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Was ist mit "4-5 Steigerungen" gemeint?

Was ist mit "4-5 Steigerungen" gemeint?

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Hallo an alle,

ich laufe jetzt das zweite Jahr und nun erstmals richtig nach Trainingsplan, da ich im Mai meine ersten Bewerbe laufen möchte. Nun habe ich eine (wahrscheinlich blöde :) Frage zu einer Formulierung im Trainingsplan - was ist gemeint mit 40 min ruhiger DL mit "4-5 Steigerungen" ...... ist da gemeint, dass man sich kontinuierlich über die 40 min tempomässig steigern soll oder dass man tempomässig schnellere Intervalle einbauen soll, das wäre dann ja eigentlich ein normales Intervalltraining oder?

Bitte um Eure Erfahrungen und Tipps - ich brauche glaub ich noch ein bisschen Zeit um mich in der weiten (und oft unergründlichen :) Welt der Trainingspläne zurechtzufinden!

Danke!

LG Pfiffi :zwinker5:

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Steigerungen oder Strides, meistens am Ende der Einheit gelaufen, sind Beschleunigungseinheiten auf bis zu max Pace aber nur über jeweils ca 50 - max 100m, Intervalle werden in längeren Einheiten mit gleichbleibender Geschwindigkeit gelaufen

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Heißt eigentlich nur 4-5 mal kurz das Tempo anziehen und dann wieder normal weiterlaufen.
Grüße
Sven

Das Geheimniss des Könnens ist das Wollen !
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Danke!!

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Danke für die schnellen Antworten! Jetzt kenn ich mich aus!!!
LG Pfiffi :daumen:

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binoho hat geschrieben:Steigerungen oder Strides, meistens am Ende der Einheit gelaufen, sind Beschleunigungseinheiten auf bis zu max Pace aber nur über jeweils ca 50 - max 100m, Intervalle werden in längeren Einheiten mit gleichbleibender Geschwindigkeit gelaufen
Nein, nicht bis max pace sondern nur bis "~90%". Es wird nicht sprinten/Spurt geübt, es geht um schnelles aber immer noch kontrolliertes laufen - habe ich mal von DerC gelernt und der weiß Bescheid! :D

gruss hennes

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Hennes hat geschrieben:Nein, nicht bis max pace sondern nur bis "~90%". Es wird nicht sprinten/Spurt geübt, es geht um schnelles aber immer noch kontrolliertes laufen - habe ich mal von DerC gelernt und der weiß Bescheid! :D
Manchmal geh ich auch fast auf 100% aber das ist natürlich nicht notwendig, da hast du recht ...
Vor allem die schnellste Steigerung am Schluss, erstmal mit langsameren vorbereiten, also z. B.

1. bis auf 80%
2. Bis auf 85 %
3. bis auf 90%
4. bis auf 95% von Vmax (maximale Sprintgeschwindigkeit), nicht von Hfmax, nach HF lässt sich das schwer steuern.

Man kann auch grob sagen, die Dinger sollten in Richtung Mittelstreckentemp gehen, 1500m Tempo ist ausreichend, aber viele kennen ihr Tempo da natürlich schlecht.

Auf gute Erholung zwischen den Strides achten. Die Pause bzw die Abstände zwischen den Strides kann man, wenn man möchte, nach HF steuern, also den nächsten schnellen Abschnitt z. B. erst dann laufen, wenn die HF wieder auf normalem Dauerlaufniveau ist.

Ich mache meist nur 1-3 Steigerungen auf 1km Dauerlauf, so dass ich genug Trabpause dazwischen habe. Bei einem typischen Lauf von ca. 9,5km sieht das bei mr z. B. so aus:

ca 4,75k einlaufen
4-6 Strides gut verteilt auf gut 3km
ca 1,7k auslaufen

Statt einer Länge der Strides in Metern würde ich eher eine Dauer angeben, und zwar maximal 30 s. Meine sind meist aber nur 12-20s lang, also so ca. 60 bis 120 m, Tempo in der Spitze etwa von 3000m Tempo bis haezu voll sprint. Es soll eben so lang sein, dass es einen Reiz setzt, aber nicht viel Laktat anfällt. Man kann nur ein paar Sekunden nahe alaktizid laufen. Und die Pause sollte danach eben ausreichend sein, um das angefallene Laktat abzubauen, außerdem eine so gute muskuläre Erholung bieten, dass ich die nächste Steiergung sauber laufen kann.

Ist aber eine lockere Trainingsform, über die man sich auch nicht so viel Gedanken machen muss, ich lauf die meistens ganz nach Gefühl und Tagesform, einfach einen Baum, ein parkendes Auto oder einen Laternenpfahl als Zielmarkierung und los geht's.

Wenn man das ganze sehr kontrolliert machen will und eher eine halbe Tempopeinheit daraus basteln, dann sollte men auf die Bahn gehen, da hat man dann über alles gute Kontrollmöglichkeiten, kann z. B. 150m schnell - 250m Jogg machen oder 100 Schnell 200 Trab oder 100 schnell . 100 gehen usw usw.

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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ohhhh :confused:
auch strides sind eine Wissenschaft für sich?

