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Wikkommen an Bord: Hannover Marathon

Wikkommen an Bord: Hannover Marathon

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Willkommen an Bord

Mit zwei Mettbrötchen und einer Dose Bier in den Händen, so kennt mich König Ernst-August von Hannover, seitdem ich ihn vor 24 Jahren das erste Mal umrundete. König Ernst-August (1771-1851) ist nicht der Prinz Ernst August (*1954) der schon mal mit dem Regenschirm ausholt.

Es ist ein Gesetz, das schon lange vor der Zeit Mehdorns erlassen wurde: Kommt der Reisende nach Hannover, so sollte er reichlich Zeit zum Umsteigen haben. Für mich reichte die Zeit immer für 2 Mettbrötchen und ein Bier und eine Runde um den König, der in Husarenuniform auf seinem stolzen Pferd vor dem Bahnhof thront.

Ich kenne ihn bei gleißendem Sonnenlicht, wenn seine Konturen in der heißen Luft des Bahnhofvorplatzes verwischen .Ich kenne ihn im Regen, wenn die stählernen Muskeln seines edlen Roßes glänzten. Ich kenne ihn im Gewitter, wenn der Blitz in die hohen Reihernfedern seiner Husarenmütze zu schlagen drohte. Er war immer für mich da, mein König seit 24 Jahren und Seelenklempner der Reisenden seit über 150 Jahren.

Der Hannovermarathon liegt ungünstig zwischen Hamburg-und Mainzmarathon, konkurriert zudem mit dem Düsseldorfmarathon, wo an diesem Sonntag wirklich erstklassige Läufer antreten. Was nun hat eine Stadt, die in keinem Wellnesskatalog zu finden ist, und dessen Sympathie bei mir allein in einer imposanten Reiterstatue begründet liegt, mir zu bieten?
Nach 24 Jahren und geschätzten 1480 Mettbrötchen will ich dies wissen.

Top-Läufer aus Kenia,Äthiopien und Südafrika sollen dafür sorgen, daß morgen Streckenrekorde fallen, so schreibt die Neue Presse. Beste Chancen hat Ruth Wanjiru. Die Kenianerin erzeihlte im Januar als Siebte des Osaka-Marathons ihre Bestzeit von 2:27,38 Stunden-sechs Minuten besser als der Hannover-Streckenrekord von 2003. Bei den Männern macht sich Vorjahresssieger Duncan Cheruiyot Koech Hoffnungen. Und Gela Teshome Etanas Bestzeit von 2:11,50 Stunden (2008 in Reims) ist nur sechs Sekunden schlechter als der Streckenrekord von 2001.

Samstag abend, exakt 24 Stunden nach dem Bärenfels-Ultra-Trail steh ich vor König-Ernst-August, habe kein Hotel und keinen Stadtplan, aber zwei Mettbrötchen in der Hand. „TUI-fly.com“ lese ich auf Plakaten am Bahnhofsplatz.

TUI-fly.com, der Sponsor passt ja zu Ernst-August, meinem Bahnreisebetreuer, doch wo bitte geht´s zur Marathonmesse? Keine Reiseführerin mit TUI-Schirm läuft voran, nein, die ganze Stadt zeigt dir wo es lang geht! Ich folge einfach den Absperrungen. Witzigerweise komme ich in einem Hotel in der „Hinüber“straße unter, eine Kopie der Laufstrecke liegt auf dem Zimmer. Bestes Thairestaurant in selbiger Strasse.Hannover läufst soweit ganz gut!

Dieter Baumann selbst hatte die Marathonwoche eröffnet. In einem zweistündigen Soloprogramm im Variete-Theater nahm er die Läuferszene gekonnt auf die Schippe.

Die Marathonmesse ist im Zelt am Neuen Rathaus . Das Neue Rathaus ist gar nicht so neu, sondern von 1913 und verdammt gutaussehend, mit imposanter Kuppel, unter der sich der Nachmeldeschalter befindet. Vor dem Rathaus bereiten sich erstaunlich viele Briten bei Bratwurst und Bier auf den Marathon vor. Familiäre Verbindung der Welfen machen´s möglich.

Vor dem Neuen Rathaus ist am Sonntag auch der Start um 9 Uhr . Nebenan ist das „Runners Village“. Seit dem Hamburgmarathon kann ich mit diesem neudeutschen Wort auch einbißchen was anfangen. Die Wege sind kurz. Soweit läuft alles super in Hannover.

