Der Titel verrät es schon, es war nicht mein bester Marathon und auch kein einfacher für mich.
Letztes Jahr hatte ich hier meine Bestzeit mit 3:53:02 aufgestellt und damals war es problemlos gelaufen. Also machte ich mir aufgrund meines guten Trainings und eines guten Vorbereitungs-HM's Hoffnungen auf eine Zeit um 3:45.
Im Starterfeld reihte ich mich kurz hinter dem Pacemaker für 3:45 ein. Allerdings wollte ich mehr auf meinen Garmin Forerunner vertrauen und mein eigenes Rennen laufen. So war es mir auch ziemlich egal, dass der Pacemaker schon vor km 1 etwas Vorsprung hatte. Mein erster Kilometer im Startgetümmel war mit 5:29 auch etwas langsam, der zweite mit 5:02 dafür umso schneller und auch der dritte mit 5:08 nicht gerade langsam. Der Pacemaker war aber noch schneller als ich, sein Vorsprung wuchs ständig. Ich hatte den Verdacht, dass er den Pacemaker für 3:30 einholen wollte und ließ ihn laufen. Bei mir konnte es nicht so schnell weitergehen, ich versuchte mich zu bremsen. Das gelang mir nicht optimal und mein Schnitt lag immer noch unter 5:20. Es war mir aber auch irgendwie egal, ich fühlte mich gut und es lief prima. Zum ersten mal konnte ich den Englischen Garten geniessen. Die neue Streckenführung gefiel mir. Als dann die ersten Sonnenstrahlen durch den Dunst kamen, beschloss ich, mich etwas leichter zu kleiden. Ich hatte unter mein Singlet ein kurzärmliges Laufshirt angezogen, das ich jetzt wieder loswerden wollte. Ich stoppte kurz, und zog beide Shirts aus, was noch ziemlich einfach war. Schwierig war es, das Singlet, das jetzt völlig verdreht war und an dem auch noch die Startnummer befestigt war, wieder anzuziehen. Nach ein paar Flüchen gelang es mir, das Singlet anzuziehen und das Shirt hinten in meine Laufhose zu stopfen. Weggeworfen wird nichts!
Die nächsten Kilometer liefen problemlos. Kilometer 10 passierte ich rund 1 Minute schneller als in meinem Laufplan. Ich trank regelmäßig und bei Kilometer 15 gabe es das erste Gel. Dann versagte bei Kilometer 19 der Satellitenempfang beim Forerunner und ich war wieder auf meine Kopfrechenkünste angewiesen, die aber bei mir mit zunehmender Kilometerzahl rapide abnehmen. Also beschloss ich nach Gefühl zu laufen, was auch nicht so schlecht ist, wie meine Zwischenzeiten später belegten. Die HM-Marke passierte ich nämlich mit 1:52:29 auf die Sekunde genau wie in meinem Plan vorgesehen. Mein Forerunner machte nochmals einen Versuch, mir zu helfen, aber die Zeit von 11:39 Minuten für Kilometer 22 überzeugte mich nicht gerade von seiner Genauigkeit. Ich ignorierte ihn für den Rest des Marathons fast völlig.
Ich glaube, es war so ab Kilometer 26 im Münchner Osten, als ich zum ersten mal meine Beine ein wenig spürte, aber das ist normal beim Marathon, den man zudem noch ein wenig schnell angeht. Ich versuchte immer wieder, einen langsameren Kilometer zur Erholung einzulegen. Aber dennoch sehnte ich mich langsam nach dem kurzen und sanften Gefälle beim Deutschen Museum. Von dort ist es dann nicht mehr so weit bis in die Stadtmitte und zum Marienplatz, wo die Zuschauer anfeuern. Der Rest über den Königsplatz, die Leopoldstraße und durch Schwabing sollte ich dann auch noch schaffen. Das nächste Problem kam aber noch vor dem Marienplatz. Ich wollte noch ein Gel schlucken, bekam aber mit meinen etwas kalten und feuchten Finger den kleinen verdammten Plastikbeutel nicht auf. Ich stand schon vor der Wasserstelle und zerrte und biß an dem Gelbeutel herum bis ich endlich an den wertvollen Inhalt kam. Endlich konnte es weitergehen.
Bei Kilometer 30 lag ich nur knapp eine halbe Minute hinter meinem Zeitplan. Meine kleine Schwächephase hatte ich eigentlich hinter mir und war noch voller Hoffnung auf meine Zielzeit. Die Hoffnung wurde aber noch vor Kilometer 32 durch ein kleines Zwicken im linken hinteren Oberschenkel etwas getrübt. Krämpfe kannte ich in meinen bisherigen Marathons nicht, aber mir war klar, das könnte einer werden. Ich behielt recht. Kurz darauf kein Zwicken mehr sondern ein kleiner Krampf. Ich ging ein paar Schritte und lief wieder an. Noch vor dem Königsplatz musste ich eine zweite Gehpause einlegen. Am Königsplatz standen Uschi und Stefan, ich nutzte es für eine weitere kleine Pause und ein kurzes Schwätzchen. In diesem Moment habe ich mich von den 3:45 verabschiedet und beschlossen, den Marathon einfach nur anständig zu Ende zu laufen.
