
Fast hätte ich mich an Angelo-Leonardo drangehängt, weil mir sein Titel gefällt - aber ich weiß nicht, ob das erlaubt ist ... (wird ja ziemlich lang)
Erst mal zwei Vorspann-Stories, können auch überlesen werden:
13.05.06
Nordic-Walking-Marathon (ausdrücklich auch für Läufer) vom Sporthaus Kaps in Solms-Oberbiel.
Niemand braucht zu wissen, wo das ist, aber weil nah, nehme ich teil ohne mich vorher zu informieren. Die Ausschreibung (im schönen Lahntal, u.ä.) wies auf eine flache Strecke hin, 21 km oder 2mal 21 km. Zeitnahme und Urkunde für jeden, aber keine Ergebnisliste etc. Es starteten ca. 25-30 Läufer und wurden nach vorne zitiert, ich also in der 2. Reihe. Gleichzeitig ca. 200-300 Walker mit oder ohne Stöcke (meist mit). Unterwegs wird klar, gleich bergauf, von wegen Lahntal, und ein paar wußten es auch: ca. 400 Höhenmeter pro Runde. Ich erschrecke.... hab aber schon Zeit verschenkt weil ich 2 Runden anpeile, und drum soll es auch dabei bleiben. Bald bin ich alleine, 2-3 Läufer vor mir in Sichtweite bis zum Ende der 1. Runde.
So, ca. 2:11 (wie geplant) und ich will auf die 2. Runde.
Ein Sporthaus-Mitarbeiter schaut mich ungläubig an und notiert die Startnummer. Ich frage ihn, wieviele in die 2. Runde gegangen sind. Antwort: einer! Ca. eine Viertelstunde vor mir.
Also alleine. Keiner vor mir, keiner hinter mir. Ein schöner waldiger langer Trainingslauf mit Verpflegung, okay. Bei ca. 25 km fährt ein Mitarbeiter neben mich und fragt nach meinen Wünschen! Ha, sowas hab ich auch noch nie erlebt! An jeder Verpflegungsstelle werde ich freudig begrüßt und wechsele ein paar Worte, na kein Wunder... Bei ca. 30 km frage ich wieviele inzwischen in der 2. Runde sind: 13 insgesamt.
Bei ca. 34 km holt mich nach langer Steigung einer mit Stöcken ein. Er erzählt mir gleich, daß er bergab läuft, und wir beschließen bald, zusammen zu bleiben. Bergauf ist er inzwischen schneller, weil ich wegen mittelheftigen Kniekehlenschmerzen lieber gehe. Wenns flach ist, hole ich zu ihm auf. Bergab laufen wir nebeneinander her, er klemmt die Stöcke unter die Arme wie ein Skifahrer.
Nach 4:37:38 laufen wir zusammen ins Ziel.
Danach kommen zu meinem Erstaunen noch 2 Läufer um die 5 h an. Müssen also 4 Läufer und 9 Walker gewesen sein...
Ich bin baff über die Zeit und beschließe, im Forum erst nach dem Luxemburg Marathon davon zu erzählen.
25.05.06, Höchster-Kreisblatt-10 km-Lauf von Hofheim nach Höchst.
Der war im Vorjahr so schön gewesen, also stand er wieder fest im Programm. Sollte 2 Tage vor Luxemburg nicht zu schnell werden, höchstens ab km 6 oder eher 7 ein wenig Tempolauf, vorher locker.
Es regnet vorher, hört aber ca. 10 Min. vor dem Start auf und wird fast schön.
Ich schaue bei 5 km zum 1. Mal auf die Uhr: 26:37. Neben mir taucht ein heftig Schnaufender auf. Ist das Frau Schmitts Teekessel? Während ich das überlege, bleibe ich neben ihm. Wie schnell ist Teekessel? Frau Schmitt überholt ihn, glaube ich, also könnte es passen... Auf die Uhr schaue ich lieber nicht mehr, sonst komme ich womöglich in Versuchung, PB zu laufen, und das könnte für übermorgen schaden. Zwischen km 8 und 9 zieht Teekessel das Tempo an – oder kommt es mir nur so vor? Ich komme kaum noch mit. Ich komme nicht mehr mit, überhole aber 3-4 andere auf dem letzten km und halte den Abstand zu Teekessel. Die letzten Meter über Kopfsteinpflaster in die Burg hoch sind schön.
Auf der Ziellinie sagt meine Uhr: 53:10 (die offizielle Nettozeit habe ich nicht nachgelesen, fällt mir grade auf). Das ist PB-Verbesserung um über eine Minute.
Luxembourg-Marathon, 27.05.06
Mein Mann und ich kommen am Vortag bei Dauerregen im Lande an, und hoffen... doch beim Lauf regnet es dann kaum, soviel vorab. Fatzert organisiert unser Treffen vorher und nachher, danke! Dennoch verliere ich die Foris, und Gisela, mit der ich laufen wollte, vorm Start wieder wegen/während der Kleiderbeutelabgabe. Ich warte noch mal kurz vor der Infotafel, begebe mich dann mit meinem Mann zum Start (er soll in Block C, ich E, wir quetschen uns als Kompromiß bei D über die Absperrung rein). Zielzeit 4:15 bis 4:45 hieß das.
