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Für eine handvoll Fritten - Halbmarathon in Brüssel 2008

Für eine handvoll Fritten - Halbmarathon in Brüssel 2008

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Servus Leute,

hier mein kleiner Bericht vom Halbmarathon in Brüssel.

"Startnummer 6368 kommt auf, läuft an die Spitzengruppe heran. Jetzt ist er auf der letzten Steigung. Woher nimmt der Mann die Kraft? Wer kennt den Mann überhaupt? Jetzt kann er sich absetzen. Er zieht davon......"


Düdüdüdüdüdüdüddü. Um 8 Uhr klingelt der Wecker und reisst mich aus meinem schönen Lauftraum. Wo ist die nette Blondine hin, die mir die Medaille umhängen wollte? Ich liege im Bett, komme langsam zu mir. Draussen biegen sich die hohen Bäume im starken Wind. Der Regen trommelt gegen die Fensterscheibe. Heute soll es also soweit sein.

Regelmässiges Training seit April muss reichen um den Halbmarathon in Brüssel zu bewältigen. Dabei war die Vorbereitung keineswegs ideal. Im Sommer hatte mich eine Grippe erwischt und kurz vor dem Wettkampf plagte mich erst eine Blutblase und dann sogar heftige Schienbeinschmerzen. Enttäuschung hatte sich breitgemacht, denn meine Hoffnung auf eine Teilnahme am Lauf war fast auf 0 gesunken. Eine konsequente Pause von fast zwei Wochen mussten reichen um den Schienbeinen genügend Zeit zur Regeneration zu geben. Damit war das Ziel von sub 2h nicht mehr wirklich realistisch, aber ich wollte auf jeden Fall an dem Lauf teilnehmen. Am Mittwoch vor dem Wettkampf habe ich dann einen lockern 10km Lauf absolviert und war doch sehr positiv überrascht, dass ich keine Schmerzen mehr hatte. Eine Teilnahme schien also doch möglich.

Ich mache mich auf in die Dusche und frühstücke dann mit meinem Bruder, der mich beim Lauf unterstützt. Um kurz nach 9 machen wir uns auf zum Metroparkplatz und fahren bis zum Startpunkt, dem Jubelpark in Brüssel.

Running Tour

Das Wetter ist wirklich verdammt stürmisch und regnerisch. Ich schalte meinen Mp3 Spieler ein und laufe einige Aufwärmrunden in einem kleinen Park. Dann reihe ich mich in die Warteschlange vor den Dixieklos ein und warte geduldig. 5 Minuten später entledige ich mich meiner wärmenden Kleidung und mache mich in Lauftights und Langarmshirt auf zum Start. Da dies mein erster Halbmarathon ist, reihe ich mich weiter hin ein und warte etwas nervös auf den Start. Hoffentlich halten die Schienbeine, denke ich und dann fällt der Startschuss. Erstmal tut sich gar nichts und dann setzt sich der Tross in Bewegung. In der Aufregung verpasse ich die Startlinie und schalte meine Uhr auf verdacht ein. Der Chip wird ja schon meine Nettozeit berechnen. Raus aus dem Jubelpark und über die Wetstraat im EU-Viertel hoch zum Königspalast.

Running Tour

Ich fühle mich gut. Versuche einen lockeren Rhythmus zu finden und den Lauf ruhig anzugehen. Der erste km kommt mir wie 100m vor und dann ist auch schon die erste längere Steigung geschafft.Die Uhr zeigt 6:08 min an. Ich lege etwas an Tempo zu und beginne Läufer zu überholen. Ich bin erstaunt, was bei so einem Lauf alles mitläuft. Vom muskelbepackten Afrikaner bis hin zur stark adipösen Belgierin ist alles vertreten. Ich überhole einen Spanier mit Kastagnetten in der Hand. Der Mann ist gut drauf und versprüht gute Laune. Die km 2 und 3 fliegen vorbei. Meine Schienbeine melden sich nicht und das stimmt mich hoffnungsvoll. Jetzt geht es hoch zum Justizpalast.

