Two Ocenas Ultra-Marathon 2006 am 15. April. “the most beautiful marathon in the world”. Wie ich nach wie vor finde, ist an dieser Eigenwerbung der Veranstalter viel dran. Nach 2004 und 2005 meine dritte Teilnahme in Folge. Immer noch mein Ziel, die fünf Stunden Barriere zu knacken. Die Veranstalter hatten für 2006 einiges verändert: eine neue „Sainsbury Medal“ für Zeiten von 4:00:00 bis 4:59:59, die Verlagerung der Expo vom Gelände der University of Cape Town (UCT) in die Innenstadt und die Verlegung der Startzeit von 6:00 auf 7:00 Uhr. So hat alles seine Vor- und Nachteile.
Der Two Oceans war eine Art nationales Volksfest, ein Sport Denkmal in Südafrika und dazu gehörte auch die Expo auf dem UCT Gelände. Volksfestcharakter und ein unglaublich lockerer Umgang miteinander. Es gab zwar Nachteile wie z.B. mangelnde Parkplätze (wer kennt das von deutschen Uni’s nicht?) oder das etwas angestaubte viktorianische Ambiente (das ich aber mochte). Nun ist die Expo in der Innenstadt in einem tristen Bau, effektiver und anonymer aber mit viel Parkplatz. Nun, ich komme ja nicht hin wegen der Expo, sondern wegen dem Lauf. Schwieriger schon die Startzeit. Die Verlegung auf 7:00 wurde auf der Veranstalter Webseite wissenschaftlich als unproblematisch charakterisiert. Leider galten dann die Mittelwerte der zitierten Präsentation am Renntag nicht, dazu später. Hauptgrund, und damit wurde meiner Meinung nach der Lauf dem Kommerz geopfert, war dass der Lauf der Elite von An-fang an im Fernsehen (SABC 2) übertragen werden konnte (man ahnt es: einer der Sponsoren des Laufs war…?). Nun ja, SABC 2 überträgt live 7 Stunden vom Lauf, wo gibt es das schon?
Die Sainsbury Medal war die eigentliche Herausforderung für mich, endlich die 5 Stunden zu knacken. Meine Vorbereitung begann am 1. Dezember und war, wie ich finde, konsequent. Sogar ein Trainingslauf in „Echtzeit“ über 45 km stand auf dem Plan, Bergläufe mit Steigungen von 8%, alles in allem knapp über 2000 Trainingskilometer ohne das Gefühl von Erschöpfung oder Verletzung, nur einmal eine Erkältung (die mich dann bis nach Kopenhagen begleitet hat). Im Unterschied zu 2004 und 2005 hatte ich diesmal ein Hotel direkt im Startbereich gebucht. So hatte ich die interessante Erfahrung, mit der Elite des Harmony Clubs (Mambo, Zhirkova nicht nur zu frühstücken, sondern auch kurz zu reden. Mambo war Titelverteidiger und Zhirkova sollte 2006 die Frauenkonkurrenz gewinnen. Das Hotel liegt aber eben auch an einer der Hauptstrassen und deshalb war es auch nachts ziemlich laut. Für 2007 werde ich wieder zum bewährten „The Vineyard“ umziehen. Schon in den Tagen vor dem Lauf war es in Kapstadt untypisch warm, ja heiß, Temperaturen um 31 bis 33 Grad. Ähnlich sollte es auch am Lauftag sein. Für die Ultra Distanz lagen 7875 Meldungen vor, für den Halbmarathon 9669. Die Veranstalter hatten versucht, durch eine Entzerrung der Startzeiten von Ultra- und Halbdistanz die Situation zu entschärfen, was aber wohl nicht gelang, so dass es zu chaotischen Szenen gekommen sein soll. (ich selbst habe allerdings nichts davon gemerkt).
