Schon relativ bald nach meinem Laufbeginn am 16.06.2005 wusste ich, dass ich doch mal wenigstens einen Marathon probieren will.
An dieser Stelle sei mal darauf aufmerksam gemacht, dass dies insbesondere an der tollen Seite von Udo Pitsch

Nachdem ich seit meinem Laufbeginn im Juni 2005 sehr viel im Internet übers Laufen las, stieß ich auch irgendwann auf das Thema Ultra. Auch dies faszinierte mich sehr, der Titel „Ultraläufer“ reizte mich schon ordentlich.
So hatte ich zunächst 2006 vor, in Leipzig beim 100er 50km zu laufen, aus gesundheitlichen Gründen und immer noch ohne Marathon ließ sich das nicht umsetzen.
Im Oktober 2006 kam dann endlich der erste Marathon in Dresden (wo ich 2005 auch den ersten HM lief), welchen ich mit nur 1-2 langen Läufen im Training in 3:50 h relativ locker finishte.
Irgendwann danach kam mir abermals das Thema Ultra in den Sinn und ich stieß auf einen 6h-Lauf im Fichtelgebirge, was von Chemnitz aus relativ nah (160km) ist. Dort war der Vorteil, dass es auch eine Marathon- und 50km-Wertung gibt.
Nach meinem Frühjahrsmarathon 2007 in 3:30 h, als ich einen ganz ordentlichen Einbruch hatte, weil ich Wetter unterschätzt und mich um ca. 5 min in der Zielzeit überschätzt hatte, wollte ich von Strecken jenseits HM eigentlich erstmal nichts mehr wissen. Auch vielen mir immer noch Läufe länger als etwa 27 km schwer, meist hatte ich dann mehr oder weniger starke Schmerzen in den Beinen.
Ab Ende April 2007 lief ich dann sehr viele WK über „kürzere“ Strecken. Ein M-gerichtetes Training war deshalb nicht möglich. Als Ziel stand mittlerweile nämlich wieder der Dresden-Marathon im Oktober fest, wo ich dann mein Potential endlich mal ausschöpfen will.
Inzwischen reifte immer mehr die Entscheidung, den 6-stünder in Weißenstadt als langen Vorbereitungslauf zu machen. Leider fehlten mir durch die vielen WK und einem Wanderurlaub (8Tage, 43 h und 7.000Hm) lange Läufe im August.
Ich wollte es trotzdem probieren....

Der Renntag:
...und so standen wir am Samstag um 5:45 Uhr auf und fuhren um 6:38 Uhr die 155km bis nach Weißenstadt, wo wir ca. 8:15 eintrafen. Leider war der Start erst um 10:00 und das Wetter war zum Warten nicht sehr angenehm: 10°C und Nieselregen.

