Die Hinfahrt im Leihwagen ist gemütlich, Lauftitan Michi Sailer und der Schrotti sumseln fachmännisch über gesunde Sporternährung, sei es Fruchtgummi, Löffelbiskuit, und was das Läuferherz so begehrt. Die beiden sind schneller als ich, also esse ich auch mal so ein $Markenname-Fruchtgummiteil. Bei bedecktem Himmel und 18 Grad Temperatur geht die Anfahrt in kanpp einer Stunde vorbei.
Beilngries ist ein kleines Städtchen mit 9000 Einwohnern, entsprechend ist es ein HM der kurzen Wege, das ist praktisch; die Abholung der Startunterlagen geht flott, man bekommt eine Tüte mit Shirt, Schwamm, Nummer und Nadeln, die Umkleide einen Stock höher ist weitgehend frei. Zu dritt relaxen wir noch eine dreiviertel Stunde rum.
Stefan (aka Ishimori), der mein Pacemaker sein wird, erwische ich auf dem Handy in einem unangemessenem Moment - in der Kirche; da sie Teilnehmerzahl mit rund 500 Läufern sehr überschaubar ist besteht wenig Gefahr dass wir uns nicht finden. Beim einlaufen begegnen wir uns dann auch schon. Er berichtet mir kurz vor dem Start noch von seiner "Vorbereitung" auf den Lauf: ein netter Grillabend mit den Eltern seiner Freundin, 47 Grillsteaks (ihr wisst ja was da Gutes drinne ist) und ähnlich viele Biere. Er meint er muss mal sehen wie lange er klarkommt. Ich dachte eher, ich müsse ihn ermuntern einfach weiter zu laufen falls ich es nicht packe. Aber manchmal kommt es anders...
Um 17.28 fällt dann der Startschuss, wir haben uns ganz gut eingeordent, schon nach ca. 800m müssen wir kaum noch überholen. Ich sehe die Steffi Franz, aber der reicht heute eine unter 1:50, wird also leider keine optisch ansprechendere Dreierbande aus uns. km1 ist nach flotten 4:44 gegessen. Nach einem kurzen Stück in der Stadt gehts relativ schnell auf die Felder, am Flugplatz vorbei, da wartet dann weiter 4:51 später der zweite Kilometer. Stefan und ich trotten dann mechanisch im 5:53-4:57er Schnitt durch die hügelige Gegend. Stefan scheint sehr selbstbewusst, redet munter, hat wohl keine Angst dass ihm die Luft ausgeht. Entgegen meinem Naturell gebe ich weitgehnd den Schweiger. Der Kurs an sich ist realtiv flach, die eine oder andere knackige Steigung muss trotzdem gemeistert werden. Nach 8km kommen wir Töging an, trommelnde Kinder und Cheerleader erwarten uns, tolles Feeling, super Unterstützung. Meine 10km Zeit ist danach etwa bei 49:30, das entspricht meiner PB auf amtlich vermessenen 10km, allerdings bei Hitze. DIe ersten Gedanken kommen: was, wenn das zu schnell ist? ANdererseits steuern wir so relativ punktgenau auf die 1:45 zu.
Wir kommen nach Dietfurt, ein kleines Städtchen.Schon am Ortseingang werden wir empfangen, es geht RIchtung Zentrum, dort ist ein kleines Fest, mitsamt Blasmusik, ich laufe links neben Stefan und kann diesmal keine Kinder abklatschen. Sorry, nächstes Jahr mache ich das. Aber diese kleinen, lauten Intermezzi tun gut. Sie waschen die Läuferseele von schlimmen Gedanken rein. Am Ortsausgang dann gehe ich meines Pacemakers verlustigt. Er hat bis hierhin prima Arbeit geleistet, ist nun aber in der besch... Situation, die man sich als Läufer vorstellen kann. Da ich in Sachen "Pause wegen Kaka" unerfahren bin rechne ich eigentlich damit, dass er in ein paar Minuten wieder bei mir ist. Prompt laufe ich auch den nächsten km in 5:10 Minuten, auf dem nächsten km wartet dann die Verpflegungsstation; kurz nach dieser überholt mich etwas rotgewandetes und raunt : "auf, weiter, keine wertvolle Zeit verlieren". Dussel, denke ich, so kann ich wenigstens in Ruhe mein Gel schlürfen, dich hole ich schon wieder. Stefan taucht leider nicht auf, und ich ernenne das rote Hemd da vorne zu meinem Holger Meier für die nächste Zeit. Auf dem Weg neben dem Rhein-Main-Donaukanal ist dann