Gudrun und ich starten unseren Boliden und brausen von Wien nach Thüringen zu meiner Rennsteig-Premiere. Wir hoffen beide auf gutes Wetter. Gudrun zum Groupen und ich zum Laufen!
Es ist Gott sei Dank wenig Verkehr und wir sind, inklusive einer ausgiebigen Pause, nach nicht einmal sieben Stunden in Weimar, wo wir (ganz kulturbeflissen) eine Runde durch das Stadtzentrum drehen um uns gegen 18.00 Uhr auf den kurzen Rest der Strecke zu machen.
Wir wohnen in Arnstadt, im Hotel Heike & Jörg, so luxuriös wie man es sich nur wünschen kann und freuen uns über das Wiedersehen nach dem Wien Marathon

Freitag: Jörg und Heike haben zu arbeiten und wir fahren nach Eisenach. Wir beschließen, sozusagen als letztes Tapering

Am Abend ist Fori-Treffen in Schmiedefeld: Wir treffen Schnatterinchen, Tati, Big-Biggi, Lizzy, die (noch) leicht humpelnde Pittiplatsch, Rohar und Söhne, außerdem die Familie Rennschnecke, Ishimori, Cabo und Viermaerker (ich hoffe, ich habe niemanden vergessen). Das Essen ist vorzüglich und wir haben jede Menge Spaß, machen uns aber dann doch bald auf, denn es ist frühes Aufstehen angesagt.
Rennsteig-Samstag: Um 05.00 Uhr klingelt mein Handy-Wecker.

Kurz danach sitze ich mit Heike (die uns zum Start nach Neuhaus bringt) und Jörg beim Frühstück.
Auf der Fahrt nach Neuhaus spüre ich schon ein unangenehmes Rumoren im Verdauungstrakt und suche gleich nach der Startnummeranabholung ein Dixi auf. So eine Sch ...
Danach fühle ich mich besser und wir plaudern noch mit den anderen Foris, die sich ebenfalls am Start eingefunden haben.
Kathrin und ich haben am Vorabend ausgemacht, den Rennsteig gemeinsam bezwingen zu wollen. Ich freue mich darüber. Nicht nur weil Kathrin die Strecke vom Vorjahr kennt, sondern weil ich auch glaube, dass wir vom Tempo her sehr gut harmonieren.
Ehe die Frau Staatsrat um Punkt 09.00 Uhr den Startschuss gibt wird noch geschunkelt und geschneewalzert; aber wir bringen diese erste Anforderung heldenhaft hinter uns - allerdings meldet sich meine Verdauung schon wieder

Der Start und der Anstieg den Apelsberg hinauf lassen mich das unangenehme Gefühl schnell vergessen.
Wir finden rasch unser Tempo und freuen uns am schönen Wetter, an den vielen Zusehern und überhaupt

Wir unterhalten uns ab und zu ein bißchen und ich habe ein gutes Gefühl. Auf der B 281 machen wir richtig Druck und später - durch den Wald und hinauf zum Dreistromstein läuft es so richtig ... geil.
Die erste Versorgung ist rasch passiert und wir können uns in Richtung Eisfelder Ausspanne etwas erholen, ehe es zur Turmbaude Masserberg und danach den Ersteberg hinaufgeht.
Es ist viel "Verkehr", aber wir kommen gut voran. Meine Freude wird kurz getrübt, als ich mit dem linken Fuß an einer Wurzel hängen bleibe und der Länge nach hinknalle. Zum Glück kann ich den Sturz mit den Händen abfangen und nach kurzer Prüfung ob sämtliche Tentakel Normalfunktion signalisieren geht es weiter hinauf. Ich bin einen Augenblick lang sauer auf mich - aber ich wandle den Frust in Energie um.
Ich hoffe nur, dass Kathrin nicht zu sehr erschrocken war

Wir passieren die Halbmarathondistanz und ich bin wieder voll bei der Sache. Kathrin läuft neben mir wie ein Uhrwerk und ich bewundere sie für ihre Power und ihre Zielstrebigkeit

