Zwei Wochen nach dem letzten kommt mal wieder ein Laufbericht von mir - diesmal aus dem schönen Oberfranken vom 2. Karolinger Halbmarathon in Forchheim.
Eigentlich wollte ich ja zwei Wochen nach dem Marathon einen 10er bei meinen Eltern in Oberbayern laufen, aber das fiel ins Wasser, da sich der Besuch bei den Eltern auf Pfingsten verschiebt. Also was tun? Keinen Wettkampf laufen an dem Wochenende




Erfreulicher- und erstaunlicherweise meldeten sich auch ein paar andere Foris für ein Treffen in Forchheim an - Realdedo, kid-a und sogar Anne aus dem fernen Hamburg sind letztendlich mitgelaufen, und Setanta kam auch noch zum Groupen. 5 Foris treffen sich bei einem Lauf in Oberfranken. Das ist selten - beim Weltkulturerbelauf letztes Jahr waren wir glaube ich auch 5. Fahr' ins Rheinland, und Du hast gleich 20 bis 30 verrückte LA-ler um Dich rum...
Vorbereitet habe ich mich auf den Lauf nach dem Marathon nicht mehr großartig - nur lockeres REKOM-Laufen. Oder wie man das Rumgeeier in der Zeit nach dem Marathon auch immer nennt. Lediglich eine Woche vorher habe ich einen 10 km-Tempodauerlauf gemacht - und das in 42:20 bei orkanartigen Winden, was wohl meine 10er-PB ist (warum bekomme ich das im Training so locker hin und bin noch nie einen 10er Wettkampf in unter 45 Minuten gelaufen?

Nachmittags um halb drei sind Anne und ich dann von Bamberg nach Forchheim gefahren (die hat aber'n großes Auto), haben die Startunterlagen abgeholt (toll, ein 2-Euro-Gutschein für eine Bratwurst, und die Finisher-Medaille gleich vor dem Lauf...), Atmosphäre eingesogen, 5,275 km-Hobbylauf-Finish angeguckt, uns startfertig gemacht und auf die anderen gewartet. Wir trafen bald auf Realdedo, der wie immer schon im "noch nicht entsicherten" Zustand gefährlich schnell aussah (frag' nicht, Andreas, Du siehst halt einfach so aus). Kid-a haben wir dann auch bald gefunden - ich war mir erst nicht sicher, ob er's ist, aber so viele 2m-Männer standen da am Anfang ja nicht rum. Ich würgte mein obligatorisches Frubiase-Salz-Johannisbeersaft-Antiwadenkrampf-Gebräu noch schnell runter und lief mich mit kid-a noch ein wenig warm. Meine Beine waren etwas schwer (und nicht nur die Beine - ich hatte ganze Arbeit dabei geleistet, mir nach dem Marathon wieder 2,5 kg anzufressen, um mit glorreichen 85 kg Kampfgewicht in den HM zu starten), und ich fühlte mich so überhaupt nicht nach Bestzeit-HM. Kurz war ich sogar am Überlegen, ob ich kid-a bei seinem sub-1:45-HM-Debut nicht begleiten sollte - aber wirklich nur kurz. Realdedo war schon länger beim Warmlaufen unterwegs - er meinte, er brauche das jetzt, weil er vorher zu lange im Café gesessen sei und ihn die Nachmittagsmüdigkeit (was immer das auch sein mag) volle Breitseite erwischt habe.
Und dann standen wir auch schon am Start, der Zeiger klappte auf 17:00 Uhr und los ging's. Keine Zeit mehr, über den Sinn des Lebens, schwere Beine und Kampfgewichte nachzusinnen. Und schwupps hatte ich auch schon den ersten Kilometer in 4:15 min hinter mir. Prima. Wenn ich das durchhalte, komme ich in 1:29:41 (noch zuhause ausgerechnet) ins Ziel. Der zweite Kilometer ging dann etwas zu schnell in 4:09 vorüber - also nahm ich etwas Tempo raus und machte den dritten in "gemütlich-vernünftigen" 4:23. Läuft doch eigentlich ganz gut! Etwa zehn Meter vor mir hatte ich die ganze Zeit einen etwas kleineren schlanken Läufer, der mir irgendwie bekannt vorkam - das ist doch unser Realdedo! Er schien auch einen Laufpartner gefunden zu haben, mit dem er sich ganz gut unterhielt. Hehe, hinter dem bleibe ich einfach bis kurz vorm Ziel und schnupfe ihn dann ganz locker!


