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I'm walking....

I'm walking....

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Tja, dies hier wird also mein allererster Walk-Bericht. Naja, mehr von der Art, warum ich eigentlich nicht mehr laufe...
Dazu muss gesagt sein, einen Bericht über die Fortbewegung mittels eigener Kraft und ohne jeden Fremdantrieb hab ich ja bereits mehrfach geliefert.
Da ging es aber zumeist um Berichte, deren Inhalt sich hauptsächlich um das Tempo drehte - was zugegeben nicht gerade sehr hoch bei mir war.
Und in letzter Zeit blieben die Laufberichte auch aus - schlicht, weil ich nur noch wenig gelaufen bin. Und erst recht nicht bei irgendwelchen Wettkämpfen, von denen man ja doch reichlich zu erzählen hätte.

In letzter Zeit wären diese Berichte auch recht kurz ausgefallen. Etwa so: Euphorisch lief ich die ersten Hundert Meter, dann lief es sich gar nicht mehr so gut, weil entweder das Zehengelenk anfing zu pieksen oder das Hüftgelenk seinen Unwillen kundtat oder gleich beides zusammen. Die Lust am Laufen sank rapide bei jedem weiteren Kilometer, bis ich dann nach etwa 4 bis 5 wieder zu Hause ankam.
Lief ich dann wieder ein paar Tage gar nicht, konnte ich wenigstens wieder mal so um die 10 KM laufen - allerdings macht sich die fehlende Ausdauer dann bemerkbar. Im Ergebnis also auch nicht befriedigend.

Gehen, also mit dem Hund spazieren gehen, funktioniert allerdings bestens und ist meist auch über Stunden schmerzfrei. Also lief ich zwar in den letzten Monaten bedeutend weniger, dafür spulte ich aber mehr Kilometerchen im langsameren Tempo gehend ab.
Das ging prima, machte Spass und auch die mit meinem Trainer, Zugpferd und Motivator in einer Person ( :hallo: Sumo!) gemachten Walks waren so richtig erholsam und entspannend...
Aber davon will ich lieber nichts erzählen. Auch nicht von dem zur Pflicht gewordenen Eiscafe-Besuchen anschliessend... :peinlich: (aber lecker ist's :sabber: )

Heute war aber ein Tag, der einfach nur wunderschön war. Nein, nicht das Wetter. Aber ich war so richtig guter Stimmung und zudem hatte ich mir im Hinblick auf den bevorstehenden P-Weg-Walking-Day vorgenommen, mir das richtige out-Fit zuzulegen. Mit den abgelatschten Laufschuhen, deren Profile nur noch zu erahnen sind, wollte ich nicht unbedingt durch die Gegend schlittern...
Also ab in die City, rein in die Sportgeschäfte und als Neuling unter der Walking-Fraktion nach Schuhen geschaut. Über die grosse Auswahl war ich dann ziemlich erstaunt, mir blieb die Qual der Wal also auch wie bei der Laufschuh-Auswahl nicht erspart.
Schliesslich erstand ich ein Paar Asics-Treter. Richtig bequem, schön schwarz und mit einem Schmunzeln fiel mir ein, dass mein erstes "richtiges" Laufschuhpaar damals auch schwarze Asics waren...
Dazu gab es noch ein Paar Trekkingschuhe für die Märsche querfeldeinüberstockundstein.
Mit meinen neuen Errungenschaften eilends nach Hause, ab in die neuen Treter, Hund ins Auto und Minuten später war ich im Wald.
Es sah ziemlich nach Regen aus, aber ganz im Gegenteil lockerte sich ganz schnell der Himmel auf und die Sonne funkelte durch den nassen Wald. Der duftete nach Pilzen, die zahlreich aus dem Boden schossen. Das Gras und der meterhohe Farn unter den Bäumen wetteiferten geradezu um den Preis fürs leuchtendste Grün und das Wasser bahnte sich sprudelnd seinen Weg durch die Bachbetten, die "mein" Waldgebiet zahlreich durchziehen. HERRLICH! Und so herrlich ruhig.
Federnd lief ich mit meinem neuen Schuhen daher - nichts ziepte, der Zeh muckte auch nicht auf, es war toll.
Auch meinem Hund Lisa gefiel es wohl heute ganz besonders. Sie rannte mal hierhin, mal dorthin, ohne mich aus den Augen zu lassen und während ihrer dollen 5 Minuten, die diesmal sogar eine halbe Stunde lang andauerten, tobte sie ausgelassen um mich herum, forderte mich zum Spielen auf und schleppte allerhand Stöckchen an, die ich auch brav wieder fortwarf. :zwinker2:
Ich fand die Zeit, auch die allerkleinste Blume ausgiebig zu betrachten, ein Weilchen dem Geglucker des Baches zuzuhören und so lange ruhig stehen zu bleiben, bis ich den Vogel entdecken konnte, der da in den höchsten Tönen sein Liedchen pfiff....Ach, watt war datt alles schööön!
Erstaunlich fand ich allerdings, dass ich so gut wie ganz alleine war. Während der zwei Stunden begegneten mir genau 1 Radler, 2 Spaziergänger und 1 Hund mit seinem Herrchen an der Leine. Ganz bewusst schreib ich das so....denn da ging der Hund tatsächlich mit seinem Menschen spazieren und nicht andersherum.
Lisa und ich hingegen konnten ganz entspannt durch den Wald latschen, ohne nach der Zeit zu schielen, denn die Uhr hatte ich vergessen.
Somit weiss ich auch nicht, wieviel KM ich in welcher Zeit geschafft habe - und das ist auch gut so.
Wichtiger ist nämlich, dass ich heute ein paar Stunden lang völlig entspannt den Spaziergang geniessen konnte, an nichts gedacht habe, einfach nur durch die Gegend gelatscht bin und mir jeder Moment kostbar erschien und ich jede Minute genossen habe - mit allen Sinnen. Vielleicht sogar intensiver als beim Laufen...liegt vielleicht daran, dass man als Läufer so schnell unterwegs ist, dass man viele Kleinigkeiten am Wegesrand gar nicht bemerkt, oftmals im Kopf am rechnen ist, ob die pace nun stimmt oder man doch noch ein Schippchen drauflegen muss. Na, wie auch immer: Mir hat es enorm viel Spass gemacht und Erholung gebracht, auch wenn ich klitschnass geschwitzt und mit müden Beinen nach über 2 Stunden wieder zu Hause ankam.
Und darum hab ich das auch mal geschrieben. Weils so schön war... :)


(..und das anschliessende Eis war auch ganz lecker. :wink: )
Lieben Gruss von
Andrea


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Hallo Andrea,

das war aber mal ein schöner Bericht! Ich freue mich schon so ganz entspannt mit Sumo und dir den HM zu schlendern. Viel mehr als schlenderen wird es wohl tatsächlich auch bei mir nicht. Die ZahnOP hat mich noch mal richtig zurück geworfen. Seit Mittwoch hänge ich richtig schlapp und unter Antibiotika dumm rum. Energie reichlich weg. Aber mit dem Fuß geht es aufwärts. Morgen will ich noch mal probiern wie lange es so langsam schlendernd geht. Nächstes WE möchte ich dann 15km schaffen damit das Ganze überhaupt Zweck hat.

Also schlender mal weiter, das mit dem Eis habe ich schon kennengelernt bei euch und auch das das "Sportlereis" ja kaum Kalorien hat.