Running Tour


Die km 4 und 5 Anzeigen verpasse ich irgendwie in einem der zahlreichen Tunnel. Vom Gefühl her müsste ich auf 2h6min Kurs sein.

Running Tour

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Die starken Ab und Anstiege in den Tunnel gehen ganz schön rein. Aber ich laufe immer noch locker und leicht. Ich geniesse die Stimmung und schaue mich auch mal ein bischen im Läuferfeld um. Bereits hier haben die ersten Läufer Probleme und dehnen sich an der Seite oder gehen ein Stück. Von hinten passiert mich einer, der vom Laufdress ambitioniert aussieht. Er hat keine Chance, innerhalb von 3 sec habe ich ihn mir als inofiziellen Pacemaker ausgesucht und klebe von da an an ihm. Dadurch erhöhe ich mein Tempo und wir überholen wieder einige Läufer. Der Mann blickt ständig auf seine Pulsuhr und die Zeit. Ok, denke ich mir und riskiere auch mal einen genaueren Blick. Wir liegen genau auf 2h06min Kurs. So kann es weitergehen. An der ersten Verpflegungsstation tanke ich erstmal einen Sportdrink und nehme vorsichtig einige Schlucke. Das Zeug schmeckt ganz gut und es gibt reichlich davon. Die Stationen sind top organisiert und alles klappt reibungslos.

Running Tour

Die km 8 und 9 müssen dran glauben. Doch plötzlich der Schock. Mein Pacemaker biegt falsch ab. "Hey wo willst du hin Kollege", rufe ich innerlich. Ich war schön in Gedanken hinter ihm hergelaufen und schaue mich ein bischen orientierungslos um. Der Grund war schnell ausgemacht: akuter Harndrang machte dem Mann zu schaffen. Er nestelte dann auch schon vor einem Baum an seiner Hose und ich kann es verraten, er packte keinen Müsliriegel aus. :zwinker2: Ich laufe einige Meter langsamer. Nee, warten macht keinen Sinn. Vor mir ist eine kleines Loch bis zur nächsten Läufertraube. Ich nehme Tempo auf und laufe heran. "Hach, wie nett." Eine junge Dame mit äusserst wohlgeformten Gesäss in knallenger Radlerhose verwöhnt mein Läuferauge. :geil: Da kann man den Blick kurz verweilen lassen. :zwinker4: Leider läuft sie nicht schnell genug und ich muss das nette Hinterteil zurücklassen.

Bei km 10 sauge ich mich an eine Frau mit Kopftuch heran. Ich merke direkt, die läuft ein gutes Tempo für mich. Ich hänge mich dran und folge ihr. Wir überholen einige Läufer mit Barcelona Trikots. Am nächsten Verpflegungsstand gönne ich mir einen nassen Schwamm und nehme ein Isostargel mit Wasser zu mir. Schmeckt ganz gut. Vom Training weiss ich auch, dass mein Magen das vertragen wird. Bei km 11 spüre ich ein leichtes Zwicken im linken Knie. Überhaupt merke ich jetzt langsam, dass ich laufe. Der Atem wird etwas schneller und mein Puls dürfte zu dem Zeitpunkt auch schon leicht erhöht gewesen sein. Die Dame mit dem Kopftuch scheint einen negativen Split zu laufen. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass sie beständig schneller wird. Ich muss mich anstrengen um an ihr dran zu bleiben. Ich komme mir vor wie bei der Tour de France. Sie zieht einige Meter weg und ich sauge mich wieder heran. Dann wiederholt sich das Spielchen. So laufen wir gemeinsam bis km 15. Ab km 16 droht die lange und starke Steigung. Ich beginne zu ahnen, dass ich ihr da wohl nicht mehr folgen kann. Bei km 16 lasse ich abreissen und greife nochmal zu einer Wasserflasche. Ich spüre, dass der Körper müder wird. Jetzt machen sich die wenigen langen Läufe bemerkbar. Kurz nach der Verpflegung stossen die Marathonläufer zu uns, die bereits 1,5h vor uns gestartet waren. Jetzt bin ich in der Steigung. Der Atem geht schneller. "Komm Junge, beissen. Hau rein!", rufe ich mir zu. Rechts und links fliegen Marthonläufer an mir vorbei. Auch Halbmarathonläfuer, die ich schon überholt hatte tauchen plötzlich wieder auf. Mein inofizieller Pacemaker taucht links wieder neben mir auf... und zieht gnadenlos vorbei. Ich ahne, dass ich nicht mehr richtig schnell unterwegs bin. Aber an Gehen oder Scheitern verschwende ich keinen Gedanken. Viele Läufer gehen hier und verfluchen die Steigung. Einige Gesichter sind von der Anstrengung gezeichnet:

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Es ist jetzt nicht mehr weit bis oben und dann geht es bei km 18 erneut durch den Jubelpark.

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Ein Moderator peitscht die Läufer nach vorne. Ständig ziehen Läufer vorbei. Ich schaue auf die Uhr. Die 2h Marke ist schon passiert. Mit 2h06 wird das nichts mehr werden. Ist mir aber egal, Mittlerweile bin ich glücklich, dass ich es wohl doch schaffen werden.

Bei km 19 dann ein Schreckmoment. Vor mir stolpert ein Marthonläufer und knallt unsanft hin. Sofort berappelt er sich aber und läuft weiter. Ein Blick in die Gesichter der Läufer neben mir zeigt dass jetzt doch einige leiden und beissen müssen. Ich schliesse zu einer Frau auf und zack bricht sie neben mir schreiend zusammen. Krämpfe plagen sie. Ihre Laufkollegen stützen sie und helfen so gut es geht. "Ja, ja der Marathon ist dann doch noch mal ein anderes Kaliber", schiesst es mir durch den Kopf. Kaum denke ich dass, kippt vor mir ein älterer Läufer um und regt sich gar nicht mehr. Ich halte an schaue etwas hilflos auf ihn. Sofort springen Helfer und Polizisten herbei. Ich kann nicht viel machen und laufe weiter. Einige male drehe ich mich um und sehe wie er noch am Boden verarztet wird. Hoffentlich nichts schlimmeres. Der Mann tut mir leid. Er war schon so nah am Ziel. Ich versuche nochmal ein bischen Gas zu geben. Eine nette Oma ruft mir auf flämisch zu: "Hey, rote Kappe. Auf gehts!". Ich winke ihr zu. Dafür reicht die Kraft noch. :hallo: Mittlerweile steckt mir das Rennen in den Knochen. Aber ich habe es fast geschafft. Auf den letzten beiden Kilometern laufe ich wie in Trance. Denke zurück an die ganzen Trainingskilometer bei Regen, Dunkelheit und Hitze. Gleich kommt mein Moment. Nur noch 1km bis zum Ziel. 20km. Soweit bin ich noch nie am Stück gelaufen.Ich passiere einen Afrikaner, der mit seinen beiden Töchter läuft. Sie halten ein Spruchband für die krebskranke Mama in der Hand und bekommen viel Applaus. Irgendwie macht mich der Anblick trotz Euphorie ziemlich traurig und zeigt mir, dass es im Leben größere Probleme als sub 2h laufen gibt.

Der letzte km geht stark bergab zum Grand Place. Ich sprinte los. Die Beine machen alles alleine. Jetzt werden nochmal einige zurückgeholt. Ab durch die Mitte heisst das Motto und mittlerweile sind sogar ein paar Zuschauer an der Strecke die klatschen und Stimmung machen. Noch 400m: Schon so oft bin ich an der Stelle spazieren gegangen. Noch 300m: Jetzt geht alles wahnsinnig schnell. Noch 200m: Ich versuche mich zu konzentrieren, um auf dem nassen Kopfsteinflaster nicht wegzurutschen. Noch 100m: Die letzte Kurve kommt. Und dann ab durchs Ziel. Geschafft!!!

