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ADHS und Marathon

ADHS und Marathon

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In der neuesten Ausgabe der ZM (Zahnärztliche Mitteilungen, d.h. die Zeitschrift der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung) vom 1.10.2010 heißt es in einem Artikel zum Thema Krankheiten, die gerade in Mode sind u.a.:

Das ADHS ist nicht auf das Kindes- und Jugendalter beschränkt, sondern wird - das ist noch ein vergleichsweise neuer "Trend" - inzwischen immer häufiger auch bei Erwachsenen diagnostiziert. Die Erkrankung kann dabei unterschiedliche Ausprägungen aufweisen, wobei die Betroffenen offenbar mit dem Alter lernen, mit der Störung besser umzugehen und/oder sie durch gezieltes Verhalten wie beispielsweise das Marathonlaufen zu kompensieren. (S.88)

Wem also Intervalltraining nicht liegt, der/die kann es stattdessen ja mal mit Ritalin versuchen. Guten Appetit!

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Na ja, ich weiss ja nicht, ob Du Methylphenidat im Maraton allzu offensiv bewerben solltest: :D

"...... ist der Wirkstoff der Medikamente Ritalin® und Medikinet®. Methylphenidat ist nach der Betäubungsmittelverordnung ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff.

Doping
Methylphenidat zählt nach den Dopingregeln des IOC, der WADA und der nationalen und internationalen Sportfachverbände zur Gruppe der Stimulanzien und ist somit für den Wettkampf nicht zugelassen. Dieses Verbot erstreckt sich im Radsport nach den Vorgaben des Internationalen Radsportverbandes (UCI) auch auf die Zeit außerhalb des Wettkampfes.
Im Jahr 2000 wurden weltweit insgesamt 3 positive Dopingbefunde mit Ritalin von den IOC-akkreditierten Laboratorien berichtet. Die Gesamtzahl an Dopingkontrollen im Jahr 2000 lag bei 117.314 Proben
." zit. nach DSHS Köln :D

Im übrigen hab ich mal so einen armen Tropf wegen eines von der Kasse zu übernehmenden off label use von Metylph. beim Sozialgericht vertreten, bei dem erst im Erwachsenenalter ein AD-Syndrom diagnostiziert wurde; das war nicht wirklich spaßig; der Bursche war echt nicht zu beneiden; aber weshalb die Zahnärzte sich dafür interessieren, versteh ich nicht oder wollen die jetzt jedem, der bei ihnen nervös auf´m Behandlungsstuhl hin und her rutscht, Ritalin geben? :hihi: :hihi: :hihi:

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uli.g. hat geschrieben:Na ja, ich weiss ja nicht, ob Du Methylphenidat im Maraton allzu offensiv bewerben solltest: :D

"...... ist der Wirkstoff der Medikamente Ritalin® und Medikinet®. Methylphenidat ist nach der Betäubungsmittelverordnung ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff.

Ob das das Geheimnis des Runner's High ist?

aber weshalb die Zahnärzte sich dafür interessieren, versteh ich nicht oder wollen die jetzt jedem, der bei ihnen nervös auf´m Behandlungsstuhl hin und her rutscht, Ritalin geben? :hihi: :hihi: :hihi:

In einen Artikel über Modekrankheiten gehört natürlich auch ADHS (so wie vor 80 Jahren Hysterie und ähnliches). Und grundsätzlich ist es ja zu begrüßen, wenn Zahnärzte über den Tellerrand ihrer eigenen Disziplin gucken. Sie selber werden niemanden mit Ritalin abschießen, aber zumal Kieferorthopäden (die ja meist ein ziemlich junges Publikum auf dem Stuhl haben) können ziemlich viel Übel anrichten, wenn sie jeden kleinen Zappelphilipp gleich mit Verdacht auf ADHS zum Kinderarzt schicken und damit den geplagten Eltern einen gern ergriffenen Strohhalm hinreichen. Auch das kommt leider vor.

