
Nun gut, das Wetter war perfekt, die Straßen frei, der Alfa willig und jetzt war ich sowieso schon mal wach. Die Orga war perfekt. Keine Wartezeiten, sehr viele hilfsbereite Mitarbeiter und relativ kurze Wege. Man merkt, dass der Bienwald Marathon schon viele Jahre veranstaltet wird. Eine halbe Stunde vorm Start trabte ich, immer noch unwillig, ein/zwei Kilometer , da ich ja immer erst nach 5 oder 6 km so richtig eingelaufen bin. Ein Blick auf den Forerunner und.. Puls 150 ! Beim Einlaufen ?



Normalerweise kann man sich ja ein wenig ablenken, aber die Strecke war so flach und die Straße breit genug, dass es einem schwer viel. So blieb nur der Läufer vor oder neben einen. Oder auch Läuferinnen und da waren wirklich schöne Läuferbeine dabei !


Tapp. Tapp immer dieselben Schritte. Zum Glück hatte ich gute Musik dabei und die trieb mich auf den nächsten Kilometer mit 4:45-4:45-4:45-4:48-4:46 weiter. Jetzt wusste ich, wenigstens bis zum Ende durchlaufen, schaffe ich. Aber richtig angenehm war es immer noch nicht. Jedenfalls fielen mir die 36 km vom letzten Wochenende vieeel leichter. Ich musste immer mehr beißen und ein runder Laufstil sah wirklich anders aus. Ich merkte sofort, wenn ich einen Kilometer unter 4:43 lief. Musste ich auf dem nächsten Kilometer dafür bezahlen.
Bei Kilometer 16 ging dann noch eine junge Frau an mir vorbei. Als jetzt reicht es ja wohl. Haben die gar keinen Respekt vorm Alter oder was ? Ich blieb dran und…ein paar Hundert Meter später zog ich vorbei. Endorphine sollten mich jetzt durchströmen, aber ich keuchte wie ein siebzig jähriger Kettenraucher. Die Antwort kam prompt. Schon war sie wieder neben mir. Ich sammelte den restlichen Sauerstoff und versuchte möglichst deutlich zu sagen : 1:40 ? Sie : Mindestens ! Sollen wir versuchen die Lücke zu schließen. Zu zweit geht das besser ? Wo hatte sie die Luft für zwei volle Sätze her?

Hätte ich nur meine Klappe gehalten. Der Läufer vor uns, war nur am Horizont zu erahnen. Oder er war einfach ein bisschen klein .Ich hätte ihn alleine gar nicht mehr gesehen. Jedenfalls schien es mir so. Es können auch nur 100 Meter gewesen sein. Aber selbst wenn es 5 Meter gewesen wären: Hallo? Ich kann nicht schneller !


Der letzte Kilometer kam. Beißen, Würgereiz, Bauchgrummeln verbunden mit einem Hecheln das Lassie zur Ehre gereicht hätte. Ich bog ins Stadion ein. Nur noch 400 Meter. Sagte ich nur noch? Von wegen. Aber ich überholte wirklich noch einen. Das erlösende Piepsen der Zeitnehmer Matten klang so schön wie nie. Ich schaute auf die Uhr und….Oh nee, ne ! Das durfte nicht sein. Meine bisherige PB lag so bei 1:41:21. Jetzt hatte ich 1:40:22. Eine Verbesserung, klar. Aber hätten es nicht 23 Sekunden weniger gewesen sein können ? Gerade mal so um die 100 Meter ! Das hätte sich doch viel besser angehört : 1:39:59 als 1:40:22 . Aber auf der anderen Seite, ich wüsste nicht wo ich die 23 Sekunden heute herholen sollen. Ich lief fast immer am Anschlag . Den besten Kilometer mit 4:36, den schlechtesten mit 4:48. Also akzeptiert, abgehakt, 2 T-shirts bekommen, (das aktuelle hatten sie nur noch in XL und so bekam ich zwei von 2004) nach Hause gefahren und mit der besten Ehefrau von allen gemütlich spazieren gehen.