
Ich befand mich damit auf einem Level, welches eine tiefe 40 vermuten liess. Mit meinem Trainer führte ich einige Diskussionen darüber, wie ich den 10km-Lauf im Rahmen der Westdeutschen Meisterschaften angehen sollte. Es juckte mich schon, einmal die sub 40 zu probieren, er meinte, dass ich mit einer 40:15-40:30 schon ein tolles Ergebnis erzielen würde. Immerhin würde ich damit meine Bestzeit um über eine Minute verbessern.
Wie ein kleines Kind wollte ich meine Fehler aber selbst machen.


Beim letzten Bahntraining vor dem Meisterschaftslauf lief ich dann 4 x 1000m im WK-Tempo, welches ich meinem Trainer mit 4:00 angab. Die letzte Wiederholung ging mir recht locker in 3:41 von der Hand, so dass mir mein Trainer nachgab und mir empfahl, nicht zu schnell anzugehen. Ich sollte die erste Runde nicht schneller als 19:55 angehen. Das kam mir sinnvoll vor.
Unsicher war ich mir wegen des Tages vor dem Wettkampf. Es stand unser Betriebsausflug an. Dabei wird in der Regel Alkohol getrunken, gut gegessen und aktiv Sport getrieben. Diesmal stand eine Rhein-Rallye an, bei der wir mit einem Gekkomobil fahren sollten (11 km) und mit dem Kanadier 13 km Kanufahren sollten. Damit nicht genug, sollte als krönender Abschluss gegrillt werden. Den Tag vor einem WK kann man erholsamer verbringen.
Es wurde tatsächlich anstrengend und dennoch stand ich einigermassen fit am Start der Westdeutschen Meisterschaften in Wegberg. Ich sah Läufer von Vereinen, die ich noch gar nicht kannte. Alle sahen sehr schnell aus, ich fühlte mich sooo klein.

Laufen wollte ich mit meinem Teamkollegen Christoph. Er wollte auch sub 40 versuchen, wobei er schon mal viel schneller war. Wir standen ungewohnt weit hinten beim Start, was gar nicht so unerheblich ist, weil keine Nettozeiten ermittelt wurden.
Start:
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In Ermangelung einer Startpistole (oder war sie defekt?) zählte der Starter runter und rief dann laut: Päng. Ich musste mich konzentrieren, mich beim Start nicht vor Lachen auf den Boden zu schmeissen.


km1:
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Es wurde schnell eng und ich hatte Läufer vor mir, die ich normalerweise hinter mich lassen müsste. Christoph setzte sich davor leicht ab und ich kam auf dem schmalen Radweg nicht vorbei. Nach 3:54 war aber der erste Kilometer absolviert und ich beruhigte mich: "Passt doch! Lauf Dein eigenes Tempo. Es gibt sicherlich genug andere Läufer, mit denen Du laufen kannst."
km2:
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Ich nahm nicht gross Tempo heraus und schaffte es sogar, mich an dem Bollwerk vorbei (besser: durch das Bollwerk hindurch) an Christoph heranzuarbeiten. Er lief ein schönes Vierertempo. An km 2 stand wieder jemand, der die aktuelle Zeit hineinrief: 7:49! Hui, das ist schnell. Es ging aber ganz gut und ich wusste ja, dass ich das Tempo mindestens 5 km durchhalten kann. Danach würde es auf die zweite Runde gehen und dann könnte es von selbst laufen.

km 3 - 5:
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Christoph lief vorne weg und ich konnte locker dran bleiben. Nur der 5. Kilometer war etwas zu langsam. Das ist aber typisch Wegberg. Vielleicht liegt es daran, dass die Strecke dort sehr eckig ist. 3:59 - 4:00 - 4:04 => 19:52. Schon ging es auf die zweite Runde. Der Teil, den ich bisher noch nie im 4er-Schnitt gelaufen bin.


km 6:
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In der aktuellen Pace erschien immer häufiger eine 4 vorne weg. Es erschien mir, dass es nun an mir liegen würde, die Führungsarbeit zu leisten. Ich zog an Christoph vorbei, setzte mich vor ihm und forcierte etwas. Das Feld war hier noch nicht auseinandergezogen. So gab es viele Mitläufer, so dass hier nur eine 3:59 heraussprang. Immer noch unter Viererschnitt!

km 7:
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Noch kam der Einbruch nicht. Die 3:58 auf diesem Kilometer dokumentierte das. Es wurde minimal schwieriger und mir kam der Vorsprung auf die 40 etwas zu klein vor. Irgendwann wird es dich erwischen. Dessen war ich mir sicher. Hoffentlich wird das nicht zu schlimm.
km 8:
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Nun ging es wieder in den winkeligen Teil der Strecke. Ich suchte mir immer wieder Gruppen und arbeitete mich nach vorne. Nun war ich soweit, dass ich auch versuchen konnte, brutto sub 40 zu bleiben. => 3:57
km 9:
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Es wurde nun ungemütlich. Dennoch sagte ich mir, dass nun 2 Runden a 4:05 reichen würden. Auf diesem Kissen ruhte ich mich aber nicht aus und wollte lieber auf Nummer sicher gehen.=> 3:59. Überziehen wollte ich auch noch nicht.
km 10:
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Nun begann der richtig schöne Teil: Mein persönlicher Triumphzug. Die sub 40 war eingetütet, es ging nur um die genaue Zeit. Die letzte Kurve auf die Zielgerade und da sah ich das Zieltor. Mein Blick auf die Uhr zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Es war vollbracht! Jubelnd überquerte ich die Ziellinie.

Meine Nettozeit auf der Uhr lautete 39:48. Mir ging es richtig gut. Christoph folgte mir nur wenige Sekunden später und lobte meinen Kampfgeist und bedankte sich, dass ich ihm auf der zweiten Hälfte zu sub 40 gezogen hatte. Das tat mir von so einem erfahrenen Läufer richtig gut.
Im Endeffekt war die zweite Runde genauso schnell wie die erste gewesen. Es gab schon viele 10er, die mir viel schwerer gefallen sind. Daher glaube ich, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Bis zum Jahresende hoffe ich, die Zeiten noch weiter herunterzuschrauben.
Splits:
km1 3:54 82% HFavg
km2 3:55 89% HFavg
km3 3:59 91% HFavg
km4 4:00 92% HFavg
km5 4:04 92% HFavg
km6 3:59 92% HFavg
km7 3:58 93% HFavg
km8 3:57 93% HFavg
km9 3:59 94% HFavg
km10 4:00 95% HFavg
Offizielle Bruttozeit: 39:51
Inoffizielle Nettozeit: 39:48
91% HFavg