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Karstadt - Mein erster Halbmarathon

Karstadt - Mein erster Halbmarathon

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In 2002 hat mich (AK 45) ein Freund dazu angeregt, mit dem Laufen anzufangen, nachdem ich damals nur einmal in der Woche meinen Bürohintern mit halbherzigem Squash in Bewegung gebracht hatte. Sein Anreiz damals war, dass er am WE zuvor "fast ganz um den Baldeneysee" (ist in Essen, die Normalrunde beträgt 14,2 KM) gelaufen sei! Damals eine für mich ebenso unfassbare Distanz wie unglaubwürdige Behauptung meines Freundes.

Was lag also Näher, als die Behauptung zu überprüfen - Verabredung (in Hallenschuhen) am Baldeneysee ohne jede Vorbereitung und - völlig klar - nur unter größten Anstrengungen und Gelenkschmerzen aber mit dem größten Stolz ob der offensichtlichen Unsterblichkeit den See umrundet.

Seitdem hat uns die Lauferei nicht mehr losgelassen, zu inzwischen zahllosen 10er Wettbewerben sind u.a. 4 Marathone gekommen, bis zum letzten WE aber noch kein einziger HM.

Auslöser für die Anmeldung beim Karstadt Halbmarathon war wieder dieser Freund, der mich zum Laufen gebracht hatte. Zwar fand ich (und finde immer noch) das Startgeld gerade für einen HM vieel zu hoch, aber irgendwie kam ich aus der Zusage, mitzulaufen, auch nicht mehr mit Anstand raus, so dass wir uns letztlich anmeldeten.

Meine Erwartungen an die Stimmung auf der Strecke waren nicht allzu groß, da ich vor zwei Jahren als Zuschauer an der Strecke feststellen mußte, dass weite Strecken praktisch zuschauerfrei waren. Umso überraschter war ich, als wir zum Start in Oberhausen kamen. Vielleicht auch, weil hier viel Prominenz startete, war schon gegen 8:00 Uhr "der Bär los", eine tolle, lockere Stimmung , wenngleich auch nicht so viel Trubel, wie bei den ganz großen Events wie z.B. Berlin Marathon.

Die Kontrollen an den Blockeingängen waren wie gewohnt lasch. Mir hatte man zunächst einen falschen Block ("E" wie "Ende") auf die Startnummer gedruckt, am Trouble Desk in der Essener Messe war das dann mit einem dicken Edding (hätte ich auch selbst gekonnt!) schnell in Richtung "C" berichtigt. Dass da nur mit einem dicken Edding drübergemalt war, störte an der Einlasskontrolle aber niemanden, die vorbereitete Argumentation konnte ich also wieder vergessen.

Obwohl wir wegen offensichtlich nur spärlich besetzter Blöcke A und B praktisch ganz nach vorne rücken durften, habe ich Trottel den Startschuß vor lauter Kribbeln gar nicht mitbekommen. Die ersten 3 Km schwammen wir mit der Masse mit, den ersten KM in 4:55, den zweiten in 4:54, den dritten dann in schon schnelleren 4:21, da sich da das Feld etwas auseinander zog. Leider habe ich dabei nicht bemerkt, dass dies schon für meinen Freund grenzwärtig war und habe dann auch noch auf auf dem leichten Gefälle auf 4:02 beschleunigt, auch getragen von der wirklich tollen Stimmung am Rand. Hochachtung vor den Zuschauern, die ausnahmslos phantastisch drauf waren, selbst kleine Gruppen von nur 4 oder 5 Leuten feuerten frenetisch an! Als alter Ruhri hätte ich mir das auch vorher denken können, ist halt hier ´ne ganz besondere Region :daumen:

An diesem Punkt haben wir uns dann abgestimmt, dass jeder "sein" Rennen laufen sollte, Treffpunkt sollte der Frikadellenstand in Buer sein :geil: .

Auch wenn ich dabei bis ins Ziel das Gefühl des "Kamaradenschweines" letztlich nicht ganz los wurde, war es für uns beide letztlich, wie wir übereinstimmend feststellten, die richtige Wahl, da so jeder sein eigenes Tempo laufen konnte und nicht in ein ihm fremdes Laufschema gepresst wurde.