Ich fand die Überlegung mit dem Marathonlauf ein wenig grotesk. Sie setzt ja eigentlich voraus, daß ADHS tatsächlich so weit verbreitet ist, wie es diagnostiziert wird, und suggeriert darüber hinaus, unter Läufern gebe es einen nicht unbeträchtlichen Anteil von Leuten, die damit unbewußt eine Krankheit kompensieren. Das ist mir dann in dieser undifferenziert vorgetragenen Form doch ein wenig steil.

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Ich habe einen Erwachsenen betreut, der an ADHS leidet. Das Rezept für Methylphenidat zu bekommen ist gar nicht einfach, es gibt in Schleswig-Holstein nur zwei Fachärzte, die das diagnostizieren und das Testverfahren ist nicht "einfach". Es ist also keineswegs so, dass man einfach zum Arzt gehen kann, um sich das verschreiben zu lassen. USA-ähnliche Zustände gibt es also noch nicht, obwohl wir uns bei anderen Medikamenten durchaus auf deren Trend zubewegen.

Gruß

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aghamemnun hat geschrieben:Ich fand die Überlegung mit dem Marathonlauf ein wenig grotesk. Sie setzt ja eigentlich voraus, daß ADHS tatsächlich so weit verbreitet ist, wie es diagnostiziert wird, und suggeriert darüber hinaus, unter Läufern gebe es einen nicht unbeträchtlichen Anteil von Leuten, die damit unbewußt eine Krankheit kompensieren. Das ist mir dann in dieser undifferenziert vorgetragenen Form doch ein wenig steil.
:confused: Da begehst du aber einen ganzen Haufen logischer und inhaltlicher Fehlschlüsse.

Der Artikel behauptet nur, es gäbe Erwachsene mit ADHS, die ihre Krankheit durch Marathonlaufen kompensieren. Weder steht da etwas über den Anteil der ADHS-Kranken an der Gesamtzahl der M-Läufer noch über die Verbreitungshäufigkeit von ADHS.

Von "unbewusst" kompensieren steht da auch nichts. Kompensation kann ein sehr bewusstes (und sehr hilfreiches) Bewältigungsverhalten im Umgang mit einer Krankheit sein. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass Laufen einer Person mit Aufmerksamkeitsdefiziten und Unruhe hilft, ruhiger, ausgeglichener und "fokussierter" zu werden (ob sie jetzt wirklich eine ADHS hat oder ob z.B. eine Angststörung oder agitierte Depression hinter dem Problem steht, lassen wir mal außen vor).

Die Behauptung, M-Laufen könne ADHS-Betroffenen gut tun, in Zusammenhang zu bringen mit der Aussage "Wem also Intervalltraining nicht liegt, der/die kann es stattdessen ja mal mit Ritalin versuchen.", ist für mich komplett sinnfrei.

Im Übrigen wirkt Ritalin bei Gesunden anders als bei Menschen mit ADHS: Ritalin ist pharmakologisch betrachtet ein Stimulanz, das anregend wirkt. Bei Gesunden verursacht es im positiven Fall gesteigerte Wachheit, meist aber eher unangenehme innere Unruhe und Erregung . Nur bei (manchen!) ADHS-Betroffenen hat es die erwünschte beruhigende und dadurch aufmerksamkeitsfördernde Wirkung.

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kobold hat geschrieben: :confused: Da begehst du aber einen ganzen Haufen logischer und inhaltlicher Fehlschlüsse.
Puh, ein Glück, dass das noch jemandem aufgefallen ist :-)
"Wem also Intervalltraining nicht liegt, der/die kann es stattdessen ja mal mit Ritalin versuchen.", ist für mich komplett sinnfrei.
Nicht nur für dich.

Da steht nirgendwo, jeder Marathonläufer hätte AD(H)S. Oder jeder ewachsene ADSler würde laufen. Oder jeder mit der Diagnose bekäme Ritalin...

