Die gute Nachricht ist, ich habe es endlich geschaft mich aus dem Bett zu schaelen. Die schlechte Nachricht ist, Projekt Sub20 ist leider fehlgelschlagen. Einen Hunderter sollte man eben nicht unterschaetzen. Nachdem ich letztes Jahr unter Ausnutzung fast der gesamten zur Verfuegung stehenden Zeit recht locker durchkam und seitdem ettliche 50er und zwei Wanderurlaube genossen habe, dachte ich mir ich waere jetzt top fit und koennte eine neue Rekordzeit anpeilen. Also flott meine Bestzeit fuer 50er (8,5 Stunden) mit zwei multiplizieren drei Stunden als hunderter Bonus dazurechnen

und schon steht das Ziel fest. Es lief auch alles gut an, Anreise mit dem Zug, Einsammeln der Startunterlagen und Vorjahresmedaille und dann zum Treffpunkt. Den Regenschirm als Erkennungszeichen musste Gott sei dank nicht aufspannen, weil Georg direkt auf mich zukam und Wowbagger nach kurzem Durchklingeln in der Menge winkte. Die Zeit bis zum Start verkuerzten wir uns mit belgischen Fritten. Als es endlich losging verabschiedete sich Georg mit der Ankuendigung er woll jetzt Gas geben (oder so aehnlich). Da Wowbagger und ich 20 Stunden anpeilten, musste Georg Grosses vorhaben, und ich traute ihm das nach seiner Nijmegen-Performance auch zu. Um 21:10 ueberquerten wir die Startlinie und nach den ersten Stationen waren wir genau auf 20 Stunden Kurs, sogar etwas schneller, weil wir anfangs keine Pausen machten. So ab Kilometer dreissig machten sich meine Fusssohlen bemerkbar, was ich aber voellig ignorierte, schliesslich hatte ich seit einem Jahr keine Blasen mehr gehabt. Schuhe und Socken waren die gleichen wie bei den letzten Touren, es war nicht heiss und wir bolzten kein Tempo, also musste ich mir keine Sorgen machen... Waehrend der Nacht machte sich wie ueblich Muedigkeit bemerkbar, und so waren wir froh als kurz vor Palm der Morgen daemmerte. An diesem Halbzeitpunkt waren wir immer noch auf Kurs, obwohl das Polster dahingeschmolzen war. Mir kamen das erste mal Zweifel an unserem Projekt Sub20 und ich versorgte vorsorglich meine Fussballen mit Blasenpflastern ohne weiter darauf zu achten. Wowbagger bemerkte im weiteren Verlauf, dass unsere Geschwindigkeit nachliess, schien aber nicht sonderlich besorgt darum. So gingen wir in stiller Uebereinkunft zusammen weiter, ohne das einer von uns versuchte die Geschwindigkeit wieder auf das notwendige Mass zu erhoehen. Auch die Verpflegung, Toiletten und Sitzgelegenheiten (vorzugsweisen im Schatten) waren mehr und mehr willkommen. Bei einem weiteren Stopp dachte ich mir, es sei dann doch mal an der Zeit einen weiteren Blick auf meine Fuesse zu werfen. Aber was war dass? Uebermuedung, Sonnenstich?

Da waren ploetzlich sechs Zehen, und zwar an beiden Fuessen! Wie sich bei genauere Betrachtung herausstellte waren das aber keine sprunghaften Mutationen sondern Blasen, deren Ausgangspunkte an den vorderen Fussballen am Zehenansatz zu lokalisieren waren, aber von dort durch das Abrollen nach vorne oben gedrueckt worden waren. Das gleiche Bild an beiden Fuessen, zwischen der grossen Zehe und dem zweiten Zeh, dort wo der meisste Platz ist, zeigten sich Blasen von der Groesse einer kleinen Zehe. Leider hatte ich nichts zum oeffnen dabei, und dachte mir, die stoeren da nicht weiter, ich werden sie zu Hause versorgen. Auch wollte ich nicht zu den Sanis, weil ich befuerchtete dort muesste ich ewig warten und die wuerden dann einen riesen Aufstand mit Verbaenden und so weiter machen. Aber im Verlauf wurden die Schmerzen schlimmer und auch die Versen begannen zu zwicken. Darum suchte ich nach Leidensgenossen, die Ihre Blasen selbst versorgten (da musste ich nicht lange suchen) und schwatzte einem eine Sicherheitsnadel ab. Zwei kleine Piekser und ich hatte wieder zehn Zehen. Das ganze war natuerlich unserer Geschwindigkeit nicht zutraeglich und die angepeilte Zeit war mitlerweile ueber 21 auf 22 Stunden gepurzelt. Wowbagger, der auch nicht mehr taufrisch war, machte gluecklicherweise keine Anstalten davonzuziehen, und so wankten wir zusammen weiter, wobei mehr und mehr Wanderer an uns vorbeizogen. Das Ziel kam naeher und ich ersehente jeden Stopp herbei. Einmal schoben sich bedrohlich die Wolken zusammen, aber was da fuer fuenf Minuten vom Himmel kam, war nicht mal einen Regenschutz wert, zumal es davon abgesehen warm und sonnig war. Als wir uns an dan letzten Abschnitt machten, vermerkte Wowbagger, dass wir, wenn wir zumindest noch unter 23 Stunden bleiben wollten, vielleicht doch noch mal etwas beschleunigen muessten. Und siehe da, wir konnten noch einen wahnsinnigen 4 km/h Schnit raushauen (man wird ja bescheiden) und zogen stolz an einigen Sportskollegen vorbei, die meist von Familienanghoerigen oder Mitwanderern gestuetzt wurden. Nach 22 Stunden 43 Minuten hatten wir es dann endlich geschafft. Letztenendes war es wieder ein sehr schoenes und sehr gut organisiertes Event, und nachdem ich immerhin 40 Minuten von meiner Vorjahrszeit abgeknabbert habe, wird es naechstes Jarh vielleicht das Projekt 22... Gruesse, Thomas.