
Beim Laufen sind mir derartige Siege bis dato versagt geblieben. Vielleicht sollte ich gegen die Kenyaner mal Autorennen fahren, statt bei einem Marathon anzutreten, damit ich gegen die Burschen eine Chance habe

Trotzdem ist es schön, auch beim Laufen ab und zu das Ferkel von der Leine zu lassen. Am Samstag war es wieder mal so weit. Dabei wollte ich ursprünglich eigentlich nur einen gemütlichen Trainingslauf absolvieren.
Ich trabe also los, durchlaufe das Winkelwerk einiger Seitenstraßen, ehe ich mich über die (in diesem Forum schon öfter erwähnte) Alszeile in Richtung Wienerwald aufmache. Die Alszeile hat es in sich: Rechts zwei Friedhöfe in einem wunderschönen parkähnlichen Gelände, links eine Baumzeile und ruhige Wohnhäuser, dann das Stadion des ehemaligen Bundesligavereins Wiener Sportklub und in den die Straße begrenzenden Grünflächen haufenweise Hundescheiße. Außerdem steigt die Strecke stetig an.
Meine Piste ist insgesamt 14,5 km lang. Ich laufe sie sehr oft; aber obwohl ich praktisch jede Ameise hier beim Vornamen kenne, war mir noch nie langweilig dabei. Heute empfängt mich der Waldabschnitt etwas verhangen - dunkle Wolken sind aufgezogen und ich rechne damit, dass jeden Augenblick ein ordentlicher Guss loslegt. Mir ist das heute ziemlich wurscht (für nicht Ösis: egal), denn ich bin gut drauf.
Am Wendepunkt (bei km 7,3) zeigt meine CycloSport 40.12 an. Die rund 130 Höhenmeter die ich mich bis hier heraufgearbeitet habe, geht's jetzt wieder bergab. Ich ertappe mich dabei, wie ich das Tempo leicht anziehe - Schuld daran sind Queensryche in meinem MP3-Player, die mir den Titel "Empire" in die Ohren blasen. Ich galoppiere den Waldweg hinunter und checke mein Tempo - 13 km/h. Auch gut. Nach cirka einem Kilometer überlege ich, wenn 13 km/h gut sind, dann sind 14 wahrscheinlich noch besser. Ich forciere daher weiter (ZZ Top mit "Gimme all your lovin" machen den Hasen), bin wieder auf der Straße gelandet und denke mir: Das Tempo hältst du jetzt, bis du zu Hause bist. Aber ich schaffe es nicht: Zurück auf der Alszeile habe ich nämlich schon 15 km/h drauf


Also "schleiche" ich die restlichen paar hundert Meter nach Hause und kann mir dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Ich stoppe die Uhr bei 01.14.36. "It's my life" singt BonJovi. Stimmt: Das ist mein Leben - und es fühlt sich nach so einer Spaßeinheit verdammt gut an.
Liebe Grüße
Wolfgang