Gestern war der erste ernsthafte Testlauf für meinen bevorstehenden Paris Marathon am 5. April. Ich hatte mir den 10 KM Lauf in Fröndenberg ausgesucht (ca. 30 km südöstlich von Dortmund). Das sollte eine erste Standortbestimmung sein nach den letzten Wochen harten Trainings.
Der letzte 10 KM Wettkampf war zu Silvester. Hier hatte ich eine Zeit von 44:47 erzielt. Ich bereite mich nach einem Trainingsplan von vicsystem vor. Dieser prognostiziert auch Zielzeiten für die verschiedenen geplanten Wettkämpfe. Für diesen Lauf gestern wurde mir 43:30 vorhergesagt. Das fand ich ganz schön schnell. Ich hatte für mich das Ziel ausgegeben, mindestens wieder unter 45:00 zu bleiben, ich wollte im 4:25 er Schnitt laufen, was eine Zielzeit von 44:10 ergeben würde. Damit wäre ich ziemlich zufrieden.
Etwas Zweifel lagen wie immer in der Luft. Einerseits hatte ich vor zwei Wochen eine Wadenverletzung, die mich zum zweimaligen Ausfallen eines Trainings zwang (zuletzt hatte ich aber keine Beschwerden mehr). Andererseits war mein letztes Tempo- bzw. Intervalltraining schon eine Weile her. Der Trainingsplan nahm auf den Test-Wettkampf in der Form Rücksicht, dass das reguläre Donnerstags-Training ausfiel. Bisher hatte ich bei meinen vorangegangenen Marathon-Trainings auf solche Test-Wettkämpfe keine große Rücksicht im Trainingsablauf genommen.
Also mal sehen, was so ging. Ich fühlte mich eigentlich körperlich ganz gut, keine schweren Beine oder sonstigen Beschwerden. Beim Wetter war ich ein bisschen skeptisch, da bei uns doch einige Zentimeter Schnee lagen. Sollte auf der Laufstrecke auch Schnee sein oder sie sonst irgendwie glatt sein, so würde sich das sicherlich negativ bei der Zeit bemerkbar machen. Positiv wirkte sicherlich, dass die Strecke praktisch total flach war, was gute Zeiten zulassen würde.
Schon bei der Anfahrt merkte ich, dass in Fröndenberg deutlich weniger Schnee lag als bei uns zu Hause. Es war recht kalt, so leicht über dem Gefrierpunkt und die Luft war gut, es wehte nur eine leichte Brise. Vor dem Start habe ich mich leicht aufgewärmt, es waren gute 200 Läufer am Start.
Dann kam der Startschuss. Es gab kein großes Gedrängel, ich konnte praktisch sofort frei laufen. Ich kann jetzt schon sagen, die Strecke war nahezu frei von Schnee und Eis, so dass es hier keinerlei Beeinträchtigungen gab. Der erste Kilometer war relativ kurvig. So nach 500m schaute ich auf meine (erst wenige Monate alte, neu erworbene) Pulsuhr. Sie zeigte eine Momentangeschwindigkeit von 4:00 min/km an. Das war zu schnell, also bremste ich mich ein wenig. Beim ersten KM-Schild ging ich bei rund 4:20 durch. Ich war also etwas schneller als geplant. Gefühlsmäßig war ich aber schon ganz schön am Anschlag. Ich war mir nicht sicher, ob ich das Tempo auch nur annähernd bis ins Ziel halten konnte.
Also versuchte ich ungefähr das Tempo zu halten und suchte mir eine Gruppe einige Meter vor mir, an die ich mich in einigem Abstand dranhängen konnte. Die nächsten KM absolvierte ich auch in ungefähr 4:20 min. Zeitmäßig war ich also voll im Plan, aber bei den Beinen und der Atmung machten sich die Anstrengung schon deutlich bemerkbar. Das war eigentlich noch zu früh für diesen Rennzeitpunkt, dachte ich mir. Ob ich das bis ins Ziel halten konnte? Bei KM 4 stoppte die KM-Zwischenzeit nach 4:13. Nanu, stand das Schild zu früh oder war ich tatsächlich schneller geworden? Bewusst hatte ich jedenfalls nicht beschleunigt. Mal sehen, was bei KM 5 so rauskam. Hier war der Wendepunkt der Strecke. Der KM-Abschnitt wurde laut meiner Uhr in Rund 4:30 absolviert und ein Streckenposten sagte laut die Zeit an: 21:48 min. Ich rechnete schnell hoch. Das deutete auf eine Zielzeit deutlich unter 44 Minuten hin. Ich war mir nun ziemlich sicher, dass ich die 45:00 unterbieten konnte, aber konnte ich auch das hohe Tempo halten und ungefähr in derselben Zeit die Strecke zurücklaufen?
Jetzt auf dem Rückweg bemerkte ich einen leichten Gegenwind. Und auch die Beine wurden immer schwerer. Mein Atemrhythmus war nicht mehr so schön regelmäßig (eigentlich ein 3/3 Rhythmus), jetzt musste ich manchmal zu einem 3/2 oder sogar 2/2 Rhythmus wechseln. Die nächsten KM waren so ungefähr im 4:22 bis 4:30 er Schnitt absolviert. Ich rechnete im Kopf aus, selbst wenn ich jetzt nur noch 4:30 pro KM laufen würde, ergäbe das eine sehr gute Zeit.
Eine Sache möchte ich an dieser Stelle erwähnen. Schon bei KM 3 fiel mir im Läuferfeld ein kleiner Blondschopf auf, der ca. 100 bis 200 m vor mir lief. Das konnte aufgrund der Körpergröße nur ein Kind sein. Ich war ziemlich erstaunt. Kinder auf 10 KM Strecken finde ich schon ungewöhnlich, dass diese aber bis 3 oder 4 KM mein Tempo laufen können, verwunderte mich. Aber ich kam langsam näher und irgendwann so um KM 5 oder 6 überholte ich das Kind (aufgrund der langen Haare konnte ich nicht sagen, ob es ein Junge oder Mädchen war). Ich schätzte das Alter auf 12 bis 13.
Jetzt aber wieder zurück zum Rennverlauf. Ich kam dem Ziel immer näher, aber auch die Beine wurden immer schwerer. Ich war schon ganz schön am Anschlag. Bei KM 8 ging ich in einer Durchgangszeit von ziemlich glatt 35 Minuten durch. Schnell hochgerechnet: plus 2 x 4:30 würde eine 44 ergeben. Ich kämpfte und hing mich trotz meiner Erschöpfung noch mal richtig rein, um tatsächlich eine Sub 44 zu erreichen.
So langsam kam ich in Zielnähe und versuchte etwas zu beschleunigen. Es waren vielleicht noch 500 bis 600 m. Freunde, und jetzt kommt's: So ca. 50 Meter vor dem Ziel überholte mich der Blondschopf wieder. Ich fand es unglaublich und total erstaunlich. Ich bin voll am Anschlag und werde noch von einem 12 oder 13 jährigen Kind überholt. Respekt, Respekt!
Im Ziel blieb meine Uhr bei 43:54 stehen, also eine Sub 44. Ich war aber total fertig. Nach zwei Minuten hatte ich mich aber schon wieder erholt. Ich bin sehr zufrieden mit der Zeit. Auf dem Rückweg war ich etwas langsamer als auf dem Hinweg. Das ist aber die zweitbeste Zeit, die ich je auf 10 KM erzielt hatte. Ich bin also auf dem richtigen Weg in der Marathonvorbereitung.
In drei Wochen laufe ich dann einen Halbmarathon.
Übrigens: auf der Ergebnisliste stellte sich heraus, dass das Kind ein 11-jähriger Junge war (Jahrgang 98). Was eine Superleistung!
2
Hey - erst einmal Glückwunsch zu Deiner Zeit! 
Dann ist für ein paar Wochen pausieren angesagt, was Deinen persönlichen Trainingsplan (Ziel ist ein Marathon, wenn ich richtig gelesen habe? ) gehörig durcheinander bringen kann!