Aber nicht einmal dieser Wunsch wurde mir erfüllt. Immer wieder ein Krampf im Oberschenkel, kurze Gehpausen, später dann auch noch Dehnpausen am Straßenrand. Ich glaube es waren bestimmt 6-7 Pausen, bei denen ich am Straßenrand stand und immer wieder dehnte. Kurzzeitig hatte ich noch die Hoffnung auf eine Zeit unter 3:50, später hoffte ich noch wenigstens auf eine neue PB, also unter 3:53. Alles vergebens, nach jeder Geh- und Dehnpause fasste ich ein neues Zeitziel. Aber vielleicht trieb mich auch das immer wieder an, die Kraft dazu war noch da. Ab Kilometer 38 lief es dann auch wieder etwas besser und ich konnte einigermaßen durchlaufen. Erst auf der Ackermannstraße, kurz bevor man in den Olympiapark einbiegt, erwischte es mich nochmal. Ein Krampf hinten links, dazu noch einer vorne rechts. Nochmal stehen bleiben und dehnen und dann kam auch schon die Ansage vom Moderator "von hier sind es nur noch 1.150 m ins Ziel, es geht leicht bergab, jetzt könnt ihr es rollen lassen". Ich ließ es rollen, nicht schnell aber einigermaßen entspannt. Noch kurz in die Kamera von Sapsi lächeln, wenigstens der Versuch dazu, und dann aufs Marathontor zu. Noch schnell ein kleiner Krampf, kurz stehenbleiben und dehnen, besser hier als dann auf der Laufbahn im Olympiastadion. Hinein ins Marathontor und dann wurden wir von wesentlich mehr Zuschauern als in den vergangenen Jahren lautstark empfangen. Ich genoss die Runde im Stadion und war fast so gerührt wie bei meiner Marathonpremiere hier vor vier Jahren. Ich hatte mich ja auch so gequält wie damals. Den Zieleinlauf hatte ich mir für dieses Jahr immer etwas anders vorgestellt. Es reichte bei mir nur zu einmal kurz die Faust ballen, was nicht heißen soll, dass ich unzufrieden war. Es war eine Mischung aus Enttäuschung und Stolz, mich durchgekämpft zu haben. Meine Stoppuhr hatte ich automatisch gedrückt. Meine Zeit von 3:54:45 entsprach dann auch meiner tatsächlichen Nettozeit.
Was ich im Ziel und auch danach auf dem Rasen des Olympiastadions noch gar nicht richtig registriert habe, meine Bestzeit habe ich trotz aller Pausen nur um 1:43 Minuten verpasst. Das macht für mich einen harten und wirklich erkämpften Marathon wieder erträglich, wenn nicht sogar zu einem guten.
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Wir konnten ja schon persönlich auf unseren Lauf anstoßen. Freut mich, daß Du Dich heute auch freust!
Liebe Grüße von Christine
Liebe Grüße von Christine
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Glückwunsch zur super Zeit!
Und auch super gekämpft!!
Und auch super gekämpft!!
geplante Wettkämpfe:
10.02.08 Thermenmarathon Bad Füssing - HM (21,1 km) 1:45:17 neue PB (mit Wadenverhärtung)
06.04.08 Berliner HM (21,1 km)
27.04.08 Obermain Marathon - HM (21,1 km) *Trainingslauf*
04.05.08 Mainz Marathon (42,195 km)
15.06.08 Metropolmarathon Fürth (42,195 km)
19.07.08 Altmühlseelauf - HM (21,1 km)
21.09.08 Neumarkter Stadtlauf - HM (21,1 km)
05.10.08 SparkassenMarathon Lindau->Bregenz (42,195 km)
Bestzeiten: 47:21 (10km) / 01:45:17 (HM) / 04:12: 41 (M)Duell: 3fach vs. Matman - "Mein Rücken wird dich entzücken"
10.02.08 Thermenmarathon Bad Füssing - HM (21,1 km) 1:45:17 neue PB (mit Wadenverhärtung)
06.04.08 Berliner HM (21,1 km)
27.04.08 Obermain Marathon - HM (21,1 km) *Trainingslauf*
04.05.08 Mainz Marathon (42,195 km)
15.06.08 Metropolmarathon Fürth (42,195 km)
19.07.08 Altmühlseelauf - HM (21,1 km)
21.09.08 Neumarkter Stadtlauf - HM (21,1 km)
05.10.08 SparkassenMarathon Lindau->Bregenz (42,195 km)
Bestzeiten: 47:21 (10km) / 01:45:17 (HM) / 04:12: 41 (M)Duell: 3fach vs. Matman - "Mein Rücken wird dich entzücken"

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Klasse. Manchmal muss man kämpfen. 
Es wird ja nicht dein letzter gewesen sein. Beim nächsten Mal wird es wieder besser.

Es wird ja nicht dein letzter gewesen sein. Beim nächsten Mal wird es wieder besser.
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Mein letzter war es sicher nicht, ich habe schon wieder Lust auf den nächsten. Mir ist es auch in den folgenden Tagen nicht schlecht gegangen, kaum Muskelkater.Reno hat geschrieben:Klasse. Manchmal muss man kämpfen.
Es wird ja nicht dein letzter gewesen sein. Beim nächsten Mal wird es wieder besser.
Danke für die Glückwünsche, bin inzwischen nur noch stolz auf meinen Lauf.
Grüße
Ingo
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da hat Sabine in allen Punkten Recht! *unterschreib* und ich kann das schon deshalb genau bezeugen, weil ich genau daneben stand ;-)Sabine34 hat geschrieben:Botti, trotz des Kampfes: herzlichen glückwunsch
und bei km 37,5 sahst Du gut aus![]()
(den Bericht hätte ich jetzt fast verpasst - wie gut, dass nicht ;)