Mein Test HM vor MZ. 8:30 Ankunft in Gerlingen, Parkplatz und Stadthalle gleich gefunden. Wetter trüb und kühl, bin in Kurztight angereist und trage über dem Funktionsshirt nur n Baumwollsweatshirt. Startnummer und Kleiterbeutel in Empfang genommen, klappt alles Bestens. Noch mal schön getrunken, ein herrenloses Dixi eingeweiht und dann mit dem Shuttlebus zum Start auf der Schillerhöhe. Mann, das geht ja ganz schön rauf, das lässt für die letzten Kilometer ins Ziel ja hoffen!
Oben angekommen, reißt die Bewölkung auch schon auf und trotz der schlechten Wettervorhersage wird es ein milder, sonniger Vormittag.
Ein bisschen Warmtraben, noch mal ralfen im Wald, ne Banane, letzte Schlucke aus der Flasche, Beutel mit Sweatshirt abgegeben und Startschuß um 9:40. Es sind ca. 500 Leute am Start, keine Startblöcke nötig, trotzdem hab ich meinen Startplatz ganz gut gewählt, muß am Anfang kaum überholen und werde kaum überholt. Auf der Straße zum Schloß Solitude (497 m ü.M) entzerrt sich das Feld schnell und man kommt in seinen Rhythmus. Ich hatte vor, 5:10 pro Kilometer zu laufen, unvorstellbar im Training, aber schon mein 1. HM in Bertlich sowie die kürzeren Volksläufe haben immer gezeigt, dass im Wettkampf fast nix unmöglich ist!
1. km erst sanft abwärts, dann sanft aufwärts und mit Kopfsteinpflasterpassage in 5:03, fühlt sich aber gar nicht zu schnell an. Ich weiß, dass die 1. 8 km tendentiell abwärts verlaufen bis auf 425 m ü.M. und die 2. 8 dafür wieder auf das Ausgangsniveau zurückführen. Ab km 16 geht es richtig bergab (siehe Bustransfer) mit zwei kürzeren Anstiegen, von denen ich nur einen erinnerte aus dem oberflächlichen Profilstudium. Das Ziel befindet sich in der Stadt auf 338 m ü.M..
2. km, 4:46, schnellster Kilometer! Das rollt aber auch sowatt von schön zum Großen Stern!
Ab hier bis Kilometer 20 ist beinahe alles Waldweg, nur bei km 8 gibt es noch mal ne Asphaltpassage. Langsam kristallisieren sich ein paar Läufer raus, an denen man sich orientieren kann. 3. km in 5:03, 4. km in 4:48. Es läuft alles schön rund, ein bisschen Polster für hintenraus kann nicht Schaden!
5. km in 4:52, mein mit einer Signalweste laufender Zugläufer nimmt das Tempo raus und ich sehe ihn nie wieder. 6. km in 5:01, 7. km in 4:54. Hier lauf ich auf einen Typen auf, der mit mp3-Player läuft und seine Lieder vor sich hinsingt! :eek: Würd mir nicht im Traum einfallen, nen Wettkampf mit Musik zu laufen... 
Der Bärensee, das legendäre Laufterrain der 0/42er Schwaben! Das ich das noch erleben darf!
Hier ist der Spaß zu Ende, jetzt wird’s ernst und der 8. km in 5:12 zeigt, dass es nun schwierig wird, die 5:10 zu halten. Zum Glück gehört zu meiner Hausschleife, die 10,7 km lang ist auch ein 2km Abschnitt, der leicht und stetig ansteigt, so haut mich die Aussicht auf das, was kommen wird nicht gleich aus den Latschen!
9. km in 5:17, is doch schon arg langsam, vor mir läuft ne 3er-Gruppe und ich lass mir Platz machen und ziehe vorbei. 2 von ihnen werden mich bei km 20 zurücküberholen.10. km in 5:09, nun gibt es 2 Kilometer Steigungspause, aber zunächst kommt die lt. Ausschreibung einzige Getränkeversorgung, deshalb hab ich einen Getränkegürtel mit 2 kleinen Fläschchen dabei. Es gibt Wasser und Apfelschorle, ich nehme beides und gehe ein paar Schritte. Das ist besser, als es sich alles übers Shirt zu leeren oder sich zu verschlucken, gelle! (Aus Schaden wird man klug...)
