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5000 Kilometer oder in 3 Monaten zum Nordkap

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Etwas irreführend das Wort 'Laufneuling'
Damit kann man auch Leute anlocken.
Suggeriert, dass er Anfänger war und so die Strecke gelaufen ist.
Dass er kein unbeschriebenes Blatt ist, zeigt, dass er mit dem Rad schon die Welt umrundet hat.
Veganer sind keine Romantiker, sondern Realisten

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Dazu vielleicht ein paar Worte.

Die Glaubwürdigkeit einer solchen Unternehmung, neudeutsch auch "journey-run" genannt, steht und fällt immer mit der Reputation des Läufers. Im vorliegenden Falle ist aber die nichtvorhandene Reputation wesentlicher Bestandteil des Unternehmens, es gehört mit zur Verkaufsstrategie (Zitat: "Nie zuvor einen Marathon gelaufen, ohne Wettkampfzeiten, durchquerte er im Laufschritt Europa"). Verkauft wird also eine Geschichte der Unternehmung. Die Termine der Vortragsreise waren alle schon festgelegt, die Hallen gebucht, bevor überhaupt ein Schritt gelaufen wurde. Man kann schon fragen, ob da ein Scheitern überhaupt "machbar" war.

Im Tagebuch ist zu lesen "in einigen Internetforen spöttelten manche Laufprofis über das Vorhaben". Ich weiss nicht genau, was mit "Laufprofis" gemeint ist, aber den einen oder anderen kritischen Kommentare war schon aus der Ultraszene zu vernehmen, die aber wohl kaum aus Profis besteht, sondern Amateure sind, so wie sich Ronald Prokein selbst bezeichnet. Im Marketing muss man ihm und sein Team jedenfalls Profitum bescheinigen. Vielleicht ist er ja auch ein guter Entertainer, dass sich der Besuch seines Vortrages lohnt.
There are no answers. Only choices.

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O ha, danke für die Hintergrundinfo. Na ja, ich werde mir das jedenfalls heut mal anhören, mit dem Wissen etwas kritisch betrachten, und dann mal berichten.
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.

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Interessant finde ich die Fotos die auf der Seite sind, insbesondere im Vergleich mit denen vom Deutschlandlauf. Im speziellen die der Beine.
Ich hab von den Schneggi Berichten noch ganz gut die verschwollenen und getapeten Beine in Erinnerung, seine sind lediglich 'von der Sonne gezeichnet'.
Wohl doch mehr ein Vollprofi, wenn das so weggesteckt wird ......

Aber die Fotos sehen ganz gut aus, wird sicherlich interessant.

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Bild

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Hallo,

respektieren muss man die Leistung auf jeden Fall, egal aus welchen Beweggründe. Und wenn man die "verrückte Leidenschaft" noch zu Geld machen kann, warum nicht?

Viele Grüße,
Jörg

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Charly hat geschrieben:Etwas irreführend das Wort 'Laufneuling'
Damit kann man auch Leute anlocken.
Suggeriert, dass er Anfänger war und so die Strecke gelaufen ist.
Dass er kein unbeschriebenes Blatt ist, zeigt, dass er mit dem Rad schon die Welt umrundet hat.
Meine Schwester ist mit dem Kameramann, der ihn begleitet hat, liiert. Sie hat die beiden in Sachsen besucht und ist mit Prokein eine Weile gelaufen. Naja, wohl eher geschlendert, wenn man ihr Glauben schenken darf. Das Ganze 'lief' wohl eher schneller gehend als richtig laufend :D
Und untrainiert war der Bursche natürlich auch nicht wirklich, aber, das muss man ihm lassen, bei weitem kein Langstreckenläufer.

Gruss

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So, na dann hier mal mein "Bericht" von der gestrigen Veranstaltung :wink: :

Um 19:30 Uhr sollte es beginnen und als wir ca. 19:15 im Rathaus ankamen, saßen im Saal auch tatsächlich 6 interessierte, alles andere als sportlich aussehende ältere Herrschaften.

Bevor wir jedoch noch den Saal betreten konnen, empfing uns eine dicke Dame an einem Tisch, auf dem Videos und Bücher zum Verkauf angeboten wurden.

