Den Marathon unter 4 h zu laufen hatte ich letztes Jahr geschafft. Den HM unter 1:45 - ich war schon letztes Jahr so nah dran: 1:45:01 stand auf meiner Urkunde des Mercedes-Benz-HM. Vorher war ich gar nicht so sicher, ob das Ziel nicht etwas zu dreist für mich war. Aber Ziele stecken und erreichen gehört für mich einfach zum ambitionierten Laufen. Und noch kann ich mir höhere Ziele stecken - irgendwann ist man dann eben nicht mehr schneller und besser.
Also nur noch 2 sec. weniger, das muß doch zu schaffen sein! Entschlossen machte ich mich an meine Zielsetzung. Leider war der Winter nicht sehr geeignet für viel Tempotraining und viel Zeit war dann nicht mehr bis zu einem meiner Lieblings-HM's dem Berlin-HM. Aber man lässt sich ja so schnell nicht die Butter vom Brot nehmen. Vielleicht tuts ja ein Hase!
Papa Bär hat alles versucht was ging, aber es hat bei mir einfach noch nicht gereicht. km 16 oder so, lief ich sogar mal um die 4:42, aber das hatte mir dann auch noch den Rest gegeben. Es fehlte Basis. Und wieder... 1:45:01. Das kann doch wohl nicht wahr sein

Da ich ungern klein beigebe (schon gar nicht wenn es um 2 sec geht) habe ich meine persönlichen Geschütze aufgefahren. Nichts blieb unversucht. Viel Unterstützung habe ich bei den flotten Mädelz erfahren, die mir viele Tips gaben und von denen ich aus der einen oder anderen Trainingsituation gut dazulernen konnte. Ganz offensiv arbeitete ich an meinem Tempo. Ganz gezielte Intervalle, Tempotraining und viele Trainings-km. Ein bisschen Angst war allerdings auch dabei, schliesslich wollte ich meine "schlafende" Tractusverletzung nicht wieder wecken. So fühlte und testete ich nach und nach meine Grenzen aus. Und mein Körper spielte mit. Bald schon hatte ich erste Trainingserfolge. Unglaublich für mich war z.B. mein 1. IV unter 4:30 - das hätte ich mir gar nicht zugetraut. Gar nicht viel später schaffte ich beim 5-km-Lauf ein Zeitziel von 22:36, d.h. Schnitt 4:31

Kurz vor meinem HM waren wir noch im Urlaub. In Österreich... d.h. in den Bergen. Die Berge haben mir nochmal den Rest gegeben, auch wenn es in dem Moment vielleicht anstrengend war, so bin ich doch gut gestärkt, allerdings auch leicht verletzt wiedergekommen. Mein Tractus reagiert leider doch noch irgendwann... Aber ich konnte gut darauf reagieren und mir ging es nach einer kurzen Trainingspause und vorsichtigem Training bald wieder gut.
Der HM konnte kommen. Und es sollte einer meiner liebsten sein, der Mercedes Benz-HM.
Am Sonntag ist endlich wieder strahlender Sonnenschein. Es ist trotzdem empfindlich kühl. Ich starte aber trotzdem kurz, wenn ich friere, stimmt das Tempo eben nicht

Gemeinsam mit Sonnenschein, Erdbeerkeks, Tom-Run und 5-Seen-Lauf-Fan ging es an den HM-Start. Costello und Tellertaxe starteten beim 10-km-Lauf. Dieses Jahr stellte ich mich auch in der 3. Reihe auf, um nicht zuviel von der Zeit zu verlieren, es war ja Brutto-Zeit-Messung. Meine Taktik war relativ einfach: Letztes Jahr hat es lt. meinem Garmin mit der 4:55-Pace-Schnitt-Taktik nicht gereicht, also laufe ich dieses Jahr 4:50. Und zwar gleich von Anfang an. Das müsste ich schaffen, hab doch soviel gemacht! Ein bisschen ging mir dennoch die Muffe, hatte ich doch bei einem Experiment im Mai (Drittelmarathon) ausprobiert, wielange ich die Pace 4:44 halten kann und es reichte gerade für 7 km. 6 sec. mehr ist Pace 4:50 und dafür 21 km?

Nach dem Startschuss ging es leicht und flüssig los. Wie auch sonst, schliesslich haben die Beine seit Stunden auf nichts anderes gewartet. Der Kopf ist frei, endlich darf ich laufen.
Obwohl ich mich bremse laufe ich in den ersten 3 km ca. 4:44. So schnell bin ich am Rathaus und es liegt da in allerschönstem Sonnenschein. Nach 4 km schaffe ich es mich auf 4:50 einzupendeln. Die Brücke bremst mich ein wenig, aber ich habe von Anfang an beschlossen, mich nicht davon beeinflussen zu lassen. 4:56 - na und? Ich habe ja einen guten Puffer erlaufen. Wie hoch mein Puffer und meine Zwischenzeit ist, weiß ich bis zum Ziel nicht. Für mich zählt nur die Rundenzeit. Nach der Brücke lass ich mich richtig schön runterrollen und das Tempo rollt auch wieder. Durch die schöne Fußgängerpassage in Alt-Tegel gehts und schon bin ich am See. Der befürchtete Wind bleibt aus. Ich genieße den Anblick des See's. Hier bin ich schon so viele Trainings gelaufen... Bald schon habe ich die erste Runde geschafft. Ich höre wie der Sprecher sagt, dass wir bei 48 min die 10 km erreicht haben. Doch ich rechne nicht und denke nicht. Bald werde ich wissen, ob ich es wirklich schaffe, mein mir vorgegebenes Tempo zu halten. Jetzt will ich es wissen. Wie zum Trotz ist auf einmal Gegenwind



1:41... Das kann doch nicht... Aber schon höre ich den Sprecher meinen Namen rufen: .... das war super, in 1:41:42 kommt sie ins Ziel



Zuerst hole ich die Medaille und trinke, falle glücklich der wartenden Tellertaxe in die Arme, dann bin ich auch schon auf der Suche nach Sonnenschein. Sie wollte unter 1:47 laufen. Also könnte ich ihr ja ein Stück entgegenlaufen. Auf der Suche nach ihr, taucht sie plötzlich hinter mir auf. Sie war mir den ganzen Lauf auf den Fersen und hat das Ziel ihres 2. Halbmarathons 1:10 min nach mir erreicht


Bald fand sich auch Erdbeerkeks ein, sie war mit 1:53:43 super zufrieden! Glückwunsch

Nach einem tollen Lauf gabs noch eine tolle Pasta-Party, auf dem die Zeit noch richtig schön gefeiert wurde! Schön, dass ihr alle dabei ward!
So habe ich also meine "Ernte einfahren" können. Mein intensives Training hat sich ausgezahlt - und nicht nur ein bisschen.
So kann ich mich jetzt meiner 3. Traumzeit widmen. Die 10 km sub 45. Aber so richtig bin ich noch nicht motiviert. Die 10er sind doch ne ziemliche Hetzerei. Die letzte PB vom 10er steht von 2006 bei 48:25. Die ist natürlich längst überholt. Aber da werde ich trotzdem noch richtig hart dran arbeiten müssen. Aber wer nicht sät, der erntet nicht

Danke fürs Lesen!
LG Binchen