Da muss ich mal bei meinen nächsten Strides etwas vorbildlicher sein..... :peinlich:
*********Der Nachschmerz muss ignoriert werden!*********

Danke!

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Danke für die tolle ausführliche Antwort - jetzt kann ich mir wirklich ein gutes Bild machen und werde heute gleich mal versuchen, Theorie in Praxis umzusetzen! VIelen Dank, super Tipps!!!
LG Pfiffi :daumen:

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mika82 hat geschrieben:ohhhh :confused:
auch strides sind eine Wissenschaft für sich?

Da muss ich mal bei meinen nächsten Strides etwas vorbildlicher sein..... :peinlich:
Man kann eine Wissenschaft draus machen, aber sie wirken auch ohne das :D ... ist die Pause etwas kürzer ist die EInheit halt etwas härter, in einem anständigen Plan gleihct sich das schon aus ...

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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DerC hat geschrieben:, aber sie wirken auch ohne das

Wie sieht dieses Wirken eigentlich aus? Ich meine, was passiert im Körper. Die Dinger gehen ja doch anders an einem vorüber als TDL oder Intevalle.

Vielleicht mache ich ja auch demnächst mal öfter welche, wenn ich es besser begreife.

Bislang mache ich das nur bei gelben Ampeln.

Ralph

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corriere hat geschrieben:Wie sieht dieses Wirken eigentlich aus? Ich meine, was passiert im Körper. Die Dinger gehen ja doch anders an einem vorüber als TDL oder Intevalle.

Vielleicht mache ich ja auch demnächst mal öfter welche, wenn ich es besser begreife.

Bislang mache ich das nur bei gelben Ampeln.

Ralph
Ganz einfach:
Bei LDL und DL werden fast nur die langsamen Muskelfaser bewegt und trainiert. Mit den Steigerungen spricht man zusätzlich die schnellen Faser an, die für schnelles Laufen zuständig sind. Leider wird das immer wieder vergessen. Vor allem bei hohen Umfängen.
Zusätzlich wird dabei der Laufstil und Laufökonomie bei oder nach langen DL geschult.

Gruß
Rolli

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DerC hat geschrieben:Man kann eine Wissenschaft draus machen, aber sie wirken auch ohne das :D ... ist die Pause etwas kürzer ist die EInheit halt etwas härter, in einem anständigen Plan gleihct sich das schon aus ...
Auch nach der obigen (längeren) Beschreibung beschreibst Du es als "anstrengend". Diesen Eindruck hatte ich aber nie. Ok, habs meist in irgend welche 10km jogging Einheiten verpackt und mitten drin bei jedem Distanz X,850km dann losgelegt. Wenn autorunde dann den nächsten km anpiepste war damit also immer 150m strides zu Ende. Das ganze 5mal. Ich fands nie anstrengend, aber eine gewisse Abwechslung - man hatte einfach was "wo man dran denken muß".
corriere hat geschrieben:Wie sieht dieses Wirken eigentlich aus? Ich meine, was passiert im Körper. Die Dinger gehen ja doch anders an einem vorüber als TDL oder Intevalle.
Es holt aus dem Schlappschritt - besonders durch die LALAs gut eingeübt :teufel: - raus. Insbesondere für mich, der nie kürzer als 400m IVs gelaufen ist und das auch nur im 10k Tempo, war das ein ganz anderes Tempo.

gruss hennes

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Dann schließe ich mich doch gleich mal mit einer Frage an: Strides werden ja im "normalen" Training gelaufen, aber in fast jedem Trainingsplan sind sie besonders in den letzten 1 oder 2 Einheiten vor einem Wettkampf vorgesehen. Sind die sinnvolle Anzahl und das Tempo der Strides hier unter allen Bedingungen gleich oder sollte man da je nach Wettkampfdistanz Unterschiede machen - und wenn ja: welche, d.h. wie viele/wie schnelle/wie lange Strides wann?

vg,
kobold

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kobold hat geschrieben:Dann schließe ich mich doch gleich mal mit einer Frage an: Strides werden ja im "normalen" Training gelaufen, aber in fast jedem Trainingsplan sind sie besonders in den letzten 1 oder 2 Einheiten vor einem Wettkampf vorgesehen. Sind die sinnvolle Anzahl und das Tempo der Strides hier unter allen Bedingungen gleich oder sollte man da je nach Wettkampfdistanz Unterschiede machen - und wenn ja: welche, d.h. wie viele/wie schnelle/wie lange Strides wann?

vg,
kobold
Eigentlich werden Steigerungen unabhängig von Strecke gelaufen, und das Tempo als locker schnell, also sub Maximal. Auch nach 30km LDL kann man sie machen. Das entspannt zusätzlich die Muskulatur. Wie schon geschrieben: kein Wissenschaft draus machen. Einfach einen Baum aussuchen und 60-80m mit steigerndem Tempo laufen. Dazwischen gut erholen.

Wie oft und wie viele Steigerungen man macht, kann jeder für sich entscheiden so wie bei ABC-Übungen. Mehr ist auf jedem Fall besser.

