Über die Strecke habe ich mich nicht informiert, mit meiner ewigen Lauferfahrung von 6 Monaten war ich mir sicher, dass alle VL über Straßen mit wenigen HM verlaufen.

Doch dann kam alles anders...
03.Juli 2005:
Ich stehe um 6:00Uhr auf, denn um 9:30h beginnt der Lauf. Meine Anfahrt ist mit geschätzten 30min zwar sehr kurz, aber will ich davor noch was essen.
Um 7:45h fahre ich mit meinem Gepäck los, um 8:15h hole ich als erster Teilnehmer meine Startnummer ab. Wie schon vorher den ganzen Morgen trinke ich noch reichlich Wasser und laufe mich ab 8:50h warm.
Um 9:30h dann der Startschuss und es sind schon 25°C, die Sonne lacht.
Über die Strecke weiß ich schonmal, dass es die erste Hälfte bergab geht und dann bergauf wieder zurück. Außerdem ist die Strecke komplett Waldweg. Quasi eine Crosslaufstrecke(na toll).
Die Anfangspassage ist sehr schmal und ich bin die ersten 5 Minuten nur damit beschäftigt, zu überholen. Doch das fällt nicht schwer, denn es geht NUR BERGAB!!
Fast die ganze Strecke bis Kilometer 4 nur bergab. Ich laufe etwa im 3:50er -Schnitt, atme gleichmäßig und ohne Anstrengung. Aber irgendwie laufe ich nicht 100% rund, fühle mich insgesamt etwas müde, erschöpft von der Anforderung, den Berg hinunter zu laufen - was ich im Training nicht mache.
Kurz nach dem km4-Schild bekomme ich leichte Seitenstechen.
Das war's dann wohl! Byebye, PB! Byebye, schneller Lauf! Alles umsonst gewesen, dafür hätte ich meine Knochen nicht belasten müssen!
Bei 4,5km kommt der Getränkestand. Ich versuche an Wunderheilung zu glauben und schnappe mir den Becher, den man mir hinhält, obwohl ich gar keinen Durst habe. Vielleicht geht's mir nach dem vollen(!-*schwapp*) Becher Wasser ja wieder gut.
Die 5km passiere ich schon unter starken Seitenstechen mit 20:2Xmin(km4 bei 15:5X).
Spätestens als ich den Getränkestand zum zweiten Mal passiere (bei 5,5km) sehe ich ein, dass NICHTS mehr hilft, außer langsamer laufen.
"Wird es eben eine 43er- oder 45er-Zeit, diese Strecke ist sowieso nicht für Bestzeiten geeignet, also ist es ja nicht so schlimm!", rede ich mir ein.
"Ich renne noch eben den Berg hinauf und schon ist's vorbei. Ich fahre Heim, enttäuscht, weil ich mich leider überschätzt habe und offenbar zu schnell losgelaufen bin.", versuche ich mich mit meinem Schicksal abzufinden.
Oder ich mache es anders...
Zwischen km6 und km7 sehe ich, mittlerweile sehr warm (es sind ~28°C), einen entgegenkommenden Fahrradfahrer. Ich rufe ihm zu: "Ist das der Schluss?" - "Ja!".
In dem Moment entscheide ich spontan, meinen Lauf zu verlängern, indem ich die Laufseite wechsle. Ich überhole das Fahrrad, laufe von jetzt an ohne Zeitdruck. Ein lockerer Dauerlauf von ~13km kann ja als Training nicht schaden!
Dabei rolle ich ohne Anstrengung das Feld von hinten auf. Doch das Wetter ist zu schön, und die Landschaft gefällt mir! Das Feld interessiert mich garnicht mehr, ich fühle mich wie im Training beim lockeren Dauerlauf früh morgens durch einen schönen Wald.
Ich unterhalte mich mit ein paar Läufern, die ich auf dem Rückweg sehe und rede ihnen gut zu. Ein Mann, den ich überhole, lobt mich für meine "gute Streckeneinteilung", weil ich ihn so locker am Berg stehen lasse!

Eine Zeit von ~55min wird's, wenn ich so weiterlaufe. Hmm, zu schnell. Ein bisschen Fahrt rausnehmen, damit ich wenigstens auf eine Stunde Laufen komme.

Mein Ziel von einer vollen Stunde verpasse ich leider (59:45), weil ich mich vom Publikum zu einem Schlussspurt hinreißen lasse, den der Gewinner des Laufs auch nicht besser geboten hat.
Naja, ich bin ja auch nicht so verausgabt wie er.

Ich fahre sofort heim, bin den ganzen Tag noch gut gelaunt und spiele abends 3,5h Beachvolleyball mit meinen Freunden.

Am Montag spüre ich in den Oberschenkeln leichten Muskelkater.
Den Lauf behalte ich als schöne Erinnerung und freue mich schon auf all die Läufe in der Zukunft!