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von neunstein
So, ihr kommt nicht drum herum, ein Laufbericht muss sein:
16. August 2003. In Glane geht es wieder los, der Teufel wartet und soll uns 10 Kilometer durch die Hölle jagen.
Nachdem ich ein Jahr ausgesetzt hatte, wollte ich in diesem Jahr als Teil meiner Marathonvorbereitung wieder in Glane die 10 Kilometer laufen. Eine Standortbestimmung sollte es werden und natürlich eine Verbesserung der Persönlichen Bestzeit, die bislang bei etwa 56 Minuten lag. Maximalziel war es, unter 50 Minuten zu bleiben, Minimalziel war die Verbesserung der PB.
So hatte ich mich angemeldet und stand auch pünktlich um 18.00 Uhr mit der Startnummer 75 und meinem Läuferkollegen Jörg am Glaner Sportplatz und konnte mir den Minilauf ansehen. Klasse, einfach nur große Klasse, wie die Kleinen vom Teufel persönlich verfolgt ihre Runde durch das Stadion drehten. Interessant wurde es dann beim Bambini-Lauf. Es ist schon schön zu sehen, wie unterschiedlich die Kleinen laufen. Die einen haben Spaß, lachen, knickern, und plappern, die anderen sind Ernst und laufen mit vollem Einsatz. Spaß macht es auf alle Fälle, ihnen zuzusehen.
Langsam wurde es dann auch für uns Ernst. Jörg, mit dem ich schon bei vielen Läufen zusammen gestartet bin und ich haben uns also aufgemacht auf eine Stadionrunde zum Einlaufen, danach ein wenig dehnen und noch einmal locker traben bis es dann um 19.00 Uhr los gehen sollte. Kurz vor dem Start macht sich Nervosität breit und da ist das ganz besondere Knistern in der Luft wie es wohl nur am Start von Wettkampfläufen zu spüren ist wo die Läufer dicht an dicht stehen.
Los geht es also, mehr als 200 Läufer setzen sich in Bewegung. Angefeuert von den Zuschauern geht es ein kurzes Stück bergab und, es hat wieder nicht geklappt! Jedes Mal schwöre ich mir, dass ich an Jörg dran bleibe, wenigstens für einen oder zwei Kilometer, aber er ist einfach zu schnell für mich und so habe ich nur seine Hacken gesehen und war wieder allein. Natürlich bin ich das Rennen vollkommen falsch angegangen, zu schnell auf den ersten Kilometern. Zeiten unter 5 Min für den Kilometer sind OK, aber nicht zu Beginn des Rennens. Jedes Mal wieder sage ich mir das, aber die 10er laufe ich ja nun eher selten und eigentlich sind sie nicht meine Entfernung. Für mich geht es ja nach den 10 Kilometern eigentlich erst richtig los...
Egal, weiter ging es in Richtung Westerwiede, durch die Felder, durch den Wald. Es ist und bleibt eine schöne Strecke, flach und breit genug für die Zahl der Läufer. Kilometer 3 kommt in Sicht, mein Zeit ist weiter unter 5 Minuten, nur langsam werde ich durchgereicht. All die Läufer, die das Rennen taktisch klüger angegangen sind, ziehen an mir vorbei. Ein blödes Gefühl, aber was soll`s. Ich nehme den Kopf runter und versuche mich auf meine Beine zu konzentrieren, auf meine Atmung, beides gelingt mir nicht, ich versuche meinen Kopf auf die Reise zu schicken, aber es ist keine Chance heute. Der Puls ist irgendwo bei 170 und das Laufen fällt mir schwer. Ich bin dankbar für jede kleine Gefällestrecke, nehme das Tempo raus, lasse mich zurückfallen, aber nichts hilft, ich keuche wie eine alte Dampflok des Teutoexpress aber ich kämpfe. Kilometer 4 und die Zeiten werden schlechter, Knapp über 5 Minuten für den letzten Kilometer.
Super, da steht doch tatsächlich jemand mit einem Gartenschlauch und duscht die Läufer. Klasse, genau das was ich jetzt brauche - und viele andere vor mir auch. Eine tolle Geschichte - und schön, dass man dazu auch noch richtig angefeuert wird. Weiter geht es in Richtung Kilometer 5. Kurz danach gibt es endlich Wasser, nur einen Becher erlaube ich mir, eine kurze Gehpause dazu und weiter geht es. Schade, die Zeiten werde immer schlechter, jetzt liege ich schon deutlich über 5 Minuten, dazu die kurze Pause, die mich auch Zeit gekostet hat. Jetzt nur nichts falsch machen, noch sind die 49:59 drin, also Tempo halten, nicht zu viel Zeit verlieren und auf die letzten beiden Kilometer angreifen...
Langsam bin auch ich dran, die ersten Läufer werden langsamer, gehen ein kleines Stück. Ich fange an zu überholen, nicht viele Läufer aber, doch den einen oder anderen - nur es gibt mehr, die mich überholen. Kilometer 8 kommt in Sicht, man es wird schwer, jetzt anziehen, jetzt das Tempo steigern - oh, Mensch, ich hatte gar nicht an die einzige nennenswerte Steigung in dem Lauf gedacht. Eigentlich bin ich ja ein Steigungsläufer, aber die Beine waren zu müde, die Schritte wurden kürzen, nein, heute klappt es nicht mit der Zeit unter 50 Minuten. Aber egal, eine neue Persönliche Bestzeit soll her. Die 56 Minuten schaffe ich...
Am Ende der Steigung ist es noch genau ein Kilometer bis zum Ziel, ein Kilometer bergab, Jetzt noch mal richtig Gas geben, drei Läufer sind noch vor mir und zwei erwische ich noch bis ich ins Stadion einlaufe. Und Beifall gibt es auch - von den beiden Kleinen, die am Tor stehen und klatschen und sich freuen. Ein Endspurt und die Uhr bleibt bei etwas mehr als 52 Minuten stehen...
Und das Fazit? Ich habe mein Minimalziel erreicht, ich habe einmal wieder gemerkt, dass ich kein 10-Kilometer-Läufer bin und, dass ich eher für die längeren und ruhigeren Läufe konstruiert wurde. Es war trotzdem ein schöner Lauf, die äußeren Bedingungen waren optimal, die Organisation klasse, die Strecke schön.
Nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Wo sonst kann man schon in 52 Minuten durch die Hölle laufen????
P.S.: Die Zeit von Jörg? Um die 44 Minuten, er ist und bleibt zu schnell für mich...
Dieter
Münster-Marathon - Startnummer 1670