11. km nur in 5:20, aber alles wieder im grünen Bereich, ich kann mich auf den Gefällstrecken prima erholen. Auf kürzeren Anstiegen geb ich sogar ein bisschen Gas, d.h. ich fühl mich noch erstaunlich gut. 12. km in 5:14. Jetzt noch 500 m bergab, dann wird es richtig hart, km 13 und 14 gehen stark bergauf, 13. km in 5:04 und km 14 in 5:45!! Uff, Herr lass Abend werden! Ich kram zum 1. Mal die Trinkflasche raus. Die Aussicht, noch 2 km und dann „nur noch abwärts“ und die Tatsache, dass mich trotzdem kaum jemand überholt, treiben mich voran. Überholt wird ich aber schon, u.a. von einem Mädel, das immer so lustig die kleinen Finger abspreizt. Seeehr elegant! Sie wird mich fast bis ins Ziel ziehen.
Erstmals rechen ich aus, was für ne Endzeit rausspringt, wenn ich die letzten 7 km nur noch im 6er-Schnitt laufe, worst-case-Szenario, gewissermaßen...
Km 15 geht noch mal 8 Meter runter, man merkts gleich auf der Uhr, 5:05 und das Schloß Solitude ist schon wieder in Sichtweite. Der letzte der Steigungskilometer und kurz vor Schluß sogar mit Getränkeversorgung: 5:45!
Aber jetzt: fast 2 Kilometer nur abwärts mit Waldwegserpentinen und 100 Höhenmetern!!
Km 17 in 4:59, ich lass es rollen und konzentrier mich auf meine Atmung! Wie schnell hat man sich bei so was Seitenstechen eingefangen. Der 18. Kilometer: nach dem Wasserwerk soll es noch mal einen „kurzen“ Anstieg geben. Was heißt hier kurz! 500 m mit 30 Höhenmetern sind nach 18 km nicht zu verachten! Einige der vor mir laufenden sind am Gehen, das motiviert zusätzlich und ich bleibe im Rhythmus. Gott sei Dank filmt hier keiner, ich gebe leidende Geräusche von mir.... Das Mädel mit den abgespreizten Fingern überhol ich kurz und motivier sie, wieder anzutraben. Sie dankt es mir, in dem sie mich auf den letzten 2 kms einfach stehen lässt....
Km 18 in 5:14, km 19 in 5:36.
Wir verlassen den Wald und laufen über asphaltierte Wirtschaftswege über Streuobstwiesen Richtung Stadt. Kurz nacheinander kriege ich zwei Stiche in den Waden, erst links, dann rechts. Ich hoffe, dass es keine Krämpfe gibt und horche vorsichtig in mich rein. 5:16 für km 20, aber jetzt die letzte Steigung, auf dem Streckenprofil nicht nennenswerte 20 Höhenmeter, die aber noch mal verdammt weh tun! Irgendjemand am Straßenrand sagt: „Noch 800m, rechts runter geht es in die Altstadt. Ein paar Kurven noch, in einer pennt ein Feuerwehrmann, fast wär ich falsch gelaufen! Die Wut setzt Endspurtkräfte frei, der Blick auf die Uhr macht sicher: Auf jeden Fall u1:50! Die Zielgrade runter und bei 1:49:06 die Stopuhr abgedrückt! 5:40 für die letzten 1100m. Wow, ich bin platt und happy, ich hatte mit 1:52:30 spekuliert, Holle wollte ne Zeit unter 1:50 sehn. Voila!!!!
Es gibt wieder Apfelschorle und Tee, ich schau mich um, kann aber keine Foris identifizieren. In der Stadthalle wird einem schon der Kleiderbeutel in die Hand gedrückt. Schnell das Shirt ausgezogen, den Pulli an, und dann ist das Event auch schon vorbei.
Von mir aus kann Mainz jetzt kommen. Ich mach jetzt noch eine schöne Trainingswoche mit einem letzten 35er am Wochenende und die letzten 2 Wochen gibt es nur noch locker und 2-3 Mal schnell.
wosp