Gruß Martin
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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Mannö. Martin, wat machste denn immer???
Na, dann sieh mal zu, dass Du bald wieder so richtig zubeissen kannst...ich wette, Sumo weiss schon, wo wir nach unserem "Spaziergang" die verloren gegangenen Reserven nachladen können... :D
Lieben Gruss von
Andrea


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flinkfuss hat geschrieben:Mannö. Martin, wat machste denn immer???
Na, dann sieh mal zu, dass Du bald wieder so richtig zubeissen kannst...ich wette, Sumo weiss schon, wo wir nach unserem "Spaziergang" die verloren gegangenen Reserven nachladen können... :D

Ja die Eisbude in Plettenberg habe ich letzes Jahr auch schon angetestet. Das Bier und die Nudeln auch. :wink:
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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flinkfuss hat geschrieben:Na, dann sieh mal zu, dass Du bald wieder so richtig zubeissen kannst...ich wette, Sumo weiss schon, wo wir nach unserem "Spaziergang" die verloren gegangenen Reserven nachladen können... :D

Na, da kannst Du aber mal von ausgehen... :zwinker2:

Klasse Einstandsbericht im Walking-Forum - mehr davon... :daumen:

Bis bald :hallo:
Georg (ehrenamtlicher Walking-Trainer und Eisvernichter)
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Hallo Andrea,

na, da hattest du aber einen schönen Tag heute. Genau die Empfindungen, die du hattest, sind es, die mich ach das Laufen nicht so sehr vermissen lassen. Man ist einfach viel mehr "Mittendrin" beim Walken, Marschieren, Wandern. Das hast du gut rübergebracht.

Ich werde ja in Plettenberg auch einige Stunden mit euch verbringen. Wird ja echt toll, Eisdiele und Bier und Nudeln ... und ein bisschen wandern! Ich war heute auch nicht faul und habe mich gezielt auf die hügelige Strecke des P-Weg vorbereitet. Bin heute Vormittag aus dem Tal auf den Watzmann gestapft - 2000 Höhenmeter. Na ja, Gottseidank sind die "Plettenberge" niedriger.

Den Rekonvaleszenten wünsche ich Gute Besserung! :hallo:
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597

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HUHU Andrea u. Ihr anderen Walker,

das ist ja ein toller Bericht Andrea, da fällt mir der Einstieg ins Walken nur
noch halb so schwer :)

Ab Montag bin ich auch dabei. Mein Rücken/Hüfte gibt einfach keine Ruhe.
Gestern mal ein paar Steigerungen probiert u. heute mit Reni ein kl. Läufchen was mich für den Rest den abends ausser gefecht setzten wird wie es aussieht :motz: Sitzte hier mit Müh u. Not, schreibe Euch ein paar Zeilen während mein Wasser für die *Wärmflasche* :haeh: langsam anfängt zu kochen.
Laufen macht mit meiner Bandscheibenvorwölbung zur Zeit wirklich wie ich heute bemerkt habe keinen Sinn.
Also werde ich brav auf den Physiotherapeuten hören und nicht contraproduktiv laufen sondern fleissig Rückentraining machen, mehr schwimmen gehen u. Ihn fragen was er von Walking hält.
Bekomme ich ein ok werde ich mich wohl in den nächsten Wochen langsamer bewegen um meine Grundkondition nicht zu verlieren. Ob ich bis zum Köln-HM wieder fit bin wird sich zeigen............menno hatte mich so drauf gefreut :frown:
Naja bis dahin sind noch ein paar Wochen, mal schaun was die Schonung so in Zusammenarbeit mit Krankengym., Massagen u. Gerätetraining bringt.

Also Georg wenn Du mal jemanden für`s Walken (aber ganz langsam :zwinker5: ) an der Kemnade suchst dann schreib mich einfach an, ich würde mich riesig freuen.

Schade das Du so weit weg wohnst Andrea sonst könnten wir auch mal eine Runde drehen u. ein Eis essen , ich liebe Joghurteis :geil:

Tschüssi :winken:

Brigitte
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trampler hat geschrieben:Bin heute Vormittag aus dem Tal auf den Watzmann gestapft - 2000 Höhenmeter. Na ja, Gottseidank sind die "Plettenberge" niedriger.

Kurt du Tier, du wirst sie alle in Grund und Boden stampfen :geil: :D
Den Rekonvaleszenten wünsche ich Gute Besserung! :hallo:
Dankeschön :hallo:
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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Huhu Brigitte,

Willkommen bei den Walkern, ich sehe ich jetzt schon mit zwei netten Damen um den See stiefeln und Eis essen. :D

Mache ich ja auch manchmal und macht riesig Spaß (huhu Heike und Sabine :hallo: ) Irgendwann machen wir dann das Spiel: wer hat den größeren Walkingharem :hihi: (mein Rekord liegt als Vertretung für Sabine bei der Marathonvorbereitungsgruppe so bei ca. 12 Damen :wink: )

Gruß Martin
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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Brigitte43 hat geschrieben:Also Georg wenn Du mal jemanden für`s Walken (aber ganz langsam :zwinker5: ) an der Kemnade suchst dann schreib mich einfach an, ich würde mich riesig freuen.
Hallo Brigitte,

hab ich mir vorgemerkt... :zwinker2: Schreib mich einfach an, wenn Du das OK von Deinem Doc hast.

@ trampler: Ich freu mich schon auf Deine Siegerehrung in 2 Wochen... :daumen:

Gruß
Georg
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Sumowalker hat geschrieben:
@ trampler: Ich freu mich schon auf Deine Siegerehrung in 2 Wochen... :daumen:

Gruß
Georg
Genau, wir werden ihn gebührend mit dem :isnichmehrweit: Transparent kurz vor dem Ziel erwarten :daumen:

Die ersten kriegen auch Sachpreise wenn ich mich recht erinnere....

Also Kurt du wirst du LA Walkerehre hochhalten müssen wenn Sumo und ich schwächeln....

Georg ich hätte drauf gewettet das du jetzt mit Eis ins Bild kommst :D :daumen:
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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[quote=""Martinwalkt und Sumowalker"]@ trampler: Ich freu mich schon auf Deine Siegerehrung in 2 Wochen... :daumen: [/quote]Das ist zwar nicht unbedingt der Grund, warum ich walke, aber wahrscheinlich wird sich's nicht vermeiden lassen :zwinker5:
Während ihr euer 3. Eis vernichten werdet, stürze ich mich in die Tiefe nach Pbg.
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597

Danke ...

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... Andrea für Deinen Bericht, weil er so schön war :daumen: .

Siehste; so isses, wenn man sich richtig wohl fühlt, tut einem nichts mehr weh. Zeiten und Strecken sind manchmal völlig unwichtig, hauptsache es tut sooo gut.

Bin großer Walk-Fan, habe so 2000 angefangen - mich zu bewegen und werde mit Sicherheit - irgendwann wieder darauf zurückkommen, wenn's nicht mehr läuft.

Wie auch immer ... ich find's gut, wenn mann ein bisschen in sich hineinhört und die Körpersignale weiß - richtig einzuschätzen.