Meine Voranmeldung vom Donnerstag hatte geklappt.
Dann traf ich endlich Udo. Wir machten uns kurz bekannt, tauschten die Ziele aus und sprachen über die Bekleidung. Danach legte ich mich auf die WK-Kleidung fest: es mussten kurze Tights werden (andere hatte ich nicht mit). Oben rum entschied ich mich für ein dünnes, langärmeliges Laufshirt. Die Wahl sollte sich später als ganz gut herausstellen.
Um 10:00 erfolgte nach kurzer Einweisung der Start von 50 „Verrückten“ bei Nieselregen.
Mein Ziel war es, solange wie es geht, die 3,885 km-Runde in 20:00 min. zu laufen.
Noch in der ersten Runde traf ich auf Sylvi. Fortan liefen wir eine Weile (wieviel Runden weiß ich nicht mehr) gemeinsam. Es war sehr angenehm, da wir uns viel zu erzählen hatten.
Durch Busch- und Verpflegungspausen wurden wir irgendwann aber endgültig getrennt. Dies war wohl nicht so günstig für mich, da dadurch mein Tempo hochging. Ich lief vor allem die Runden 4,6 und 8 zu schnell, nur knapp über 19:00 min.; langsamer ging aber irgendwie nicht.
Das Wetter war teilweise nicht so toll, es wehte teils heftig und immer wieder kamen starke Nieselschauer. Meine Freundin drehte schnell gehend entgegengesetzt zur Laufrichtung ebenfalls viele Runden, so dass wir uns häufig begegneten. So konnte ich auch mal mein Iso-Getränk nehmen und ein Gel nehmen.
Nach 3h hatte ich die aus den langen Trainingsläufen bekannten leichten Schmerzen im rechten Oberschenkel, was mir den ersten Dämpfer versetzte.
Nach 3:37:19 h konnte ich aber die Marathondistanz überlaufen. Eine ganz ordentliche Zeit und absolut im Zeitplan. Allerdings wurde es langsam schwerer.
Nach 4:23:58 h hatte ich dann auch mein Minimalziel 50km erreicht, und nur knapp 4 min. über dem Zeitziel. 500Meter später im Start-Ziel-Bereich machte ich eine längere Pause (3min.) und meine Freundin stieß in Laufbekleidung zu mir, um mich zu begleiten.
Meine Moral war aber erstmal gebrochen, die Oberschenkelmuskulatur war doch mittlerweile ordentlich fest geworden. Ich konnte deshalb nur noch joggen, im langsamen 6:20er Schnitt. Auf dieser 14. Runde legte ich auch mehrere Walkingpausen ein, ich wollte einfach nicht mehr so richtig.
Kurz vor Ende der 5. Stunde beendete ich die 14. Runde. Mein Ziel hatte ich mittlerweile auf 1,5 Marathons festgelegt. D.h. Noch über 1h Zeit und 9km (2 Runden + 1km) to go; ein 7er Schnitt.
Auf Gehpausen verzichtete ich nunmehr fast komplett und meine Freundin zog mich perfekt. Danke!
Irgendwann in dieser Zeit muss mich auch die unglaubliche Sylvi dann noch überrundet haben, toll wie sie lief.
Ich verlor so auch eine Menge Plätze, was mir aber wenigstens diesmal Wurscht war.
Die noch zu laufende Zeit wurde immer weniger, aber meine Beine wurden erstaunlicherweise nicht schlechter, eher noch das Gegenteil. Ich korrigierte meinen Laufstil in Richtung Schlappschritt, was deutlich angenehmer war.
Nach 5:35h hatte ich auch 60km hinter mich gebracht.
Am Ende dieser 16. Runde waren noch 12 min zu laufen und ich konnte nochmals deutlich beschleunigen. Ich lief nun wieder sehr locker ein gutes Tempo (5:30/km), doch die 6h wollten nich enden. So war ich nochmals 2,2km der 17. Runde gelaufen, als endlich die erlösenden 5 Pistolenschüsse vom anderen Ende des immer zu umrundenden Sees zu hören waren. Ich blieb stehen, schrieb mit der beim letzten Zieldurchlauf gegriffenen Kreide meine Startnummer auf den Asphalt und wartete auf meine Jacke mit Freundin.
Diese war die letzten 3 Runden mit mir gemeinsam gelaufen und im Zielbereich zum Auto abgebogen um die wärmende Jacke zu holen. Sie kam nicht. Ich ging nun die Runde zu Ende, es war kalt. Erst währenddessen wurde ich mir bewusst, dass sie dachte, ich laufe zurück und ihr damit entgegen. Ich hatte mich falsch ausgedrückt. Da ich die letzte Runde über die Hälfte gelaufen war, wollte ich natürlich den kürzeren Weg ins Ziel und nicht zurück. So konnte ich Jacke und Freundin leider erst im Ziel in Empfang nehmen. Endlich konnte ich mich an dem leckeren Kuchen und Tee erfreuen.
Nach dem Duschen und Umziehen im Campingsanitärgebäude gings in die Gaststätte Stadtbad zu einem gemütlichen Beisammensein. Auch das war für mich ein Erlebnis. Für alle Läufer gab es einen leckeren Gemüseeintopf. Nach etwas Warterei kam dann die Siegerehrung, bei welcher Alle Starter ein paar Pakete Brot des Hauptsponsors erhielten, Spitze. Auch gab es für jeden noch eine Medaille.
Ein Lauf, der wirklich weiter zu empfehlen ist.
Ich hatte trotz des Kampfes der letzten beiden Stunden doch noch 64,261 Meter erlaufen, eine zufriedenstellende Leistung beim dritten Marathon und ersten Ultra. Damit belegte ich Platz 19 der 50 Starter. Obwohl durchaus so gewollt, bleibt die Erkenntnis, dass eine absolut gleichmäßige Renneinteilung zu einigen mehr Metern geführt hätte.
Durchweg hatten wir 12°C, Wind und immer wieder Nieselregen.

Um 19:00 Uhr machten wir uns glücklich und geschafft auf den Heimweg.
Meine Freundin hat übrigens walkender- und laufenderweise insgesamt über 31km geschafft, aber nicht als Teilnehmerin. Entsprechend hatte sie danach ebenfalls mit leicht schmerzenden Beinen zu kämpfen.
Blessuren habe ich bis auf eine Wasserblasse am Zeh keine davongetragen. Dass die Beine und Knie schmerzen, nehme ich als völlig normal und selbstverständlich hin.
Interessant während des Rennens waren die vielen verschiedenen Läufer und Laufstile.
Für mich stellt sich jetzt natürlich die Frage: geht es weiter im Ultralaufen???


