Vor 2 Jahren bin ich das 1. Mal in Schwerin gelaufen und ich war begeistert. Für mich stand sofort fest; hier werde ich wieder laufen! Nachdem es letztes Jahr nicht geklappt hat, war ich dieses Jahr nur noch motivierter. Am liebsten hätte ich meine Familie mitgebracht. Mein Mann ist Volleyballer, aber für 10 km läßt er sich auch mal motivieren. Leider hat er sich viel zu spät entschieden - Insider wissen, im laufenden Jahr, braucht man gar nicht versuchen sich für einen 10er anzumelden... Zeitlich wurde der Termin auch ein großes Problem, es war undenkbar, ein ganzes Wochenende allein wegzufahren. Was tun? Ich hatte Schwerin schon abgehakt, da dachte ich, ich frag mal an, ob jemand morgens hin und zurück fährt, dann könnte noch etwas draus werden! Und tatsächlich - Costello

hat's möglich gemacht! Er ist die 15 km in Schwerin gelaufen und hat mich und mein Töchterchen mitgenommen und anschließend zurück: Schwerin wir kommen!
Alles hat bestens geklappt. Die liebe Laufmaus Elke

hat mich noch flugs angemeldet und der Spaß konnte beginnen. Vor dem Start haben wir meine Tochter Julia samt dem Auto ins Zielgebiet verfrachtet. Quasi im Vorbeiflug an der Straßenbahnhaltestelle habe ich meine Startnummer übergeben bekommen. Dann haben wir uns in die überfüllte Straßenbahn gequetscht. Unterwegs habe ich meine Sachen abgegeben; darunter auch mein Gel und den Traubenzucker

. Ich kriege langsam Hunger, habe ja schon 5.30 Uhr gefrühstückt, das ist viel zu lange her...

Zumindest an die Startbanane habe ich noch gedacht. Trotz der vielen Menschen habe ich wieder Freunde getroffen, darunter auch Elke. Sie rief mir zu: Bine - willste vorne stehn? Und bevor ich nachdachte hatte ich auch schon einen großen blauen Luftballon in der Hand, der den Beginn des 30-km-Läufer Blocks markieren sollte. Schon war ich im Visier eines Kamaramenschen, der, um mich nicht von oben herab zu filmen, vor mir in die Knie ging - ich konnte mir das Kichern nicht verbeißen.
Vage überlege ich mir eine Strategie für den Lauf - so richtig bin ich noch gar nicht dazu gekommen, überhaupt über meinen Lauf an sich nachzudenken. Meine 2Jahre alte Zeit von Schwerin liegt bei 2:44:59. Natürlich will ich schneller sein; vielleicht sub 2:40? Klar ist es heiß, aber das hat mir vor 2 Jahren auch nichts ausgemacht.
Der 1. Start vom Schloß über den Schweriner See wird ausgezählt. Der Blick über den See auf das Schloß ist wunderschön. Wir sehen die 1. Blumenrabatten und können die Schönheit der BuGa erahnen. Ich erzähle ein bißchen mit Bianka und merke, ich habe noch keinen Doppelknoten in den Schnürsenkeln... Bloß nicht vergessen! Ups, schnell nochmal in die Büsche. Bianka suchen - ah ja da vorne. Wir zählen .... Und Startschuß...
Es geht flott los, einige 100 m halte ich mit Bianka mit, dann lasse ich sie ziehen - so schnell laufe ich keine 30 km. Verflixt, die Schnürsenkel

, mal sehen wie lange sie halten...
Ich lasse die ersten 3 km relativ schnell angehen - 5er Pace; aber ich denke, das ist o.k., hier ist noch Asphalt, da fällt das Laufen leicht, ich will die Leichtigkeit noch mitnehmen. Bei den Wald- und Wiesenwegen lasse ich ein bisschen Tempo raus; 5:15 Nach 4 km, der Schnürsenkel...

, geschnürt weiter... Obwohl ich merke, dass das Tempo hart ist, bleibe ich dabei, ich werd das schon schaffen denke ich. Der 1. Verpflegungsstand kommt. Ein bisschen habe ich gehofft, dass es schon irgendwelche Verpflegung gibt, ich hab einfach Hunger, aber es ist noch nicht soweit, also durchhalten. Wie wir so durch den Wald laufen, ist mir völlig unklar, wo die ganzen Hügelchen herkommen, die waren doch vor 2 Jahren noch nicht hier

. So langsam schwant mir, dass mein Tempo nicht sehr schlau kalkuliert war. Noch laufe ich schön in der Reihe den schmalen Pfad den Kanal lang, will niemanden behindern und halte das Tempo, aber als der Weg breiter wird, gebe ich doch meinen schwindenen Kräften nach, versuche aber ein moderates zügiges Tempo zu halten; 5:30 - wenn ich die halte, reicht es auf jeden Fall für eine PB! Am Verpflegungsstand gibt es jetzt auch Bananen und Traubenzucker - ich inhaliere sie schnell und weiter geht es. Ganz toll finde ich immer wieder die tollen Schweriner, die an der Strecke stehen, mit Bechern, mit Schläuchen und mit Wasserwannen. Jede Dusche, die ich bekommen kann, nehme ich mit. Nach 20 km kann ich auch die 5:30-Pace nicht mehr halten. Vor 2 Tagen hatte ich mich in der Wade mit der Fahrradpedale verletzt, ich dachte es wäre wieder o.k. - jetzt drohte mir ein Wadenkrampf

; ich kriege doch aber nie Krämpfe!

Km 22 - Es hilft alles nichts - ich muß gehen. Mir ist irre heiß, es ist schwül und ich bin kurz vorm krampfen; so wird das doch gar nichts. Vorsichtiger - schließlich will ich ja ankommen laufe ich weiter. Meine Wade will nicht, ich muß gehen. Mein Kreislauf denkt; jetzt bin ich fertig und fährt in den Keller, mir ist schwummrig, mir ist schlecht und meine verflixte Wade... hat sich erholt. Die PB interessiert mich nicht mehr. Ich denke "Oh Gott - noch 8 km, so weit noch", so gings mir nicht mal beim Marathon. Vorsichtig gerade so unter 7er Pace gehts weiter. Dann wieder Gehen. Meinem Kreislauf gefällt das gar nicht, ich fange an zu frieren

Wieder langsames Laufen. Irgendwann holt mich ein Opa ein und irgendwie hat er mich dazu gebracht, meine 7 Sinne und meine Beine wieder zum Laufen zu bringen. Noch 4 km und wenn es jetzt läuft, schaffe ich es doch noch unter 3 h! Langsam - vorsichtig, aber laufend. Und endlich

die Lankwitzer Berge waren in Sicht. Ich wußte, jetzt schaff ich es auch noch. Die Berge bin ich diesmal gegangen. Beim Runterlaufen habe ich nur gehofft, dass mir keiner vor die Füße läuft... Endlich sah ich den Zieleinlauf. Meine Tochter war dabei und hat mich gerufen, darüber habe ich mich besonders gefreut.
2:54:24 steht auf meiner Uhr, auf der Urkunde dann 2:53:24. Wenn ich an die letzten 8 km denke, ist es im Endeffekt noch eine gute Zeit geworden. Im Ziel habe ich dann auch Costello getroffen

und gemeinsam haben wir noch die Zieleinläufer angefeuert.
Nach einer kurzen Erholungspause ging es dann wieder in die Heimat. Es war sicher nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe, aber 1. bin ich lernfähig und 2. habe ich jetzt noch einen Grund um wiederzukommen
