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von Lars
Die Laufbibel
Wie ich anfangs schon erwähnte handelt es sich um ein dickes Ding, was Matze Marquardt uns da anbietet. Nun gut. Es muss ja nicht schlecht sein. Ich bin kein sonderlich schneller oder ausdauender Leser. Deshalb gibt es hier von mir "nur" ein Schnüpperchen. Wer sich allerdings an dem Titel oder der visuellen Darstellung vom Autor negativ berührt fühlt, muss jetzt nicht weiterlesen.
Da es angesprochen wurde gleich Eines vorweg: Die Laufbibel ist mit dem großen Laufbuch von H. Steffny nicht vergleichbar. Auch wenn die Kapitel zu der Ernährung, der Verletzungsbehandlung bzw. Prophylaxe und weitere Themen ähnlich behandelt werden. Im Großen und Ganzen macht die Laufbibel auf mich einen besseren Eindruck. Alles wird detaillierter, konkreter besprochen. Die besagte Anschauligkeit ist Matze nicht nur gelungen. Sie setzt im Bereich Lauflektüre einen neuen Maßstab! Dafür gibt es keine Trainingspläne. Falsch, die gibt es schon. Aber nicht für jedes erdenkliche Marathonzieltempo zur Auswahl.
Hier eine nach Übersicht der Kapitelinhalte:
01 Prolog
Das ist ein klassischer Leseeinstieg. Über den Boom der Laufbewegung und der Verletzungshäufigkeiten kommt Matze zu den 5 Säulen für gesundes Laufen. Schuhe, Kraft, Ernährung, Training und Technik. Die Art, wie er das rüberbringt finde ich sehr gelungen und sehr gut verständlich. Diese ersten 10 Seiten spannen den Bogen der Neugier auf mehr gut an.
02 Laufsteg
Frisch motiviert geht's gleich mit einem zweiten Aufwärmkapitel weiter. Nach dem Matze im Prolog erläutert hat, dass wir uns mit dem Laufen nicht kaputt machen sollen, kommen jetzt die Lichtblicke. Mit dem Klassiker "Laufen kann Jeder" ist es aber nicht getan. Hier konfrontiert uns Matze sehr ausführlich und visuell gut dargestellt mit einem schlechten und einem guten Laufstil. Natürlich geht es dabei um das Aufsetzen mit dem vorderen Fußbereich. Aber lest selbst.
03 Stilberater
Um, frisch für den Laufstil sensibilisiert, mehr ins Detail zu gehen, wird in diesem Kapitel wie zu vermuten ist das Thema ganzheitlich auseinandergenommen. Dabei geht es nicht nur um den Fußaufsatz sondern die Armhaltung, die Hüftstreckung, Kniehub, Beckenstellung, Schrittlänge. Aber nicht so, dass er dem Leser vorschreibt, was richtig und was falsch ist. Er erläutert uns einfach und verständlich die Vorteile der einzelnen Punkte so, dass man Lust bekommt und es einen als sinnvoll erscheint seinen Laufstil objektiv zu betrachten und ggf. zu optimieren.
04 Turnhalle
Nach dem Technikteil geht's nun um Kräftigung, Stretching und Dysbalancen. Mir gewohnt verständlicher Schreibe geht Matze dem Muskulären Apparat auf den Grund und erklärt dem Leser wie genau richtig gestretcht wird. Kurz gefasst zeigt er dem Leser die Defizite in der Körperstatik und Wege zur Verbesserung eben dieser. Gerade mir Gymnastik- und Übungsmuffel geht's hier richtig an den Kragen. Genauso ganzheitlich und detailliert wie in den vorgehenden Kapiteln werden viele Übungen gut verständlich gezeigt und erklärt.
05 Lauf-ABC
Naja, und wenn der Leser aus dem vierten Kapitel herausgekrochen kommt, gibts noch einen ganz kräftig mit dem Lauf-ABC oben drauf. Das Meiste ist vielen sicherlich bekannt. Und ich wiederhole mich nur, wenn ich die Anschauligkeit etc. anspreche.
06 Pulsmesser
Nein, hier wird nicht die Frage nach dem optimalen Fettverbrennungspuls beantwortet. Es geht in diesem Kapitel um die Trainingssteuerung. Nach Bekanntem wie der Zyklisierung und der Leistungsdiagnostik überrascht mich Matze hier mit "Immer noch modern: Training nach Gefühl". Wow! Aber das ist längst nicht alles. Sprengt aber den Rahmen dieser Preview.
