11:15 Uhr, 13 Grad, bedeckt. Zusammen mit mehr als 300 anderen Läufern stehe ich am Start zum Bitburger Stadtlauf, dem siebten Lauf des diesjährigen Läufercups. Für mich ist es der sechste Lauf, damit werde ich im Ziel die Mindestzahl an Läufen für die Cupwertung erreicht haben. Überhaupt, die Serie – fast könnte man meinen, hier stünde ein Lazarett am Start. Von allen Seiten kann man hören „wenn es nicht um die Serie ginge, stünde ich heute nicht am Start, ich habe …“. Das übliche Vorwettkampfgejammer. Auch in meiner Fahrgemeinschaft hieß es allgemein: „ich bin heute nicht fit“. Dem Jammern schloß ich mich aus Solidarität an – weil, eigentlich fühle ich mich fit. Einzig das Profil der Strecke gibt mir Anlaß zu Bedenken. Auf der Aufwärmrunde besichtigten wir schon im Vorfeld einen Teil der Strecke. Eindrucksvoll, das Stück durch die Altstadt, vorbei an der Kirche. Gut 25 Höhenmeter sind hier bergauf zu bewältigen. Und bei dem Streckenverlauf dürfen wir Läufer dieses Stück 3 Mal genießen. Der Sprecher stimmt uns noch einmal auf den Rundkurs ein, dann bittet er, eine Gasse für die letzte Läuferin des Jedermannlaufs frei zu machen. Unter großem Beifall lassen wir die Läuferin passieren, dann beginnt schon unser Countdown.
Startschuß – und ab geht die wilde Jagd. Führen die ersten Meter noch sanft bergab folgt schon nach knapp 100 Metern der erste Anstieg, der sich auch nach einer Kurve fortsetzt. Laut Profil sind es auf diesem Streckenabschnitt rund 20 Höhenmeter bergauf. Wir laufen auf der ersten, kleinen Runde durch ein Wohngebiet. Nach einem halben Kilometer die nächste Kurve – und hui geht es wieder bergab. Ein kurzes Stück weiter und wir dürfen wieder abbiegen und haben den Start-/Zielbereich wieder vor Augen. Der erste Kilometer ist für mich nach 4:12 min. vorbei. Da ich mich recht weit vorne aufgestellt hatte, haben mich auf diesem Kilometer rund 30 Läufer überholt, während ich selbst höchstens zehn Läufer einsammelte. Vorbei am Verpflegungsstand geht es auf die erste große Runde. Wieder das Stück bergauf, doch dann laufen wir auf einer langweiligen, geraden Straße weiter vorbei an Wohnhäusern und parkenden Autos. Ja, auf der Strecke parken (und fahren!) Autos. Das macht die Wahl des optimalen Weges etwas schwierig. Ich laufe auf dem Bürgersteig, bereue es aber bald, so uneben ist der. Nach der nächsten Kurve wechsele ich auf die Straße. Mit Gebrüll geht es bergab. Hier überholt mich Erwin aus meiner Fahrgemeinschaft, er ist heute entgegen seiner Ankündigung wohl gut drauf. Ich hänge mich an ihn an. In Bitburg hat jedes Gefälle seine Gegensteigung – nur sanft, aber merklich laufen wir mit einigen Kurven gespickt wieder bergauf in Richtung Innenstadt. Bevor wir den finalen Anstieg genießen dürfen, werden wir auf einer Pendelstrecke noch einmal stadtauswärts geschickt. Die Besonderheit hier in Bitburg: auf jeder Runde ist der Wendepunkt woanders! Ordner weisen uns ein und das Elend haben wir nun vor Augen. Blechbläser geben alles um uns Mut zu machen, werden aber höchstens am Rande wahrgenommen. Dann kommt erstmals der Berg – Schritte verkürzen und hinauf – puh! In der Mitte des Anstiegs peitscht uns eine Trommlergruppe vorwärts. Dann ist es geschafft. Im Angesicht des Start-Zielbereichs geht es schwungvoll bergab, leider noch rechts am Zielkanal vorbei auf die zweite große Runde. Kilometer 2 bis 4: 4:30 – 4:32 – 4:42