Running Tour

Running Tour

Eine nette Dame hängt mir die Medaille um und drückt mir einen Bananendrink in die Hand. Ich schaue mich nach meinem Bruder um. Hat er den Zieleinlauf filmen können? Wo steht er mit der warmen Kleidung? Da kommt er von hinten angesprintet und ruft schon von weitem: "Ich hab alles drauf! Stand ganz vorne am Zaun und sah dich kommen." Na das ist doch mal ne gute Nachricht. Der Regen prasselt wieder stärker und ich setzt mich auf die Treppe zum Siegerpodest um mich umzuziehen. Schnell noch einen DM Müsliriegel mit Kokos-Geschmack verdrückt und dann gehts zum Ziel. Ich feuer noch einige Läufer an. Meine Zielzeit ist 2h18min und 44sec. Damit bin ich sehr zufrieden. Ich habe durchgehalten und bin ohne Schmerzen im Ziel angekommen. Darauf lässt sich aufbauen. Ich hätte sicherlich ein bischen schneller sein könne. Vollkommen k.o bin ich nicht im Ziel, aber für mich stand das gesunde Ankommen ganz klar im Vordergrund. Eine Zeit unter 2h hätte ich auf dieser welligen Strecke aber auch nicht mit optimaler Vorbereitung geschafft. Soweit bin ich noch nicht. Aber was nicht ist kann ja noch werden. "Brüssel, ich komme wieder", sage ich zu mir und dann machen wir uns auf den Rückweg an dessen Ende wir uns bei unserer Stammbude mit leckeren belgischen Fritten eindecken. Und ich stelle genüsslich fest: Als frischer Halbmarathoni schmecken sie doppelt so gut.

Ein besonderer Gruß geht an meine Laufkollegen aus dem Halbmarathonzielzeitzweiflerthread, die mich während der Verletzung mit tröstenden Worten wieder aufgebaut haben und immer mit Tipps ausgeholfen haben. :daumen:

Beste Grüße
Jan

P.S. Auf den verlinkten Fotos bin ich nicht zu sehen. Die Laufbilder hat mein Bruder noch nicht hochgeladen. Das kommt noch.

Hier ein Bild von den ersten 3. Der Sieger ist der Belgier in der Mitte mit Iro. Er lief nach 2:19:31 durchs Ziel.
Running Tour
http://www.coriphaeus.com

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HM (Premiere) - 2:18:44 am 5.10.2008 in Brüssel

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Ein wirklich sehr schön zu lesender Bericht über (D)ein HM-Debüt.

Herzlichen Glückwunsch!
Lynx

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Hi Jan,

noch mal Glückwünsche zu deinem ersten HM. Bei der Vorbereitung ist es nicht selbstverständlich, das du durchgelaufen bist. Ab jetzt kannst du an der Zeit arbeiten.

Achim

PS: Für eine Portion belgischer Fritten (lecker), wäre ich auch bei Wind und Regen gelaufen. Merke: was können Belgier besonders gut: Fritten, Sandwiches und Schokolade :teufel:
Man muß das Unmögliche so lange anschauen,
bis es eine leichte Angelegenheit ist.
Das Wunder ist eine Frage des Trainings.

Carl Einstein

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Hallo Jan,

nachdem ich vor 2 Jahren noch die Aufholjagd von Rik Ceulemans bis auf Platz 3 am Fernseher verfolgt hab, letztes Jahr dann auf dem Weg zu meiner eigenen Laufrunde die Spitzengruppe auf der Avenue de Tervuren und auf dem Rückweg einige Marathonis bis zur Grand Place gesehen habe, lese ich nun dieses Jahr deinen schönen Bericht! Gut gemacht - ich weiß selber von den 20 km de Bruxelles, dass die Strecke spätestens auf dem Bd. de Souverain ziemlich wehtun kann. Und dass Ceulemans in diesem Jahr gewonnen hat, ist richtig stark!