Die zweite Runde erwies sich dann schon als ziemlich hart für meine "REKOM"-Knochen. Für km 6 brauchte ich 4:28 und fühlte mich alles andere als gut. Km 7, 8 und 9 lief ich dann wieder etwas schneller im 4:16er Schnitt, aber ich mußte mich schon oft ernsthaft mit der Frage abplagen, ob ich überhaupt noch irgendwie ins Ziel kommen würde. Das zweite Mal über diese dämlichen Brücken zu hopsen trug auch nicht gerade zur Erheiterung meines REKOM-Gemüts bei. Insgesamt war dieser Lauf für mich ohnehin seltsam wechselhaft - ein paar 100 Meter Ich-hör-gleich-auf-das-ist-so-zum-Kotzen-anstrengend-ich-halte-das-nie-durch-Todeskampf, dann wieder eine Zeit lang locker flockiges Ishimori-ich-bin-unbesiegbar-Gehoppel. So ist es mir wirklich noch nie ergangen. Für km 10 brauchte ich dann 4:24 und hatte eine Zwischenzeit von 42:54. Zweiter Rundendurchlauf und damit Halbzeit war dank des seltsam vermessenen 275m-Stücks auf einmal gleich 46:02. Das hätte einem Schnitt von 5:41 min/km auf die letzten 550 m der zweiten Runde entsprochen - so langsam war ich aber mit Sicherheit nicht. Auch das Feld um mich herum blieb eigentlich konstant, auch der Realdedo-Klon eierte noch in konstantem Abstand vor mir her.
Runde 3 passierte dann eigentlich auch nichts übermäßig aufregendes mehr. Die erste Brücke kam mir inzwischen wie eine Mauer zum Drüberklettern vor, mein Schnürsenkel ging bei km 13 auf - nichts aufregendes halt. Insgesamt brauchte ich 24 Minuten, um durchzukommen - ein Schnitt von 4:33 min/km. So konnte ich auch einer Zeit von 1:32 inzwischen getrost "auf wiedersehen, vielleicht beim nächsten Mal" sagen. Zumindest konnte mich der Gesamtsieger nicht mehr überrunden - wenn auch nur knapp: Als ich über die Ziellinie in die vierte Runde lief, überholte mich das Motorrad ...

Die letzte Runde wurde dann wirklich richtig richtig hart. Am liebsten hätte ich mich einfach in die Wiese gelegt. Und dann kam auch noch einmal diese häßliche Brücke. Mit Hängen und Würgen schleppte ich mich noch gerade so hinüber und konnte dabei sogar noch zu dem Realdedo-Zwilling und seinem Kumpel aufschließen. Ganz beiläufig (so beiläufig, wie man halt klingen kann, wenn man gerade diese watzmannähnliche Brücke erkraxelt hat) fragte ich ersteren dann, ob er denn nicht vielleicht Triathlet sei - etwas verwundert meinte er "Ja tatsächlich, wie kommst Du denn jetzt darauf?" Ich erklärte ihm, daß man das an seinem Laufstil sehen könne und daß ich ihn nicht zuletzt deshalb auf den ersten Kilometern für einen Bekannten gehalten hätte. Die nächsten Kilometer blieb ich dann bei den beiden. Direkt unter der Brücke hatten es sich inzwischen ein paar Jugendliche gemütlich gemacht, die grölend mit ihren Bierflaschen vor unserer Nase herumwedelten. Ha, noch gut 10 Minuten, dann haben wir auch unser Bier. Bis km 20 konnten wir etwa einen 4:30er Schnitt halten. "Jungs, noch 5 Minuten bis zum Bier", meinte ich beim 20er-Schild. Ich sollte nicht Recht behalten. Für die letzten 1,1 km brauchten wir 6:42 min! Meine Polar meinte auch, es seien eher 1,5 km gewesen. Das 20er-Schild muß also total verkehrt gestanden haben. Irgendwie waren die letzten zwei Kilometer jedenfalls um einiges schlimmer als die letzten zwei vom Mainz Marathon - erst auf den letzten 100 m konnte ich nochmal richtig anziehen, den Unrealdedo und seinen Freund hinter mir lassen und richtig schon ins Ziel sprinten.
Das Ergebnis - 1:34:25 selbstgestoppt bzw. 1:34:36 offizielle Bruttozeit (wie man mit Chipsystem keine Nettozeiten gebacken bekommt, frage ich mich schon ein wenig). Neue PB! Da muß die Banane her!