Diese Runde wird für mich die mental schwierigste. Die Strecke kenne ich jetzt, ich weiß wo die fiesen Stellen sind. Es gibt keine neuen Sachen für mich zu entdecken. Einige Dinge mache ich anders, ich meide bewußt die Bürgersteige und nehme dafür sogar Umwege in Kauf. Zwei Highlights hat die Runde für mich zu bieten: Erwin kann ich wieder überholen und bei Kilometer 6 überrunde ich die letzte Läuferin. Ansonsten ist diese Runde einfach bäh. Kilometer 5 bis 7: 4:29 – 4:32 – 4:42. Die letzte Runde beginnt, ich zolle dem Streckenverlauf und dem recht hohen Tempo Tribut. Letztmals lasse ich den Verpflegungsstand links liegen, bei der heutigen Temperatur brauche ich nichts. Noch einmal durch das Wohngebiet. Zusehends überrunde ich Läufer. Aber überraschenderweise kann ich auch vor mir liegende Läufer überholen. Meine Motivation steigt in dem Maße, wie mich meine Kräfte verlassen. Der Blick auf den Garmin auf dem neunten Kilometer zeigt mir eine unterirdische Geschwindigkeit. Nein – das darf nicht sein! Nach dem letzten Wendepunkt, im Angesicht des Berges, mobilisiere ich alle verbliebenen Reserven und setze zu einem langgezogenen Endspurt an. Ist das zu früh? Ein Läufer aus Langsur überholt mich. Aber da vorne – ein Läufer in grün, den schnappe ich mir! Die Steigung beginnt, ich höre ihn keuchen und komme ganz langsam heran. Er hört mich wohl auch und versucht dagegen zu halten – ohne Chance. Noch vor dem Gipfel bin ich vorbei. Mit „hurrah!“ stürze ich mich die Gefällstrecke in Richtung Ziel hinab. Zwei weitere Läufer kann ich noch überholen, dann darf ich den Garmin bei 45:22 stoppen. Kilometer 7 bis 10: 4:32 – 4:42 – 4:29
Im Zielbereich stehe ich noch etwas mit einigen anderen Läufern der TG zusammen. Die Zufriedenheit überwiegt, auch wenn einige heute langsamer als sonst in der diesjährigen Serie waren. Die niedrige Temperatur in Verbindung mit aufkommendem Wind treibt mich recht bald unter die Dusche. So komme ich noch in den Genuß von warmem Wasser. Frisch geduscht und umgezogen finde ich schnell meine Fahrgemeinschaft. Gemeinsam verlassen wir bald die Stadt. Meine gestopte Zeit steht auch auf der Urkunde - für mich ein schönes Ergebnis. Da ich die Strecke nicht kannte, hatte ich im Vorfeld Bedenken, was überhaupt möglich ist. So bin ich positiv überrascht.
2
Hallo Thestral,
ein packender Bericht. Ich wusste ja von der Steigung, jetzt bin ich vorgewarnt für nächstes Jahr.
In Anbetracht der Strecke kannst du ja mit der Zeit auch durchaus zufrieden sein.
Warme Duschen? Seit St. Wendel bin ich da jedes Mal dankbar für. Die waren da nämlich alles andere als warm.
Irgendwie fahren wir immer abwechselnd zu den Bit-Cup-Läufen.
Vielleicht sehen wir uns ja dann in Langsur. Da kommt der "Rest" der Foris hier aus der Ecke ja auch teilweise hin.
Schöne Grüße und erhol dich gut.
Birthe.
ein packender Bericht. Ich wusste ja von der Steigung, jetzt bin ich vorgewarnt für nächstes Jahr.
In Anbetracht der Strecke kannst du ja mit der Zeit auch durchaus zufrieden sein.
Warme Duschen? Seit St. Wendel bin ich da jedes Mal dankbar für. Die waren da nämlich alles andere als warm.
Irgendwie fahren wir immer abwechselnd zu den Bit-Cup-Läufen.
Vielleicht sehen wir uns ja dann in Langsur. Da kommt der "Rest" der Foris hier aus der Ecke ja auch teilweise hin.
Schöne Grüße und erhol dich gut.
Birthe.
3
Na da hast du ja ne tolle Zeit hingelegt! Gratulation! 
Und auch dein Bericht ist wieder super. Das freut mich zu hören dass ich am Wochenende nicht der Einzige war der sich gedanekn über Berganstiege gemacht hat!
Man sieht sich ja vieleicht in Langsur.