LG,
Babs

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Hi Jan!
Geiler Bericht! :geil:
Glückwunsch noch mal an dieser Stelle! "Drüben" hab ich dir ja auch schon zu deinem Lauf gratuliert. Hast dich super geschlagen. Und nächstes mal fällt die 2-Stunden-Marke!!!
Dranbleiben!!!

Markus
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meine PB's:
HM: 1:46:58 h (06/10) // 10km: 50:44 min (06/11)

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Hallo Jan,

bei deiner Vorgeschichte
mistajericho hat geschrieben:Regelmässiges Training seit April muss reichen um den Halbmarathon in Brüssel zu bewältigen. Dabei war die Vorbereitung keineswegs ideal. Im Sommer hatte mich eine Grippe erwischt und kurz vor dem Wettkampf plagte mich erst eine Blutblase und dann sogar heftige Schienbeinschmerzen. Enttäuschung hatte sich breitgemacht, denn meine Hoffnung auf eine Teilnahme am Lauf war fast auf 0 gesunken. Eine konsequente Pause von fast zwei Wochen mussten reichen um den Schienbeinen genügend Zeit zur Regeneration zu geben. Damit war das Ziel von sub 2h nicht mehr wirklich realistisch, aber ich wollte auf jeden Fall an dem Lauf teilnehmen. Am Mittwoch vor dem Wettkampf habe ich dann einen lockern 10km Lauf absolviert und war doch sehr positiv überrascht, dass ich keine Schmerzen mehr hatte. Eine Teilnahme schien also doch möglich.
ist es schon erstaunlich, dass du überhaupt hast laufen können. Und dann ein Lauf in deiner alten Heimat! (Ich hatte mir ja auch für meine HM Premiere einen "Alte-Heimat-Lauf" rausgesucht) Das hat einfach was.
mistajericho hat geschrieben: Jetzt bin ich in der Steigung. Der Atem geht schneller. "Komm Junge, beissen. Hau rein!", rufe ich mir zu. Rechts und links fliegen Marthonläufer an mir vorbei. Auch Halbmarathonläfuer, die ich schon überholt hatte tauchen plötzlich wieder auf. Mein inofizieller Pacemaker taucht links wieder neben mir auf... und zieht gnadenlos vorbei. Ich ahne, dass ich nicht mehr richtig schnell unterwegs bin. Aber an Gehen oder Scheitern verschwende ich keinen Gedanken. Viele Läufer gehen hier und verfluchen die Steigung. Einige Gesichter sind von der Anstrengung gezeichnet.
Und du hast gekämpft und bist auf diesem anspruchsvollen Kurs DURCHGELAUFEN!
mistajericho hat geschrieben: Ich passiere einen Afrikaner, der mit seinen beiden Töchter läuft. Sie halten ein Spruchband für die krebskranke Mama in der Hand und bekommen viel Applaus. Irgendwie macht mich der Anblick trotz Euphorie ziemlich traurig und zeigt mir, dass es im Leben größere Probleme als sub 2h laufen gibt.
Wie war!
mistajericho hat geschrieben: Noch 100m: Die letzte Kurve kommt. Und dann ab durchs Ziel. Geschafft!!!
Das ist doch ein geiles Gefühl, oder?
mistajericho hat geschrieben: "Brüssel, ich komme wieder", sage ich zu mir und dann machen wir uns auf den Rückweg an dessen Ende wir uns bei unserer Stammbude mit leckeren belgischen Fritten eindecken. Und ich stelle genüsslich fest: Als frischer Halbmarathoni schmecken sie doppelt so gut.
Als frischer Halbmarathoni fühlt sich einiges anders an. Auch das Essen, das man sich dann verdient hat.
Danke dir für den schönen Bericht von einem anspruchsvollen Lauf. Und mit optimaler Vorbereitung sind die 2 Stunden auch kein wirkliches Problem. Aber es gibt tatsächlich wichtigeres.

