Dort finde ich mich um 13.30 Uhr ein zur Nachmeldung. Ich habe gerade eine Woche Urlaub im hohen Norden hinter mir und bin entsprechend entspannt und völlig unvorbereitet. Geht ja erst um 14.00 Uhr los, oder?

Dann den ersten Anstieg bis zum ca. 300 m entfernten Start hochpesen. Aber wo genau ist der Start?

Nach einen kurzem Startschuss renne ich los, gerade mal 3 Läufer und ein vorausfahrendes Auto sind die ersten 250 Meter vor mir. Was für ein geiles Gefühl.

In mehreren langgezogenen Serpentinen durch den herbstlich gefärbten Wald erklimmen wir Höhe. Mit meinen schnellen Renntretern muss ich höllisch aufpassen auf dem laubbedeckten Untergrund. Der Ritt geht weiter über Stock und Stein. Zwischenzeitlich fühle ich mich trotz des schönen Wetters und der herrlichen Umgebung nicht mehr ganz so entspannt. Vorm hektischen Start blieb einfach keine Zeit mehr ordentlich was zu trinken weshalb ich nun eine Verpflegungsstelle schmerzlich vermisse. Die Anfangszeiten sind längst passé. Ich quäle mich aktuell mit einer 5:31 und der Ungewissheit ob überhaupt eine Jausestation vorgesehen ist. Ich laufe nun ganz allein, mal abgesehen von dem roten Etwas das ich, solange es geradeausgeht, weit voraus erkennen kann. So sehr ich mich auch bemühe, ich komme nicht ran. Im Gegenteil, es fällt mir bis zum Schluss des Rennens immer schwerer den Kerl vor mir auszumachen. Schade, so laufe ich mutterseelenallein durch den pastellbunt geschmückten Wald. Der plötzlich endet. Ein Streckenposten sperrt eine Landstraße ab und feuert mich beim Überqueren an. Auf dem Gehweg entlang führt die Strecke nun zum höchsten Punkt in Lobenrot. Hier stehen auch ein paar Groupies. Bravo, du hast den 18.Platz wird mir zugerufen. Na super denke ich noch, hoffentlich auch noch im Ziel.
Als der Ort verlassen wird kommt endlich die ersehnte Mitnahmestation. Und was wird verabreicht? Tee, wie lecker!!

Obwohl es nun ab Kilometer 7 endlich abwärts geht, ist mein Betriebssystem kurz vor error. Das ich heute morgen noch ganz normal und ausgiebigst gefrühstückt habe, macht sich jetzt bei der Aufnahme meines VO2max-Gehalts deutlich bemerkbar. Aber ursprünglich wollte ich es heute ja eigentlich nicht ganz so wild angehen. Ständig geht nun mein Blick zu Freund Garminle. Ich will unbedingt unter einer Stunde bleiben. Das könnte knapp werden, zumal ich nicht weiß ob die Streckenlänge mit 12,5 Kilometer halbwegs passt. Ich versuche noch rauszuholen was möglich ist, spüre meine Waden nun aber überdeutlich. Hoffentlich überziehe ich heute nicht zum ersten Mal denke ich noch, als ich bei Kilometer 10 einen wilden Bergabritt mit 3:48 schaffe. Hoffentlich geht das gut.
Der Stadionsprecher ist kurz danach schon zu hören. Durchhalten jetzt. Es geht noch mal ein kurzes Stück hoch. Oh ist das jetzt fies, meine Kilometerzeit fällt wieder in den Keller. Wie weit ist es den noch? Ein längeres gerades Wegstück führt zum Stadion und auf die letzten Meter der Aschenbahn. Da ummittelbar vor und hinter mir nichts los ist werde ich angekündigt. Hier kommt die Startnummer 77 ins Ziel vom, ääähh Schauläufer? Na, dann wollen wir aber auch was sehen vom Schauläufer. Also ist Hände nach oben und winken angesagt.


Der kleine Schock kommt erst am Montag, als die Lokalpresse das Läufle ausführlich würdigt. Aufgrund der “Schwierigkeiten” für das kurze Stück im Ort eine Straßensperrung zu erwirken, wird der Lauf komplett auf einen flacheren 5 km Kurs, der 2-mal durchlaufen werden muss, umgemodelt. Außerdem wird der Termin auf Anfang April gelegt, da der März meistens zu unbeständig sei. Das darf doch alles nicht wahr sein. Jetzt bin ich echt froh als einer der letzten (beim Start) diesen Lauf spontan mitgemacht zu haben. Schade das es für die landschaftlich schöne Traditionsstrecke wohl keine Neuauflage mehr geben wird.