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[Bericht] Tempotraining, dicke Kinder und fehlende Kappe

[Bericht] Tempotraining, dicke Kinder und fehlende Kappe

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Mein Saisonziel ist der Kiel-Lauf, ein Halbmarathon. Um einen Halbmarathon ordentlich zu laufen, brauche ich nicht nur lange langsame Läufe, sondern auch Tempotraining. Das normale Tempotraining, Tempodauerlauf oder Intervalltraining, ist mir dieses Jahr zu langweilig. Daher habe ich mich dafür entschieden, das Tempotraining durch Wettkämpfe zu ersetzen. Das ist zwar vielleicht trainingsmethodisch ungünstig, weil ich Raubbau an meinen Kräften betreibe, aber es macht viel mehr Spaß. Und dafür laufe ich ja.

Dieses Wochenende war der Stadtlauf in Wyk auf Föhr dran. Föhr ist eine Insel in der Nordsee, vor der Küste Schleswig-Holsteins. Und Wyk ist eine Kleinstadt auf dieser Insel, mit Strand, einer hübschen Strandpromenade und sonst nicht viel. Angeboten wurde eine 5-km-Strecke, die man einmal oder zweimal durchlaufen konnte. Der 5-km-Lauf wurde zehn Minuten nach dem 10-km-Lauf gestartet anstatt vorher, was üblicher gewesen wäre. Das hat sich für mich nicht bewährt, wie wenig später klar werden wird. Ich hatte mich für 10 km entschieden. Mein Ziel war eine Zeit unter 41 Minuten.

Es war heiß. Sehr, sehr heiß. Und der Lauf begann um 12 Uhr, also dem Zeitpunkt, an dem die Sonne am höchsten steht. Das ist nicht Bosheit der Wyker Laufveranstalter, sondern liegt daran, daß es nicht trivial ist, Wyk auf Föhr zu erreichen. Nicht nur eine Fahrt mit der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft von Niebüll nach Dagebüll (zwei Orte, die in dieser Reihenfolge denkbar verkehrsungünstig liegen), sondern auch noch eine Überfahrt per Fähre von Dagebüll nach Föhr ist erforderlich, bis man es geschafft hatte. Von den Fahrten Kiel-Husum und Husum-Niebüll ganz zu schweigen. Wäre ich in südliche Richtung gefahren, wäre ich in der gleichen Zeit etwa bis Dortmund gekommen.

Knapp 200 Läufer standen bereit, als der 10-km-Lauf gestartet wurde. Mit dem Startschuß geschah etwas ganz Wunderbares. Mein Forerunner 2005 von Garmin nämlich startete auch. Dieses armbanduhrähnliche Gerät war vor wenigen Tagen angekommen und stellte in dieser Zeit den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit dar. Man kann mit diesem Gerät nicht nur Zeit und Entfernung messen, sondern sogar Kilometer und Minuten. Und Stunden. Und Meter. Und man kann die Entfernung durch die Zeit teilen, so daß man auch etwas über die Geschwindigkeit erfährt. Toll. Nur laufen muß man leider noch selbst.

Das tat ich dann auch, und lief zunächst munter an. Die ersten Zwischenzeiten deuteten auf eine Zeit von nur knapp über 40 Minuten hin. Aber nach der ersten Runde merkte ich, wie die Hitze zuschlug. Mein Kopf wurde dick und dicker. Natürlich hatte ich keine Kopfbedeckung mit. Auch das Jubeln des Publikums (ich hatte wieder mein bewährtes "Thomas - bitte jubeln!"-T-Shirt an) half nicht viel. Wasser goß ich über mich aus, anstatt es zu trinken. Leider verdunstete es so schnell, da wäre es besser gewesen, es auszuschwitzen. Die Kilometerzeiten ließen nach. Meine Laune auch. Da kam mir eine Horde beleibter Kinder im Vorstimmbruch-Alter gerade recht. Die liefen auch mit bzw. walkten. Das ist eine politisch unglaublich korrekte Idee. Wunderbar. Fünfzig, sechzig Kinder dazu zu bewegen, fünf Kilometer zurückzulegen, ist eine echte Leistung. Aber warum gingen die zu fünft nebeneinander, so daß sie (gerade wegen ihrer körperlichen Ausmaße) auch noch die Grasnarben neben den Wegen mit blockierten? Und warum gingen sie selbst nach auffordernden Rufen nicht beiseite? Naja. Ich habe ja Ellenbogen. Und die sind bei mir ganz schön spitz.