Hier würde ich etwas aufpassen. Nicht dass Du Dir noch einen Muskelfaserriss zuziehst!Mega68 hat geschrieben:Etwas Zweifel lagen wie immer in der Luft. Einerseits hatte ich vor zwei Wochen eine Wadenverletzung, die mich zum zweimaligen Ausfallen eines Trainings zwang (zuletzt hatte ich aber keine Beschwerden mehr).
Dann ist für ein paar Wochen pausieren angesagt, was Deinen persönlichen Trainingsplan (Ziel ist ein Marathon, wenn ich richtig gelesen habe? ) gehörig durcheinander bringen kann!
Liebe Grüße
- Carmen

- Carmen


3
Glückwunsch ! Ich war auch in Fröndenberg und kann Deine Schilderung bestätigen. Der Lauf ist seit Jahren mein Früh-Frühjahrs-Lieblingslauf bei dem eigentlich regelmässig die Bestzeit purzelt.
Keine nennenswerten Steigungen. Klar definierter Wendepunkt und lange Geraden auf denen man seinen Mitläufer sehen kann sind ein Garant für gute Zeiten !
Ich habe nie verstanden, warum der Lauf nicht mehr Freunde findet.
Habe übrigens selbst dort auch dieses Jahr wieder meine PB verbessern können ;-)
Keine nennenswerten Steigungen. Klar definierter Wendepunkt und lange Geraden auf denen man seinen Mitläufer sehen kann sind ein Garant für gute Zeiten !
Ich habe nie verstanden, warum der Lauf nicht mehr Freunde findet.
Habe übrigens selbst dort auch dieses Jahr wieder meine PB verbessern können ;-)