Schon bald nach dem Aufsteigen vieler orangener Luftballons dürfen wir los. Es ist eng, und langsam, für lange Zeit nutze ich die Lücken, die mein Mann schafft, und lasse mich ziehen. Wir sind zwar etwas unter 6er Schnitt, aber es erscheint mir leicht und in Ordnung so. Bei 10 km haben wir 58 Min auf der Uhr (ich hatte für HM 2:10 vorgehabt, aber das kriege ich ja vielleicht noch hin...). Mein Mann will auch nicht schneller, erst kurz vor der Trennung vom HM zwischen 17 und 18 km habe ich Mühe mitzukommen.
Jetzt beschließe ich, mich ein Weilchen zu erholen. Gönne mir einen Dixi-Aufenthalt ohne Eile, schlürfe stehend mein Powergel und genieße 2 Verpflegungsstellen. An der HM Marke stehen auf meiner Uhr 2:07 (im Internet später 2:10 ?). Kurz drauf höre ich neben mir eine Stimme: bist du´s? Ja, du bist´s! RunningTurtle Gisela und Stephen haben mich eingeholt und machen mich darauf aufmerksam, dass wir direkt hinter der 4:29 Gruppe sind. Sie wollen weiter dort bleiben.
Ich bald nicht mehr, habe mich lang genug erholt und meine frischen Kräfte treiben mich an der 4:29 Zugläuferin vorbei (die fast neben mir plötzlich stehen bleibt (und ersetzt wird)). Dieses Tempo versuche ich nun zu halten. Leider finde ich kaum km-Marken, schon gar keine glaubwürdigen. Ich versuche halt, möglichst lange nicht wesentlich langsamer zu werden, bis über 30 hinaus. Danach ist es ja nicht mehr weit... Vor und nach den 30 km fängt aber doch so einiges an weh zu tun, ich weiß, ich bin weiche oder zumindest abwechslungsreiche Böden gewohnt, und die Schritte fallen schwerer.
Als ich 3:30 auf der Uhr und keine Ahnung von km habe, überholt mich die 4:29 Gruppe (ein Mann ist jetzt Zugläufer). Schock! Soll ich wirklich noch eine Stunde und mehr laufen? Ich kann nicht folgen, verdammt, und bin ziemlich demoralisiert. Werde ich doch weit über 4:30 brauchen, auch über 4:37? Ich hoffe, Gisela und Stephen zu sehen, müssen ja hier kommen!? Sie sind nicht da, sie sind auch zurückgefallen, so ein Mist. Denke ich, und zwinge mich, nicht zu gehen, na ja, einmal hundert Meter oder so gönne ich mir....
Da! Eine echt aussehende km-Markierung: 36 km. Meine Uhr sagt dazu: 3:44. Ich rechne mit allen noch funktionierenden Zellen nach, das ist doch, könnte doch....? Die 4:29 ist längst außer Sicht, aber sie können ja auch zu schnell sein. Jetzt habe ich wieder Motivation. Trotzdem muß ich ca. bei 39 an der langen Steigung noch mal gehen, bzw. ziehe das vor, denn die Kniekehlen und darüber schmerzen ziemlich und ich will zumindest die folgende Gefällstrecke wieder laufen können! Es geht auch. Einer fragt mich, wie weit noch, ich schätze "noch 1-2 km, komm mit", und verlängere die Schrittchen ein wenig. Die letzten paar hundert Meter sind neben der Strecke Kerzen am Boden. Dann geht’s in die Coque rein, ich beschleunige für die letzten 50-70 m und freue mich...
Ich bekomme Medaille und Plastiksack, aber um die Orientierung muß ich schwer kämpfen. Um den Kleiderbeutel und die Zielverpflegung dementsprechend auch. Dazu kommt: plötzlich tut jeder Schritt gehen weh, ich kann kaum noch geradeaus. Wie soll ich die Treppen schaffen? Mich ausziehen, duschen, anziehen? Wie soll ich Auto fahren? Auweia, Freude kommt da nicht auf. Mein Mann wollte in Block F sitzen, ich kämpfe mich von unten einige Stufen hoch und gehe hin und her, nach oben schauend, kein F, kein Mann (hätte es auch nur von oben gefunden). Raus, anrufen, Nummer existiert nicht. Duschen, wieder anrufen, Nummer existiert nicht. Fatzert rettet mich aus dem Niemandsland, aber für diesen Abend bleibe ich platt. Das muß so sein, wenn man Bestzeit gelaufen ist, so oder ähnlich sagt Stephen, als ich kaum vom Stuhl aufstehen kann...
4:28:03
Das werde ich so schnell nicht unterbieten können. Uff!
Nachtrag:
Mein Mann erzählt später, direkt vor ihm bei km 19 des HM ist einer mit grau-grüner Gesichtsfarbe zusammengebrochen. An der langen Steigung bekam er dann selbst Angst und ging eine Weile, bis er von Zuschauern persönlich wieder motiviert wurde und mit 2:04 ins Ziel lief. Weiß jemand, wie es dem armen Kerl geht??

Schöne Grüße
Käferin