Hier im „Runners Village“ (bääh) tummeln sich ein paar Freaks, hier fühle ich mich auch wohl und mache Fotos . Von Horst Preisler natürlich, der seinen 1625ten Marathon läuft, von Christian Hottas der weit über 1400 Marathons hat und heute wieder mit seiner Vereinskollegin Christine Schröder läuft. Von den 100 MC-Kollegen aus Großbritannien, Linda und David und von einem absoluten Freak: dem Sonnen-Löwen-König, Goldi Schein, Nomen est Omen, der mit der Barfußläuferin Gabriele (eine von Zweien) im Arm für den Super-m4y-Reporter posiert.
Reibungslose Startaufstellung, ich muß nicht lange suchen und finde sogleich den Eingang in meinen Startblock, der mit einem farbigen „Torbogen“ gekennzeichnet ist. Da Hannover seit der Krieg extrem breite Straßen besitzt, können wir auf der mittleren Busspur starten, die Zuschauer haben links und rechts auf den Fahrstreifen viel Platz.

Der Hannovermarathon ist eigentlich kein Stadtmarathon sondern ein Parkmarathon. Ein Botaniker würde in den Gärten und Parks die Sammelleidenschaft der Forscher von Jahrhunderten benennen können. Wunderbar ist die ewig lange Strecke am Maschsee vorbei, mit den Segelbooten im Hintergrund und den Ruderern im Vordergrund.

Die Streckenführung des Laufevents von Hannover ist erwähnenswert: Bei km 31 stoßen die (zu dieser Zeit ) schnellerer Halbmarathonläufer auf die Marathonstrecke. Sie sind zwei Stunden nach den Marathonläufer gestartet und haben dementsprechend noch viel Power.
Für die etwa 2000 Volldistanzläufer ist dies mental schwierig, da die über 5000 Halbdistanzläufer schneller laufen. Dies stört das Läuferfeld aber keineswegs, ohnehin haben die wenigen (Marathon)-Staffelläufer bisher auch keine Unruhe in das Feld gebracht.

Nach 4 km verläßt uns die Halbdistanz-Begleitung, die Marathonläufer haben eine Extratour durch die Herrenhäuser Gärten zu absolvieren, von der Streckenführung sicherlich eine Tortur, da man dreimal die vorderen und hinteren Läufer durch die Vegetation sichtet. Wer aber hier, ab km 35 noch so viel Muße für einen botanischen Seitenblick hat, kann uralte Exoten entdecken. Hier laufen wir auch am inposanten Welfenschloß vorbei, heute Universität.
Holger hat seine Aufgabe als 3:45 Pacer sehr gut erfüllt. Ab 4:00 und aufwärts waren unsere holländischen Nachbarn die Pacemaker, was sie auch sehr gut erledigten.

200 Meter vor dem Ziel stoßen zusätzlich die 10 KM-Läufer auf die Strecke. Eigentlich gut gemeint vom Veranstalter, nämlich den gemeinsamen Zieleinlauf von Marathon-, Halbmarathon und 10-km-Läufer, dahinter sogar die Walker. Als ich aber ins Ziel laufe, klappt die (versorgungslose) Umleitung der 10-km Läufer nicht. Ich kämpfe in diesem schweißgeschwängerten, stinkigen 30 minütigen Stau als einer der wenigen Volldistanz-Moleküle gegen die Übelkeit, Rettungs-und ein Lastwagen blockieren ein Fortkommen aus dem Zielbereich, während sich 10-km-„Extremläufer“ noch kraftvoll durch die Massen drängen, um möglichst viele Energienahrung zu ergattern.
Eigentlich sollten die 10er gleich nach dem Zieleinlauf nach links abgeleitet werden, jedoch kamen soviel Kurzläufer um die 1:10 Stunden ins Ziel, sodaß dies organisatorisch wohl nicht mehr möglich war, da auch die Masse der Halbmarathon-und Marathonläufer um etwa 13 Uhr eintrafen.

