Habe mich den ganzen Tag davor gedrückt diesen Bericht zu schreiben, weil ich nicht weiß, wie ich alle meine Gedanken und Erfahrungen beschreiben kann. Ich werde es jetzt versuchen.
Also zuerst ein paar Worte zum Knie: I) Ich hatte wirklich, wirklich Knieschmerzen vor dem Lauf! Das hatte auch nichts damit zu tun, dass ich besonders in mich hineingehorcht habe wegen des Laufs, die Schmerzen waren ganz schön stark, da musste ich nicht horchen.
Allerdings nur wenn ich aus einer sitzenden Position aufgestanden bin. Nach kurzer Zeit dann weniger.
Kurz vor dem Starschuß bin ich in die Hocke gegangen, um meine Schuhe zu schnüren und dabei hat das Knie so laut geknackt, dass ich dachte, dass es auseinandergesprungen ist. Aber nach ca. 10 min. habe ich es garnicht mehr gespürt! Und auch heute bin ich Knieschmerzfrei! Sehr seltsam

So, nun zum Lauf.
Meine Freundin und ich mussten schon drei Stunden vor dem Start unsere Unterlagen abholen. Die restliche Zeit bis zum Start verbrachten wir mit trinken, in der Sonne sitzen, ekelhaften Powerriegel probieren, Banana essen und immer wieder auf die Toilette gehen. Um 18:00 Uhr sind dann die Skater abgedüst und wir fingen mit unseren Vorberteitungen an. Alles war minituös geplant! Einlaufen, schträäätschen (Danke Greenie! für dieses schöne Wort!) Toilette.
Vor dem Dixi- Klo hatte sich eine riesen Schlange versammelt , so dass ich befürchtete nicht mehr pünktlich starten zu können. Sorge war aber umsonst.
Da ich im Training nur zwei lange Läufe gelaufen bin, hatte ich große Ehrfurcht vor der Strecke und wollte es auf keinen Fall zu schnell angehen. Zu langsam wollte ich aber auch nicht sein. Fand 6:30 pro Km dann ganz angemessen, weil ich nach meiner Rechung dann nach 2:10 im Ziel wäre.
Zuerst ging es übern Kietz! Das war echt klasse, denn die Paulianer gehören nicht zu der zurückhaltenden Sorte. Konnte kein Km- Schild entdecken und wusste so garnicht wie schnell oder lagsam ich war. Hatte aber unheimlich Spaß, obwohl mich ein Läufer nach dem nächsten überhalte. Der Tag war sehr warm und da wir schon Stunden in der Sonne saßen, hatte ich einen knallheißen Kopf. Genau zu unserer Wunschteit nach 32,5 min erreichten wir den ersten Getränkestand!
Wasser! Aber leider, leider waren keine Becher mehr da! Schnappte mir einen gebrauchten und teilte mir den Inhalt mit meiner Freundin. Blick auf die Uhr: eine Minute verloren!
Weiter gings. Ich war total begeistert von den Zuschauern und hatte nicht gedacht, dass die sich für den HM interessieren. Selbst in den Elbvororten standen sie an der Straße! Klasse waren die Kinder, die begeistert ihre Hand zum abklatschen raushielten. Man kam sich so bewundert und besonders dadurch vor!
An einer Bushaltestelle saß eine alte Dame ganz alleine und klatschte in die Hände, ich habe mich mit einem stahlenden Lächeln bei ihr bedankt.
Toll fand ich auch die Läufer. Sie jubelten mit den Zuschauern um die Wette und rissen ihre Arme hoch, winkten den Leuten zu.
Kurz nach 10 Km tat mir meine Hüfte weh und ich hatte Seitenstechen. Zu viel herumgequatscht? Inzwischen habe ich auch das kleine Radio eigeschaltet und hörte eine Musikrichtung, die ich sonst garnicht mag. Man weiß nie, ob das Radio kaputt ist, oder das Stück einfach so geht. Aber es waren keine Baladen und das reichte mir. Endlich war da auch der Getränkestand. Blick auf die Uhr: 1Stunde und fünf Minuten. 13 Minuten langsamer als beim 10Km Wettkampf, aber genau in meiner gewollten Zeit. Habe sogar ein Becher abbekommen, nur die Dreckklumpen im Wasser haben ein wenig gestört. Und mein Bananenstück, das ich fest eigeplant habe, war auch nicht mehr da. Die langsamen brauchen wohl keine Banane...