Natürlich bin ich noch immer heiß auf die 1:30 h

Insgesamt war es jedenfalls ein schöner wenn auch drecks-anstrengender Lauf (Halbmarathon ist immer so ein Gehetze). Die Strecke war nicht gerade superaufregend (lange Geraden, nur an wenigen Stellen Zuschauer) und durch die Steigungen bei den Brücken nicht ganz ohne, aber trotzdem nicht todlangweilig oder extraschwierig. Die Organisation war bis auf kleine Mängel (keine Nettozeit trotz bibchip-Zeitmessung, Kilometerschilder nicht ganz korrekt aufgestellt, Stau beim Bratwurststand) soweit in Ordnung, die Stimmung im Start-/Zielbereich eigentlich auch ganz toll (den Lautsprecher hätte man für meinen Geschmack eine Nuance runterdrehen können). Wenn ich nächstes Jahr noch hier wohne, werde ich vielleicht sogar nochmal mitlaufen. Wer interessiert ist: Bilder von den "Scenic Spots" der Strecke kann man sich hier ansehen.
Ich habe übrigens auf der ganzen Strecke nichts zu mir genommen und bin an allen Getränkestationen vorbeigerast. Funktioniert eigentlich ganz gut auf der HM-Distanz.
Im Ziel standen dann schon der echte Realdedo (der unanständige Kerl ist irgendwas um die 1:31 gelaufen, ohne mich vorher zu fragen

In der Dusche kam dann die Diskussion auf, ob die Strecke wirklich richtig vermessen war - irgendwie hatten fast alle für die letzten 1,1 km im Verhältnis zu den restlichen 20 km viel zu lange gebraucht, ohne signifikant langsamer zu werden. Ein Mann meinte noch, es sei schon ein komischer Zufall, daß ein 4-Runden-HM genau aufgeht ohne ein Ausgleichsstück. Deshalb habe ich die Strecke gerade nochmal mit dem Bayernviewer nach gemessen - und war überrascht - eine Runde hatte wirklich fast exakt 5,275 km (ich habe auch einen Screenshot der Messung gemacht). Kam hier in Franken bis jetzt eigentlich nie vor, daß sich die offizielle Angabe des Veranstalters, der Bayernviewer und sogar meine S625X über die Streckenlänge einig sind. Also standen wohl nur die einzelnen Kilometerschilder etwas neben der Spur.
Als ich wieder aus Dusche ins Freie ging, schickte Petrus seinen feuchten Samstagsgruß Richtung Forchheim und ich war binnen Minuten wieder klatschnaß (mein einziger Regenschutz war die bibchip-Startnummer, die ich mir über den Kopf hielt). Anne und ich hatten uns beim Bratwurststand verabredet, um unsere Gutscheine einzulösen - jedenfalls war sie schon damit fertig, als ich ankam. Ich stand fünf Minuten in der Bratwurstschlange, nur um noch nasser zu werden und letztendlich einzusehen, daß sich da irgendwie nix mehr bewegt. Also ging ich dann schweren Herzens auf meine kostenlose Bratwurst verzichtend in das Lokal, das die anderen drei ausgesucht hatten - Gott sei Dank hatte ich nicht noch mehr Geduld mit der Bratwurst, sonst hätte ich auch noch die Cocktail-Happy-Hour und einen exzellenten Mai-Tai verpaßt. Der Abend wurde dann noch so richtig nett (wie man es halt von den Foris gewöhnt ist und auch nicht anders erwartet), und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Pizza nicht ganz aufessen können (ich werde langsam wirklich alt ).
Für die nächsten Wochen reicht es aber erstmal mit Wettkämpfen - wo es mir nach dem Marathon vor zwei Wochen am nächsten Tag gleich wieder gut ging, hat der HM so richtig reingehauen: Ich gehe irgendwie noch ziemlich unrund und habe so meine leichten Probleme mit dem Treppensteigen

Und - habt Ihr was gemerkt? Nein? Das war wieder mal ein unmöglich langer Ishimori-Bericht, wie immer halt ... aber diesmal ganz ohne Klogeschichte!!!
