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Der Nikolaus lief in Forchheim oder die Sache mit dem Schnürsenkel

Der Nikolaus lief in Forchheim oder die Sache mit dem Schnürsenkel

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Es ist Samstag morgen, der Morgen vor dem Nikolaus. Was liegt näher, als an dem Tag ein Nikolauslauf zu machen.
Den Bambinilauf konnten wir uns sparen. Wie es sich für die Jahreszeit gehörte, war eines unserer Kinder krank. Also wurde das Rahmenprogramm zusammengestrichen. Mir reichte der Hauptlauf.

Da der Hauptlauf um 14 Uhr anfangen sollte, müsste es reichen, gegen 12 Uhr mit dem Mittagessen fertig zu sein. Das haben wir auch ganz gut hinbekommen, dass wir dann aber erst 12:45Uhr im Auto saßen, lag wohl daran, dass die Kinder nicht so wollten wie wir.
Dass wir dann aber auch nur mit Mühe in Forchheim einen Parkplatz fanden und der Weg zum Sportplatz in Forchheim länger war als gedacht, lag eher an unserer Organisation.
Die Startnummer zu bekommen, war dann zwar ein Akt von wenigen Sekunden aber bis ich mich umgezogen hatte und die Startnummer drangepinnt hatte, war es 5 vor 2.

Ich hatte dann tatsächlich noch die Idee, mich warmlaufen zu wollen. Diese Tätigkeit wurde dann auf 200m auf der Tartan-Bahn beschränkt, während alle Läufer mir in Richtung Start schon entgegen kamen. So bekam ich nur eine klitzekleine Ahnung von dem Muskelkater, den ich hatte. Hatte ich doch tatsächlich am Donnerstag noch Sprinttraining in der Halle gemacht.
Trotzdem reichte es, dass ich in der Startaufstellung mit einem Puls von 130 stand. Aber egal, er sollte sowieso bald auf 99% Hfmax hochgehen.

Ich schummelte mich noch ein bisschen nach vorne und los gings. Wenn ich sonst bei solchen Läufen am Anfang erst einmal viele Läufer überhole, hatte ich dieses Mal zum ersten Mal das Gefühl, mich richtig eingeordnet zu haben. Ich lief mit. Zwar unter (Muskel-)Schmerzen, aber es lief. Ein Blick auf die Uhr besagte 4:30/km, zwar schnell aber nicht zu schnell.
Aber ich hatte das Gefühl, dass sich meine Beine wie Blei bewegten, in diesem Fall erstaunlicherweise allerdings wie schnelles Blei.

Die erste 400m-Runde auf der Bahn war schnell vorbei, dann ging es raus aus dem Stadion, eine kleine Anhöhe hoch über einen Seitenarm des Main-Donaukanals. Auf der anderen Seite ging dann die Schlammschlacht los: Pfützen über Pfützen. Da muss man durch, wenn man ein guter Läufer werden will. Also sind wir durch… und sahen dementsprechend aus.
Da manche Läufer aufgrund ihres guten Abdrucks den Schlamm nach hinten warfen, konnten andere in den Genuss desselben kommen. Und was soll ich sagen: Schlamm schmeckt nicht!

Der Schlamm hing an meinen Beinen, dafür löste sich das Blei. Ein guter Tausch, wie ich fand. Am Ende der ersten Runde entledigte ich mich noch meines Halstuches, am Ende der zweiten Runde meiner Handschuhe… Laufen wärmt.
So gerüstet konnte ich mir dann Gleichgesinnte suchen, Menschen, die gleich schnell oder etwas schneller als ich laufen. Ein „Opfer“ war zum Ende der ersten Runde ausgemacht, eine Frau kurz vor mir. Still und heimlich erklärte ich sie zu meiner Tempomacherin. Dumm nur, dass sie davon nichts ahnte, jedenfalls wurde sie zu Beginn der zweiten Runde (es ging gerade wieder zur Brücke hoch) etwas langsamer, so dass ich vorbei zog.

Als ob meine Schnürsenkel geahnt haben, dass ich meine Tempomacherin abhängen wollte, gingen sie (die Schnürsenkel) auf. Nach einem lauten „Sch..:“ (oh, ich hab ja noch viel Luft) ging ich in die Knie, um die Schnürsenkel wieder zu binden. Wie viel Zeit das gekostet hat? Ich vermute 5 Sekunden.

Meine Tempomacherin konnte ich wieder einholen und dann auch überholen. Ich habe sie leider erst im Ziel wieder gesehen.

Es ging also weiter im Sauseschritt, immer im 4:30er Schnitt, immer noch auf den Einbruch wartend. Der kam aber nicht. Dafür kam bei 6,5km ein Fahrrad von hinten und kurze Zeit später ein Läuferpärchen, die beiden Ersten. Die liefen nicht gegeneinander, die liefen miteinander. So zumindest mein Eindruck. Als ob sich zwei richtig gute Läufer zum Samstagsnachmittagslauftreff einfinden. Und genau so, wie sie an mir vorbeiliefen, sollten sie nachher auch ins Ziel kommen: Einträchtig nebeneinander laufend. Super, so kann Sportsgeist auch aussehen.