auch soweit. ich überhole ihn. Beim Versuch meinen km17 zwischenzustoppen verdrücke ich die Uhr. 1:24:29 zeigt sie an und tut nichts mehr. Verdammt. Ich beschließe sie auf 0 zu stellen und dann die weiteren km zu stoppen. Nun beginnt das laktatdurchsetzte Hirn wild zu rechnen. Ich komme plötzlich auf eine Zielzeit von 1:41. Ich fühle mich gut, nur die kopfsteingepflasterten Mulden, durch die wir auf dem Weg laufen müssen, verursachen immer ein Ziehen im rechten Oberschenkel. Ich stehe nun vor der Wahl: noch ein wenig was drauflegen oder sicher auf die 1:45 laufen? Eine km-Zeit fehlt mir, aber selbst wenn ich die in 5:30 Minuten gelaufen wäre dann ist die 1:45 gewonnen. Ich beschließe "no risk, much fun" und behalte das aktuelle 5:00-Tempo bei. Kurz vor km 20 geht es nochmal einen Anstieg hoch, geschickt platziert nach einer Unterführung und einer 90 Grad Rechtskurve. So hat man nicht lange Zeit
diesen deprimierenden Anblick geistig zu verarbeiten. Hoch da. Das Schild: 20km. Mensch, nur noch ein km, und ich müsste irgendwas bei 1:40 stehen. Ein geiles Feeling. Ich erspähe vor mir noch den Johann Griebel, üblicherweise lässt der mich stehen, nun kann ich mich prima an ihn ranziehen, gehe vorbei, man hört nun schon das Publikum im Zielbereich, laufen ist das Schönste der Welt in diesen Momenten. Ich höre in mich, alles meldet: bin ok! Die Beine sind noch ziemlich gut, der Kopf kann fast fehlerfrei denken, und so werden die letzten Meter ein reiner Genuß. Ich weiß, ich habe es geschafft. meine persönliche "Qualifikation" für München. Gegen 19:13 Uhr erlebe ich den bislang schönsten Zieleinlauf , bin zwar im Unwissen ob es nun 1:44 oder 1:45 heisst, aber das ist mir inzwischen egal. Am Ende werde ich mit 1:45:23 gewertet, ca. 20 Sekunden am Start verloren, da sind dann wieder die kurzen Gedanken an die $ziemlichüblesschimpfwort Aldi-Uhr, denn wenn ich gewusst hätte dass es um 23 Sekunden geht hätte ich den letzten km sicher noch eine 4:30 raushauen können. Aber egal.
Die Fakten: Platz 262 von 505 gesamt, Platz 26 von 44 in der AK.
Ziemlich schnell nach mir kommt dann auch schon "der rote Peitscher" ins Ziel, und, wer ist's? Nicht der Stefan, nein, der Guenthi! Das alte Kampfschwein hat auch mal eben so ne ... verrat ich nicht, er wird selber schreiben...
Stefan ging es dann leider nicht mehr so gut, aber auch das wird er sicher kund tun.
Anschließend gabs noch Nudeln satt, die Siegerehrung zog sich in die Länge, und da unser Michi Sailer (mal wieder...) gewonnen hat haben wie sie eisern bis zum Ende durchgehalten.
Insgesamt ein klasse organisierter Lauf, schöne Landschaft, gute Stimmung innerhalb der Orte, die Verpflegung war super, wer also nächstes Jahr mitlaufen möchte, ich kann es nur empfehlen. Allein schon die Tatsache dass ich unter normalen Umständen auch wieder mitlaufen werde ist doch ein Grund

Zum Schluss:
Danke...
- an die Organisatoren
- an Stefan für die Tempobegleitung
- an die Lady mit dem netten Hintern fürs vorneweglaufen ab km 13
- der Fa. Mizuno für den Wave Mustang
- der Fa. Airtracks für die funktionierenden Klamotten
- Michi Sailer für die Fruchtgummis und den einen Gel-Chip
- meiner Mutter dass sie mich auf die Welt gebracht hat (und Pappa auch)
- Stefan N. aka derschrotti für das Laufbuch zum Geburtstag
- für die Aufmerksamkeit
Ach ja, der Absturz: nach dem ersten Bier auf der Siegerehrung musste dann eine terroristensichere Aral noch ein Becks rausrücken, und als ich dann freudetrunken in meiner Stammkneipe erschien erfuhr ich, dass der Wirt nicht nur seinen 44. Geburtstag sondern auch noch Hochzeitstag hatte, außerdem eine alte Freundin auch noch Geburtstag, und dann, naja, durstig war ich schon nach der Lauferei, das werdet ihr verstehen...
