Meinen 1. Marathon lief ich (nach sehr widrigen Trainingsvorbereitungen) nur auf ankommen. Nach 2 Jahren konnte ich so meine Zeit schon um 30 min verbessern, aber sub 4 war mit 11 Minuten noch weit entfernt - wieder mußte ich wegen meinem Magen Gehpausen machen.
Aller guten Dinge sind 3. Und diesmal lief wirklich alles optimal. Ich habe mich zwischenzeitlich auf ein 2maliges Lauftraining in der Woche (1x Tempo, 1 x lang) und ein Fahrradregenerationstraining arrangiert. So blieben Verletzungen aus. Sogar von Erkältungen und ähnlichen Stolperfallen blieb ich verschont. Ohne Probleme lief ich in der Vorbereitung 3
35er, aber würde das reichen...

Ganz schön aufgeregt startete ich in die Marathonwoche. Am Donnerstag habe ich die Unterlagen geholt. Am Samstag gab es dann noch ein nettes Fori-Treffen im Eosander (Danke Ulrike, war ein echt guter Tip) mit Pittplatsch, Fritzi 2, Gadelandrunner, Shortstop und Adda.
Schön, Dich mal wieder gesehen zu haben Bianka - und schön Euch kennengelernt zu haben!

Mit Shortstop und Adda habe ich mich am Marathonmorgen noch beim Starbucks getroffen. Gemeinsam ging es in den Startblock. Man war das alles voll...

Überrascht war ich, dass es nur einen Startschuß gab, aber dafür gings schon nach 10 min auf die Matte und los. Anfangs lief es sich super, nur an den Getränke/verpflegungsständen gab es immer wieder Massenaufläufe/Chaos. Ich versuchte mich immer schnell mit meinem Getränk vom Acker zu machen. Dadurch habe ich aber auch meine 1. beiden Verpflegungspunkte verpaßt, die ich überrascht nach den Getränkepunkten gesehen habe, da aber schon ganz links lief. Zum Glück kam ich an einem privaten Stand vorbei, wo es auch Bananen gab. Leider war die ganze Banane auf einmal zuviel und matschte in meinem Magen herum

Diesmal hatte ich irre viele Groupies. In Moabit, Friedrichstraße und Straußberger Platz ging es schon los. Weil ich meine Groupies suchte, lief ich ganz außen und wurde dementsprechend gefeiert

Kurz nach Km 22 stand meine 1. private Getränkeversorgung. Leider habe ich das Schild übersehen und war völlig perplex, wie meine Freundin mir sehr energisch laut meine Flasche verabreichte; die Übergabe wäre beinahe schief gegangen. Jetzt kamen 10 km, auf die ich ganz allein gestellt war und irgendwie wurde es jetzt schon langsam heftig. Sogar Gedanken wie: Und wenn ich jetzt einfach aufhöre? schleichen sich ein. Aber es warten doch noch ganz viele auf mich... Ich konnte zwar gut meinen Schnitt halten auf Pace 5:25/5:26, aber so ganz langsam ging die Geschwindigkeit runter. Sollte ich jetzt Paroli bieten und alles ins Tempo stecken? Dafür war es noch viel zu früh. Also liess ich meine Beine einfach machen. Endlich kam km 32 und damit neues "privates Wasser". An den Wasserständen war die Hölle los, ich konnte ganz links vorbeilaufen und brauchte nicht, wie beim letzten Mal gehen und wieder anlaufen! Auf dem Kuh-Damm tobte das Leben - km 35. Die letzten beiden Male war für mich hier der Einbruch gewesen - würde ich es diesmal schaffen? Inzwischen hat sich mein Pace-Schnitt auf 5:30 gesenkt. Da der Garmin die Strecke nicht genau mißt, stimmt die Pace nicht 100 %, jetzt wird's knapp. Trotzdem - ich verlaß mich auf meine Beine, bloß kein Risiko. Wenn ich durchlaufe, habe ich schon ein ganz großes Ziel erreicht! Und ich laufe... km 39 sogar nochmal mit einer Pace 5:30.
Jetzt sind es doch nur noch 3 km! Zähne zusammenbeißen! Und wenn ich den durchgelaufen bin, laufe ich keinen mehr, denke ich mir, das tut doch einfach nur weh. Ich bin so platt.. Aber ich kanns schaffen! km 40 werde ich aus meinen Gedanken gerissen; Alicja jubelt mir zu - und da ist der Gendarmenmarkt, ich jubele Gisela zu, sie steht am Wasserstand.
2 km, jetzt noch ein Blick auf die Uhr! Ich kann es theoretisch noch schaffen. Und die Beine laufen immer noch, sie sind unendlich müde, aber sie laufen noch. Mein Knie tut weh, läßt mich aber nicht im Stich. Zielgerade Unter den Linden. Dahinten - das Brandenburger Tor. Ich laufe durchs Tor, 3:58, Ich glaubs nicht - aber ich schaffs

Ich kann es gar nicht glauben, hab die Schallmauer durchbrochen, bin durchgelaufen! Glücklich und fertig

Es war ein schönes aber auch an die Grenzen gehendes Erlebnis - von dem ich noch lange zehren werde!
Liebe Grüße Binchen