Der Lauf: Mit Startschuss um 7:00 ging’s los, schon im Hellen. Die ersten 14 km geht es faktisch geradeaus bei welligem Profil, also kurze Anstiege wechseln sich mit Gefällstrecken ab, nicht wirklich problematisch. Man läuft auf die „Indik“-Seite zu, Richtung Muizenberg. Muizenberg sind rund 15 km. Es geht lange am Meer entlang, immer das Tafelbergmassiv im Blick. Allein dieser Anblick und die Stimmung, die schon herrscht am Straßenrand machen die Anstrengung (fast) vergessen. Nach Fish Hoek (26 km) kommt der Einstieg in die Chapman Passage. Als Test der „Little Chappie“ ein kurzer knackiger Anstieg von 15 auf 150 Meter und wieder runter (undulating nennt der Südafrikaner dies) um dann Chapman’s Peak drive unter die Füße zu nehmen, hier ist man dann an der „Atlantik“-Seite. Eine der schönsten Strassen der Welt, wie ich meine. Etwa 5 km Anstieg liegen voraus bei einer Steigung von ca. 4,5 %. Teilweise sieht es so aus wie bei der Tour de France auf einer Bergetappe, die Leute stehen dicht und treiben anfeuernd weiter „…looking good…“, selbst wenn’s nicht so aussieht. Hat man Chapman’s Peak passiert sind schon 30 km vorbei. Es kommt ein langer, lan-ger Abstieg (5 km) mit Gefälle bis 7% nach Hout Bay. Der Veranstalter warnt ausdrücklich davor, es hier laufen zu lassen, weil man sich buchstäblich die Muskulatur kaputt staucht. Nach Hout Bay der lange Anstieg zum Marathon Punkt. Erst danach beginnt das härteste Stück des Laufs: der Anstieg zum Constantia Nek (46 km) mit Steigungen um 7%, dito geht es dann bergab zum Rhodes Drive. Nein, es ist noch nicht vorbei: ein letzter 4 km langer (sanfter, „undulating“) Anstieg zum Ziel. Für alle Läufer sind diese letzten 4 km ein Triumph-lauf. Erst recht im UCT Stadium stehen die Menschen dicht und feuern an, auch die letzten Kilometer noch zu packen. Meine eigene Planung für den Lauf war, die ersten 28 km mit 5:00 / km zu laufen und die zweite Hälfte mit 5:15. Das hätte für eine 4:45:xx gereicht, und ich hätte meine Sainsbury gehabt. Tatsächlich war ich bis km 46 voll im Plan (die Kilometer Zei-ten fast auf einer Ebene, Chapman gemeistert, Constantia). Aber dann machten beide Beine dicht, kurz nachdem es wieder bergab ging. An beiden Beinen krampfte die Streckemuskula-tur wie wild und wurde hart wie Brett, Immerhin hatte ich bis dahin noch 15 Minuten Luft. Das war’s dann aber auch. Mit Gehpausen und langsamem joggen habe ich mich dann ins Ziel „gerettet“, na ja, die letzten 400 Meter waren ein mäßig schneller Sprint.
Die Temperaturen waren nicht so optimal. Am Start waren es um 7:00 schon 22°, später, also nach Constantia, ca. 31° und wolkenlos. Leider gab es auch kaum Wind wie die angesprochene Präsentation es in ihre Berechnungen eingebaut hatte. Also, ich habe etliche leiden sehen, so wie ich auch. Schade, auch der dritte Anlauf war nicht 100% erfolgreich. Ich hatte zwar ei-ne neue PB mit 5:10:28, aber eben doch 10:29 zu langsam. Ganz klar, was jetzt für 2007 auf dem Programm ganz oben steht: <4:59:59. Mein Fernziel: Blue Number (10 absolvierte Läufe)
Schon Dienstag nach dem Lauf war dann aus halboffizieller Quelle zu hören, dass man zu den alten Startzeiten zurückkehren wolle, weil es sich nicht so bewährt habe wie erhofft. Auch wollen die Veranstalter dem Umstand Rechnung tragen, dass der Halbmarathon deutlich mehr Teilnehmer hat als der Ur-Ultra.
Two Oceans Ultra-Marathon 15.04.2006
115.04.06: Two Oceans Marathon (56 km, 1000 HM): 5:10:28
21.05.06: Kopenhagen Marathon: 3:48:46
15:10.06: Luxemburg Marathon, Echternach
02.12.06: Borax Marathon, Death Valley
21.05.06: Kopenhagen Marathon: 3:48:46
15:10.06: Luxemburg Marathon, Echternach
02.12.06: Borax Marathon, Death Valley