werden, weil es hinter mir so "knallt" (eher unwahrscheinlich, die Freundin wiegt nur 42kg und ist Vorfussläuferin). Siehe da, der Mann hat sich neben meine Freundin platziert und läuft neben uns her. So ein Psycho!!!

Wir haben das Tempo reduziert und er ist an uns vorbei. Nach zwei Metern verringert er das Tempo und läuft konstant immer diese zwei Meter vor uns her. Ich gebe der Freundin Handzeichen und wir ziehen an ihm vorbei. Man will es nicht glauben: Sofort zieht er wieder an und "stolpert" mit einem Riesenkrach neben uns her. Wir sind an den Rand der Laufstrecke gewechselt, aber da war Nichts zu machen.

Ich fange ganz laut zu schimpfen an, auch das hilft nicht. Wir bleiben stehen und lassen ihn gewähren, "geben auf" und ihm eine halbe Minute Vorsprung. Man fasse es nicht: Nach rd. einer Minute hatten wir ihn wieder eingeholt.
Bei der Heimfahrt war ich dann sehr kleinlaut. An den Geschichten muss was Wahres dran sein, zumal es ja angeblich viele (verschiedene) Läufer sind, die so handeln. Was treibt die Leute dazu? Ich hab keine Ahnung.

Auf der (hochfrequentierten) Wiener Prater Hauptallee laufen viele gute Läuferinnen herum, nationale Meisterinnen und WM-Teilnehmerinnen. Mir käme es niemals in den Sinn, mich mit diesen Frauen im Training zu "matchen". Das wäre echt peinlich.
Gibt es ähnliche Erfahrungen der weiblichen Kollegenschaft? Falls ja, muss ich mich wirklich für diese Penetranz meines Geschlechts schämen.
Kopfschüttelnd,
Christian aus Wien