LG A. :hallo:
"Erfahrung ist nicht das, was mit einem Menschen geschieht, sondern das, was er daraus macht." -Aldous Huxley-

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Ein schöner Bericht Flinkfuss der Lust macht aufs wandern. Und was man noch viel besser kann beim Walken als beim Laufen wie ich festgestellt habe ist Fotos machen, man sieht nicht nur mehr, sondern man nimmt sich auch mehr Zeit es festzuhalten und hat kein schlechtes Gewissen nicht "durchgelaufen" zu sein. Also nimm die Kamera mit :D
LG
Andrea
Die Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche bei 1,2 g Gewicht. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt trotzdem

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Hallo Flinkfuss,

Willkommen im Club - schöner Bericht! Komm gerade von meiner sonntäglichen Walking-Runde. Ist schön, aber das Laufen vermisse ich trotzdem. Das mit dem Walken und Fotografieren kann ich bestätigen.

Walkende Grüße
Anja :hallo:
He says things that annoy me. He gives me good advice. (Oscar Wilde)
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Hallo Andrea,

es ist schon seltsam, aber auch ich habe am Samstag meine ersten Erfahrungen mit dem Walken gemacht. Ist es vielleicht das Schicksal der Altfories??? Hier mein Bericht...

26. August 2006

Da war sie wieder, die unfreiwillige Laufpause. Die letzten fast vier Wochen waren sehr, sehr heftig. Ein 12-Stunden-Tag war (und ist) normal, auch ist wieder normal, dass der Samstag und der Sonntag zu Arbeitstagen mutieren. Aber, was soll`s, nach jetzt mehr als 16 Jahren “Saisonarbeit” im Bereich Telefonbücher habe ich mich doch daran gewöhnt, dass der Sommer viel, viel, viel Arbeit bringt und wenig Zeit für das Laufen oder andere Dinge übrig ist. Also blieben die Schuhe im Schrank und die Mütze am Haken.

Heute sollte es aber anders werden - und es sollte eine Premiere geben. Aber der Reihe nach. Am Donnerstag hatte ich mich auf den Weg gemacht von Aachen nach Hankenberge. Die Mirabellen mussten unbedingt vom Baum wenn sie dort nicht verfaulen sollten. Also habe ich ein wenig vorgearbeitet und mir noch drei große Kisten Arbeit in den Kofferraum geladen und bin um 18.00 Uhr auf die Bahn gegangen. Am Freitag hatten wir richtig Glück mit dem Wetter und die Mirabellen sind vom Baum gekommen. Fast 18 Kilogramm waren es und die Turnerei im Baum hat sich auch in Grenzen gehalten. Jetzt stehen unten in Küche 41 Gläser Marmelade - genug für die nächsten zwei Jahre :-)

Heute, am Samstag, war dann der Schreibtisch angesagt, arbeiten in der fast schon therapeutischen Ruhe meines alten Arbeitszimmers mit dem Blick auf den Teutoburger Wald. Tja - und dann hatte ich in der letzten Woche in einem Moment der geistigen Umnachtung Ellen gesagt, dass ich es schon mal probieren möchte - und zwar das Nordic Walking...

Bis jetzt konnte ich es mir nicht vorstellen, wie ein Nordischer Kombinierer durch den Wald zu stratzen, dem die Skier fehlen. OK, ich bin in den letzten Monaten vom Läufer “abgestiegen” zum Jogger - aber ich und “Stöckchen schmeißen”??? Bislang war die Spezies der Walker ungemein suspekt. Ich verband mit ihnen immer das Bild der vier Frauen, gewandet in den edlen Zwirn von Etirel, oder Kappa, meist in rosa und vom Grabbeltisch bei real, die wie eine Phalanx von Schlachtschiffen laut gackernd den Weg okkupierten und den Jogger zu einem waghalsigen Ausritt auf das frisch gegüllte Feld zwangen. Das Tempo, das sie dabei an den Tag legten, entsprach etwa der Fließgeschwindigkeit erkalteter Lava, dafür war die Lautstärke ihrer Unterhaltung eines startenden Euro-Fighters durchaus ebenbürtig.

Aber, was soll’s, zum Glück bin ich in der Beziehung relativ schmerzfrei und es fällt mir leicht, auch mal Dinge auszuprobieren, die ich mir bis dahin nicht in meinen kühnsten Träumen habe vorstellen können. Außerdem - und das ist wohl der etwas ernstere Hintergrund bei der Geschichte - kann ich aufgrund der Kilos, die ich durch meine lange Bewegungsabstinenz angesammelt habe, kaum noch schmerzfrei joggen. Meine Knie meutern nach ein ein paar Kilometern und der Rücken will nicht wie ich es will...

Also, Walken als Alternative? Warum nicht? Man muss alles einmal probiert haben in seinem Leben. Tja und dann war so weit. Ich stand in Hankenberge am Wald, die Leihstöckchen festgeschnallt und ich sollte jetzt also walken. Aber wie? Ellen gab mir eine Kurzeinführung und ich hatte das typische Männerproblem. Koordination von mehr als zwei Körperteilen. Entweder war der rechte Stock neben meinem rechten Fuß oder es waren beide Stöcke vorn oder hinten oder wie oder was. Ich nahm die Arme hoch wie beim laufen und so sah ich wohl eher aus wie ein Abfahrtsläufer, der ohne Schnee und Skier durch einen Wald galoppiert. Ich hätte nie gedacht, dass man es schafft, sich selbst die Stöcke zwischen die Füße zu stellen und so einen Abflug erster Güte zu provozieren.

Aber, nachdem Ellen dann vor mir herwalkte und ich ihre Bewegungen nur zu kopieren musste, ging es von Schritt zu Schritt besser. Nach zwei Kilometern wurden die Bewegungen flüssiger und das Tempo höher - und, was soll ich sagen? ES MACHTE SPASS. Es war trocken, der Wald roch nach frischem Holz und es war anstrengend. Vergessen die Etirel-Anarchos, vergessen die Vorurteile gegen die Stöckchen-Schmeißer. Es war gut, es tat gut...

Wunder über Wunder, ich hatte es relativ schnell geschafft, zwei Arme, zwei Beine und zwei Stöcke zu koordinieren und ruderte nicht mehr wie eine altersschwache holländische Windmühle durch das Unterholz. Das Tempo wurde schneller und die Gedanken an die Zeit, als ich diese Strecke nach Bad Iburg über den Freden laufend als Sonntag-Nachmittag-Schmankerl gemacht habe, kamen hoch. He, 9 Kilometer hin, davon 4,5 bergauf und 4,5 bergab. 9 Kilometer zurück, 4,5 Bergauf, 4,5 bergab und das alles um eine Stunde und 45 Minuten - und danach war ich noch nicht einmal kaputt und habe die Strecke nach Borgloh noch dran gehängt. Aber, das ist drei Jahre her und damals im Sommer 2003 war alles, aber auch wirklich alles anders.

Aber zurück zum heutigen Tag. Nach einer Stunde waren wir wieder zurück am Parkplatz. Unterwegs hat uns tatsächlich eine Läuferin gegrüßt und dazu noch eine mit einem Finisher-Shirt vom Karstadt.Marathon 2005. Ich war kaputt, der Schweiß rann in Strömen und ich freute mich auf die Dusche.

Und, was “lernt” uns das? Nordic Walken ist für mich eine gute Alternative zum Joggen. Es war heute sicher nicht das letzte Mal, dass ich mit den Stöckchen unterwegs war. Am Dienstag werde ich mir meine eigenen Stöcke besorgen, möglichst Exemplare, die nicht nach einem Kilometer selbsttätig von der Länge von 1,25 Meter auf 1 Meter schrumpfen - und dann werde ich in Palenberg mal die Strecke durch den Wald in Angriff nehmen. Walken wird sicher eine Alternative zum Joggen sein - auch wenn mein Ziel ist, wieder zum Läufer aufzusteigen. Nur, werde ich dann sicher nicht mehr die Walker gering schätzen. Versprochen...

