Es war im Jahr 2006, als ich zum ersten Mal an einem Volkslauf über 10 km teilnahm. Damals hatte ich das Ziel vor Augen den Halbmarathon in Karlsruhe in einer Zeit von unter 2 Stunden zu bewältigen. Da ich vorher ein bißchen Volkslaufatmosphäre schnuppern wollte, fiel meine Wahl auf einen 10er in Ettlingen, einer wunderschönen Stadt ganz in der Nähe von Karlsruhe.
Mit "laufente73", die ich über das Forum kennengelernt hatte, lief ich dort meine Premiere und war von der tollen Stimmung des Ettlinger Altstadtlaufs beeindruckt, sodass ich gerne mal wieder dort laufen wollte.
Der 21. Mai 2010
Mein erster Volkslauf ist schon eine ganze Weile her. Seitdem hielten mich immer wieder verletzungs-, krankheitsbedingte oder sonstige Pausen davon ab, wieder einmal in Ettlingen zu laufen. Hatten mich noch Wochen vor meinem HM in Freiburg Ende März diesen Jahres mal wieder hartnäckige muskuläre Probleme geplagt, die mich vom Trainieren abhielten, so fühle ich mich heute zur Abwechslung mal wieder einigermaßen fit. Neben meinen gewöhnlichen Jogging-Einheiten kann ich sogar auf drei Hügelläufe, 2 IV-Traingeinheiten und zwei TDL über 5 km zurückblicken. Was will man mehr

Nachdem ich also schon mittags die Startunterlagen geholt und meinen Sohnemann vom Basketballtraining abgeholt habe, reicht mir die Zeit gerade noch, mich schnell in die Laufklamotten zu werfen und aufs Fahrrad zu schwingen. Erst müssen noch 10 km in gemächlichem Tempo radelnd zurückgelegt werden.
In Ettlingen angekommen treffe ich gleich auf Bekannte vom Lauftreff und freue mich, dass ich in der großen Menschenmenge von ca. 1000 Läufern und vielen Zuschauern nicht ganz alleine bin. Vor dem Start geht der Weg noch zum Toilettenwagen, bei dem es erfreulicherweise keine lange Schlange gibt, wo ich unserer schnellsten Frau vom Lauftreff begegne. Sie erzählt mir wie üblich, dass sie kaum gelaufen und völlig untrainiert sei. Zwei Jahre älter als ich, läuft sie ohne nennenswertes Training Zeiten zwischen 42 und 43 Minuten. Ein bewundernswertes Naturtalent! Ich werde solche Zeiten höchstwahrscheinlich nie erreichen und ohne Training schon gar nicht. Wie auch immer, die Zeit reicht nur noch für wenige Meter einlaufen, und wir platzieren uns relativ weit vorne kurz vor der Startlinie.
Um 19:30 Uhr fällt der Startschuss, und ich versuche mich nicht zu sehr von der losrasenden Menschenmenge mitreißen zu lassen. Die ersten Meter kommen mir wie immer sehr langsam vor, aber ein Blick auf meinen Forerunner zeigt eine pace von 4:30, obwohl es leicht bergauf geht. Ich tue gut daran etwas Tempo herauszunehmen, sodass ich den ersten Kilometer in 4:40 beende. Die nächsten etwas bergabgehenden Kilometer gehen in 4:33, 4:32 weg. Dankend schnappe ich mir einen von Zuschauern freundlicherweise gereichten halbgefüllten Becher Wasser, denn die von 11°C auf 19°C angestiegene Temperatur treibt mir schon ordentlich die Schweißperlen auf die Stirn. In der nächsten Runde büße ich bergauf wieder Tempo ein (4:43, 4:57). Es wird zäh... Ich überhole einen Kollegen vom Lauftreff, der viel zu schnell losgelaufen ist und jetzt deutlich abfällt. Bei Kilometer 5 stellte ich fest, dass eine neue PB (alte PB 47:59) im Bereich des Möglichen ist, wenn ich weiter das Tempo halten kann. Also kämpfe ich weiter. Ein Läufer überholt mich mit lautem Gestampfe als wolle er Löcher in den Asphalt treten. Aua! Daneben dürfte sogar mein Laufstil, vor dem meine Laufschuhe frühzeitig kapitulieren, noch gazellenmäßig wirken. Ein weiterer Läufer zieht an mir vorbei ohne zu bemerken, dass ich doch jetzt nicht nachlassen solle, wo ich ihn bis jetzt so schön gezogen hätte. Werde ich plötzlich so viel langsamer? Meinem Forerunner traue ich nicht zu 100%. Ich will nicht nachlassen! Sind doch nur noch 4 Kilometer bis zum Ziel. Mit 4:36, 4:42 bringe ich die nächsten leicht abschüssigen Kilometer hinter mich. Abermals greife ich mir einen Becher Wasser. Vielen Dank, auch wenn nicht viel Wasser in meinem Mund gelangt. Bei dem Tempo zu trinken ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Nun beginne ich die ersten langsamen Läufer zu überrunden. Wahnsinn! Bei meiner Premiere war ich noch diejenige, die überrundet wurde.
Erneut geht es bergauf und ich würde am liebsten ins Ziel laufen, an dem ich abermals vorbeilaufe, aber ich muss erst noch die letzte etwas kleinere Runde überstehen. Also, Zähne zusammengebissen und weiter. Ich schaffe das! Für den 8. Kilometer brauche ich ganze 4:58. Danach geht es wieder etwas bergab mit 4:47. Ich pfeife auf dem letzten Loch und gehe zu eine 1/1-Atmung über. Eine Frau überholt mich, aber ich kann einfach nicht mehr schneller. Mit 4:40 auf den letzten Kilometer laufe ich ins Ziel. Yeah! Geschafft! Mir ist klar, dass ich eine neue PB gelaufen bin, auch wenn ich nicht weiß welche, denn ich habe wie immer vergessen im Ziel rechtzeitig die Stopp-Taste zu drücken. Egal! Ich bin superglücklich und stolz.
Wieder zu Hause angekommen sehe ich, dass die Ergebnisse bereits online sind. Super! Mit 47:11,5 bin ich 14. Frau von 269 geworden. Das ist doch mal ne Hausnummer! Nämlich die des Hauses, in dem das berühmte "Kölnisch Wasser" hergestellt wurde.
Viele Grüße
Doris