Abgesehen davon fand ich diese Integration der Kurzläufer absolut gelungen. Alle Kurzläufer laufen separate Strecken, werden aber teilweise vorher, bzw. nachher vollständig in die Marathonstrecke beim Zieleinlauf integriert. Ohnehin ist auf den breiten Straßen Hannovers ein ruhiger, ausgeglichener Lauf möglich, der aber eben nicht durch Staffelläufer und Kurzdistanzler beunruhigt wird. Ich wäre froh, wenn Mainz und Frankfurt hier was lernen würden.
Über 14.000 Läufer wurden hier betreut. Zugegebenermaßen inklusive Kurzdistanzler. Aber das hat wunderbar geklappt.
„Absolutes Highlight allerdings war das Auslöschen des schon acht Jahre alten Streckenrekordes des Weißrussen Andreij Gordeyev, der gleich von den ersten vieren im Herrenfeld unterboten wurde. Evans Kipkogei Ruto (Kenia) schraubte die neue Bestmarke auf 2:10:47 und siegte vor seinem Landsmann Julius Muriuk (2:10:48), dem Ethiopier Hussen Adem Jemal (2:11:17) und Pius Muasa Mutuku (KEN, 2:11:33). Bei den Damen musste die lange klar führende und auf Streckenrekordkurs liegende Ruth Wanjiru (2:42:07) auf den letzten sechs Kilometern einer Verletzung Tribut zollen und den Sieg Fridah Jepkite Too (2:35:47) überlassen.“ (Website des Veranstalters)
Ich habe einen freundlichen, ruhigen gut organisierten Parklauf in Hannover erlebt.Die Verpflegung während des Laufes, ausgenommen Zielbereich war perfekt, ohne Panik, ausreichend und nett.Die Zuschauerstimmung ist natürlich nicht wie in Hamburg, aber der neue Reisesponsor hat seine Rolle sehr sympatisch rübergebracht, und wird dies auch nächstes Jahr machen.
TUIfly hat dem Marathon Flügel verliehen.
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Hallo Joe!

Danke für deine amüsante und symphatische Beschreibung des Hannover Marathon.
Mit 14.000 TeilnehmerInnen insgesamt eine beachtliche Veranstaltung in einer Stadt, die ich gerne mag (auch wenn ich in den letzten Jahren fast immer nur anlässlich irgendwelcher Messen da war).

Gute Erholung wünscht

Wolfgang

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Deine Bescheibung klingt ja richtig interessant und verlockend. (Ich muss gestehen, dass ich Hannover als Stadt ausgesprochen langweilig finde.)

Wie wär's übrigens mit ner Signatur:
laufjoe, der Preisler-Jäger? :D

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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laufjoe hat geschrieben: Der Hannovermarathon ... konkurriert zudem mit dem Düsseldorfmarathon,
wo an diesem Sonntag wirklich erstklassige Läufer antreten.
Danke, Joe, dass Du mich in Deinem Bericht erwähnst! :daumen: :daumen: :daumen:


Mal ne technische Frage, da ich mir schon überlegt hatte für meinen Sonntagsjog in Düsseldorf auch ne Kamera mitzunehmen, dass aber dann doch wieder verworfen habe mangels Praxiserfahrung:

1.) Bleibst Du immer/meist stehen zum "knipsen" während des laufens?

2.) Wie führst Du die Kamera mit? Immer in der Hand?`Da hätte ich ja Angst, dass ich die mal im Wasserbottich versenke... :uah:


Anyway, wärest am Sonntag besser mit mir durch Düsseldorf gejoggt. Mettbrötchen hätte ich Dir unterwegs sicher besorgen können ("von letzte Woche, die waren billiger") und ein läckeräs ALT, was mir wieder keiner gereicht hat :motz: :sauer: und ich hätte bestimmt ein paar hundert Fotos von meinen schönen grünen Ballons gehabt von Dir. :hihi:


:megafon: 2. Mai 2010 - Düsseldorf will Laufjoe sehen!

GUCKSU >>> http://www.marathon4you.de/upload/bilde ... 053cPe.JPG

...und hier dann der Bericht von der richtigen Wahl am Wochenende
>>> Laufberichte zum Thema Marathon - Die Hauptstadt-Offensive - marathon4you.de

gruss hennes

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mittlerweile halte ich die kamera die ganze zeit in der hand.
meistens fotografiere ich im vorbeilaufen, dafür gibt es eine szeneeinstellung für sportmotive.

die kamera sieht natürlich schon sehr ramponiert aus. gel-verklebt und tatsächlich landet auch schon mal ein becher wasser drauf.

naja. dssdf bin ich ja schon gelaufen, aber hannover halt noch nie.
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burny hat geschrieben:Deine Bescheibung klingt ja richtig interessant und verlockend. (Ich muss gestehen, dass ich Hannover als Stadt ausgesprochen langweilig finde.)