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neunstein hat geschrieben:
Bislang war die Spezies der Walker ungemein suspekt. Ich verband mit ihnen immer das Bild der vier Frauen, gewandet in den edlen Zwirn von Etirel, oder Kappa, meist in rosa und vom Grabbeltisch bei real, die wie eine Phalanx von Schlachtschiffen laut gackernd den Weg okkupierten und den Jogger zu einem waghalsigen Ausritt auf das frisch gegüllte Feld zwangen. Das Tempo, das sie dabei an den Tag legten, entsprach etwa der Fließgeschwindigkeit erkalteter Lava, dafür war die Lautstärke ihrer Unterhaltung eines startenden Euro-Fighters durchaus ebenbürtig.
:hihi: wunderbar beschrieben :daumen:

Also, Walken als Alternative? Warum nicht? Man muss alles einmal probiert haben in seinem Leben.


so isses. :daumen:

Walken wird sicher eine Alternative zum Joggen sein - auch wenn mein Ziel ist, wieder zum Läufer aufzusteigen. Nur, werde ich dann sicher nicht mehr die Walker gering schätzen. Versprochen...
Wichtig ist es meiner Meinung nach das du das Walken nicht unter dem negativen Vorzeichen "Abstieg" vom Läufer siehst. Dann wird es immer etwas negatives wenn auch unterschwellig bleiben. Es ist eine Alternative. Laufen und Walken kann sich auch ergänzen. Und auch beim Walken kannst du dich über die Länge der Strecke, das Profil der Strecke und im begrenzten Maß auch über die Geschwindigkeit durchaus sportlich betätigen. Mach aber nicht den Fehler mit dem NW gleich auf volles Tempo zu gehen. Das sind Traingingsgeräte und keine Schrittbeschleuniger. Du wirst damit langsamer als ohne Stöcke sein und das muss im Kopf klar sein. Wichtig ist dann das man es sauber ausführt so das es sich auch gut anfühlt und gut tut.

Also viel Spaß bei Walken ob nun nordisch oder auch mal ohne Stöcke.

Gruß Martin
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


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hi

öh Martin, für mich sind Stöcke Schrittbeschleuniger. Nicht, dass ich damit schnell wäre, aber ich fühl mich so lächerlich, in einer hügellosen Stadt mit Stöcken zu wohken, ich geb Gas, wenn ich die Dinger dabei hab. :haeh:

Kürzlich deponierte ich die Stöcke bei einem Sportfreund.
7km hin ohne: 1:15.
Zurück mit: 1:02.
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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@neunstein: :hihi: Klasse Bericht - aber so richtig! Bitte mehr davon und ich fühl mich als Zwangswalkerin richtig gut. Ich geh allerdings ohne Stöcke - hab ich einmal versucht und mir die Dinger ewig auf die Füße gehauen. Außerdem hatte ich am nächsten Tag Muskelkater in den Oberarmen. :peinlich:

Anja :hallo:
He says things that annoy me. He gives me good advice. (Oscar Wilde)
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gnies hat geschrieben:hi

öh Martin, für mich sind Stöcke Schrittbeschleuniger. Nicht, dass ich damit schnell wäre, aber ich fühl mich so lächerlich, in einer hügellosen Stadt mit Stöcken zu wohken, ich geb Gas, wenn ich die Dinger dabei hab. :haeh:
Gregor, mir geht es da genau umgekehrt. Sobald ich die Stöcke in der Hand füche ich mich etwas lächerlich in der hügellosen Landschaft und bei den doofen Kommentaren am Wegesrand. Wenn ich normal im Training walke sieht das ja gar nicht viel anders aus als wenn ich zügig zum Bus gehe.
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


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Martinwalkt hat geschrieben:Wenn ich normal im Training walke sieht das ja gar nicht viel anders aus als wenn ich zügig zum Bus gehe.
:haeh: Glaub ich nicht! Deine Technik beim HM letztes Jahr war schon, na sagen wir mal, Aufsehen erregend!

:teufel:

Anja
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Wichtig ist es meiner Meinung nach das du das Walken nicht unter dem negativen Vorzeichen "Abstieg" vom Läufer siehst. Dann wird es immer etwas negatives wenn auch unterschwellig bleiben. Es ist eine Alternative. Laufen und Walken kann sich auch ergänzen. Und auch beim Walken kannst du dich über die Länge der Strecke, das Profil der Strecke und im begrenzten Maß auch über die Geschwindigkeit durchaus sportlich betätigen. Mach aber nicht den Fehler mit dem NW gleich auf volles Tempo zu gehen. Das sind Traingingsgeräte und keine Schrittbeschleuniger. Du wirst damit langsamer als ohne Stöcke sein und das muss im Kopf klar sein. Wichtig ist dann das man es sauber ausführt so das es sich auch gut anfühlt und gut tut.

Also viel Spaß bei Walken ob nun nordisch oder auch mal ohne Stöcke.

Gruß Martin[/quote]

Hallo Martin,

erst einmal vorab: Deine Berichte und Kommentare hier im Forum haben mir viel "Angst" davor genommen, mit dem Walken zu beginnen. Ich werde Deine Ratschläge befolgen und langsam in die neuen Sportart einsteigen...

Ich freue mich auf meine nächste Runde am Dienstag...

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neunstein hat geschrieben:
Hallo Martin,

erst einmal vorab: Deine Berichte und Kommentare hier im Forum haben mir viel "Angst" davor genommen, mit dem Walken zu beginnen. Ich werde Deine Ratschläge befolgen und langsam in die neuen Sportart einsteigen...

Ich freue mich auf meine nächste Runde am Dienstag...
Hallo Neustein,

das freut und ehrt mich aber. Probier es ruhig auch mal ohne Stöcke und wenn es die Stöcke definitiv sein sollen versuche es dir erst selber beizubringen und wenn du meinst du willst das ersthaft und intensiv weiterbetreiben mach doch ruhig so einen Crashkurs beim Fachmann. (Auch wenn ich immer mal gern über die Abzocker in der Branche ablästere :teufel: )

Ich finde wenn man mit den Stöcken rumläuft dann sollte es auch "vorbildlich" sein, eben um dem schlechten "Hausfrauen-quatschen-versperren-den-Weg-und-schleifen-Stöcken-Image" vorzubeugen :wink:

@Anja,
ich sagte extra im "normalen Training", Im Wettkampf sehe ich oft total bescheuert aus das ist richtig. Da klappen die Hände so nach hinten das man nicht meint das ich mit einer Frau verheiratet bin :D

Welchen HM meinst du denn? und wo haben wir uns gesehen? :confused:
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


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@Kavalier: Hamburg 26.06.2005, du erinnerst dich, du liefst farblos, und Anja rannte 2:18:nochwas.
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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Martinwalkt hat geschrieben:welcher HM? :confused:
Hella Halbmarathon im letzten Jahr. Mein erster und einziger HM. Wir sahen uns an der Kertwende im Hafen. Du warst nur knapp vor Gregor und mir, warst aber laufend nicht einzuholen. :geil:

Macht aber nichts, dass Du Dich nicht erinnerst. Ich war danach auch nicht beim Fori-Treffen am Bierstand - leider.
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AnjaRennt hat geschrieben:Hella Halbmarathon im letzten Jahr. Mein erster und einziger HM. Wir sahen uns an der Kertwende im Hafen. Du warst nur knapp vor Gregor und mir, warst aber laufend nicht einzuholen. :geil:

Macht aber nichts, dass Du Dich nicht erinnerst. Ich war danach auch nicht beim Fori-Treffen am Bierstand - leider.


