Schlecht trainiert zum Marathon - das tut dem Herzen nicht gut
Bei 40 Prozent der Läufer gibt es Hinweise auf kurzfristige Myokardschäden
BOSTON (mut). Zuviel des Guten ist ungesund - das gilt auch für Marathonläufer. Wer nicht wirklich gut trainiert ist, sollte auf einen Marathon verzichten, denn sonst kann es vorübergehend zu Myokard-Nekrosen und zu einer rechtsventrikulären Dysfunktion kommen.

60 Läufer des Boston-Marathons nahmen an einer Studie teil. Foto: dpa
Das hat eine US-Studie ergeben, bei der die Herzfunktion von 60 Amateur-Läufern vor und etwa 20 Minuten nach dem Boston-Marathon geprüft wurde. Dies geschah per Ultraschall und mit Laborparametern wie kardiales Troponin T (cTNT) - ein Marker für abgestorbenes Myokard-Gewebe - und natriuretisches Peptid (NT-proBNP) - ein Marker für die ventrikuläre Funktion.
Die Ergebnisse: Der Wert für NT-proBNP war im Schnitt von 63 pg/ml vor dem Rennen auf 131 pg/ml nach dem Rennen gestiegen - Werte unter 125 pg/ml gelten als normal. Weit dramatischer war der Anstieg beim cTNT: Vor dem Lauf war der Marker nicht nachweisbar, danach war er bei 40 Prozent der Läufer auf einen Wert von über 30 pg/ml gestiegen.
Wird dieser Grenzwert überschritten, geht man von einer akuten Myokard-Nekrose aus. Bei den Läufern mit ungünstigen Werten der beiden Marker waren auch eine rechtsventrikuläre Dysfunktion und eine diastolische Dysfunktion nachweisbar. Zudem war der Lungendruck erhöht.
Langzeituntersuchungen der Herzfunktion wurden nicht gemacht. Aus anderen Studien ist aber bekannt, daß sich die Herzfunktion vier Wochen nach dem Lauf wieder weitgehend normalisiert hat. Dennoch: Durch gutes Training kann man vermeiden, daß die Herzfunktion überhaupt beeinträchtigt wird.
So wurden die ungünstigsten Laborwerte bei Läufern gemessen, die vor dem Rennen weniger als 55 Kilometer pro Woche zum Training gelaufen sind. Bei ihnen war etwa der Wert für cTNT im Schnitt auf 90 pg/ml gestiegen. Dagegen waren diese Werte bei Läufern mit einem Trainingspensum von über 72 km pro Woche nicht übermäßig erhöht (Circulation 114, 2006, 2325).
http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/1 ... 01.asp?cat=
KOMMENTAR
Ungesunde Überanstrengung
Von Thomas Müller
Noch immer gönnen sich die meisten Menschen nur einen Bruchteil der Bewegung, die ihnen eigentlich gut tun würde. Und nach Daten einer aktuellen Zehnjahresstudie nimmt der Anteil derjenigen Menschen, die ganz auf Sport verzichten, immer mehr zu.
Erfreulicherweise gibt es noch eine andere Entwicklung: Diejenigen Menschen, die bereits sportlich aktiv sind, bewegen sich immer mehr. Dieser Trend läßt sich auch an den stetig steigenden Teilnehmer-Zahlen bei Marathonläufen ablesen: Bei den beiden größten deutschen Marathons, dem Berlin-Marathon und dem Hamburg-Marathon, hat sich die Teilnehmer-Zahl in zehn Jahren jeweils verdoppelt.
Bei solchen Massenveranstaltungen ist die Gefahr aber groß, daß viele schlecht trainierte Amateur-Läufer von applaudierenden Zuschauern und professionellen Läufern mitgerissen werden und sich dabei weit mehr verausgaben, als ihnen gut tut. So ließen sich bei 40 Prozent der untersuchten Teilnehmer des Boston-Marathons nach dem Lauf deutlich erhöhte Werte von Markern für Herzschäden feststellen - und das waren genau diejenigen, die am wenigsten vor dem Lauf trainiert hatten.
Auch wenn sich das Herz ein paar Wochen nach dem Lauf wieder regeneriert hat - daß bei solchen Anstrengungen eine Gefahr fürs Herz besteht, sollte zumindest den Läufern zu denken geben, die gerade noch mit letzter Kraft ins Ziel humpeln. Denn auch beim Sport kommt es auf die richtige Dosis an.
http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/1 ... 5a0205.asp
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"So wurden die ungünstigsten Laborwerte bei Läufern gemessen,
die vor dem Rennen weniger als 55 Kilometer pro Woche zum Training gelaufen sind."
Grüße an alle, die mich noch kennen und fürchten.

wirdschon