Es wirkt so, als hast du ein bißchen Halbwissen, aus Zeitungsartikeln oder TV-Berichten über "ruhig gestellte" Kinder. Und dann ziehst du da irgendwelche merkwürdigen Schlüsse.

Und ob AD(H)S ist eine Krankheit ist, ist umstritten.

Streak 3: Beginn 10.10.2009

Es ist nichts Großartiges daran, besser zu sein als jemand anderes.
Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
(Plakat in einer Klasse)

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Chri.S hat geschrieben:Ich habe einen Erwachsenen betreut, der an ADHS leidet. Das Rezept für Methylphenidat zu bekommen ist gar nicht einfach, es gibt in Schleswig-Holstein nur zwei Fachärzte, die das diagnostizieren und das Testverfahren ist nicht "einfach". Es ist also keineswegs so, dass man einfach zum Arzt gehen kann, um sich das verschreiben zu lassen. USA-ähnliche Zustände gibt es also noch nicht, obwohl wir uns bei anderen Medikamenten durchaus auf deren Trend zubewegen.

Gruß

Das ist dann aber in Schleswig Holstein (zum Glück!) anders als in NRW. Die Zahlen gehen dahin, dass das Verschreiben von Ritalin in den letzten Jahren um 1000% angestiegen ist. Ich habe von Kinderärzten gehört, die nur aufgrund der elterlichen Beschreibung Ritalin verschreiben, ohne das Kind richtig gesehen zu haben. Ebenso ist es, wie du auch schon geschrieben hast, nicht so einfach, ADHS/ADS zu diagnostizieren und die wenigsten Ärzte kennen die nötigen Testverfahren, geschweige, dass sie sie richtig anwenden könnten.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: wenn ein Kind o. Erwachsener eine gesicherte ADS/ADHS Diagnose hat und es hilft ihm, durch Ritalin seine Aufmerksamkeit zu kanalisieren: okay! Aber ich habe zu viele Fälle erlebt, in denen gestresste Grundschullehrer durch Androhung der Meldung an eine E-Förderschule Druck auf die Eltern ausübte, welche dann verzweifelt nach Ritalin schrien (dabei waren die Kinder oft einfach ohne klare Grenzen aufgewachsen und mit ein bißchen Konsequenz hätte sich das Verhalten reguliert)
Ritalin sind nicht irgendwelche Drops sondern fallen unter das BTM Gesetz - daher sollten sie nicht "irgendwie" eingenommen werden (auch wenn ich das bezogen auf die Intervalle eher als Ironie verstanden habe!). Zu viel Mißbrauch (z.B. Studenten die in der Examensphase Ritalin einnehmen um länger lernen zu können) ist eh schon im Gang.
Gruß
Domborusse
Die beliebtesten Diagnosen der Orthopäden:

"Da ist nix"
"Das ist nicht schlimm"
"Das haben viele"
"Da kann man nix mehr machen"
"Ja, wir werden alle nicht jünger!"
"Dat krieje me wieder hin!!!":zwinker2:
"Das ist in 2 Wochen wieder weg!"
Von RennFuchs geklaut: "Das dürfte eigentlich garnicht wehtun"
"...ja wenn das schon so lange weh tut, dann muss das eigentlich operiert werden"
gefolgt von: ..."aber nehmen sie zur Sicherheit erstmal noch 14 lang Tage die Tabletten":klatsch:

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kobold hat geschrieben: :confused: Da begehst du aber einen ganzen Haufen logischer und inhaltlicher Fehlschlüsse.
Keine Sorge, das haben wir gleich.
Der Artikel behauptet nur, es gäbe Erwachsene mit ADHS, die ihre Krankheit durch Marathonlaufen kompensieren. Weder steht da etwas über den Anteil der ADHS-Kranken an der Gesamtzahl der M-Läufer noch über die Verbreitungshäufigkeit von ADHS.
Bitte genau lesen. Da steht 1. es werde immer häufiger diagnostiziert und 2. die Betroffenen würden kompensieren. Da werden anscheinend ohne differenzierende Zwischenschritte alle als Betroffene übernommen, bei denen ADHS diagnostiziert wurde.
Die Behauptung, M-Laufen könne ADHS-Betroffenen gut tun, in Zusammenhang zu bringen mit der Aussage "Wem also Intervalltraining nicht liegt, der/die kann es stattdessen ja mal mit Ritalin versuchen.", ist für mich komplett sinnfrei.
Mensch Kobold, sogar Domborusse als Rheinländer (also Angehöriger einer Spezies von Menschen, denen normalerweise Ironie als sprachliches Stilmittel vollkommen fremd ist :zwinker2: ) hat gemerkt, was hier Sache ist. Aber bitteschön: Für Dich liefere ich eine repräsentative Auswahl von Smileys nach. Such Dir aus, welcher Dir am besten gefällt: :teufel: :klatsch: :tocktock: :confused: :logik:

Wenn ich mir dann auch noch ansehe, wie Marathonlaufen (sogar noch mit bestimmtem Artikel, was ja auch eine unauffällige, aber semantisch durchaus suggestive Verallgemeinerung bedeutet) ohne weitere Erklärung als Kompensationsmechanismus aus dem Hut gezogen wird, frage ich mich doch, ob es dazu eigentlich irgendwelche Studien gibt oder ob das eine leichthin eingestreute Idee der Autorin ist, die sauer ist, weil ihr Macker wieder mal den Sonntag mit einem langen Lauf verbringt, anstatt ihr ein paar Streicheleinheiten zu verpassen.

Was also ADHS betrifft, hat der Artikel bei mir einen durchwachsenen Eindruck hinterlassen. Immerhin fand ich es gut, das unter Modekrankheiten einzusortieren. Nicht daß es die Krankheit nicht gibt, aber ADHS ist eindeutig überdiagnostiziert. Kinderärzte werden zu häufig mit dem Wunsch von verzweifelten Eltern konfrontiert, diese Krankheit doch bitte zu diagnostizieren und für eine entsprechende Medikation zu sorgen. Nicht selten kam die Anregung dazu von irgendwelchen genauso verzweifelten Pädagogen, Ärzten oder sonstigen Personen aus dem Umfeld. Diese Eltern üben dann auf die Kinderärzte häufig auch großen Druck aus bzw. ziehen so lange von einem Arzt zum nächsten, bis sie irgendwo die Diagnose kriegen. Das soll jetzt kein genereller Vorwurf an die Eltern sein. Schließlich geben sie oft nur den Druck weiter, der von anderen (Lehrern usw.) kommt.

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Das mit dem "genau lesen" gebe ich gern zurück; es heißt dort "mit der Störung besser umzugehen und/oder sie durch gezieltes Verhalten wie beispielsweise das Marathonlaufen zu kompensieren". Der Text enthält also keinerlei Verallgemeinerungen, wie du sie daraus erschließt, sondern nennt verschiedene Möglichkeiten.

Das der Satz Ironie sein soll, habe ich verstanden, nur was daran witzig sein soll nicht. Gut, jeder hat seinen Humor. Ich finde den Satz aber außerdem (wie deine Kritik an der Meldung insgesamt) zu polemisch, weil du den Autoren Aussagen unterstellst, die sie - bei aller Undifferenziertheit dieser kurzen Notiz - so nicht formuliert haben und die ihr Text logisch absolut nicht impliziert.