Am Ende bin ich mit einer Zeit von 41:13 min ins Ziel gelaufen. Das war zwar nicht die von mir gewünschte Zeit unter 41 Minuten, aber angesichts der Hitze nicht so schlecht. Und einige Sekunden hat mich schon der Zielkanal gekostet. Zwar hatte ich gesehen, daß vor mir eine 5-km-Langsamläuferin in den Zielkanal wanderte, aber nicht darüber nachgedacht, daß die Zeitnahme nicht zu Beginn des Zielkanals, sondern irgendwo in der Mitte erfolgte. Die letzten Meter mußte ich daher gehen. Es war halt keine gute Idee, die 5-km-Läufer nach den 10-km-Läufern auf den Weg zu schicken, denn so erwischten einigermaßen flinke 10-km-Läufer noch das Ende der 5-km-Schlange vor dem Ziel.

Hinterher gab es in rauhen Mengen Äpfel, Bananen und Mineralwasser und außerdem leckere halbe Käsebrötchen und Kuchen in allen Varianten, und das alles zum Spottpreis bzw. umsonst (Früchte, Wasser). Ein echter Höhepunkt. Wegen der Fährzeiten mußte ich frühzeitig zurück. So bekam ich nicht mehr mit, daß ich trotz der eher mittelmäßigen Zeit Erster meiner Altersklasse M45 von immerhin 27 Männern geworden bin. Die Hitze muß auch anderen außer mir zugesetzt haben. Insgesamt hat es zu Platz 13 von ca. 180 gereicht.

Ich werde sicherlich nicht wieder in Wyk laufen. Das liegt nicht an dem Lauf selbst: er war ordentlich organisiert, die Strecke war ganz nett, ohne überragend schön zu sein, die Versorgung nach dem Lauf sehr gut, und die Startgebühr war für das Gebotene niedrig. Aber Föhr ist von Kiel aus einfach zu schlecht zu erreichen. Insgesamt 7 Stunden Fahrtzeit für einen 10-km-Lauf ist eine ganze Menge. Doch wer gerade in Föhr Urlaub macht, wenn der Stadtlauf wieder stattfindet, dem kann ich nur raten mitzulaufen. Kopfbedeckung nicht vergessen!

Und nun bin ich gespannt, wie das nächstes Wochenende wird. Da steht der Diekseelauf in Malente an, die nächste Tempotrainingseinheit.
Run As Thou Wilt.

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Thomas Naumann hat geschrieben:.... Doch wer gerade in Föhr Urlaub macht, wenn der Stadtlauf wieder stattfindet, dem kann ich nur raten mitzulaufen. Kopfbedeckung nicht vergessen!

....
holla thomas,

es ist wirklich gut, dass du wieder läufst und berichtest.

ich war im letzten jahr auf föhr, als dort stadtlauf war. weil ich noch nicht wieder ganz fit war, bin ich da nur die 5km gelaufen. dein fazit kann ich voll teilen. ein schöner lauf, liebevoll und gut organisiert. aber nur, wenn man schon vor ort ist. extra anreisen ist wohl wirklich zu aufwändig.

dieses jahr bin ich wieder auf föhr, aber erst ab dem kommenden wochenende. stadtlauf verpasst. na gut, es kommen ja noch andere.
this time, the bell

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Hallo Thomas,

ich bin schwer beeindruckt, was du schon wieder für Zeiten laufen kannst.
Ich hoffe du hast deine Bandscheibe wieder gut im Griff.
Weiterhin viel Erfolg und viele Läufe, die uns vielleicht ebenso lesenwerte Bereichte bescheren werden wie diesen.

Liebe Grüße

Gerhard

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Thomas Naumann hat geschrieben:Das ist zwar vielleicht trainingsmethodisch ungünstig
Wieso? Wenn ich meine Tempoeinheiten mache, gehe ich auch immer an meine physischen Grenzen. Wenn es in der Nähe jedes Wochenende einen 10-,12- oder 15-Kilometer-Wettkampf geben würde, würde ich das auch so machen :daumen: .
Thomas Naumann hat geschrieben: Der 5-km-Lauf wurde zehn Minuten nach dem 10-km-Lauf gestartet anstatt vorher, was üblicher gewesen wäre.
Das hätte dann aber schon eine Stunde vorher sein müssen und selbst dann hättest Du bestimmt noch ein paar Spaziergänger getroffen :zwinker5: .
Thomas Naumann hat geschrieben:Man kann mit diesem Gerät nicht nur Zeit und Entfernung messen, sondern sogar Kilometer und Minuten.
:gruebel: Meine Uhr mißt Zeit in Minuten und Stunden. Und Entfernung in Kilometer und Meter. Und das Teilen nimmt sie mir auch noch ab.
Thomas Naumann hat geschrieben:Wunderbar. Fünfzig, sechzig Kinder dazu zu bewegen, fünf Kilometer zurückzulegen, ist eine echte Leistung. Aber warum gingen die zu fünft nebeneinander
Die sind wahrscheinlich als Letzte gestartet und hatten nicht damit gerechnet, daß noch jemand nach ihnen kommt :D .

