Interessant wie sich die Zeiten ändern und welch schwankendes Blättchen im Wind die eigene Meinung doch manchmal ist........
Vor gerade mal 8 Monaten hatte ich kid-a in einem Posting geantwortet:
"...und Marathon werd ich da eh eher nicht laufen.".
Dann kam ein milder Winter, ein 6 Stundenlauf, der mir gezeigt hat, dass ich prinzipiell sehr wohl einen Marathon laufen kann und damit auch die Entscheidung, wenn es schon so etwas in Fürth gibt, da auch mit zu machen. Warum auch nicht, ankommen würde ich sicherlich, Zeit war erst mal egal, schließlich würde das der dritte Marathon innerhalb von drei Monaten werden, gerade mal 4 Wochen nach dem Rennsteig. Ein eher heftiges Programm für einen Laufanfänger......
Trotz alledem wollte ich schlussendlich dann, dem eher flachen Terrain entsprechend, doch versuchen ein wenig 'auf Zeit' zu laufen.
17.06:rohar hat geschrieben:So irgendwie hab' ich ja damit geliebäugelt, in Richtung 4:15 bis 4:10 zu laufen, aber seit dem Rennsteig war nicht mehr viel mit Laufen, ........Nur 'ankommen' wie Anfang des Frühjahrs noch gedacht, wäre aber wohl Tiefstapelei. Ich werde mich also wohl mal nach dem 4:30 Zugläufer umsehen .......und dann mal sehen, wie ich mit Temperatur und Trainingsrückstand(?) zurecht komme.
Nach einer sehr unruhigen Nacht werde ich um 8:00 früh am Fürther Bahnhof abgesetzt und bin sofort mitten drin. Überall finden sich kleinere oder größere Gruppen der verschiedenen Teams zusammen, aus allen Ecke strömen neue Läufer hinzu.
Bis zum ausgemachten Treffpunkt ist noch gut Zeit, also ein wenig herumschlendern, die Atmosphäre genießen und dabei versuchen, das Bauchgrummeln von gestern zu vergessen, die Nervosität wegen der wenigen Kilometer seit dem Rennsteig zu besänftigen.
Am ausgemachten Treffpunkt stoße ich dann auf "derPfuhler", der an seinem Shirt gut zu erkennen ist und gleich darauf sehe ich auch hurry. Wenig später gesellen sich noch Gonzo69 und DieLauffrau zu der kleinen Runde, die aber nur kurz beieinander bleibt, fast jeder hat noch andere 'Verpflichtungen', Angehörige, Teamkollegen, Bekannte, Dixies ..... ich versuche, zumindest mit hurry in Kontakt zu bleiben was in der riesigen Menge nicht ganz einfach ist, aber doch gelingt. Kurz vor dem Start findet sich dann auch DieLauffrau bei dem 4:30 Schild in der Startzone ein, so dass wir gemeinsam loslaufen können. Leider scheint es nun doch keinen 4:30 Zugläufer zu geben, dafür wehen ca. 20 m weiter vorne drei 4:14 Ballons ..... schade, aber das wäre wohl zu vermessen, - zu warm, - zu wenig gemacht nach dem Rennsteig ....
Aufgeregt, wie ich vor einem Start nun mal bin, bekomme ich wieder mal nur die Hälfte dessen mit, was so um mich herum vorgeht. Ich höre den Starter irgendwas von der Startnummer 1 erzählen, dass derjenige sich da ganz vorne mit aufstellen darf, achte aber nicht weiter darauf und kurze Zeit später geht es auch schon los ..... zumindest für die vorne, wir langsamen dürfen noch ein wenig warten, nach fast 4 Minuten sind dann aber auch wir dran.
http://www.joergbehrendt.de/Fotos/Fotos ... o_338.html
http://www.joergbehrendt.de/Fotos/Fotos ... o_339.html
Die ersten zwei km bleiben DieLauffrau, hurry und ich zusammen, dann trennen sich langsam die Wege, mir fehlt wieder ein wenig die Disziplin, eine so lange Strecke auch entsprechend langsam anzugehen.
Zunächst geht die Strecke im Grünen über die Pegnitz, nach dem ohrenbetäubenden Jubeln und Klatschen im Startbereich eine willkommene Abwechslung, dann geht es zunächst durch einige Wohn- und Gewerbegebiete. Hier schon die erste Überraschung, nahezu überall sind Zuschauergrüppchen, von allen Seiten wird man gefeiert und angefeuert, in Poppenreuth dann die erste (von sehr vielen) Versorgungsstellen. Hier wird gefeiert, das halbe Dorf scheint sich dort versammelt zu haben. Kurz hinter der IKEA dann der fünfte km, endlich die Gelegenheit, mal kurz das Tempo zu überprüfen (etliche km Schilder waren leider ungünstig angebracht, entweder von Zuschauern verdeckt oder im Versorgungsstellenbereich), 30:13 ob das nicht schon zu schnell war?
