
Endlich ist es soweit! 17 Monate, nachdem ich wieder angefangen habe zu laufen, stehe ich in Regensburg am Start zu meinem ersten Marathon.
Nach der längeren Krankheitspause im März wollte ich das Marathon-Vorhaben schon aufgeben. Zu großer Trainingsrückstand, zu wenig lange Läufe.
Kam dann aber gut wieder rein in die Vorbereitung und habe mich doch entschlossen, es zu probieren.
Jetzt freue ich mich, dass es endlich losgeht (und auch darauf, dass es bald vorbei ist).
Laufeinteilung ist kein Problem (denke ich mir). Der km-Schnitt sollte 5.39 oder schneller sein für die Endzeit 3h59. Wofür gibt es den Forerunner?
Auf der Matte drücke ich „Start“ und auf geht`s! Sicherheitshalber habe ich noch eine ausgedruckte Zeittabelle dabei.
Die ersten paar km hänge ich mich an den Mann mit dem Ballon 3:59. Sein Tempo erscheint mir allerdings merkwürdig, erst zu schnell, dann zu langsam. Ich beschließe, mich lieber auf meinen FR zu verlassen und setze mich vor die Gruppe.
Irgendwo muss ich allerdings gewaltig Strecke verloren habe. Meine zahlreichen Umwege lassen den FR schon bei km 5 deutlich hinter den km-Markierungen hinterherhinken.
Die Pace-Anzeige stimmt natürlich absolut nicht mehr, was mich verunsichert.
Ich gehe dazu über, die Zeiten mit meiner Marschtabelle zu vergleichen und stelle fest, dass ich sogar einen Tick zu langsam bin!
Von km 8-15 laufe ich neben einem anderen FR-Besitzer, der auch unter 4 h laufen will (er kommt am Ende mit 3:56 ins Ziel). Sein FR zeigt zu der Zeit schon 250 Meter weniger an als meiner. Wo ich die nur verloren habe?
Seit km 8 drückt die Blase. Dabei habe ich 2 h vorher nichts mehr getrunken, nur kurz vor dem Start 500 ml.
Bei km 15 in Friesheim steht ein Dixi, da bin ich sehr in Versuchung. Aber soviel Zeit, die da draufgeht! Und notfalls steht es am Rückweg auch noch da.
Ich drücke jetzt etwas auf die Tube, da ich sehr knapp an den 4 h laufe. Zumindest ein paar Sekunden pro km kann ich immer gutmachen. Der Mitläufer lässt abreißen und ich laufe wieder alleine.
Raus bis zur Wende (km 21) zieht es sich lange hin und die erhöhte Geschwindigkeit fällt mir schwer. Hoffe aber, dass es ab der Wende und auf dem „Rückweg“ besser geht.
Seit km 14 kommen schon die führenden Läufer entgegen und das lenkt etwas ab. So sieht man wenigstens etwas vom Feld.
Der FR hängt zu der Zeit schon 300 Meter nach, ich nehme ihn nur noch zur groben Tempobestimmung.
Beim HM wende ich in 1:56. Tolle Zeit, 3 Minuten unter Soll! Wenn ich das jetzt noch einigermassen halten könnte auf der zweiten Hälfte…
2 gute km schaffe ich noch. Dann knicke ich ein und werde langsamer. Ich fühle mich müde und ausgepumpt. So früh schon! Ich trinke nochmal, verschlucke mich und bekomme starkes Seitenstechen.
Überhaupt war das trinken eine Katastrophe. Das meiste daneben, jedes Mal husten und ständig Seitenstechen danach!
Als es besser wird, beschließe ich, das zweite Gel zu nehmen. Die nächste Station müsste ja bald kommen.
Kommt sie nicht! Ich habe 2 km das Gel im Mund, ekelhaft!
Mir ist schlecht und ich bekomme Magenschmerzen. Die km 23-28 waren grauenhaft, da habe ich nur gekämpft. Tempo war unter Schnitt. An die 4 h habe ich nicht mehr geglaubt.
Habe mich dann furchtbar geärgert und beschlossen, einfach schneller zu laufen. Sollte ich am Ende einbrechen, reicht es evtl. trotzdem noch.
Tatsächlich hatte ich ein paar schnellere km. Verschluckte mich bei der nächsten Station aber wieder und bekam starkes Seitenstechen. Bei km 32 war ich kurz davor, aufzuhören. Schnitt ging runter auf 5.50.
Aber immer noch 4-5 Minuten über Soll.
Nur noch 10 km! Und sogar die 3:55 in Reichweite!
Als ich das Dixi auf dem Rückweg wieder passiere, ist der Blasendruck weg. Super!
Ich reiße mich zusammen und kämpfe mich durch. Will finishen und will die 3:55! Habe schnellere km dabei (5:18/5:22), obwohl ich z.T. Slalom um die HM-Läufer laufe.
Getränkestationen laufe ich nicht mehr an. Ich hätte danach nicht mehr beschleunigen können.
Über die steinere Brücke und durch die kurvige Altstadt fand ich es wieder härter zu laufen wegen Steigungen und Kopfsteinpflaster. Am Ende bin ich dann gerannt.
Letzter km unter 5 Minuten, an meinen beiden Männern vorbei ins Ziel mit 3:52:11.
Als sie mir die Finisher-Medaille umgehängt haben, war ich einfach nur stolz!
Mein Garmin sagt 42,7 gelaufene km, Schnitt 5:26. 500 Meter Abweichung! Am Ende hat er genau zwischen zwei km-Schildern gepiepst.
Ich bin aber auch meistens am falschen Ende der Kurve gelaufen und viele Schlangenlinien, deshalb wundert es mich nicht.
Die Renneinteilung hört sich gut an: zwei völlig gleiche HM-Abschnitte. War aber nicht so, die zweite Hälfte war ein Auf und Ab.
Die Beine schmerzten ziemlich, ansonsten war ich danach gleich wieder topfit. Und bin es auch heute noch. Leichter Muskelkater bisher, mehr nicht. Ich kann normal laufen und Treppen steigen.
Für mich ein schönes Debut und ein tolles Erlebnis!