Gruß vom Töffes
"Wer keine Zweifel hat, ist schlicht verrückt." (Peter Ustinov)

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Hallo Jan!

Toller Bericht :daumen: , vielen Dank dafür!

Auch Glückwunsch zum geglückten Finish, jetzt heißt es dranbleiben, dann wird das noch besser!

Was mich schon ein wenig erschreckt hat war diese "Zusammenbruchwelle" innerhalb weniger Zeilen. Hat sich das wirklich so zeitnah abgespielt, oder wirkt das nur in deinem Bericht so?

Liebe Grüße und lass es rollen,
nachtzeche
"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)

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Hallo Leute,

danke für eure netten Antworten. Hat mir Spaß gemacht den Bericht zu schreiben. Da kann man den ganzen Lauf nochmal schön mental durchleben. Mein Plan ist genau aufgegangen. Ich habe den Lauf sicher nach Hause gebracht und bin jetzt mächtig motiviert dem Laufsport treu zu bleiben. Wenn mich Verletzungen verschonen, dann steht für mich der erste Winter mit regelmässigem Lauftraining vor der Tür. Wird sicherlich interessant sein, wie sich das im nächsten Jahr auf die Zeiten auswirkt.
nachtzeche hat geschrieben: Was mich schon ein wenig erschreckt hat war diese "Zusammenbruchwelle" innerhalb weniger Zeilen. Hat sich das wirklich so zeitnah abgespielt, oder wirkt das nur in deinem Bericht so?
Das hatte mich im Rennen auch ein bischen erschreckt. Das ganze hat sich auf einer Distanz von ca. 100 m abgespielt. Erst ist einer hingefallen. Ich weiss nicht genau, ob gestolpert oder auf dem nassen Belag weggerutscht. Der hat sich aber sofort wieder aufgerappelt und nachdem ich ihm kurz auf die Schulter geklopft hatte, ob alles ok ist zeigte er schon Daumen hoch an. Für ihn ging es also ohne Probleme weiter.

Als nächste hatte es die Dame erwischt mit Krämpfen. Ich muss sagen, ich habe noch nie einen richtigen Krampf beim Sport erlitten. Hab das aber bei anderen schon miterlebt. Das scheint schon ziemlich schmerzhaft zu sein. Demzufolge wird sie wohl geschrien haben. Ob es für sie weiterging, weiss ich nicht. Das letzte was ich sah, waren zwei Laufkollegen, die sie stützten und weiterschleppten. Sah etwas bizarr aus, wie sie da so zwischen hing.

Der dritte war ein älterer Mann, der einfach so zur Seite gekippt ist. Das sah direkt unheimlich aus, weil er sich nicht abgefangen hat etc. Der blieb regungslos liegen und sofort kamen Helfer und Polizisten herbei. Ich bin dann so ca. 10 meter seitlich gelaufen und habe zurückgeschaut was da passiert ist. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich als Marathoni auf km 38, also schon recht weit im Rennen und wahrscheinlich auch dementsprechend erschöpft. Man kann ja einen Herzinfarkt etc nie ganz ausschliessen. Ein Todesfall ist allerdings nicht bekannt geworden. Somit gehe ich davon aus, dass es schlimmer aussah, als es war.

Einen Schreck bekommt man da aber schon. Ist einfach ein unheimlicher Anblick, wenn da jemand so umkippt. Als Fussballfan erinnert mich das immer direkt an Bilder von plötzlichen Herzstillständen bei Spielern. Gibt einem aber sicherlich auch den nötigen Respekt vor der Marathondistanz, die beste Gesundheit und diszipliniertes Training erfordert. Und auch dann weiss man nie ganz genau wie der Körper reagiert.

Grüße
Jan :winken:
http://www.coriphaeus.com

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HM (Premiere) - 2:18:44 am 5.10.2008 in Brüssel
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