Nun, egal, langsamer wird man von selber, andererseits, so überschlagsmäßig müsste ich damit ja doch im Bereich der 4:14 Zugläufer sein, von denen ist allerdings keine Spur zu sehen. Habe ich die eventuell schon am Anfang überholt? Soll ich langsamer laufen oder einfach so weiter? Meine Beine entscheiden das für mich und die nächsten drei km werden alle unbewusst etwas schneller.
Die Strecke biegt nun wieder etwas in Richtung Stadt ab, es geht durch den Ortsteil Ronhof, vorbei am Stadion der Spielvereinigung, dann geht es hinaus nach Sack durch's Knoblauchsland, dem Garten der Region, vorbei an Rhabarber- und Rübenfeldern, endlosen Reihen verschiedener Salate und Spargelfeldern immer wieder einmal unterbrochen von einem der kleinen, ländlichen Fürther Ortsteile.
In Sack dann die 10 km Marke, Verpflegung und - was soll das denn, da steht die Startnummer 1, schaut aus, als ob er noch keinen Meter gelaufen wäre und grinst dem Feld der langsamen entgegen, seltsam ....
na egal, soll er doch, ich denke nicht weiter drüber nach. Stattdessen fange ich an zu rechnen, 59:43, das ist mit Sicherheit viel schneller, als ich es geplant hatte. In einem irgendwann mal ausgedruckten Plan für die 4:30 war der Schnitt, soweit ich mich da erinnern konnte um die 6:20, nicht unter 6:00 ...... immer noch keine Spur von den 4:14 Zugläufern .....
Inzwischen hatte sich das Feld einsortiert, der Läufer mit der Kuhmütze (bei den Temperaturen!), die zwei jungen Burschen mit Schlapphut, Baumwollshirt vom Rockkonzert und dreiviertellangen Schlabberhosen (die mir auf den letzten fünf Kilometern noch fast fünf Minuten abnehmen werden), ein Läufer mit tätowierten Schachfiguren am Arm, mit dem ich schon bei km drei einige Worte gewechselt hatte, man sah sich immer wieder, mal der Eine vorne, dann wieder der Andere wurde es nie langweilig.
Was man nun auch vom Profil der Strecke sagen konnte. War es bislang im wesentlichen flach gewesen, die Brücken über die Autobahn ohne Rampe, änderte sich dies schlagartig. Nach dem Örtchen Kronach ging es zum ersten mal eine Brücke ordentlich hinauf, es sollte beileibe nicht die Letzte sein. Einige kurze Waldstücke spendeten nun für ein, zwei km willkommenen Schatten danach hieß es jedes bisschen Baum ausnützen um wenigstens kurzzeitig von der direkten Sonne weg zu kommen. Auch in Sack, Stadeln, Vach immer wieder viele, sehr viele Zuschauer, Musik, Anfeuerungen, einfach riesige Stimmung, für mich, der bislang ja noch keinen richtigen Stadt(halb)marathon gelaufen war einfach ein irres Gefühl.
Hinter Vach dann die erste von zwei kleinen Streckenänderungen, statt auf dem Radweg durfte auf der Straße gelaufen werden, unter der Zennbrücke war nämlich kein Fingerbreit mehr Platz, Hochwasser von den Gewittern der Woche. Hier begann nun der (so hatte ich im Vorfeld gedacht ...) einzige "Berg" der Strecke, der am Ende noch eine Mini Traileinlage bot, die nur einzeln hintereinander gelaufen werden konnte .


Dummerweise ging es aber nach der Kanalbrücke gleich wieder ordentlich bergab, hinein nach Unterfarrnbach, zur Versorgugsstelle 11, die schon seit Tagen mit einem großen Schild an der Hauptstraße angekündigt war. Hier, bei gut der Hälfte der Strecke war eine Stimmung, wie bei einem kleineren Lauf im Zielbereich, die Strecke ging durch ein Zelt, Kinder zum abklatschen, im Halbkreis um den Festplatz herum an der Versorgung vorbei und dann den Berg hinauf ..... Berg? Hinauf? So steil? ..... Zu diesem Zeitpunkt empfand ich das schon als sehr heftig! Hier habe ich wohl auch die eine oder andere Minute gelassen, bei km 25 waren jedenfalls schon 2:33:01 zu Buche gestanden.
Die nächsten 5 km brachten wieder ein wenig flacheres Gelände, vom Gefühl her stand hier auch an jeder Straßenecke eine Versorgungsstelle, dazu noch etliche Anwohner, die Getränke und Duschen bereit gestellt hatten. Inzwischen merkte ich doch recht deutlich, dass die Kräfte nachließen, km Zeiten eher im Bereich 6:30+, ein kleiner Schub nochmal, als mir hinter der Bahnunterführung eine Arbeitskollegin zuwinkt, aber insgesamt habe ich doch das Gefühl, mehr geht nicht, es wird doch nur ein ... ankommen ..., vielleicht noch knapp an die 4:30 ran, rechnen, - und denken, kann ich im Augenblick nicht mehr so richtig, viele Km Schilder entgehen mir auch einfach.