Hatte ich schon vermutet, das es nur der "schwarzgewalkte" Hella HM gewesen sein konnte... :klatsch:
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


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Martinwalkt hat geschrieben:Hatte ich schon vermutet, das es nur der "schwarzgewalkte" Hella HM gewesen sein konnte... :klatsch:
Ach ja stimmt, Du warst ja ohne Nummer unterwegs. :motz:
He says things that annoy me. He gives me good advice. (Oscar Wilde)
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Hallo an alle,

am letzten Samstag hatte ich ja meine ersten Erfahrungen mit dem Nordic-Walken machen dürfen. Es sollten nicht die letzten sein, so hatte ich mir geschworen und so gibt es mal wieder einen Bericht...

2. September 2006

Puuh, geschafft, wieder ist eine lange Woche um. Heute morgen ging es noch einmal ins Büro und an den Schreibtisch. DasÖrtliche für Monschau ist vorbereitet, die letzten Korrekturen können am Montag gemacht werden und dann ist schon bald wieder ein Buch fertig für die Druckerei. Jetzt kann Wochenende werden – und an diesem Wochenende wollte ich dann mal probieren, ob das Stöckchen-Schmeißen noch immer Spaß macht oder ob das am letzten Samstag eine Eintagsfliege war.

Aber, dazu braucht man erst einmal Stöckchen, die man schmeißen kann. Gar nicht so einfach, das passende Sportgerät zu bekommen wenn man nicht so ganz dem deutschen Standardmaß entspricht. Mit einer lichten Höhe von 190 cm sollten es schon Stöckchen mit 125 cm Länge sein. Also gab es mal wieder eine Erfahrung mit dem Kauf von Sportgerät....

Am Dienstag habe ich es tatsächlich noch geschafft, ein Sportfachgeschäft aufzusuchen – wenn man denn so ein blutiger Anfänger ist, dann freut man sich auf fachkundige und freundliche Beratung. Denkt man...

Was mich dort erwartete, das war freundliche Ratlosigkeit, ein aufgeregtes Suchen wie damals in Kindertagen an Ostern im großen Garten von Oma Lund. Schließlich kam der Hinweis, dass man Stöcke in der Länge bestellen könnte. OK, kein Problem, vor dem Wochenende komme ich so oder so nicht dazu zu walken. Also warten wir auf Freitag – und dann im Tiefflug vom Bahnhof zum Sportgeschäft wo mich der lapidare Hinweis erwartete, dass die Stöckchen, die ich mir ausgesucht habe, nur bis 120 cm produziert werden.

Auf die Frage, ob denn eventuell ein anderes Modell bestellt worden sei, kam die Antwort: „Nein, wir wussten ja nicht, ob sie ein anderes Design haben wollten...“ Himmel, ich will kein Auto kaufen sondern nur Stöckchen, die ich mir auch nicht ins Wohnzimmer hängen will um mich an ihnen zu ergötzen. Es ist mir so was von wurscht ob die Dinger grau, schwarz, blau oder schweinchenrosa sind – aber so was von. Hauptsache sie haben die richtige Länge und sind nicht aus Gusseisen. Ich will mit Ihnen walken und nicht in Düdorf auf der Kö flanieren...

Also verabschiedete ich mich freundlich und tat das, was ich gleich hätte tun sollen. Ich fuhr in den real und schaute mich mal um – und Wunder über Wunder, in der hintersten Ecke standen einsam und verlassen Stöckchen in einer Länge von 125 cm. Sie waren etwas angestaubt und wenn sie hätten reden können, hätten sie sicherlich gesagt: „Befrei uns, wie sind schon seit der Zeit hier gefangen als Raider noch Twix hieß...“ So nahm ich sie vom Haken, Hände waschen musste ich eh. Und ich war stolzer Besitzer von zwei Carbon-Stöckchen in der richtigen Länge...

Und heute wollte ich sie dann ausprobieren. Gar nicht so einfach wenn man als Mann eher die grobmotorischen Ansprüche des Lebens befriedigen kann. Etwas ratlos steht Man(n) da und versucht zu ergründen wie denn zum Teufel die Hände in diese Schlaufen gehören. Außerdem sollte man dabei ein wenig aufpassen, dass man nicht den Küchentisch abräumt. Ich schwöre, die Dinger haben ein Eigenleben, sie entziehen sich der physikalischen Gesetze und fühlen sich von Kaffeetassen auf einem Tisch magisch angezogen. Aber auch das war irgendwann geschafft (und die Tasse hat mir eh nie gefallen), schließlich hat man auch gelernt Schnürsenkel zu binden (ok, ist schon ein bisschen her, aber die Herausforderung bleibt...)

Tja und nun steh ich da und mache die ersten Schritte. Ein wenig aufgeregt bin ich schon und, ich gestehe es offen, ein wenig verlegen. Schließlich habe ich in meiner Zeit als Läufer auch immer ein wenig auf die Walker hinabgeschaut. Jogging-Light hieß es damals – und jetzt war ich auch dabei. Na, zum Glück bin ich in der Beziehung ziemlich schmerzfrei und es schert mich den Teufel, was in den Köpfen anderer Leute vorgeht.

Leider konnte ich auf den ersten Metern das herrliche Wetter nicht so recht genießen. Blau-weißer Himmel, vielleicht 20 Grad, ein frischer Wind und ganz extrem klare Luft. Idealer kann es nicht sein – nur man(n) muss doch ein wenig kämpfen um den richtigen Rhythmus zu finden – rechts Bein vor linkes Stöckchen auch und umgekehrt und das auch nicht zu langsam bitte schön. Nach ein paar hundert Metern kam dann die Einsicht, dass es vielleicht besser wäre nicht zu denken sondern einfach zu marschieren – und siehe da, es ging auf einmal. Elegant sah es sicher nicht aus am Anfang, aber was soll’s, die B-Note ist beim Walken nicht entscheidend, denke ich.

Also ab in Richtung Wurm, immer schneller wurde ich, schließlich ging es bergab und ich hatte den Kopf frei für alles was mich umgab. Wind im Gesicht, Sonne und herrliche Luft. Anders als beim Laufen zwingen mich die Stöcke aufrecht zu gehen. Ich hatte (und habe) die blöde Angewohnheit beim Laufen immer auf den Boden vor mir zu starren. Heute war es anders, ich sah meine Umgebung und konnte sie genießen. Es ist schon schön zu sehen, wie viele Blumen am Wegesrand blühen und wie die Sonne im Wasser spielt...

Welchen Weg sollte ich heute nehmen. Eigentlich wollte ich mal so zum warm werden meine 5- Kilometer-Strecke abwalken. Aber es ging so gut, nichts tat weh, kein Knie, kein Rücken und so entschied ich mich spontan dazu, in Richtung Geilenkirchen zu marschieren, immer an der Wurm entlang. Klar, es war viel Verkehr auf dem Weg, Spaziergänger, Läufer, Hunde und die obligatorischen Papageien auf ihren Rennrädern.