07 Hängematte
Auch hier man kurz und knapp zusammenfassen, dass wie vermutet das Thema Regeneration behandelt wird. Mit dem üblichen "Wer zu viel macht..." und dem Übertraining geht der Weg zu Entspannungstechniken und Regenerationsförderungsmaßnahmen. Sehr schön! Ich sach nur "In der Ruhe liegt die Kraft". Aber um noch mal Salz in die Wunde zu streuen: Es gibt auch hier wieder die Magnetgeschichte.
08 Trainigsprogramm
Und genau hier macht Matze es halt auch anders. Der Leser erwartet eventuell fertige Marathontrainingspläne und bekommt die nicht. So ein Scheiß aber auch. Statt dessen lehrt uns Matze, dass wir unser eigener Coach werden sollen. Mit sehr vielen guten Tipps. Das ganze ist gut strukturiert und lässt erahnen, dass man einen echten Nutzen draus ziehen kann. Statt konkreten Plänen geht es hier gewohnt ganzheitlich um die Jahresplanung.
09 Sportplatz
Nachdem der Leser Anfangs für einen guten Laufstil sensibilisiert wurde und im vorhergehenden Kapitel die Jahresplanung abgesteckt hatt, geht es jetzt um konkrete Übungen zur optimierung des Laufstils. Es ist einfach nicht zu übersehen, dass Matze ein Verfechter dieses Punktes ist. Das ist sein Schwerpunkt.
10 Seitensprung
Der Name ist Programm. Es geht um Alternativsport. Und zwar um Schwimmen, Radeln, Skilanglauf, Nordic Walking, Skaten, Mannschafts- und Ballsportarten, Aerobic, Aquajogging, Spinning & Rudern. Matze vergleicht diese Alternativen nach "Kosten & Nutzen".
11 Schuhschrank
In meinem Lieblingskapitel geht es um die Schuhtechnik, warum man vom falschen Schuh eine schlechte Lauftechnik bekommt und warum die Torsion wichtig ist. Es ist aber im Gegensatz zu den Meinungen zu Herrn Marquart nicht ein einfaches "Schmeißt die Pronationsschuhe wech". Der Laufschuh wird bis in das Kleinste Dateil erklärt. Vieles ist aus Triathlon Ausgaben bekannt. Einiges neu hinzugekommen. Allerdings kann der Leser nach diesem Kapitel seine alten Laufschuhe ohne Laufschuhfachverkäufer bewerten.
12 Pfadfinder
Dieses Kapitel gibt zum Einen Anreize zum Barfußlaufen, wo man es tun kann und wo man es lassen sollte und behandelt Schuhe wie den Nike Free, MBT und Beachwalker als Alternative.
13 Zeitlupe
Jetzt fällt mir gerade eine kleine Konzeptschwäche auf. Alle Kapitel fangen im Buch so an wie es im Inhaltsverzeichnis steht. Nur die Zeitlupe nicht. Da heißt es dann Bewegungsanalyse und Einlagenversorgung. Und hier geht um eben dieses Thema.
14 Nudelparty
Wirklich ganz kurz: Richtige Ernährung und Substitution. Zusätzlich mit dem Glykämischen Index und der Glykämischen Last! Und u.A. um die Ernährung um die Wettkämpfe herum. Sorry, ich werde langsam müde...
15 Laufverlezungen
Im letzten Kapitel werden die Wewehchen angegangen. Quasi ein Pflaster zur Selbsthilfe bei akuten Beschwerden. Aber durchaus brauchbar! Solange der Leser nach diesem Buch noch Läuft oder Laufbeschwerden hat.
Fazit
Es ist wie mit vielen Büchern. Man kann sie nicht direkt vergleichen. Und das große Laufbuch von Steffny ist eine andere Perspektive des Ganzen. Im Großen und ganzen geht mir der Matze in der Laufbibel intensiver und konkreter auf die Dinge ein. Ich kann mit vielen Dingen mehr anfangen, mir präziser etwas darunter vorstellen und mir mein Lieblingshobby ausbauen. Da ich kein Fachmensch bin, kann ich nicht objektiv beurteilen ob der Stoff von Matze was bringt oder nur Mediengeilheit darstellt. Ich persönlich bin von dem Buch positiv überrascht. 25 Euro sind dafür O.K. Der Nutzwert dürfte für Interessierte sehr groß sein.
Meine Empfehlung: Kaufen! Und zwar sofort!
Ich werde weder von Matze gesponsort noch habe ich einen monetären Nutzen von der positiven Darstellung der Laufbibel. Oder sollte es lieber Laufschwarte heißen? Nörgelt nicht so viel, lest lieber vorher. Vieleicht bringt's ja doch wat?