Nach einer knappen halben Stunde Fahrt treffe ich am Rasthof Wasserbillig ein. Dort treffe ich einige Kollegen. Unsere Firma ist wieder mit einem kleinen Laufteam dabei. Eigentlich sind wir zu fünft gemeldet, doch zwei Kollegen sind ausgefallen. Der Bustransfer nach Langsur wird dieses Jahr durch eine Baustelle behindert, aber wir haben genügend Zeit.
14:30 Uhr: ein Schauer zieht über Langsur hinweg. Das erinnert mich wieder daran, daß das Wetter heute früh überhaupt nicht nach Laufen aussah: Regen, Sturm, Kälte. Der Sturm hat sich weitgehend gelegt, die Temperatur ist fast zu hoch – und so ein Schauer bringt einen Läufer nicht um. Es ist Zeit zum um sich warm zu laufen. Die Kollegen halten das nicht für nötig, so laufe ich alleine los.
Als ich fertig bin haben sich schon zahlreiche Läufer im Startbereich aufgestellt. Ich taxiere das Feld und stelle mich mit meinen beiden Mitläufern in dem Bereich auf, in dem ich die Läufer mit Zielzeiten zwischen 45 und 50 Minuten vermute. In diesem Moment trauen sich einige schüchterne Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke! Petrus hat scheinbar ein Herz für die Langsurer!

Leider verzögert sich der Start um 10 Minuten. Mir ist warm, so zippe ich die Ärmel meiner Jacke ab. 15:10 Uhr, der Startschuß. Das Feld setzt sich in Bewegung, ich wünsche meinen Kollegen viel Glück und laufe los. Wenn es optimal läuft will ich einen Schnitt von 4:40 min/km laufen, das würde für sub 47 reichen.
Auf dem ersten Kilometer ist das Feld dicht aber die Straße breit. Unter Beifall laufen wir aus Langsur heraus auf die Bundesstraße. Kilometer 1 beende ich in 4:32 min. Auf dem nächsten Kilometer überhole ich zahlreiche andere Läufer, werde aber auch überholt. Die Straße ist flach und breit. Dann geht es eine leichte Steigung hoch hinein nach Mesenich. Kilometer 2 in 4:37 min. Im Dorf zahlreiche Zuschauer, Musik und Beifall. Das spornt an. Jedoch gibt es leider Engstellen, an denen ich von anderen Läufern gebremst werde. Am Ende des Dorfes noch mal eine kleine Steigung und dann geht’s abwärts. Vorne sehe ich schon den Beginn des Radwegs, das Ende der Herrlichkeit. Ohne Rücksicht auf die alten Knochen stürme ich bergab.
Der Radweg beginnt. Drei Läufer, höchstens vier haben nebeneinander Platz. Ich laufe hinter einer Viererkette mit dem Rückenaufdruck „Friedländer Sports Fashion“. Blick auf den Garmin: Pace 4:42. Überholen ist unmöglich, aber die Pace ist o.k. Auf dem Seitenstreifen überholen einige Läufer. Ich denke gerade: „Mensch, bin ich heute gut drauf, das fühlt sich ja so leicht an“, als mein Blick auf den Garmin fällt: Pace 5:05!

Aber das Siel geht so weiter: ständig ist der Weg durch Läufergruppen blockiert. Überholen ist nur durch die Botanik möglich. Das strengt an. Als wenn das Tempo nicht schon allein mörderisch genug wäre! Damit ist es nur folgerichtig, daß der Kilometer 4 mit einer 4:47 die bislang schwächste Zeit aufweist. Wir nähern uns Metzdorf. Ins Dorf geht es eine Steigung hoch. Mensch, ich wußte gar nicht, daß der DeuLux-Lauf so bergig ist!

Die Verpflegungsstation lasse ich aus und laufe weiter. Letzte Zuschauer stehen an der nächsten Steigung, dann wird es einsam. Keine Zuschauer mehr, wir laufen auf einem Radweg neben einer Straße. Das Feld hat sich sortiert, die Überholvorgänge werden seltener. Ich laufe am Anschlag und im Tunnel. Jedes Kilometerschild sehne ich herbei. Irgendwann überhole ich einen Farbigen – ja sind die Kenianer dieses Jahr so schlecht?


Da vorne ist die Brücke, das Ende des Leidens! Aber erst geht es noch eine Steigung hoch. Vor mir ein Läufer, scheinbar am Ende seiner Kräfte. Wir kommen auf die Brücke, die Zuschauer stehen dicht an dicht und feuern uns an. Das wäre ja ganz toll, wenn der Läufer vor mir nicht fast gehen würde. Vorbei kann ich nicht, da ist kein Platz – die Zuschauer blockieren alles. Endlich, die Brücke ist geschafft, ich kann überholen und setze zum Endspurt an. Da ist das Ziel! Lächeln für die Kamera, Garmin gedrückt: 47:08 min.
Für die Statistik: Kilometer 6 bis 10 bin ich konstant mit Zeiten zwischen 4:42 und 4:45 gelaufen
Ich hole mir zwei Becher Tee und gehe zurück zum Zielkanal. Gerade rechtzeitig, denn meine Kollegin läuft gerade ein. Ich erschrecke, so geschafft sieht sie aus


47:10 min. – neue PB!
Fazit für mich: das ist zwar eine neue Bestzeit, aber scheinbar kann ich noch nicht 4:30er Zeiten über diese Distanz durchhalten. Da ist über den Winter noch Training angesagt!
Vielen Dank fürs Lesen!
Gruß
Ralph