Alles in allem war es doch ein guter Trainingslauf, gekrönt von einem ersten Platz. Was will man mehr :zwinker2: ?!
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Hach, da würd' ich auch gerne mal laufen.

Dein Bericht hat Erinnerungen an eine (gewanderte) Inselumrundung von Pellworm vor zig Jahren hervorgerufen. War (damals) von Hamburg aus übrigens ähnlich umständlich bzw. zeitintensiv, dahin zu kommen. Naja, und vom Rheinland aus werde ich nicht für 'nen 10-er die weite Reise machen. Aber schön wär's doch :zwinker4: .

Dir herzliche Glückwünsche zu Zeit und Platzierung und eine erfolgreiche Vorbereitung! :daumen:

Wettkämpfe als Teil der Vorbereitung mache ich übrigens auch ganz gerne und bin bisher gut damit gefahren. Man darf halt nur nicht ständig am Limit laufen oder bei jedem Lauf auf eine neue Bestzeit aus sein.

Bernd

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Hurra, der Thomas läuft wieder!!!! :bounce:
Vielleicht auch bald wieder im kmspiel? :confused: :wink: :nick:
wosp :hallo:
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Thomas Naumann hat geschrieben:Mein Ziel war eine Zeit unter 41 Minuten.
....
Es war heiß. Sehr, sehr heiß.
...
Da kam mir eine Horde beleibter Kinder im Vorstimmbruch-Alter gerade recht.
...
Am Ende bin ich mit einer Zeit von 41:13 min ins Ziel gelaufen.
...
Zwar hatte ich gesehen, daß vor mir eine 5-km-Langsamläuferin in den Zielkanal wanderte.... Die letzten Meter mußte ich daher gehen.
Also unter den Faktoren würde ich mal eine Netto-Netto Zeit von sub40 sehen. Paßt doch! Glückwunsch zum Wiedereinstieg!!!
Gruß Thomas
PBs: 5km: 19:03 - 5,6km: 21:25 - 10km: 41:25 - HM: 1:26:39 - M: 3:11:15 - 50km: 4:09:09
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Melrose hat geschrieben:Also unter den Faktoren würde ich mal eine Netto-Netto Zeit von sub40 sehen. Paßt doch! Glückwunsch zum Wiedereinstieg!!!
Ach, wäre das schön!
burny hat geschrieben:Wettkämpfe als Teil der Vorbereitung mache ich übrigens auch ganz gerne und bin bisher gut damit gefahren. Man darf halt nur nicht ständig am Limit laufen oder bei jedem Lauf auf eine neue Bestzeit aus sein.
Doch! Das muß! Ich muß es einfach tun! Im Ernst: Im Wettkampf kann ich mir zehnmal vornehmen, nur ganz verhalten zu laufen. Ich rase im entscheidenden Augenblick dennoch los, als ginge es um die Wurst. Ich kann nicht anders. Und es macht Spaß.

@Alle anderen:

Vielen Dank für die guten Wünsche. Im Moment geht es wirklich erstaunlich gut mit der ollen Scheibe da hinten im Rücken.
Run As Thou Wilt.

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Thomas Naumann hat geschrieben:Ich kann nicht anders. Und es macht Spaß.
Na dann: good luck! :hallo:
Schreib doch mal am Ende deiner Vorbereitung, wie die Zeiten sich zu deinen Bestzeiten verhalten haben. Würd' mich interessieren.

Bernd

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burny hat geschrieben:Na dann: good luck! :hallo:
Schreib doch mal am Ende deiner Vorbereitung, wie die Zeiten sich zu deinen Bestzeiten verhalten haben. Würd' mich interessieren.

Bernd
Mache ich. Allerdings wird der Vergleich etwas hinken. Durch den Bandscheibenvorfall fehlt mir das komplette Wintertraining.
Run As Thou Wilt.
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