trotz Hitze, ich habe es gewagt. Mein zweites Rennen, einen Halbmarathon. Und ich bin überglücklich, denn ich habe ihn in 01:50:09 (selbst gestoppt) geschafft. Hätte ich nie gedacht:rotate: :rotate:
Heute bin ich früher losgefahren, um den Stress vor dem Rennen besser in den Griff zu kriegen. Bad Buchau liegt auch in einer Gegend, in der beinahe jedes Dorf ein "Bad" vor dem Namen hat, so das ich wieder mit hohem Bremser-Aufkommen auf den Strassen gerechnet habe.


Ich hatte es ja schon befürchtet. Das Thermometer im Auto zeigte 30,0°C an, als ich Bad Buchau (zwischen Ulm und Bodensee) erreichte8o . Mein Schweinewauwau setzte sofort zu einem heftigen Lamento an, nur Verrückte laufen bei so einem Wetter, dazu noch Rennen und so weit. Ich hab genug getrunken:drink: , bei Hitze trainiert


Das Abhohlen der startnummern funktionierte toll, es waren auch Streckenpläne vorhanden, und es waren genug Verpflegungsstellen eingezeichnet.Super:drink: :drink: . Ab in die Umkleide. Dort wieder das übliche Ritual: einige Mitläufer haben diverse Wässerchen zum Einreiben (kann mir mal jemand sagen, ob ich da was falsch mache, was bringt das?( ), ein paar nette Triathleten, ein paar schnöselige Triathleten, Newcomer wie ich und alte Hasen. Insgesamt aber sehr familiär.
Zuerst starten die Bambini: 400m müssen die Laufen, ernste Gesichter, tolle Hingabe, und es gewinnt: ein Mädchen

Jetzt sind wir dran. Nicht so ein Gedränge wie bei meinem ersten Lauf, es geht gemütlicher zu. Nach dem Start zieht sich das Feld zügig auseinander. Man spürt duie Hitze. Ich habe mein Buff-Tuch vor dem Star im Brunnen klatschnass gemacht, das ist nach kurzer Zeit schon trocken. Aber auf den ersten beiden Runden durch die Stadt ist noch viel Schatten, auch im Kurpark mit der Reha-Klinik. Dort sehen uns viele Patienten völlig verständnislos nach. Man muss ja auch verrückt sein, um bei dem Wetter so einen Lauf zu machen (der Schweinewauwau hat recht, es nützt ihm bloss nichts

Aber dann diese Erfrischungsstände. Oh himmlische Wonne. Wasser zum trinken (ich entscheide mich, dort zu gehen, um auch etwas Wasser in den Mund zu kriegen und nicht nur auf mein Singlett zu leeren) und Schwämme, patschnass. Ein tolles Gefühl: kaltes Wasser auf den Kopfe und über den Oberkörper. Eine Wohltat. Und die Feuerwehr, dein Freund und Helfer. Die haben mobile Duschen errichtet oder spritzen mit ihren Schläuchen. Die Rettung in der Not.
Trotzdem steigt der Puls immer weiter. Unter 160 komme ich gar nicht mehr, obwohl sich die Beine gut anfühlen. Der Druck in den Schritten ist da. Aber den angepeilten 5:13er Schnitt kann ich kaum noch halten. Gut, es ist heiss, dann halt nicht so schnell. Macht auch nichts.
Bei 10km ist die Welt noch in Ordnung, ich habe wohl mein Runners High. Der Rhythmus ist da, die Zeiten passabel, es gibt noch viel Schatten. Um immer wieder die samariter der Feuerwehr.
Doch dann, ab km 14 wird es mühsamer. Auch die Zucker-Gels scheinen nicht mehr so viel zu bringen. Die Strecke geht jetzt ins freie Gelände, kaum noch Schatten. Und dann geht es bergauf, nicht stark, aber stetig. Ich merke, wie mich das beginnt zu zerlegen. Die km-Marken stehen immer weiter auseinander (jedenfalls meine ich das

Km 18. Schatten. Endlich. Etwas bergab. Und dann auf einen Holzdamm durch das Moor (der Federsee ist ein Moorsee). Gott sei Dank ist der breit und es gibt da gute Geländer, sonst würde man da vielleicht doch hineinfallen und dann in 2000Jahren als Moorleiche wieder gefunden werden. Sozusagen Ötzi als Jogger.
Aber es wird immer härter. Ich zwinge mich voran. Viele machen Gehpausen. Schweini rät mir immer impertinenter auch dazu. Und er kann ja so überzeugend sein. Aber ich will nur noch ankommen, weiter, Druck geben so viel es geht. Dann wieder der Kurpark, fassungslose Rentner ("die laufen ja immer noch"). noch 1100m. Ich staune. Die Zeit ist toll. Mit letzter Kraft ins Ziel. Und dann: hier geht es familiär zu, schon 100m vor dem Ziel wird meine Nummer genannt, dann mein Namen, kein anonymer Zieleinlauf

Und ich weiss immer noch nicht, wie ich es geschafft habe, die zweite Hälfte schneller zu laufen als die erste. Und auf den letzteen 3km einen 5:00 Schnitt. Aber ich freue mich.
Und im Zielraum gibt es die besten Äpfel meines Lebens, mundgerecht von den Helfern zerkleinert. Und tröstende Worte von dem Sprecher, der immer wieder die Zieleinläufer Fragt: "Gel, das war hart". Und dann sagt: Jeder, der das heute geschafft hat, hat eine tolle Leistung hingelegt. Recht hat er. Es war Gnadenlos heiss. 30°C im Schatten.
Und ich schwebe auf Wolke 7
