@Carsten
Carsten hat geschrieben:Merkst Du eigentlich, wenn Du Leute von oben herab behandelst?
1. Ich kann kaum glauben, dass Du das geschrieben hast

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2. Tut mir leid, wenn Du Dich herabgesetzt fühlst. War es der Vergleich mit dem Stab? Ich habe nur versucht, Dir mechanische Zusammenhänge mit einfachen Beispielen klar zu machen, weil Du vorher erwähnt hattest, dass Du von Mechanik nicht viel verstehst.
3. Wenn Du falsch liegst, wirst Du von mir nicht hören, dass Du Recht hast. Das willst Du aber auch nicht wirklich.
Jetzt aber inhaltlich: Die Hüftmuskulatur kann beliebig stark sein, sie kann trotzdem nur innere Kräfte aufbringen, welche die ÄUSSERE Kräfte- oder Momentenbilanz nicht beeinflussen können. Erst über Kontaktpunkte mit der Umgebung können äußere Kräfte erzeugt werden. Für die Bewegung des Schwerpunktes sind aber ausschliesslich die äußeren Bilanzen von Bedeutung, und diese habe ich in meinem ersten Beitrag unter
Beleg aufgeführt.
@Fritz
Wir habe inzwischen alle vergrault... scheint keiner mehr Plan zu haben, worum es hier eigentlich geht

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Fakt 1:
Im Prinzip liegen wir nicht mehr so weit auseinander. Übereinstimmung gibt es bei dem Thema Drallsatz: er gilt für
alle Körper, damit auch für den Läufer. Selbst die geschickte Katze setzt ihn nicht ausser Kraft, obwohl sie es gern tun würde. Dazu unten mehr. Nochmal der Drallsatz:
Trägheitsmoment(I) * Winkelgeschwindigkeit(w) = Drehmoment(M) * Zeit (t) (besser: Integral M(t) * dt)
Am besten in der differenziellen Form dw/dt = M/I
Was heisst das nun für den Läufer? Wenn wir über jeden Schrittzyklus ein neues, äußeres Drehmoment einleiten, wird der Körper beginnen, um den Schwerpunkt zu rotieren]schneller rotieren!!!![/B].
Dies ist eine elementare Folge aus dem Drallsatz, es braucht kein Beispiel und keine weiteren Argumente.
Fakt 2:
In meinem ersten Beitrag habe ich von dem Stützpunkt gesprochen und mich nicht festgelegt, ob ich über Fersenläufer oder Vorfussläufer spreche. Bei einem flächigen Aufsatz ist der Stützpunkt genau so definiert, dass eben keine Momente um diesen Punkt wirken. Der Stützpunkt kann vorn am Fuß liegen (Vorfussläufer) oder weiter hinten (erste Phase beim Fersenläufer), aber immer innerhalb des Fusses, da der Fuss eben keine Saugnäpfe hat und daher an keinem Teil des Fusses negative Kräfte wirken können (steht schon irgendwo weiter oben).
Im Übrigen ist natürlich
jede Krafteinleitung im Stützpunkt mit einem Moment um einen anderen Punkt des Körpers verbunden. Warum wählst Du das Sprunggelenk? Die Ferse als Drehpunkt ist dann entscheident, wenn ich zum Beispiel die Spannung in der Wade berechnen will.
Ich habe einen anderen Ansatz gewählt: mein ganzer Beitrag baut geradezu darauf auf: ich betrachte die Drehmomente um den
Schwerpunkt, welche die Kräfte am Stützpunkt nach sich ziehen. Die am Stützpunkt einwirkenden Kräfte bedeuten natürlich Momente um den Schwerpunkt, und der Schwerpunkt ist nun mal für die Rotation der massgebliche Bezugspunkt.
Fazit: Am Stützpunkt greifen Kräfte an; in Bezug auf den Schwerpunkt bedeuten sie Kräfte und Momente.
Fakt 3:
Nimmt man noch dazu, dass sich die Horizontalkomponente beim gleichförmigem Laufen über die Zeit ausgleichen, folgt aus Fakt 1 und Fakt 2 direkt, dass jede Vertikalkomponente hinter dem Schwerpunkt durch eine Komponente vor dem Schwerpunkt kompensiert werden muss.
Ugs: Ich komme nicht darum herum, vor dem Schwerpunkt aufzusetzen, sonst falle ich auf die Nase.