Ich frag mich meinerseits, ob da nicht ein Macker angepisst ist, weil der Artikel die Möglichkeit in den Raum stellt, dass es Menschen gibt (zu denen er vielleicht auch gehört), die mit dem Marathonlaufen anderweitige Probleme kompensieren ... :zwinker2:

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Du schreibst "u.a.". War das alles zu ADHS?
aghamemnun hat geschrieben:u.a.:
Das ADHS ist nicht auf das Kindes- und Jugendalter beschränkt, sondern wird - das ist noch ein vergleichsweise neuer "Trend" - inzwischen immer häufiger auch bei Erwachsenen diagnostiziert. Die Erkrankung kann dabei unterschiedliche Ausprägungen aufweisen, wobei die Betroffenen offenbar mit dem Alter lernen, mit der Störung besser umzugehen und/oder sie durch gezieltes Verhalten wie beispielsweise das Marathonlaufen zu kompensieren. (S.88)
Vielleicht ist diese Zeitung die BILD der Zahnärzte. Die Bildzeitung ist auch deshalb ein Kackblatt, weil die Texte so kurz sind.

Knippi
Die Stones sind wir selber.

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hardlooper hat geschrieben:War das alles zu ADHS?

Vielleicht ist diese Zeitung die BILD der Zahnärzte.
Fast alles. Die Vermutung mit der Bild-Zeitung ist gar nicht so aus der Luft gegriffen. Das betrifft v.a. den berufspolitischen Teil, der darin sehr viel Raum einnimmt.
kobold hat geschrieben:Der Text enthält also keinerlei Verallgemeinerungen, wie du sie daraus erschließt, sondern nennt verschiedene Möglichkeiten.
Wahrscheinlich habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Mea culpa. Ich sehe das so, daß Marathonlaufen als typische Kompensationsmaßnahme genannt wird, vor allem wegen des bestimmten Artikels und jeglichen Fehlens irgendwelcher sachlicher Bezüge zwischen ADHS und Laufsport, die nachvollziehbar gemacht hätten, weshalb der Marathonlauf so plötzlich aus dem Hut gezaubert wird.
Das der Satz Ironie sein soll, habe ich verstanden, nur was daran witzig sein soll nicht. Gut, jeder hat seinen Humor.
In diesem Fall würde ich das eher Galgenhumor nennen. So richtig zum Lachen ist mir dabei nämlich auch nicht. Allerdings finde ich es bemerkenswert, unter welchen Aspekten Laufsport so betrachtet wird.

du den Autoren Aussagen unterstellst, die sie - bei aller Undifferenziertheit dieser kurzen Notiz - so nicht formuliert haben und die ihr Text logisch absolut nicht impliziert.
Vielleicht können wir uns darauf einigen, daß das Interpretationssache ist und daß es dazu unterschiedliche Ansichten geben kann. Ich war zwar nicht derjenige, der hier den Vorwurf der Unlogik ins Spiel brachte, aber ich kann damit leben.
Ich frag mich meinerseits, ob da nicht ein Macker angepisst ist, weil der Artikel die Möglichkeit in den Raum stellt, dass es Menschen gibt (zu denen er vielleicht auch gehört), die mit dem Marathonlaufen anderweitige Probleme kompensieren ... :zwinker2:
Dagegen spricht mehreres:
1. Ich bin noch nie einen Marathon gelaufen, und dieses Jahr wird das auch nichts mehr. Nächstes Jahr will ich es aber mal versuchen, und wenn mich dann die Beine signifikant schneller tragen als geplant, werde ich gern nochmal über die These des Artikels nachdenken.
2. Selbst wenn ich Teil der Zielgruppe wäre: Die ZM (gegen die ich - obgleich selbst kein Zahnarzt - durch jahrelange Lektüre ohnedies immunisiert bin) pflegt ihre Tiefschläge derart weit unten anzusetzen, daß sie mich nicht wirklich zu treffen vermag, denn mein Körper endet bereits einen knappen Meter unterhalb meiner Gürtellinie.
3. Mit dem Laufen habe ich irgendwann begonnen, um den nicht mehr zu übersehenden Folgen einer mitnichten ritalininduzierten körperlichen Trägheit entgegenzuwirken. Nötig habe ich das eigentlich längst nicht mehr, aber der Appetit kommt ja bekanntlich beim Essen.

