Mein Wecker schellt zu einer Zeit die ich überhaupt nicht leiden mag. Seltsamerweise bin ich aber heute schon halb wach und komme, ganz anders als sonst, gut aus dem Bett, - ein gutes Vorzeichen?
Eingebrockt habe ich mir das frühe Aufstehen ja selber, nach langem hin und her fand ich es einfach besser, zu Hause nochmal richtig gut und dafür kürzer zu schlafen, als in der Turnhalle oder im Auto die halbe Nacht wach zu liegen und darauf zu warten, endlich aufstehen zu können.
Hibbelig bin ich jetzt schon seit vorgestern, immerhin steht mein erster echter Wettkampf über eine längere Strecke an. Ausgesucht habe ich mir den Obermain (Halb)Marathon in Bad Staffelstein, eine Veranstaltung, die ich noch aus dem letzten Jahr (damals noch als Nordic Walker) in bester Erinnerung habe. Die 'kurze' Strecke dort ist, im Gegensatz zu der anspruchsvollen Marathondistanz flach und sollte deshalb keine Probleme bereiten, das waren zumindest so die Gedanken der letzten Wochen.
Irgendwann ausgangs des Winters hatte ich mir mal als Ziel vorgenommen, unter 2:05 zu bleiben, schließlich ist es ja nur ein Testwettkampf in der Marathonvorbereitung, ein super gut verlaufener Trainingslauf ließ mich dann glauben, dass auch sub 2 gut funktionieren könnte, insgeheim sogar ein wenig der Wunschtraum, auch die 5:55 noch zu unterbieten,so der Stand vor 4 Wochen.
Seitdem lief das Training, zumindest aus Marathonsicht, reichlich aus dem Ruder, drei Wochen mit immer wieder neu aufflackernder Erkältung, zwei lange Läufe, die beide in völliger Erschöpfung und nach Hause gehen endeten ließen dicke Zweifel bei mir aufkommen.
Trotzdem, ein letzter Test am Donnerstag mit 1 x 3000 m und 1 x 2000 m jeweils @ 5:20/km schien mir ganz gut gelungen zu sein, also wohl doch versuchen, ob 5:30 über 21 km drin sind.......
22.04.2007 6:20
Bad Staffelstein liegt noch im Schlaf, als ich hinter dem Rathaus parke. Nahe am Start, nahe am ausgemachten Treffpunkt, nur zu den Startunterlagen ist es ein Stückchen Weg. Ein Weg, der erst mal durch eiskalte Morgenluft führt, knapp über 0 Grad nur, aber es würde ja rasch wärmer werden. Rasch also die Startunterlagen abgeholt, um diese Zeit natürlich problemlos und ohne Wartezeit und dann wieder zurück in's Auto zum trinken.
22.04.2007 8:45
Nach einem kurzen Treffen mit Udo

Erst einmal ist es schwierig, mich richtig in das Feld einzusortieren, zumal es sich um genau 1000 Läufer handelt und ich laufend noch nie in so einer Masse unterwegs war. Irgendwie ist es so, dass niemand 'mein' Tempo läuft, was dazu führt, dass ich dann halt doch, wie befürchtet, erst mal drauflosrenne und ein um's andere Mal überhole. Der erste km in 4:56, 'das muss einfach zu schnell sein, auch wenn es sich jetzt noch locker anfühlt', denke ich und versuche, mich etwas zu zügeln. 800 m später sehe ich dann ein bekanntes Gesicht vor mir auftauchen, das heißt, eigentlich erkenne ich erst mal das große Transparent mit der Aufschrift "Applaus", es ist Bernd, ein Arbeitskollege von mir, und Mitorganisator des Fürther Jahrtausendmarathons. Hinten auf seinem Shirt hat er ein Schild mit der Aufschrift "Zugläufer 1:59", hier wäre ich also eigentlich richtig, aber es fühlt sich doch immer noch locker an ......

Vor der Verpflegung nehme ich dann ein Gel (ich hatte im Vorfeld beschlossen, dass ich nur zwei Gel's nehme und sonst unterwegs nichts esse) und was dann passiert ist, weiß ich nicht so richtig, war es das Gel, vieleicht das super Wetter oder die schöne Aussicht, links der Staffelberg, rechts Banz? Ich habe keine Ahnung, der erste km nach der Verpflegung war jedenfalls noch fast normal mit 5:11, aber ab dann laufe ich auf einmal immer wieder 4er Zeiten, zunächst für die nächsten zwei km und dann ab Unterzettlitz, wo ich das zweite Gel genommen hatte durchgehend bis in's Ziel.
Ergebnis: Sub 2..... ja....... schon ...... irgendwie .......... Bruttozeit 1:49:31


Im Ziel dauert es erst mal ein wenig, bis mir das ganz klar wird, wie ich da gelaufen bin und dann packt mich wohl ein wenig der Hormonüberschuss und ich muss erst noch einige Tränchen wegwischen ..... bis ich dann zu den, inzwischen leider kalten, Duschen gehen kann.
Später treffe ich dann noch mal kurz Udo, der mit seinem zweiten flotten Marathon innerhalb von zwei Tagen eine riesige Leistung gebracht hat.

Liebe Grüße,
Roland (der noch heute etwas Probleme hat, den gestrigen Tag in Worte zu fassen)
Kleiner Wermutstropfen am Rande, auch bei dieser Veranstaltung ist wohl ein Halbmarathonläufer pulslos im Ziel zusammengebrochen, wie der Sprecher dann später verkündet hat, wäre er allerdings erfolgreich reanimiert worden und außer Lebensgefahr.