Zu der armen Katze:
Wie und warum fallen Katzen eigentlich? Interessanterweise ist ihr Fallen eine direkte Folge der Impulserhaltung: Geschwindigkeit(v)*Masse(m) = Kraft(F)*Zeit(t), nach der Geschwindigkeit umgeformt: v=F*t/m. Auf die Katze wirkt die Gewichtskraft, und wegen fehlenden Kontakts mit anderen Körpern (=freier Fall) fehlt jede Gegenkraft. Ihre Geschwindigkeit nimmt daher linear mit der Zeit zu, bis sie sich der Möllemannschen Grenzgeschwindigkeit annähert. Könnte sie diesen Satz durch innere Kräfte ausser Kraft setzen, würde sie es tun um sich den Aufprall ganz zu ersparen.
Dreht sie sich oder nicht? Ähnlich verhält es sich mit dem Drallsatz: ist Ihr Drall am Anfang Null, so wird es auch so bleiben. Sie schafft es, trotz Drall Null ihre Füße nach unten zu bringen, indem sie partielle Trägheitsmomente zeitlich verändert und sich verwindet. Nach einem komplizierten Bewegungsablauf (gut geschildert bei Fritz) hat sie die Füße tatsächlich unten, obwohl ihr Drall zu jeder Zeit null blieb.
Sonstige Bemerkungen: Wie oft die Katze sich winden muss, ist von folgenden Parametern abhängig: Trägheitsmoment (wie dick ist die Katze), Torsionsfähigkeit (wie weit kann sie Vorder- und Hinterbeine verwinden), Langbeinigkeit und Schnellkraft für die Torsionsbewegung. Grob gesprochen: Eine dicke, steife, untrainierte Katze mit kurzen Beinen braucht länger, um die Füße nach unten zu bekommen, als eine schlanke, flexible, muskulöse Katze mit langen Beinen. Der freie Fall aus 1.5 Metern (Fritz Armhöhe) dauert allerdings nur 0.55 Sekunden; selbst Katze Typus 2 muss die Bewegung mindesten 2-3 mal ausführen, Typus 1 sogar 3-5 mal bei geringerer Ausführgeschwindigkeit. Das bedeutet eine nötige Frequenz von 4 bis 9 Bewegungen pro Sekunde, ich schätze mal, die Katze ist in Schwierigkeiten. Fritz Katze muss also mindestens Typ 1 gewesen sein, oder Fritz hat sie aus dem zweiten Stock fallenlassen. In jedem Fall hatte die Katze recht, dass es ihr mit der Zeit zu dumm wurde.
@Fritz: Schade finde ich, dass Du trotz meiner privaten Nachricht die falsche Begründung aus Deiner Quelle übernommen hast, die Katze würde Ihre Beine gegen die Schwerkraft "hochheben", (siehe auch
freier Fall). Sie braucht keinerlei Energie, um die Beine auszustrecken. Und würde sie etwas gegen die Schwerkraft hochheben können, würde sie sich den ganzen Zinnober sparen und aufhören, zu fallen.
Ansonsten bringt uns die Katze nicht weiter. Sie hat uns gelehrt, dass der Drallsatz auch für Katzen gilt und das man trotz Drall (oder Drehimpuls) Null die Beine unter den Körper bringen kann.
Der Turmspringer
Hier lag ich falsch. Der Turmspringer könnte aus dem Fusssprung einen Köpfer zaubern, und das sogar viel einfacher als die Katze:
Er muss nur eine gegensinninge Drehbewegung mit einem Teil seines Körpers beginnen. Bei der Querachse sind die Arme dafür am besten geeignet: er fängt an, die Arme schnell nach hinten kreisen zu lassen. Während die Arme nach hinten rotieren, muss der Körper sich gegensinnig drehen, denn der Gesamtdrall muss Null bleiben. Leider ist das Trägheitmoment der Arme viel kleiner als das des Rest-Körpers, daher braucht es recht viele Drehungen. Da dies die Kampfrichter nicht besonders beeindrucken wird, holt sich der Turmspringer den Drehimpuls lieber bei Absprung.
Aus dem Turmspringer können wir Läufer etwas lernen: würde während des Laufs nur kurzzeitig ein Drehmoment wirken, könnten wir diesen Drehimpuls zum Beispiel in einer Drehung der Arme "speichern", müssten aber armkreisend weiterlaufen. Würde das Drehmoment länger einwirken (z.B. bei jedem Schritt), dann müsste das Armkreisen bei jedem Schritt schneller werden.
Schlusswort
Ansonsten werde sogar ich jetzt langsam müde, dabei ist es hier noch mitten am Tag. Sollte ich wieder jemanden von oben herab behandelt haben, behaupte ich hiermit das Gegenteil.
Der nächste Teil hätte sich mit dem Auf- und Ab des Schwerpunktes beschäftigt, aber ohne Leser macht das Ganze irgendwie keinen Spass, ausserdem habe ich keine Lust, hier ständig als Besserwisser zu gelten. Vielleicht kann das ja ein Anderer besser darstellen als ich.
Gruß
RioLouco