"Möchten Sie Beide zum Vortrag" - "Ja" - "Achteurofufzig" - "Zusammen" - "Nein, jeder Achteurofufzig" :nick:

"Wie, Achteurofufzig, für jemanden, der erzählen will, wie man untrainiert durch Europa laufen kann und dann vielleicht noch Nachahmer animiert :nene: , Einen Diavortrag auf einer kleinen Videowand hält... Für Achteurofufzig schau ich mir lieber im Kino einen Film mit Überlänge an, habe immer noch Eineurofufzig gespart und sitze in bequemen Sesseln..."

Wir waren nicht die Einzigen, die da nicht hineingegangen sind. In der Lokalpresse stand nix von Achteurofufzig.

Na ja, wir sind dann jedenfalls noch zum Italiener, was trinken gegangen und hatten einen schönen Abend unter auf gleichem Niveau trainierten Freundinnen, die sich konsequent auf ihren nächsten Marathon vorbereitet haben.

Ja, so war das...

Ach so, und ein paar Bildchen habe ich mir anschließend noch im Netz angeschaut, und dabei bin ich auf eines gestoßen... schaut selbst. Läuft er noch, oder walkt er schon :confused: Na ja, so untrainiert...
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In Deutschland macht man am besten etwas das sonst keiner macht. So wie der Survivel-Bäcker Nehberg. Dann ist man Experte und bekommt mehr Respeckt weil ebend keiner mit einem Flos oder in Badehose was macht.

Und nach meinen Erfahrungen mit dem fehlgeschlagenen Versuch meine Frage online zu diskutieren (--Bewertung) frage ich mich was der Prokein wohl gesagt bekommen hätte wenn er hier seinen Plan geschildert hätte! :) ))

Wenn ich mal was besonderes gemacht habe (ist aber nix geplant, haha!) dann mache ich auf keinen Fall eine Diashow. Das ist ziel zu teuer zu organisieren und ein hohes Risiko das Geld nicht wieder einzuspielen.

Aber wenn einer seinen Traum macht dann finde ich das gut. Dann ist egal wie viele Leute zum Vortrag gehen.

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Ich beobachte nun schon seit einiger Zeit die wachsende Szene selbsternannter "Extremläufer". Gemein ist ihnen meist, dass sie - rein sportlich gesehen - eher mittelmässige Leistungen aufbauschen oder auch derart darstellen, als seien es Höchst- oder Rekordleistungen. Oder es werden Höchstleistungen behauptet, die bei genauerem Hinsehen Zweifel an der Seriösität aufkommen lassen. Wenn es um die erwünschte Publizität geht, wird es dann auch mit der Wahrheit nicht mehr so genau genommen.

Ein aktueller Fall aus meiner Gegend: nicht weit entfernt von mir lebt eine Läuferin, die dieses Jahr den Marathon des Sables absolvierte. Seither versucht sie sich als "Extremläuferin" zu verkaufen, als "Wüstenläuferin", deren Spezialität Alpin-Ultra-Läufe sei. Sie lässt sich auch mal gerne vom SWR1 als "eine der weltbesten Extremläuferinnen" ankündigen.

Um das mal ins rechte Licht zu rücken: diese Frau ist in der Ultralaufszene ein absolut unbeschriebenes Blatt. Mir ist kein deutscher Ultralauf bekannt, wo sie jemals in Erscheinung getreten wäre. Beim MdS hat sie ungefähr doppelt so lange gebraucht wie die weibliche Siegerin. Die 70km Etappe beim MdS hat sie mit einem Schnitt von 2.8 km/h zurückgelegt. Nicht dass ich vor ihrer Leistung keinen Respekt habe. Aber "eine der weltbesten", das ist schon starker Tobak.

Die vorläufige Krönung war diese Woche in der Badischen Zeitung zu lesen. Nach eigenem Bekunden strebt sie einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde an. Man höre und staune: sie will einen 65km-Lauf im Schwarzwald als Rekordlauf "verkaufen", Zitat aus der BZ:

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Am 4. November werde ich es versuchen. Dann will ich an einem Tag 65 Kilometer durch den Schwarzwald laufen und damit den ersten Schwarzwald-Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde kriegen. Wird schon klappen. Ich bin das vor zwei Jahren schon mal gelaufen, in elf Stunden und acht Minuten.
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Wo bitte gibt es da etwas rekordwürdiges? Seit einem Jahrzehnt führt Walter Eberhard den Erlebnislauf von Wolfach nach Schwenningen durch. Über exakt 65 km... Und der Finama über 80 km, seit über 20 Jahren veranstaltet, zählt wohl auch nicht?