Nach Neustadt geht es wieder ein längeres Stück auf der Straße entlang. Es ist ziemlich heiß hier oben und ich merke, dass meine Verdauung noch immer herumzickt. Ich sage Kathrin, dass ich wohl irgendwann in die Büsche muss, versuche aber, weiter durchzuhalten. An der Verpflegung in Neustadt gibt es Schleim - den muss ich zwar nicht jeden Tag haben, aber so ein halber Becher voll scheint mir gut zu tun.
Im steten Auf und Ab geht es weiter über die Meilerstätte, den Burgberg, die Straße Neustadt-Dreiherrenstein und den Morast. Mir geht's seit einiger Zeit schlecht und auch Kathrin ist an diesem Streckenteil nicht gut drauf. Wir müssen in den steilen Waldstücken ein paar mal kurz gehen und unser Sub-4-Polster schwindet zusehends.
Am Dreiherrenstein angekommen muss ich Kathrin schweren Herzens ziehen lassen. Meine Gedärme rebellieren - und an ein Weiterlaufen in einem vernünftigen Tempo ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Aber was Wunder: Hier steht doch glatt ein (sauberes) Dixi an der Verpflegung. Das ist allerdings ein schwacher Trost, denn ich habe auf dem Rennsteig an dieser Stelle mehr als 3 Minuten im wahrsten Sinne des Wortes verschissen

Als ich weiterlaufe weiß ich, dass eine Zeit unter 4-Stunden auf keinen Fall mehr drinnen ist. Aber es läuft plötzlich wieder

km 37,8: Gudrun steht am Weg und ich freue mich so sehr darüber, als hätte ich sie wochenlang nicht gesehen. Ich halte kurz, Foto und Kuss müssen sein

Da ich mein Tempo zwischendurch relativ hoch halten kann, schaue ich immer wieder mal nach Kathrin aus, aber ich sehe sie nicht mehr.
Bei km 41 höre ich die Stimmen am Ziel in Schmiedefeld. Ich weiß, der Anstieg zum Sportplatz wird noch heftig, aber es geht mir immer noch ganz gut. Fast wundere ich mich, dass ich die letzten 89 Höhenmeter so gut bewältige. Das Publikum an der Strecke ist toll. Plötzlich höre ich meinen Namen rufen und ich entdecke Mandy in der Menge. Ich freu mich riesig und wir schaffen es, im Vorbeilaufen abzuklatschen. Dann biege ich auf den Sportplatz ein und mache mir mit einem anderen Läufer einen Spaß daraus, laut johlend und mit einem kräftigen Schlusssprint die Zielmatten zu überqueren.
Ich bin müde, aber glücklich! 04:07:14 zeigt meine Uhr - eine Zahl, die noch für nachhaltige Verwirrung sorgen wird. Auf der Wiese mit den Kleidersäcken treffe ich nämlich Kathrin und sie hat eine 04:08:xx auf der Uhr. Wir rätseln darüber, wo ich sie überholt haben könnte und ich ärgere mich über meinen Tunnelblick. Um es kurz zu machen: Liebe Kathrin. Ich habe mich geirrt

Nach der Dusche gibt es wieder Foritreffen beim Festzelt und am Sportplatz und wir bejubeln Conny und ihre gnadenlos gute Laufleistung beim Supermarathon:


Da Ingrid, eine Läuferin aus Arnstadt, relativ früh nach Haus muss, fahren wir gegen 16.30 von Schmiedefeld los. Leider verpassen wir damit eine Menge Foris, die den wunderschönen Tag noch gemeinsam im Festzelt ausklingen lassen.
Sonntag, 18.00 Uhr:
Gudrun und ich sind wohlbehalten in Wien angekommen. Es war ein wunderschönes Wochenende. Ich habe den Lauf in einer traumhaft schönen Gegend sehr genossen und wir haben uns bei unseren Freunden Heike und Jörg mehr als nur wohl gefühlt. Danke.
Ein "Extra" zum Schluss noch an Kathrin: Ohne meine lästige Sitzung hätten wir das Ding komplett gemeinsam durchgezogen. Auch wenn wir beide den "Vierer" nicht geknackt haben: Gratulation

Liebe Grüße
Wolfgang