Also immer schön rechts halten, schließlich ist man als Walker, wenn man einigen Threats im Forum von Laufen-aktuell glauben darf, quasi das untere Ende der sportliche Evolution und wird eh nur ausgelacht. Komisch, ich habe heute ganz andere Erfahrungen gemacht. Ich wurde so oft freundlich gegrüßt wie schon seit ewigen Zeiten nicht mehr (außer von den Rennpapageien, die wahrscheinlich zu viel Angst davor haben, eine Fliege zu verschlucken). Sogar zwei Läufer (ja, echte Läufer und keine Jogger), die mit einem Affenzahn über den Weg flogen, grüßten freundlich. Aber am besten war die ältere Dame mit dem älteren Hund, der ich drei Mal begegnete. „Na, junger Mann (höre ich immer wieder gern), jetzt lassen sie es mal gut sein, schließlich soll Sport Spaß machen...“ Ich musste laut lachen und die nächsten Kilometer fielen leichter... Apropos, ich habe sogar einen Jogger überholt! OK, er machte gerade Pause und dehnte ausgiebig, aber immerhin, ich habe ihn einfach stehen lassen...

Weiter ging es also, Steigungen, an denen ich sonst fast verzweifelte, waren kein Problem, ich fand meinen Schritt – und der war nicht langsam, ich machte Meter um Meter und mit jedem Schritt machte es mehr Spaß. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch ewig so hätte weiter walken können, ein ähnliches Gefühl wie im Sommer 2003 als ich um 5 Uhr Morgens einsam im Frühnebel meine Runde in Glane drehte und auch nach 30 Kilometern noch hätte weiter laufen können.

Aber auch das Gefühl ging – leider – vorbei. Als ich wieder auf dem Weg nach Rimburg war, da merkte ich doch meine Beine, es war Zeit, den Rückweg in Angriff zu nehmen. Nach guten zwei Stunden und geschätzten 15 bis 16 Kilometern war ich dann wieder in Palenberg gelandet. Noch nicht einmal die letzte giftige Steigung hat weh getan und mit einem Lächeln auf den Lippen war der erste Walking-Tag geschafft.

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Erfrischender Bericht, Neustein!

Die Leute, die dir über den Weg laufen sind so ganz anders als in München :wink:
Jetzt, wo du endlich Stöcke hast, geht's wohl erst richtig los, oder?
:hallo:
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597

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Hallo, Dieter!
Du solltest Deine Berichte in einen eigenen Thread setzen -hier gehen sie doch unter! Wär doch schade drum..
Lieben Gruss von
Andrea


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flinkfuss hat geschrieben:Hallo, Dieter!
Du solltest Deine Berichte in einen eigenen Thread setzen -hier gehen sie doch unter! Wär doch schade drum..
Hallo Andrea,

ohne Deinen Threat hätte ich mich nie getraut hier meine Berichte zu posten. Also gehören sie hier hin und damit basta.... :nick:

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neunstein hat geschrieben:Hallo Andrea,

ohne Deinen Threat hätte ich mich nie getraut hier meine Berichte zu posten. Also gehören sie hier hin und damit basta.... :nick:


Pöh! :backtotop

Dann schreib gefälligst Deine Berichte! Latsch mal ein bisschen häufiger und wehe Du vergisst, uns davon zu erzählen! :zwinker4:
Lieben Gruss von
Andrea


Dank an Dieter und Andrea...

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Sehr schöne Bericht über die Walking-Alternative. Bevor ich nach meiner Bandscheiben OP (14.07.2006) wieder mit Laufen anfangen möchte, habe ich auch darüber nachgedacht, zunächst mal zu Walken. Gut finde ich die Passage:
neunstein hat geschrieben:Wichtig ist es meiner Meinung nach das du das Walken nicht unter dem negativen Vorzeichen "Abstieg" vom Läufer siehst. Dann wird es immer etwas negatives wenn auch unterschwellig bleiben. Es ist eine Alternative. Laufen und Walken kann sich auch ergänzen. Und auch beim Walken kannst du dich über die Länge der Strecke, das Profil der Strecke und im begrenzten Maß auch über die Geschwindigkeit durchaus sportlich betätigen.
Also viel Spaß bei Walken ob nun nordisch oder auch mal ohne Stöcke.
Na dann will ich mal sehen, wie es mir ergeht, wenn ich mal eine erste Runde gedreht habe. Ich denke, ich werde dann in diesem Thread hier berichten.
Liebe Grüße an alle. :hallo: :hallo: :hallo:
Gruß
Klaus
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KLaus ich wünsche dir eine gute Genesung und viel Freude am Wiedereinstieg mit Walken oder NW.

Der Kopf muss nach so einer Verletzungs oder OP Pause erst einmal damit klarkommen das es nur ganz langsam wieder weiter geht. Bin auch gerade dabei das zu lernen...
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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Hallo Neunstein,
wäre schade gewesen um den tollen Bericht wenn du dich nicht getraut hättest. :-)
LG
Andrea
Die Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche bei 1,2 g Gewicht. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt trotzdem

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Hallo,

Ihr habt es so gewollt :nick: Hier kommt mal wieder ein Bericht von einer kleinen Runde...

6. September 2006

Nein, sie waren nicht gut die Vorzeichen für eine Walking-Runde in dieser Woche. Am Montag kam wie immer mein Chef und es wurde wieder ein verdammt langer Tag im Büro, am Dienstag hatte mein Dental-Django Sehnsucht nach mir, besser gesagt nach meinen Provisorien und den neuen Brücken und heute, am Mittwoch, durfte ich nach Essen in unsere Zentrale zu einer Besprechung fahren. Donnerstag und Freitag sind wieder voll mit Arbeit – open end sozusagen und am Freitagabend geht es dann wieder nach Hankenberge. Daneben noch ein wenig bügeln und einkaufen...

Aber manchmal kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Die Besprechung in Essen war um
14.00 Uhr erledigt, die Dinge, die es noch zu klären gab, konnte ich schon vorher erledigen und so war ich um 15.00 Uhr wieder auf der Autobahn Richtung Aachen und an meinen Schreibtisch. Nur, manchmal träumt man ein wenig auf der Bahn und so rauschte ich an der Abfahrt zur B 61 vorbei und war auf dem Weg nach Heinsberg – also, was soll’s, heute geht es nicht mehr ins Büro...

Um 16.00 Uhr war ich zu Hause und ich hatte ganz einfach Lust, mir den Stress, den Ärger und vor allem die Anspannung der letzten Tage vom Leib zu laufen. Also ging es los, die Stöcke unter dem Arm hinaus in die Welt, die sich heute mit ihrem schönsten Gesicht zeigte. 27 Grad, strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, ein ganz leichter Wind, ein Traum von einem Wetter. Ab in Richtung Rimburg, so 7,5 Kilometer sollten genug sein für heute, eine Stunde Stöckchenwerfen ist OK., oder?

Als ich am Bahnübergang ankam, war dieser – natürlich – geschlossen und die Erfahrung sagt, dass dies um diese Zeit seeeehr lange dauern kann., manchmal bis 10 Minuten und das war mir definitiv zu lange. Also kurzerhand umdisponiert und ab nach links in den Wald – und Pause! Die Gummipuffer sind ja auf Asphalt in Ordnung aber auf Waldwegen rutsch man nur hin und her. Runter mit den Dingern – und das, ohne die Schlaufen zu öffnen. Ein gar lebensgefährliches Unterfangen für jeden Radfahrer, der an einem vorbeifährt. Gut, ich habe doch noch einiges zu lernen und ich hoffe, dass der Radfahrer mich nicht bis in alle Ewigkeiten verflucht...