Man fragt sich auch, auf was sich "Alpin-Ultra-Spezialistin" denn bezieht, mit einer solchen Leistung lässt sich nicht mal den Swiss Alpine Marathon in der Sollzeit bewältigen.

Der Ultramarathonsport wird in der Öffentlichkeit praktisch nicht wahrgenommen. Das macht es natürlich solchen Leuten leicht, sich derart zu positionieren, da fast niemand das einschätzen kann. Die Journalisten scheinen auch nicht gerade an Fachkenntnis erkrankt zu sein. Schade, dass dadurch von diesem Sport eher Zerrbilder in die Öffentlichkeit gelangen.

Wäre schön, wenn wenigstens die Läufer selbst, auch wenn sie keine Ultras laufen, da etwas differenzieren könnten und solchen Unternehmungen mit einer gesunden Skepsis begegnen. Vielleicht konnte ich dazu etwas beitragen.
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Dromeus hat geschrieben:Wäre schön, wenn wenigstens die Läufer selbst, auch wenn sie keine Ultras laufen, da etwas differenzieren könnten und solchen Unternehmungen mit einer gesunden Skepsis begegnen. Vielleicht konnte ich dazu etwas beitragen.
Ja Michael, ich denke, ich kann das ganz gut differenzieren und würde Dir dreimal lieber ein Essen für 20 € ausgeben und dabei den ganzen Abend mit Spannung zuhören, was Du vom Deutschlandlauf zu erzählen hast, als diesem Möchtegern-Promi Achteurofufzig in den Hals zu werfen.

Wenn Du das als Einladung betrachtest: bittesehr, gern :zwinker2:
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vernichte die Alternativen.

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schnatterinchen hat geschrieben:Wenn Du das als Einladung betrachtest: bittesehr, gern :zwinker2:
:peinlich: wer könnte einer so netten Einladung widerstehen :zwinker5: aber ich erzähle auch ohne Hirschmedaillons mit Preisselbeeren :geil: nur Westpolen, uff, das ist weit, ob da 17 Tage hin reichen? :zwinker2:
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schnatterinchen hat geschrieben:Wir waren nicht die Einzigen, die da nicht hineingegangen sind. In der Lokalpresse stand nix von Achteurofufzig.
Dafuer bekommst du jetzt als Entschaedigung einen Bericht von einem, der auch
nach Nordnorwegen gelaufen ist, zwar nur 3000km, dafuer ohne Begleitung:
http://www.laufen-in-wuppertal.de/skandinavienlauf.pdf

:-)

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kk66 hat geschrieben:Da lachen ja die Huehner, das schafft ja meine Grossmutter, 65 km in 11 Stunden und 8 Minuten, so bergig kann's im Schwarzwald gar nicht werden... :teufel: :hihi:
Unterschätze mir den Schwarzwald nicht! Gemäss einem Interview führten die 65 km über die drei höchsten Schwarzwaldberge Schauinsland, Feldberg und Belchen (das ist sachlich falsch, der Schauinsland ist mit unter 1300m auf Rang 15).

Ich habe im Sommer einen ähnlichen Lauf über 72,6 km durchgeführt, allerdings den Zweithöchsten, das Herzogenhorn mit einbezogen:

4GL - der Vier Gipfel-Lauf

Da ich im Tal gestartet bin (und auch dort den Lauf beendete), kamen 2800 Höhenmeter rauf und runter zusammen, man muss nicht immer in die Alpen :D

4GL Höhenprofil

Ich habe auch mit den 11h kein Problem, nur, wenn nach eigener Aussage Berglauf ihre Spezialität ist, dann sollte sie vielleicht ein bisschen flotter sein, um sich als "eine der weltbesten Extremläuferinnen" titulieren zu lassen.
kk66 hat geschrieben:lauf doch in 17 Tagen von Griechenland nach Westpolen => Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde; hat ja noch keiner geschafft. :hihi:
Ich dachte eigentlich eher daran, für das Guiness Buch das Münstertal 10 Mal hintereinander rauf und runter zu rennen. So doof war bestimmt noch keiner, das zu machen :hihi:
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