Sicher - wenn ein Läufer leichten Fusses an mir vorbeizog, kam schon ein wenig Wehmut auf. Aber erstens gehörte ich noch nie zu den flotten Läufern, die mehr über den Boden zu schweben als zu laufen schienen und zweitens fiel es mir so leichtfüssig zu laufen eigentlich auch nur selten.
Ich war immer mehr Elefant als Gazelle. Niemand war überrascht, wenn ich überholte - man hörte mich immer bevor man mich sah...
Hier im Forum habe ich mal mehr mal weniger mitgelesen in diesem lauffreien Jahr - selbst kaum geschrieben, denn was soll ich auch schreiben in einem Laufforum, wenn ich weder originelle Laufberichte noch sonstwas Interessantes zum Thema Laufen von mir geben kann? Also les ich eben von den Erlebnissen und erinnere mich dabei gern an meine eigenen.
Hin und wieder hab ich ein paar Meter laufend zurückgelegt - die Laufschuhe hatte ich ja sowieso an und für die paar Meter kann man auch in Jeans und Jacke joggen...den Hund hats gefreut und auch mir haben meine kleinen Jogging-Einheiten Spass gemacht.
Aber dafür die Laufsachen anzuziehen hätte sich nun wirklich nicht gelohnt.
Vor kurzem allerdings kam die beiläufige Frage einer Freundin, ob ich wieder fit sei und ich dachte mir noch nichts dabei, als ich wahrheitsgemäss antwortete, dass soweit alles wieder ok sei...woraufhin sie prompt mit mir einen Tag zum Laufen vereinbarte.
Erst einmal musste ich herzlich lachen - ich und Laufen?


Oh, nein, diesmal lass ich es bleiben und sags ihr auch.

Die Vorstellung wieder zu laufen hat mich natürlich nicht wirklich losgelassen - und so zog ich mir dann vor wenigen Tagen die Laufsachen an...es war ein kühler Morgen, wenig Leute unterwegs und ich konnte mir sicher sein, halbwegs ungestört die ersten Laufversuche zu starten.
Die Worte des Orthopäden im Ohr (wenn es denn sein muss, dann laufen Sie wenigstens wie eine Gazelle und nicht wie ein Elefant!) machte ich mich ganz langsam auf den Weg - jeden Schritt wohlüberlegt und ganz sacht versucht den Fuss aufzusetzen...gar nicht mal so einfach und nach ein paar Metern fall ich dann doch in meinen alten Laufstil und poltere über den Asphalt.
Nein, Andrea, sag ich mir, so nicht, also wieder sachte aufgesetzt, Fuss abgerollt und abstossen...Ein Läufer läuft. Er trampelt nicht.
Und so nähere ich mich der 1km-Marke - durchgelaufen und auch den kleinen Anstieg laufend bewältigt. Überrascht, dass es so gut ging, mach ich mich nunmehr auf Waldboden laufend davon. Immer schön auf den Boden achten, bloss nicht in ein Schlagloch oder über Wurzeln stolpern. So vertieft bin ich dabei, mir gleich von Anfang an den "richtigen" Laufschritt anzueignen, dass ich gar nicht bemerke, dass ich schon KM 3 hinter mir habe und sehr überrascht dass ich immer noch laufe - klar, sehr langsam, aber immerhin ähnelt es schon sehr dem Laufen. Und Spass machts!
Ganz entgegen meiner Vorahnung läufts richtig gut, ich bekomme ausreichend Luft, die Beine fühlen sich leicht an und so drehe ich noch nicht ab sondern hänge noch einen kleinen Umweg dran...
Nur Lisa, mein Hund, ist alles andere als begeistert. Ganz verwirrt schaut sie mich an, sie kennt es schliesslich nicht mehr und will eigentlich weiter an jedem 3. Grashalm schnuppern. Das ist für sie weit interessanter als im Laufschritt neben mir hereilen zu müssen.
Schliesslich bleibt sie einfach stehen. Ich ruf sie zu mir, aber sie bleibt, wo sie ist. Nun, gut, dann gehen wir eben wieder ein Stückchen, damit sie ausreichend schnüffeln kann. Erst als sie merkt, dass wir wieder auf dem Nachhauseweg sind, trabt sie wieder an und wir gelangen nach 6 KM wieder zu Hause an - ich stürze mich mit breitem Grinsen unter die Dusche, Lisa schleicht in ihren Korb und schläft prompt ein.
Ein Tag später stehe ich vorsichtig auf - aber weder Muskeln noch Wirbel beschweren sich nachträglich.
Damit diese Laufeinheit nicht etwa die letzte in diesem Jahr bleibt, lege ich die Laufsachen schon gleich für den nächsten Tag raus - und tatsächlich, von mir selbst überrascht, falle ich am nächsten Morgen aus dem Bett und in die Laufsachen rein und freue mich auf die nächste Laufeinheit.
Lisa ist ein schlauer Hund - sie weiss, was diese Sachen bedeuten und weigert sich auch nur eine Pfote aus ihrem Korb zu heben...also gut, dann bleibt sie eben daheim und ich lauf allein.

Die gleiche Runde wie beim letzten Mal - durchgelaufen, ganz langsam und sehr vorsichtig, aber mit sehr viel Spass. Auch wenn ich pitschnass zu Hause ankomme, fühl ich mich so richtig gut.
Mich hats wieder mal erwischt und ab und an werd ich nun auch wieder laufen.

Und in 2 Wochen lauf ich dann mal mit meiner Freundin - mal sehen, ob es dann mit Gequassel und mit mehr Tempo auch noch so gut läuft.