Tja, dieser Weg hat es in sich, sag mit noch einer, das Rheinland wäre platt wie ein Teller. Bergauf geht es mit einer Steigung jenseits der 12 % und die Schritte werden kleiner und kleiner. Instinktiv helfe ich mit den Stöcken nach und ich schaffe den Anstieg – schnaufend wie eine Dampflok aber ohne langsamer zu werden. Himmel, ist das herrlich hier unter den Bäumen, die Erde ist noch nass und die Luft klar und frisch, kein Mensch, kein Hund begegnet mir auf meinem Weg, nur zwei Eichhörnchen sitzen da und schauen mich mit ihren braunen Augen an. Sie halten es noch nicht einmal für nötig, ein wenig Platz zu machen und dem einen wäre ich fast auf den Schwanz getreten. Ich schwöre, dass diese beiden im letzten Leben Läufer waren und den Stöckchenschwinger nicht ganz Ernst nehmen...

Nach guten drei Kilometern hat mich die Straße wieder und die Gummipuffer kommen wieder auf die Spitzen – natürlich nicht, ohne einen Blick nach hinten. Ein fast ausgespießter Radfahrer am Tag reicht. Zurück geht es nach Rimburg und es fällt mir immer leichter mein Tempo zu halten. Ich experimentiere mit der Armhaltung und vergesse dabei völlig den Weg. Als ich wieder bewusst nach oben sehe bin ich schon auf dem Weg nach Geilenkirchen. Warum nicht? Ich habe Zeit heute und ich habe Lust, mich zu bewegen. Also ab dafür...

An der Wurm sind komischerweise kaum Menschen unterwegs, nur ab und zu kommt ein Radfahrer vorbei und so habe ich die Muße den Vögeln zuzusehen. Ein Fischreiher geht seinen Geschäften nach, ein Wiederhopf kreuzt meinen Weg, sogar ein Eisvogel fliegt an mir vorbei. Am Schloss Zweibrücken ist heute anscheinend Trainingstag für die Pferde. Elegant wie dort Reiter und Pferde die Grundübungen der Dressur einstudieren. Die Welt zieht an mir vorbei wie ein Film und ich merke wie die Anspannung in meinem Körper und in meinem Kopf nachlässt. Ich werde ruhig und kann das Schöne aufnehmen und mich entspannen...

Der Wendepunkt ist erreicht und zurück geht es den Hügel hinauf in Richtung Windhausen und zurück durch die Felder an die Wurm. Hier werden heute die Sommerwiesen gemäht, der Geruch von frischem Heu steigt mir in die Nase und schickt mich zurück in meine Kindheit und macht Erinnerungen frei an den Spätsommer in Lindhorst. Ich sitze wieder bei Wilhelm Gümmer auf dem Porsche-Traktor, hinter uns das Mähwerk und das Gefühl, ein richtiger Bauer zu sein. Ich durfte sogar lenken, Gas geben war unnötig, da dieses Wunderwerk deutscher Maschinenbaukunst mit Handgas lief. Himmel, wie lange ist das her, fast 40 Jahre und man braucht anscheinend nur einen Geruch um die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen...

Auf dem Rückweg begegnen mir dann doch einige Leute – und wie schon am Samstag grüßen sie (fast) alle freundlich. Hunde werden festgehalten und Kinder eingefangen, keiner lacht, keiner macht sich lustig, sogar den einen oder anderen bewundernden Blick kann ich einfangen (oder bilde ich mir das ein?)...

Nach etwas mehr als zwei Stunden hat mich die Realität wieder, ich stapfe die Treppen hinauf, stelle die Stöcke in die Ecke und bin froh, dass heute ein Tag war, der erstens anders kam und zweitens als man denkt...


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Hallo Neunstein,

wieder ein toller Bericht von dir. :daumen:

Erstaulich das alle Leute bei euch so nett auf NW reagieren. Mir geht das hier in HH schon auf den Keks wenn die Leute feixen, blöde Bemerkungen machen usw.

Gruß Martin
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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Martinwalkt hat geschrieben:Hallo Neunstein,

wieder ein toller Bericht von dir. :daumen:

Warum antwortest Du nicht im UMTB-Thread ?

Du schaffst doch bis Courmayeur sicher, das sind 86 km , aber dann :teufel:

Was würdest Du denn ET und DLK raten , dieser ET-Bericht verfolgt mich noch immer :haeh:

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Hallo Neunstein,

wirklich schön, wie du die ganz normalen Dinge eines "Walkouts" beschreiben kannst. Wie man sieht, lohnt es sich, dies alles festzuhalten.
Toll, dass du weiter machst mit deinen Berichten ...

:hallo:
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597

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Guenthi hat geschrieben:Warum antwortest Du nicht im UMTB-Thread ?

Du schaffst doch bis Courmayeur sicher, das sind 86 km , aber dann :teufel:

Was würdest Du denn ET und DLK raten , dieser ET-Bericht verfolgt mich noch immer :haeh:
Ich habe jetzt dort geantwortet.

Es steht mir nicht an ET oder DLK zu etwas zu raten was ich selbst noch nicht ausprobiert oder geleistet habe.

Das ET das nicht schaffen konnte obwohl er sonst ja schon so einiges geleistet hat bewirkt bei mir noch größeren Respekt vor der Strecke.

Was DLK angeht so kann ich seinen Umfragen und theoretischen Betrachtungen oft wenig abgewinnen, teilweise nerven sie mich, wie viele andere hier im Forum auch. Aber: Sein Bericht vom K78 war wirklich toll geschrieben und die Leistung erkenne ich wirklich an (mehr als sich die 100km in Biel durchzuschwurbeln) Der K78 scheint mir wirklich ne harte Nuss zu sein. So macher DLK Kritiker hier im Forum müsste das erst mal nachmachen. Die 100km von Biel halte ich aufgrund des Streckenprofils und der Zeitvorgaben für leichter als den Hollenmarsch oder die Horizontale Jena. Daher emfinde ich es als nicht so eine Wahnsinnsleistung dort innerhalb des Zeitfensters anzukommen. DLK ist dort weite Strecken mit Krämpfen marschiert und fordert dafür Respekt. Allerdings kann ich dafür zwar etwas Mitleid empfinden doch meine ich das man mit solider Vorbereitung so etwas ja auch vermeiden kann...

Eine seriöse Vorbereitung ist man einer langen Strecke, ob gewalkt oder gelaufen, einfach schuldig. Wer das nicht tut darf halt hinterher nicht jammern. Auch wieder die Belgierweisheit:
Wenn du nach einem 100km Marsch am Wochenende am Montag nicht normal zur Arbeit gehen kannst hast du etwas falsch gemacht....
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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Vielen Dank,

habe deinen Beitrag jetzt erst gelesen :zwinker5:

Hast Du evtl. den link zum DLK-Bericht, den kenne ich noch nicht ?

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danke, hab wenig Zeit und habe ihn bis jetzt nur überflogen, wundert mich, daß der Bericht nur 14 Antworten bekommen hat :confused:

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Hallo Martin, Hallo Kurt,

es freut mich, dass Euch meine Bericht gefallen :) Es gab einmal Zeiten hier im Forum, da war ich als "Tante Hedwig (Kurtz-Mahler)" berüchtigt, der eine oder andere mag sich erinnern...

Ich hätte, ehrlich gesagt, nie gedacht, dass mir das Walken so viel Spaß machen kann und ich freue mich schon auf den nächsten "Ausritt". Ich werde mal versuchen, am Wochenende nach der Arbeit eine Runde durch die Tevernener Heide zu drehen, einem großem Naturschutzgebiet an der Grenze zu den Niederlanden. Mal sehen, ob ich da die 20 Kilometer knacken kann...