Während die beiden ersten ihren letzten Kilometer zurücklegten, hatte ich noch über eine Runde vor mir.
In der letzten Runde schwankte ich ständig zwischen „hoffentlich bald vorbei“ bis „es geht noch“. Ich fing an zu rechnen, sofern das bei 97-99%Hfmax überhaupt noch geht. Bei km 8 hatte ich ca. 36min. Zu faul, für die letzten beiden Kilometer jeweils 4:30 anzusetzen (2 x 4,5 Minuten war zu schwer zu rechnen), setzte ich 10 Minuten an und liebäugelte mit einer Zeit unter 46 Minuten, was immer noch 30 Sekunden unter meiner bisherigen Bestzeit wäre. Aber wie gesagt, Rechnen in dem Zustand…

Der letzte Kilometer lief und ich lief und hinter mir lief auch einer. Ich hörte ihn tapsen und befahl mir, das Tapsen nicht an mir vorbeitapsen zu lassen. Aber auch ein bisschen schnelleres Laufen von mir brachte nicht den gewünschten Effekt: Das Tapsen wurde nicht leiser.
Als es dann auf die Tartanbahn ging, war das Tapsen weg, wir liefen ja auch auf Rasen und Tartan. Dummerweise bin ich die Kurve ins Stadion so eng gelaufen, dass der Tapsende an mir vor bei gezogen ist. Wehrlos lies ich ihn ziehen, ein Endspurt ging nicht mehr. Motivierender war dafür der Blick auf die Uhr: Noch unter 45 Minuten. Also doch ein Endspurt, allerdings mit zu wenig Kraft…
Meine Uhr stoppte bei 45:05 min…
Dann wurde ich abgescannt und die Zeit war auch die hochoffizielle: Meine bisherige Bestzeit wurde um 85 Sekunden gedrückt. Wow!!!

Blöd nur, wenn man dann gleich wieder ins Grübeln kommt: Was wäre, wenn ich das Sprinttraining am Donnerstag nicht gemacht hätte, was wäre, wenn wir rechtzeitig vor dem Start da gewesen wären, was wäre, wenn der Schnürsenkel nicht aufgegangen wäre?

Egal. Was zählt, ist die neue Bestzeit. Die Antworten auf die anderen Fragen müssen bis zum Frühjahr beim nächsten Volkslauf warten.

Nach kurzem Verschnaufen und Umziehen war noch Sightseeing in Forchheim angesagt. Dazu hatten wir uns mit einer Bekannten aus dem Forum verabredet. Dummerweise war der Akku meines Handys leer (der ist schon 4 Jahre alt und ständig leer, ich habe es nur noch nicht geschafft, ihn auszutauschen), so dass ich vergeblich versuchte, mein Handy einzuschalten, um wenigstens einen Anruf abzusetzen.

So haben wir gänzlich ohne Fremdenführer und ohne wohlschmeckende selbstgebackene Kekse das weihnachtliche Forchheim genossen. Wir sind über den Weihnachtsmarkt mit dem wunderschönen Adventskalender-Rathaus, haben Lebkuchenherzen gekauft, so groß wie ein Wagenrad (und auch so teuer), haben eine holländische Sängerin auf der Bühne des Forchheimer Weihnachtsmarktes englische Weihnachtslieder singen hören, den Nieselregen ertragen, unseren kränkelnden Sohn und unsere quengelnde Tochter er- und getragen und sind irgendwann zum Auto, um wieder nach Hause zu fahren.

Was neben der neuen Bestzeit bleibt: Das Erstaunen, wie viele Muskeln zum Laufen gebraucht werden, sprich wie viele sich am nächsten Tag mit Muskelkater meldeten: Arme, Bauch, Po und natürlich die Beine taten mir weh.
Ansonsten war alles gut.
Nur schade, dass wir H. nicht getroffen haben…
2010 geht es weiter

Stadtwaldlauf Fürth (10km): 43:16 min
Fürthlauf (10km): 42:18 min
Oberelbemarathon (HM): 1:38:09h
Metropolmarathon 2010 (mein erster): 3:44:36h
FinishLine Herbstlauf Nürnberg (10km): 40:49min
Aurachtallauf Herzogenaurach (10km): 44:29min
Einsteinmarathon Ulm (HM): 1:35:54h
Stadtlauf Nürnberg (10km)
Nikolauslauf Forchheim (10km)

