Hallo Disco,
viele Läufer meinen, wenn sie eine längere Strecken dereinst laufen wollen, so wie ihr im kommenden Jahr den HM, dann müssten sie schrittweise ihre Lauflängen in diese Richtung verlängern. Das ist in dieser Form aber weder nötig noch sinnvoll. Im zielgerichteten Training unmittelbar vom dem HM, das etwa 10 bis 12 Wochen umfasst, werden die Lauflängen entsprechend verlängert.
Davor ist es sinnvoller auf kürzeren Strecken die Grundausdauer zu verbessern. Auch dazu eine grundlegende Erkärung. Unter "Grundausdauer" versteht man nicht die Fähigkeit z.B. 10 km in sehr langsamem Tempo zu laufen. Auch das wird oft missverstanden. Der Energiestoffwechsel hat mehrere "Abteilungen", die je nach Lauftempo mehr oder weniger gefordert sind. Beim sehr langsamen Laufen, so wie es beim Laufeinstieg empfohlen wird, wird hauptsächlich die "Sauerstofflauf-Abteilung" entwickelt. Um eine vollständige Grundausdauer zu erwerben, läuft man nach dem Einstieg eben auch mal schnell.
Sinnvolles Training, um sich zu entwickeln, spricht deshalb die verschiedenen "Abteilungen" des Energiestoffwechsels mit unterschiedlichen Läufen an, von denen mindestens einer in jede Laufwoche gehört. Es sind dies:
1. ein längerer, langsamer Dauerlauf
2. ein kürzerer Lauf mit Tempokomponente
3. ein mittellanger Lauf, im Tempo zwischen langsam und schnell
1. und 3. sind von der Methode her Dauerläufe, also - so weit das Gelände es zulässt - Läufe in gleichmäßigem Tempo.
2. kann und sollte in der Methode variieren. Möglich sind ein schneller Dauerlauf, ein Intervalltraining oder ein Fahrtspiel.
Wenn ihr derzeit etwa 3 x 10 km pro Woche investiert, dann ist das eigentlich kein Training. Nicht erschrecken, aber es ist so. Euer Körper stellt sich darauf ein diese Leistung - 10 km in einem bestimmten Tempo - abzuliefern, entwickelt sich aber nicht weiter. Ihr könntet natürlich einen Lauf von Woche zu Woche verlängern. Aber das ist nicht sinnvoll, weil dadurch der Energiestoffwechsel einseitig gefordert wird. Monotones, auschließlich langsames Laufen hat seinen Sinn für Laufeinsteiger, um überhaupt mal ins Laufen zu kommen und damit sich der Körper in allen Organen an die neue Belastung anpasst. Aber danach gilt es auch die anderen Bereiche des Energiestoffwechsels zu trainieren. Das gilt selbstverständlich nur für Menschen, die das auch wollen. Wer einfach seiner Gesundheit zu Liebe 3 x die Woche läuft, braucht sich dergleichen Gedanken nicht zu machen.
Ihr solltet also eure Lauftermine zu echtem Training umwidmen und etwa so trainieren:
1. 10 km langsamer Dauerlauf
2. 7 km Dauerlauf im Tempo etwas über dem langsamen Dauerlauf
3. 5 min Einlaufen, 4 km in schnellem Tempo, 5 min Auslaufen
Der Tempolauf kann und sollte von Woche zu Woche andere Inhalte haben. Vielleicht ist es sogar sinnvoll mit einem Intervalltraining zu beginnen, weil 4 km in schnellem Tempo zu laufen doch recht hart sind. Alternativen für 3. sind:
Intervalllauf: 5 min Einlaufen, 5 x 3 min schnelles Tempo, dazwischen 2 min traben, am Ende 5 min Auslaufen
Fahrtspiel: 5 min Einlaufen, 20 min nach Lust und Laune, geländeangepasst, mit dem Tempo "spielen". D.h. spontan einen Abschnitt schnell laufen, danach zur Erholung traben, dann wieder schnell, usw.
Natürlich geht es nicht darum dieses oben vorgestellte Wochenprogramm nun endlos zu wiederholen. Damit wird aus echtem Training schnell Laufwiederholung. Damit es Training bleibt, damit ihr euch weiter entwickelt, sollten die Anforderungen von Zeit zu Zeit wachsen. Der lange Lauf darf dabei durchaus in Richtung 12 km verlängert werden und die Tempoläufe dürfen verschärft werden. Konkrete Hinweise wie das geht wären an dieser Stelle etwas zu viel verlangt.
Ihr könntet aber auch den ohnehin angedachten Weg gehen und 10 km-Läufe vor dem HM ins Auge fassen. Dazu sucht ihr euch einen Trainingsplan (die es im Netz gleich hundertweise gibt) mit einer realistischen Zielzeit. Ihr wisst wie lange ihr im Training für die 10 km braucht. Vielleicht sind beim ersten Mal 60 min als Zielzeit schon fordernd, vielleicht weniger. Es gibt für unterschiedliche Zielzeiten Pläne mit abgestuftem Anspruchsniveau. Diese Pläne berücksichtigen die unter 1. bis 3. vorgestellten Laufformen und auch die unterschiedlichen Methoden für das Tempotraining. Dann braucht ihr euch auch um die Steigerung der Anforderungen keine Gedanken zu machen.
Ich wünsche euch viel Erfolg und Laufspaß
Gruß Udo