Gruß
Rolli

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Hennes hat geschrieben:Auch nach der obigen (längeren) Beschreibung beschreibst Du es als "anstrengend". Diesen Eindruck hatte ich aber nie. Ok, habs meist in irgend welche 10km jogging Einheiten verpackt und mitten drin bei jedem Distanz X,850km dann losgelegt. Wenn autorunde dann den nächsten km anpiepste war damit also immer 150m strides zu Ende. Das ganze 5mal. Ich fands nie anstrengend, aber eine gewisse Abwechslung - man hatte einfach was "wo man dran denken muß".
Das Wort "anstrengend" habe ich oben wo benutzt? Ich schrieb eher was von "lockerer Einheit" ...
:zwinker5:

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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DerC hat geschrieben:Das Wort "anstrengend" habe ich oben wo benutzt? Ich schrieb eher was von "lockerer Einheit" ...
Dann ist ja gut, so hats sich für mich angefühlt - ich hatte nur einige Deiner Beschreibungen...
DerC hat geschrieben:........Auf gute Erholung zwischen den Strides achten.............so dass ich genug Trabpause dazwischen habe.................eine so gute muskuläre Erholung bieten, dass ich die nächste Steiergung sauber laufen kann.
... ensprechend interpretiert, dass wenn man so sehr auf die Pausen achten soll, es vorher halt anstrengend gewesen sein muß.

Danke, dann ist alles klar...

gruss hennes

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Also eines kann ich nachvollziehen: dass es einen gewissen Aufweckeffekt hat. Ich fühle mich danach wacher und laufe runder. Das stimmt.

Aber das mit den Muskelfasern...? Ich meine, bei Intervalleinheiten trainiere ich die doch auch, oder? Und ausserdem, wenn ich doch nur so kurz beschleunige, wie sollen sich denn dann diese Fasern daran gewöhnen, mir bei längeren schnellen Einheiten zu helfen. Ich will ja dann 5 oder 10 K oder gar mehr schnell laufen. Ich trainiere die Fasern aber nur ein paar mal für wenige Sekunden. Wie haut das hin?

Ralph

PS: Als ich die Dinger das letzte mal untergebracht habe, habe ich ein Paar überholt und kam kurz vor ihm wieder zum lockeren Laufen. Er: "Guck mal, der kann schon nicht mehr." :motz:

Direkt vor Wettkämpfen mache ich das gerne. Da habe ich dann das Gefühl, dass der "Temposchock" beim ersten Kilometer ("Oh Gott das ist viel zu schnell") nicht so hoch ist. Motor dann schon war.

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@corriere: Ich verbuche Steigerungen unter "Beinbeweglichkeitsläufe", denn so wirken sie in der Tat. Mit diesem Effekt haben kurze Abschnitte im ~1500m-Renntempo auch für Läufer mit Zielen 5km aufwärts eine wichtige Bedeutung im Trainingsplan.


Ich persönlich würde aus der Situation "guck mal, der kann net mehr" voll den Kick ziehen: Augenscheinlich verstehen solche Läufer nichts von Training, ich würde mich denen in der kognitiven Beherrschung des Themas überlegen fühlen und an der nächsten Startlinie mit dem Wissen darum mit großem Vertrauen auf meine Leistungsfähigkeit stehen. Die dickschädelige Weigerung der meisten Volksläufer, den gewohnten Schlurfschritt zu verlassen, bezahlen sie mit der Nichterrreichung ihrer "Traum"-Zeiten.

Vor dem Wettkampf allerdings ist meine Einstellung, PEINLICH GENAU darauf zu achten, nicht schneller als das geplante Wettkampftempo zu laufen. Gleicher Effekt wie zuvor beschrieben: Sehe ich welche, die ausgemachte Sprints hinlegen, gehe ich zufrieden an die Linie.


Ich hab jedesmal, wenn ich "strides" mache, die Aussage im Kopf, wie ein Läufer seine Verbesserung durch "Dauerläufe und _viiieeeele_ strides" verbesserte. Da ist was dran, so jedenfalls mein "subjektives Trainingswissen". Dieser Läufer, seinen Nicknamen habe ich längst vergessen, hat sich mir mit einer zweizeiligen, anekdotenhaften Schilderung tief ins Gedächtnis eingegraben.
Seit diesem Jahr schreibe ich mir die Beinbeweglichkeitsläufe in einer extra Rubrik im Trainingsjournal auf, damit ich mich dazu oft genug aufraffe.

Am liebsten sind mir 10x100/100 auf der Bahn, aber ich hab auch Strecken mit Telefonpfosten. Auf diesen Telefonpfosten-Sprints erhöhen ~10 strides meine durchschnittliche HF um ca. 5 Schläge auf eine Gesamt-Einheit von ~1 Stunde. (Dies nur mal am Rande.)

Die Lydiard Grundlagenphase mit den vielen Wochenkilometern sieht übrigens auch strides vor. Und am Ende der Grundlagenphase steht das Versprechen (und das einmal zu erreichen ist mir größerer Antrieb als jede Zielzeit) "You will develop fine, strong legs". Wenn strides dazu helfen, dann aber gleich heute mal losgelegt! :)
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