Da ich noch topfit war, die Setenstechen und die Hüftschmerzen waren verschwunden, hatte ich vor etwas Gas zugeben. Jetzt fing ich an zu überholen. Steigungen habe ich nicht bemerkt, dafür die ersten Geher.
HA! Und da waren auch die beiden rot angezogenen Männer wieder! JA ja! Erst so schnell und nun? Mensch kam ich mir toll vor, als ich die überholte! Die sahen so super, super profimäßig aus! Trotz der beiden Minuten, die ich beim Getränkestand verloren habe, lag ich gut in der Zeit. Mir ging es blended. Und so wollte ich es aber auch haben. HAtte einfach keine Lust mich zu quälen und richtig Gas zu geben. Km 11- 15 flogen nur so dahin. Km 15 dann wieder keine Becher!!! Nur eine riesen Regntonne. Alle Läufer drängelten sich vor dieser Tonne und stecken ihre Mützen und Hände hinein um etwas zu trinken. Igitt! Da stand ich und haperte mit dem Gedanken diese Brühe zu trinken. Da ist doch mehr Schweiß als Wasser drin. Bis ich mein Dilemma gelöst habe und endlich aus Wasser aus meinen Händen schlürfte verging wieder eine Minute. Blick auf die Uhr 1:37.
weiter. Bemerkte, dass ich noch immer durch die Nase atme und dass das ja ein Wettkampf ist, ich also mal ein Zahn zulegen sollte. Kam auch gerade das passende Lied. Demo von Herber Grönemeyer, finde ich zum laufen einfach ideal. Gänsehaut, Glücksgefühle, Gefühl, dass ich einfach jeden überhole, Grinsgesicht, freundliche Polizistin die uns anfeuert, Lied ist vorbei. Will nicht mehr schnell laufen. Schon lange kein KM-Schild mehr gesehen. Doch da! Km 20. Blick auf die Uhr: 2:12
Wundere mich. Wollte doch um 2:10 im Ziel sein? Lief doch alles nach Plan? Wo ist denn die Zeit? Na, ja vielleicht schaffe ich ja 2:15? Rase los, beim Schild "500m" ist mir übel und mein Ziel 2:15 leider nicht mehr erreichbar. Überall gehen Leute. Ich nicht, mir geht es , nach einer langsamen Phase, wieder super. In weiter Ferne sehe ich das Ziel, nun sprinten? Nee! Nachher verlässt mich die Kraft beim Zieleinlauf und mein Freund soll mich doch unbedingt ins Ziel sprinten sehen. Ca. 150 m vor dem Ziel dann aber doch. Ich rase, gebe alles und wundere mich wie gut das geht. Dann noch einmal abbremsen, der Weg zwischen den Absperrungen ist so schmal und direkt vor mir macht jemand schlapp.
Dann bin ich drin.
Leider gab es auch im Ziel keine Bananen oder Äpfel!
Im Auto grübelte ich darüber nach wieso ich nicht um 2:10 im Ziel war. Bin doch die ganze Zeit in meiner Zeit gelaufen. Dann kam ich drauf
I) Ich habe, obwohl ich weiß, dass ein HM aus 21 Km besteht, in meiner Rechnung den 21sten Km völlig ignoriert. Bei 20 Km in 6:30 wäre ich bei 2:10 im Ziel! Meine gemessene Zeit war 2:16:? . die gemessene Zeit von denen 2:17:21!
Ich oller Nörgelbolzen bin nicht zufrieden, weil meine realistische HM- Zeit ausgerechnet aus meiner 10 Km_Zeit (52 min.) 1.58 beträgt. Andererseits,habe ich nicht anständig trainiert und wolltz mich auch nicht quälen. Also bin ich jetzt zufrieden, denn immerhin hatte ich ganz viel Spaß!
LG Lorien
[ Dieser Beitrag wurde von Lorien am 29.06.2003 editiert. ]