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Vielleicht ist das Ganze nur einer von mehreren Erklärungsversuchen unsportlicher Menschen wie jemand so etwas überaus Anstrengendes und Überflüssiges tun kann wie einen Marathon zu laufen. :haeh: :D

Um das eigenne schlechte Couchpotato-Gewissen zu beruhigen à la "Naja, die sind halt krank und brauchen das als Therapie.... ". :P

Nein, im Ernst, der Artikelschreiber hat m.E. keinen sonderlichen Sachverstand, denn wie oft läuft man einen Marathon im Jahr?

Wenn von regelmäßigem Individualsport im Allgemeinen, Lauftraining oder meinetwegen auch Marathontraining im Besonderen die Rede wäre, okay, aber so wirkt das auf mich nicht besonders durchdacht.

Ist denn eine Studie dabei über die Häufigkeit von Marathonläufen bei ADHS-Patienten vs. der in der Normalpopulation um die Behauptung zu untermauern? :confused:
Bild
Was ist Folding@home?:geil: Mach doch mit in unserem Folding@home-Team!:geil:

Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.
14.11.´10 Tenero M: 2:58:06 :)
13.11.´11 Tenero HM: 1:23:02
29.7.´12 Radolfzell 10k: 37:33

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aghamemnun hat geschrieben:..Das ADHS ist nicht auf das Kindes- und Jugendalter beschränkt, sondern wird - das ist noch ein vergleichsweise neuer "Trend" - inzwischen immer häufiger auch bei Erwachsenen diagnostiziert...
..oder sie durch gezieltes Verhalten wie beispielsweise das Marathonlaufen zu kompensieren.
(S.88)
Für mich ist der Artikel schlecht geschrieben, weil ADHS als "Trend" bezeichnet wird, der natürlich gleich mit Marathonlaufen kompensiert werden soll.

:teufel: Ich würde eher den Marathonlauf als Trend bezeichnen, bei dem viele Leute meinen allein die Distanz mache die Leistung aus und Geschwindigkeit spiele beim Sport keine Rolle :teufel:

Apropos ADHS: Über Krankheiten die man selbst nicht hat, läßt sich natürlich leicht spotten.

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Domborusse hat geschrieben:Ich habe von Kinderärzten gehört,
Aha. Wo? Von wem? In welchem Zusammenhang?

Ich finde es übrigens erstaunlich, dass sich hier so viele ADS-Experten versammeln, die genau wissen, wie oft ADS wirklich vorkommt, falsch diagnostiziert wird...

Wenn es in einem Laufforum soviele Experten gibt, warum soll es dann nicht bei den Läufen von Betroffenen wimmeln?

Übrigens: ADHS bei Erwachsenen, steigende Fallzahlen, Kompensation u.a. durch Sport- NICHTS davon ist auch ansatzweise neu

Streak 3: Beginn 10.10.2009

Es ist nichts Großartiges daran, besser zu sein als jemand anderes.
Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
(Plakat in einer Klasse)

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pingufreundin hat geschrieben:Aha. Wo? Von wem? In welchem Zusammenhang?

In der Kinderpsychatrie, die sich auf ADS/ADHS spezialisiert hat und mit der ich aus beruflichen Gründen als Psychologe eng zusammen arbeite!
Ich würde mich bestimmt nicht unreflektiert und auf Stammtischniveau zu einem Thema hier äußern - dann halte ich eher die Klappe und schreib nix!
Gruß
Domborusse
Die beliebtesten Diagnosen der Orthopäden:

"Da ist nix"
"Das ist nicht schlimm"
"Das haben viele"
"Da kann man nix mehr machen"
"Ja, wir werden alle nicht jünger!"
"Dat krieje me wieder hin!!!":zwinker2:
"Das ist in 2 Wochen wieder weg!"
Von RennFuchs geklaut: "Das dürfte eigentlich garnicht wehtun"
"...ja wenn das schon so lange weh tut, dann muss das eigentlich operiert werden"
gefolgt von: ..."aber nehmen sie zur Sicherheit erstmal noch 14 lang Tage die Tabletten":klatsch:

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Weil es so gut paßt, hier zwei Auszüge aus der Financial Times Deutschland vom 28.8.2009


....
Solche Tage, an denen man ein Flaneur in den eigenen Gedanken ist und auf halbem Weg zum Ziel auf der Strecke bleibt oder es nur auf mühsamen Umwegen erreicht, machen noch keine psychoaktiven Medikamente nötig. Im Grunde genommen. Der Leidensdruck, wenn man leisten sollte und nicht kann, mag von Person zu Person variieren. Für viele, die unter keiner diagnostizierten Störung leiden, fühlt es sich behindernd an: Dann greifen sie zu Stimulanzen wie Ritalin. Immer mehr tun es, das besagen Umfragen und das zeigen die Verordnungsmengen von Ritalin, die sich in Deutschland innerhalb von neun Jahren verzehnfacht haben. Beliebt ist die pharmazeutische Aufrüstung der Gehirnleistung zunehmend bei Studenten, Ärzten, Forschern, viel reisenden Geschäftsleuten. Auch Mütter von hyperaktiven Kindern drücken manchmal eine kleine weiße Pille aus der Packung und sind dann überrascht, wie mühelos sie ihrem Kind bei den Schulaufgaben helfen können.
....

...
Zahlen über den unerlaubten Ritalinkonsum in Deutschland gibt es naturgemäß kaum – fest steht nur, dass das Medikament heute um ein Vielfaches häufiger verordnet wird als je zuvor. Mit einer Zunahme von ADHS-Kindern allein ist das nicht zu erklären. In den USA dopen sich auf manchem Campus bis zu 25 Prozent der Studierenden mit verschreibungspflichtigen Stimulanzen. In einer Umfrage im April 2008 wollte die Fachzeitschrift „Nature“ von ihren Lesern wissen, wie viele schon Ritalin oder das Narkolepsie-Medikament Modafinil geschluckt haben, um ihren Fokus und ihr Gedächtnis zu schärfen. Jeder Fünfte hatte schon. 86 Prozent der 1400 Teilnehmer fanden, dass gesunden Erwachsenen der Zugang zu Smart Drugs erlaubt sein sollte, und sahen in den leichten Nebenwirkungen ein annehmbares Risiko. Eine Umfrage in Deutschland zu „Doping am Arbeitsplatz“ ergab, dass 13 Prozent Medikamente gegen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen einnehmen.
....

Mich würde überhaupt nicht wundern, wenn ein nicht unerheblicher Teil der Langstreckenläufer sich auf diese Weise manipuliert.

Gruß und Dopingfreiheit wünscht
Bernhard

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pingufreundin hat geschrieben: Und ob AD(H)S ist eine Krankheit ist, ist umstritten.
:daumen:

Früher hiessen die "Zappelphilip"... :haeh:

ot

Tourette Syndrom find ich beim Stadtmarathon viel doofer... :teufel:

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Das Thema ist durchaus ernst und ich fände es schade, wenn es weiter in's Lächerliche gezogen wird!

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foto hat geschrieben: :daumen: Früher hiessen die "Zappelphilip"... :haeh:
Na und? Das bedeutet lediglich, daß man für die Krankheit keine Erklärung hatte.

Der Verweis auf "Früher" ist sowieso denkbar behämmert: "Früher" gab es auch noch keinen Marathon, etc.
Tourette Syndrom find ich beim Stadtmarathon viel doofer... :teufel:
Wie schon gesagt: Am dööfsten sind die, welche sich über Erkrankungen lustig machen, die sie selbst nicht haben.
Gesperrt

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