Wie wär's übrigens mit ner Signatur:
laufjoe, der Preisler-Jäger? :D

Bernd

ja, das hatte ich auch gedacht und dachte ich wäre ein super-läufer mit 3 marathons in der letzten woche.
habe dann auch vor christian hottas (dem vizeweltmeister) angegeben und gesagt ich wäre diese woche 3 gelaufen, da sagte er, er wäre 4 gelaufen!

also ich hin zum preisler (er und hottas sind nicht so dicke miteinander) und sag dem horst, daß der christian diese woche 4 gelaufen wäre, da brummelt der nur mürrisch in den bart und zählt ebenfalls 4 marathons in der letzetn woche auf.

demnach muss man als marathonjäger mindestens 4 in einer woche laufen.

der horst hat übrigens erst mit 39 angefangen zu laufen.
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elcorredor hat geschrieben:Hallo Joe!

Danke für deine amüsante und symphatische Beschreibung des Hannover Marathon.
Mit 14.000 TeilnehmerInnen insgesamt eine beachtliche Veranstaltung in einer Stadt, die ich gerne mag (auch wenn ich in den letzten Jahren fast immer nur anlässlich irgendwelcher Messen da war).

Gute Erholung wünscht

Wolfgang
also, soooo übel ist hannover nicht, die 140021 teilnehmer sind aber extrem stark geschönt. tatsache ist ,es waren 2000 marathon-und 5000 HMläufer, der rest waren 10km-läufer und fun-run und kinderlauf und 10km-walker( ich versteh nicht warum man für die die strasse sperren mussste) und rollies.
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burny hat geschrieben:Deine Bescheibung klingt ja richtig interessant und verlockend. (Ich muss gestehen, dass ich Hannover als Stadt ausgesprochen langweilig finde.)
hallo bernd. anscheinend warst du schon mal in hannover und hast die stadt ausgiebig erkundet... oder auch nur am bahnhof?
wie dem auch sei, dein urteil scheint gefällt zu sein. trotzdem kann ich dir den hannover marathon ans herz legen. vielleicht als regeneration vom hh marathon??
hannover hat viele schöne ecken, auch wenn der marathon nicht an allen, oder an den wenigsten, vorbeiführt . man kann viel schönes entecken und erleben. es dauert vielleicht nur etwas länger als in anderen städten. und mit berlin oder hamburg oder münchen kommen eh die wenigsten städte mit.
gib ihr doch nochmal eine chance... :nick:
vielen dank an laufjoe für seinen bericht und seine streckenfotos. :daumen:
schmerz ist unvermeidlich, leiden eine option.
(frei nach: Haruki Murakami)

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Puhbert hat geschrieben:Also ich hab in Düsseldorf Altbier bekommen
Picasa-Webalben - sascha.kaufmann - 2009_05_03_Dü...
Und die Medallien-Mädchen waren klasse :daumen:
Da warste ja in meiner Gruppe unterwegs - und wo war mein Alt?


Hier bin ich >>> Picasa-Webalben - sascha.kaufmann - 2009_05_03_Dü...

ganz rechts die höchsten grünen Ballons - darunter baumel ich



und hier: Picasa-Webalben - sascha.kaufmann - 2009_05_03_Dü...

ganz in der Mitte gucke ich sogar in die Kamera :D



und gedopt warste auch >>> Picasa-Webalben - sascha.kaufmann - 2009_05_03_Dü...


Links auf meinem AVA müsstest Du auch sein - such such, das war kurz nach dem Start km2 oder so .....

gruss hennes

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Übrigens, Joe,
wollte ich längst schon gefragt haben:

Wo kommen die Wikkom-Men eigentlich her?
Wikkommen an Bord

Ist das sonne Kreuzung aus Wikingern und Englishmen? :hihi: :hihi: :hihi:

Dachte immer, die Hannoveraner stammten von den Sachsen ab!

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de
Gesperrt

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