Anders, als bei den Marathonen, kann ich mich an praktisch jeden KM der Strecke erinnern, und zwar durchweg positiv. Weniger positiv habe ich in Erinnerung, dass ich schon ab ca. KM 7 die Bildung von dicken Blasen unter beiden Fußballen spürte, ohne dass ich bis heute den Grund nachvollziehen kann. Schuhe und Strümpfe sind schon auf zahllosen KM getestet (OK, die Strümpfe habe ich auch zwischendurch mal gewaschen :D ), ohne dass es jemals zu irgendwelchen Problemen gekommen ist. Vielleicht war an diesem Tag mein Laufstil anders als sonst; von einer Laufgruppe, auf die ich aufschloss, wurde ich jedenfalls ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass ich ziemlich "platschen" würde.

Eines der absoluten Highlights auf der Strecke war der Bereich am Gladbecker (?) Brauhaus, wo hunderte Leute eine relativ enge Gasse bildeten und unglaublich laut waren. Gänsehaut pur!!!

Kurz danach einer der wirklichen Zufälle im Leben: ich laufe auf eine Dreiergruppe auf und erkenne in einem der Läufer einen Essener, den ich von verschiedenen Essener Laufveranstaltungen kannte und den ich zuletzt in der unglaublichen Menge von über 30.000 Läufern beim Berlin Marathon auf der langen Geraden vor dem Brandenburger Tor getroffen hatte. Während ich hier nur den HM lief, hatte er die volle Strecke mit der ehrgeizigen Zeit von sub 3 Std. vor sich. Da meine Vorstellung bei 1:30 lag, passte das perfekt, so dass wir den Rest bis Buer zusammen laufen konnte.

Die Steigungen auf der Strecke waren für den HM teilweise schon heftig, für die volle Strecke dürften sie brutal gewesen sein, zumal auf Essener Gebiet, wenn alle Körnchen unterwegs geblieben sind, noch lange Steigungen warteten. Daher meine absolute Hochachtung vor Allen, die sich über die volle Distanz gequält haben :respekt:

Als wir in Buer ankamen, merkte ich meine schmerzenden Füße gar nicht mehr, da wir in eine begeisterte Menschenmenge hineinliefen, die regelrecht Flügel verlieh! Ich denke aber mal, dass es für die "Vollstreckler" nicht so toll war, dass sie mit uns "Halben" durch das selbe Ziel laufen mußten und wir dort einfach stehen bleiben konnten. Mich hätte das vermutlich ziemlich genervt, vielleicht kann man die Halbmarathonis ja im nächsten Jahr abzweigen...

Im Ziel wurde mir dann zu meiner Überraschung eine Kamera und ein Mikrofon vom WDR unter die Nase gehalten. Vermutlich waren meine Äußerungen aber allzu dümmlich, als das man sie hätte in der Nachmittagssondersendung bringen können; jedenfalls hat man mich komplett rausgeschnitten (war vielleicht auch besser so :zwinker2: )

In Erinnerung wird mir auf jeden Fall eine überraschend fröhliche Stimmung an der Strecke bleiben (und die wegen der Straßensperrungen unglaublich komplizierte Rückfahrt nach Essen :wink: ) Ob ich allerdings auch im nächsten Jahr dort starten werde, steht für mich noch nicht fest. Auch wenn es vielleicht nach Krämersseele aussieht: das Startgeld ist vielleicht für einen Marathon akzeptabel, für einen Halbmarathon schlicht und ergreifend ausserhalb der Grenzen. Aber vielleicht halte ich es im nächsten Jahr mit Adenauer, der schon vor zig Jahren wußte, dass ihn sein Geschwätz von gestern nicht mehr interessiert...

Gruß
Bekele
Gruß
Bekele :hallo:

(nicht mehr) ganz neu :traurig: AK 50
5 KM in 18:54 (Onkolauf 2009)
10 KM in 39:14 (Sommernachtslauf Essen 2006)
Baldeneysee-Runde (14,2 Km) 57:50 (Seelauf 2007)
HM in 1:27:26 (Venloop 2010)
Marathon in 3:15:05 (HH 2010)

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Schöner Bericht! :)

Tja, was ich zu der Zeit eines Bekele sagen sollen würde, und zu dem Startgeld, weiß ich nicht :zwinker2: aber du hast jedenfalls schön erzählt.

:hallo:
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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mir gefällt der bericht auch sehr gut....

auf der strecke dortmund essen wurden die halbmarathonis abgezweigt, ist wohl auch die bessere lösung.
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