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axel_fuerth hat geschrieben:dass wir dann aber erst 12:45Uhr im Auto saßen, lag wohl daran, dass die Kinder nicht so wollten wie wir.
Wenn es eins gibt, das ich als Mutti gelernt habe, dann ist es das: vergiß Zeitpläne, vergiß Termine. Wenn Du zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein mußt, gibt es nur 2 Möglichkeiten: Verkauf die Kinder oder fange 2 Stunden vor dem eigentlichen Abfahrtstermin an :daumen: .
axel_fuerth hat geschrieben:bis ich mich umgezogen hatte und die Startnummer drangepinnt hatte, war es 5 vor 2.
5 Minuten - das ist ja noch richtig viel Zeit vorm Start :zwinker2: .
axel_fuerth hat geschrieben:um die Schnürsenkel wieder zu binden. Wie viel Zeit das gekostet hat? Ich vermute 5 Sekunden.
Es gibt ein Schnürsystem, das nennt sich YANKZ (YANKZ - Das Schnürsystem), da geht nichts mehr auf.
axel_fuerth hat geschrieben:Was wäre, wenn ich das Sprinttraining am Donnerstag nicht gemacht hätte, was wäre, wenn wir rechtzeitig vor dem Start da gewesen wären, was wäre, wenn der Schnürsenkel nicht aufgegangen wäre?
Du hättest Dir beim Warten auf den Start eine Erkältung geholt, wärst zu schnell losgelaufen und eingebrochen und in den Schlamm gefallen. Und, ist das nun besser?! :wink:
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Renn-Schnecke hat geschrieben: Es gibt ein Schnürsystem, das nennt sich YANKZ (YANKZ - Das Schnürsystem), da geht nichts mehr auf.
Ich kenn ein anderes, das heißt "Doppelknoten" ;-)...
"Unsere Feuerwehrmänner lernen in ihrer Ausbildung, ihre Hosen in 3 Sekunden anzuziehen. Wieviele Hosen kann ein gut ausgebildeter Feuerwehrmann in 5 Minuten anziehen?" - Grigorij Oster

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Renn-Schnecke hat geschrieben:Wenn es eins gibt, das ich als Mutti gelernt habe, dann ist es das: vergiß Zeitpläne, vergiß Termine. Wenn Du zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein mußt, gibt es nur 2 Möglichkeiten: Verkauf die Kinder oder fange 2 Stunden vor dem eigentlichen Abfahrtstermin an
taj, wir staunen immer noch, wie lange es dauert, drei Kinder fertig zu machen bzw. ihnen begreiflich zu machen, dass sie das selbst tun sollen. Dabei müssten wir es doch so langsam besser wissen. Aber danke noch eimal für den Tip :D
Renn-Schnecke hat geschrieben: 5 Minuten - das ist ja noch richtig viel Zeit vorm Start :zwinker2: .
Komisch, ich fühlte mich trotzdem gestresst. Und das, obwohl ich in den 5 Minuten vor dem Start nur noch die Sachen wegbringen, mich ausgiebig einlaufen und in der Startaufstellung nach vorne durchschummeln musste. :zwinker2:

Renn-Schnecke hat geschrieben: Du hättest Dir beim Warten auf den Start eine Erkältung geholt, wärst zu schnell losgelaufen und eingebrochen und in den Schlamm gefallen. Und, ist das nun besser?! :wink:
Du hast sooo Recht...
2010 geht es weiter

Stadtwaldlauf Fürth (10km): 43:16 min
Fürthlauf (10km): 42:18 min
Oberelbemarathon (HM): 1:38:09h
Metropolmarathon 2010 (mein erster): 3:44:36h
FinishLine Herbstlauf Nürnberg (10km): 40:49min
Aurachtallauf Herzogenaurach (10km): 44:29min
Einsteinmarathon Ulm (HM): 1:35:54h
Stadtlauf Nürnberg (10km)
Nikolauslauf Forchheim (10km)

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Hör mal, die Kekse stehen noch hier, respektive es sind sogar noch welche dazu gekommen^^.
Also fühlt euch herzlich eingeladen.

Ansonsten, herzlichen Glückwunsch, zu der tollen Zeit. Ich bin bloß froh, dass ich nicht mitgelaufen bin und mich blamiert habe :D .

Aber ist krass, wieviele gute Läufer in so einer Kleinstadt an den Start gehen, oder?
Ich fand den 5,3km Sieger echt beeindruckend, den Hauptlauf hab ich leider nicht gesehen, weil mein Sohnemann gefroren hat und heim wollte.
Auf den bin ich übrigens immer noch stolz, dass ers quasi ohne Training bis ins Ziel geschafft hat :) .
Ach, mach doch was ich will!

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axel_fuerth hat geschrieben:taj, wir staunen immer noch, wie lange es dauert, drei Kinder fertig zu machen bzw. ihnen begreiflich zu machen, dass sie das selbst tun sollen. Dabei müssten wir es doch so langsam besser wissen.
Ich glaube, das ist das Prinzip Hoffnung. Sonst wäre die Menschheit schon ausgestorben :) .
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...
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