Dann kommt Unterführberg, Versorgungsstelle 18, und ein kleiner Schock, da steht schon wieder die Startnummer 1, lächelnd, kein bisschen müde wirkend, wie hat der mich überholt, warum ist der noch so frisch und ich am eingehen?
Kurz danach holt er mich tatsächlich ein und ich muss einfach fragen, wie man das denn macht .... nun, es stellt sich heraus, dass es sich um die Teilnehmer einer Staffel handelt, wie gesagt hab ich nicht alles mitbekommen am Start...

Ein wenig muntert mich das wieder auf, da will ich jetzt eigentlich dranbleiben, manchmal ist es halt einfacher, sich ein kleines Ziel zu setzen, kleine Schritte zu machen.
Endzeit? Egal, wenigstens noch dranbleiben ..... was sich als gar nicht so einfach erweist, denn, wenn der OB nicht gerade mal wieder jemanden begrüßt oder Hände schüttelt ist er nämlich mit einem Tempo unterwegs, dem
ich gerade nicht mehr so richtig folgen kann, 6:00 wären gefordert, langsam falle ich doch zurück.
Ein vorletztes mal geht es jetzt über den Main-Donau Kanal in Richtung des TV 1860 Sportgeländes, alte Erinnerungen werden wach, vor langer Zeit, damals, als manches noch wirklich besser war, gab es dort ein kleines, aber sehr feines Sportfest. Weltklasseleichtathleten nahezu zum anfassen, Autogramme sammeln satt und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war ich, als Kind, auf der winzigen Anlage bei zwei Weltrekorden dabei, Speerwerfen und Hochsprung und nun, nun laufe ich selbst dort über das Gelände, weiß, dass es jetzt 'nur' noch zurück in die Stadt geht, egal wie ich werde ankommen und bis dahin noch einmal alles geben.
Hinter dem Sportplatz geht es kurz in den Wald, wesentlich weniger steil als befürchtet, plötzlich läuft es wieder und kurz vor dem Wendepunkt habe ich die Bürgermeisterrunde wieder eingeholt, ein ganze Runde, denn inzwischen hat sich auch Nürnbergs OB Maly (und zwei weitere Mitstreiter) dazugesellt, der seit km 10 einfach weiter mit läuft und im Ziel, wenn ich das richtig verstanden habe, seinen ersten 30 km Lauf absolviert haben wird!
Eine respektable Leistung, da er nicht mehr als zweimal die Woche zum Laufen Zeit hat. Für die nächsten zwei km stiehlt sich mir ein breites Grinsen in's Gesicht, wann hat man schon mal die Gelegenheit, in solcher Runde zu laufen. Für kurze Zeit muss ich dann doch noch mal zurückbleiben, ein wenig Kräfte sammeln für das letzte Stück durch die Stadt. Es geht nun durch den Wiesengrund, hinter der Tucher Brauerei vorbei und dann biegt die Strecke in die Schwabacher Str. ein, hier in der Fußgängerzone sind seltsamerweise gar nicht so viele Zuschauer, am Anfang ja, dann ist es eher leer, irgendwo hier muss das gewesen sein, als mich die Musik der dortigen Kapelle ein wenig mitgerissen hat und ich angefangen habe, auf der Straße zu tänzeln ........


Inzwischen wieder in vertrauter Runde, zu der sich auch noch Fürths OB Jung gesellt hat, überlege ich mir, ob ich ein Zielfoto mit den vieren möchte, als man dort aber beschließt, es ein wenig langsamer angehen zu lassen denke ich wieder an die Zeit und laufe so gut es noch geht weiter. In der Gustavstraße, der Fürther Kneipenmeile, ist Party, eine Rockband heizt hier noch mal ordentlich ein, dann noch zwei Kurven und - Gänsehaut ..... so in etwa muss es sich für einen Radrennfahrer an einer der Bergwertungen der Tour de France anfühlen ...... ein Menschenspalier über die gesamte Zielgerade, ohrenbetäubender Lärm, gerade noch Platz für ein, zwei Läufer nebeneinander, dann die Absperrungen, Platz für den 'Endspurt' und - im Ziel.
Meine Uhr bleibt bei 4:21:55 stehen, das ist sie also, die Zeit, die ich laufen kann, wenn es halbwegs flach ist, die Strecke nur 42,195 km lang ist, ich mich gut fühle, wenn es warm ist - und wenn ich zu essen vergesse ..

dann nach 25 km und insgesamt auch nur drei Stück ......... das lässt sich vielleicht noch verbessern, zumal die Streckenabschnitte gegen Schluss, in denen ich mich besser gefühlt habe, ganz gut mit der Nahrungsaufnahme korrelieren.
Fazit:
Ich hab es unter dem Strich genossen, ich war deutlich kaputter als nach dem Rennsteig und jenes 'das mach ich gleich nochmal' Gefühl hat sich erst etwas später eingestellt.Der Lauf selber war gut organisiert, die Km Schilder hätten stellenweise besser aufgestellt sein können, die Stimmung an der Strecke und im Ziel war fantastisch.