Einen Bericht wird es auch dann wieder geben - versprochen (oder angedroht, je nach Standpunkt...)

Liebe Grüße

Dieter

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Tja, ihr wolltet es so...

Hier ist mein Bericht von meinem Ausflug in die Heide...

10. September 2006

Endlich ein paar Stunden Wochenende. Heute habe ich mal richtig früh Feierabend gemacht. Was soll man nun mit einem freien Nachmittag anfangen? Saubermachen? Abwaschen? Nö, nicht bei dem Wetter, der Himmel ist strahlend blau und die Temperaturen sind genau so wie ich sie mir wünschen, irgendwo um die 22 Grad. Also raus aus der Hütte und dann? Na, ich hatte mir ja vorgenommen, ein wenig die Teverener Heide zu erkunden...

Also zuerst ein wenig „Heimatkunde“. Teveren kennt man vielleicht auch im Rest der Republik durch die dort ansässige NATO-Airbase mit ihren AWACS-Aufklärungsflugzeugen, die angeblich der Welt mehr Sicherheit bringen – und hier in der Gegend aber hauptsächlich schlaflose Nächte. Teveren hat aber noch mehr zu bieten, eben die Teverener Heide. Sie ist mit 450 ha eines der größten und auch eines der ältesten Naturschutzgebiete im Kreis Heinsberg direkt an der Grenze zu den Niederlanden. Neben seltenen Pflanzenarten sind besonders die Offenlandbiotope und die Feuchtwiesen zu erwähnen. Aber genug der Vorrede. Ab geht es in die Heide...

Es ist 13.00 Uhr und ein bisschen und die Stöckchen warten. Ab ins Auto und nach Scherpenseel gefahren. Dort am Parkplatz angekommen bewahrheiten sich meine Befürchtungen. Das schöne Wetter treibt jede Menge Spaziergänger in die Natur- na gut, das Gelände ist ja groß genug für alle. Als erstes werden mal die Gummipuffer abmontiert und los geht es. Vor mir marschiert eine recht internationale Gruppe von Spaziergängern, ich höre niederländisch, englisch und ab und zu einen Brocken deutsch – und das in einer Laufstärke, dass man meint, der Fanblock der Alemannia hat seinen Übungstag vom Tivoli in die Heide verlagert. Himmel bin ich froh, als ich vorbei und weit weg bin. Es wird ruhig und einsam auf dem Weg, rechts und links hügelige Heidelandschaft und eine Menge Stille – wenn man mal von dem ständigen Geklapper meiner Stöcke absieht (ob ich mich wohl jemals daran gewöhnen werde? Ich glaube nicht...).

Vor mir ist die erste Steigung, es geht bergauf und neben dem Weg kann man gut walken. Ein Blick auf die Pulsuhr – ja, ich habe das erste Mal seit Jahren wieder den Pulsgurt umgelegt, rein interessehalber – und die zeigt 132 an, gar nicht so schlecht für einen älteren Herren...

Nach guten 20 Minuten ist der breite Weg zu Ende und jetzt kommt ein wenig Abenteuer und Off-Road ins Spiel. Ich bin nach links abgebogen, vorbei an einem kleinen See. Der Weg wurde immer schmaler, gerade noch breit genug für mich. Rechts schimmerte das Wasser durch das Grün der Bäume – und da steht doch etwas rotes im Wald? Richtig, der erste Fliegenpilz, den ich seit Jahren sehe, daneben Pilze in einem leuchtenden Orange. Also ein kurzer Fotostop und dann geht es weiter. Langsam wird der Weg mehr zu einem Pfad, die Äste hängen so tief, dass ich nur noch gebückt hindurch komme – und dann ist der Pfad irgendwie weg. Ich stehe mitten im Wald und es geht nicht so recht weiter. Zum Glück hat mir die Natur bei meiner Geburt einen kleinen Kompass eingebaut und ich finde (fast immer) einen Weg zurück.

Also kurz orientiert, wo steht die Sonne, wo stand sie als ich losmarschiert bin? Zurück geht es über umgestürzte Bäume, durch die Brombeeren (schade, dass sie noch nicht ganz reif sind) und über kleine Bachläufe. Nach vielleicht 15 Minuten bin ich wieder zurück auf dem Weg – und biege mal wieder ab, der Weg sah doch recht vielversprechend aus, nur endet auch er wieder in Brombeersträuchern und zwingt mich zu um Umkehren. So, Schluss mit den Experimenten! Jetzt gibt es nur noch breite Wege und ich walke etwas planlos weiter. Jetzt hat mich der Wald wieder und alle paar Hundert Meter wartet eine schöne Aussicht oder ein neuer kleiner See. So geht es Meter um Meter weiter, der Puls bleibt konstant bei 140 und so langsam kann ich meinen Ausflug genießen, ab und zu bleibe ich stehen und mache ein Foto, ab und zu begegnet mir ein Spaziergänger oder Fahrradfahrer. Ab und zu sehe ich einen Walker (und manchmal bestätigen sich wieder die Vorurteile – warum zum Teufel muss man einen Gurt mit mindestens drei Trinkflaschen dabei haben und die Stöcke in den Boden rammen als wolle man nach Öl bohren?) Die ersten Läufer kommen vorbei und ich mache schön Platz und lasse sie vorbei – und höre sogar ein „Danke schön“...

Aber es war nicht alles nur positiv. Zwei Jogger zogen mir hochrotem Kopf an mir vorbei und ich hörte die ersten wirklich gehässigen Kommentare. Ich will sie hier nicht unbedingt wiedergeben, nur stellten sie meine Toleranz ziemlich auf die Probe. Hatte ich nicht genug Platz gemacht, reichte eine vielleicht vier Meter breiter Weg nicht aus für zwei Läufer? War ich eine Beleidigung für die laufende Bevölkerung? Hätte ich mich in Luft auflösen sollen? Nur bin ich leider weder Siegfried noch Roy. Komisch, ich dachte immer, dass Läufer zu den tolerantesten Menschen überhaupt gehören – aber man lernt ja nie aus...

Na egal, weiter geht es, immer wieder vorbei an kleinen Seen und offenen Lichtungen und so langsam orientiere ich mich mal um den Rückweg zu finden. Nach einer Stunde und 45 Minuten war ich dann – mal wieder – auf dem Hauptweg und zurück ging es nach Scherpenseel. Jetzt noch einmal richtig Gas geben und den Puls auf 150 bringen. Schon fast laufend geht es die letzte ganz giftige Steigung hoch – und sie wird verdammt lang. OK, nach genau 2 Stunden und 8 Minuten bin ich wieder zurück und setze mich ein wenig auf die Bank, ein letzter Blick auf die Heidelandschaft und zurück geht es zum Auto...

Es war ein schöner Ausflug und ich werde sicherlich noch einmal in die Heide fahren und dort die Stöckchen schwingen...

P.S.: Das ganze mit ein paar Bildern gibt es auch auf meiner http://www.dieter-hoppe.deHomepage.


50
Hallo Neunstein!

Viel Lesefutter heute überall :zwinker2:

Da hast du wirklich ein ausgesprochen schönes Trainingsgelände. Nur schade, dass es überall miesepetrige Mitmenschen gibt. Mal schauen, wo du uns als nächstes hinführst ...

:hallo:
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597
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