Und auch dein Bericht ist wieder super. Das freut mich zu hören dass ich am Wochenende nicht der Einzige war der sich gedanekn über Berganstiege gemacht hat!

Man sieht sich ja vieleicht in Langsur.

12.11.2005 - 00:55:52 - DeuLux-Lauf (10km)
09.03.2008 - 00:51:52 - Postlaaf (10km)
03.05.2008 - 02:00:59 - ING Europe Marathon (21km)
25.05.2008 - 01:49:23 - Trierer Stadlauf (21km)
29.06.2008 - 00:47:55 - Olympiadag (10km)
28.09.2008 - 01:44:24 - Route Du Vin (21km)
19.10.2008 - 01:16:34 - 10Meilen Echternach (16km)
15.03.2009 - 00:44:37 - Postlaf (10km)
22.03.2009 - 01:39:30 - Nordstadsemi (21km)
21.06.2009 - 01:38:23 - Triererstadtlauf (21km) (PB)
12.09.2009 - 01:49:06 - Zeppelinlauf (21km)
04.10.2009 - 03:46:21 - Kölner Marathon (42km) (PB)
18.10.2009 - 01:11:23 - 10Meilen Echternach (16km) (PB)
14.11.2009 - 00:44:13 - DeuLux-Lauf (10km) (PB)
5
Dann ist doch alles in Butter! Nur wenn Läufer im Vorfeld ihre Wehwehchen NICHT auflisten, stimmt was nicht.Thestral hat geschrieben:fast könnte man meinen, hier stünde ein Lazarett am Start. Von allen Seiten kann man hören „wenn es nicht um die Serie ginge, stünde ich heute nicht am Start, ich habe …“. Das übliche Vorwettkampfgejammer. Auch in meiner Fahrgemeinschaft hieß es allgemein: „ich bin heute nicht fit“.
Wie sieht's für dich denn in der Serie aus?
Bernd
6
Hallo Ralph
Schöner Bericht.Die Strecke wesentlich schwieriger als Grevenmacher aber die Zeit fast die gleiche
Gut gemacht.
Gruß Achim
Schöner Bericht.Die Strecke wesentlich schwieriger als Grevenmacher aber die Zeit fast die gleiche

Gruß Achim
7
Danke euch allen für die Glückwünsche
!
Birthe: in Langsur sehen wir uns bestimmt, der Lauf ist fest gebucht
! Läufst du auch in Remich? Das ist mein nächster WK.
Christian: Deine Anstiege waren aber deutlich heftiger! Freuen wir uns auf einen flachen Lauf in Langsur
.
Jörg: Runden haben manchmal schon was, auch wenn sie zwischendurch ganz schön an den Nerven zerren
.
Bernd: stimmt schon - was wäre ein Lauf ohne die Jammerei davor
!
Achim: hat mich selbst etwas überrascht, wie gut ich bei dem Profil durch gekommen bin. Der Herbst ist einfach meine Wettkampfjahreszeit.
Gruß
Ralph

Birthe: in Langsur sehen wir uns bestimmt, der Lauf ist fest gebucht

Christian: Deine Anstiege waren aber deutlich heftiger! Freuen wir uns auf einen flachen Lauf in Langsur

Jörg: Runden haben manchmal schon was, auch wenn sie zwischendurch ganz schön an den Nerven zerren

Bernd: stimmt schon - was wäre ein Lauf ohne die Jammerei davor

Achim: hat mich selbst etwas überrascht, wie gut ich bei dem Profil durch gekommen bin. Der Herbst ist einfach meine Wettkampfjahreszeit.
Gruß
Ralph