Ich weiß nicht, ob es hilft, sich jetzt allzusehr zu ärgern. Vielleicht läßt sich ja doch noch etwas retten. Unterm Strich sind die Urteile hier im Forum ja auch nicht klar negativ oder positiv, sondern eher durchwachsen. Also kein Befund, der generell für oder gegen das Buch spricht.
Ziemlich überflüssig ist für meinen Geschmack die endlosen Plaudereien über Erlebnisse bei Ultraläufen. Aber OK, auch andere schreiben Marathon vorne drauf und verbreiten sich dann über ganz andere Dinge.
Wie ich schon
andernorts schrieb, habe ich die Pläne selbst noch nicht ausprobiert und weiß nicht, ob andere Forenmitglieder es getan haben. Ich bezeichnete das Buch dort als unteroffiziersmäßig geschrieben. Damit meine ich den z.t. recht spröden und zackigen Stil mit wenig direkter Ansprache und vielen unpersönlich im Passiv geschriebenen Sätzen. Was auch immer man gegen Steffny vorbringen mag: Sein Buch geht direkter auf den Leser los; ich würde sagen, es ist mitreißender und begeistert mehr fürs Laufen. Mit Becks Stil werde ich nicht recht warm (und das ausgerechnet jetzt im Winter!).
Entscheidend ist für mich aber letztlich nicht, was Beck über sich selbst erzählt (für mein Empfinden trumpft er weniger auf als z.B. Steffny) oder wie weit er durch seinen Schreibstil die Leserschaft zur Lauferei auf Distanz hält, sondern was bei den Plänen rumkommt. Da wären zunächst mal die Eingangsvoraussetzungen, anhand derer man seinen Plan auswählen soll. Die Zahlen decken sich mit denen anderer, z.B. Steffny oder Daniels. Was das betrifft, also schon mal kein Minus zulasten Becks, selbst wenn auch ich mir natürlich skeptisch die Augen reibe, wenn ich lese, was er dem engagierten Leser für Leistungszuwächse verheißt.
Ob man dann also mit den Plänen auch tatsächlich die Zielzeiten schafft, weiß man erst hinterher. Bisher habe ich in diesem Forum noch keine Erfahrungsberichte dazu gelesen, geschweige denn selbst etwas dazu beizutragen. Also halte ich mich mit einer Bewertung erstmal zurück. Was ich aber persönlich interessant finde, ist die Einbindung von Radfahren und Schwimmen in die Pläne. Das wäre für mich ein Grund, es mal auszuprobieren, andere schreckt es vielleicht eher ab. Reizvoll finde ich auch die Vorschläge und Überblicke für eine Jahresplanung. Dieser Aspekt fehlt in den meisten anderen Laufbüchern, wenn man mal von Daniels absieht.
Einfach strukturiert sind die Pläne nicht. Sollte ihnen ein zielgerichtetes Muster zugrunde liegen, bin ich jedenfalls noch nicht dahintergestiegen. Erklären tut er's leider auch nicht. Andererseits finde ich ein paar Hinweise, die zumindest Sinn und Zweck einzelner Trainingseinheiten erläutern und mir bedenkenswert erscheinen. Wobei ich als Nochnichtmarathonläufer mich bei Bedarf auch gern vom Unsinn solcher Ausführungen überzeugen lasse. Z.B. wenn Beck schreibt, man solle in der Vorbereitung einige Male mindestens ein Viertel der Marathondistanz im angepeilten Renntempo gelaufen sein. Ich kann mir schon vorstellen, daß es nicht nur darauf ankommt, mit langen langsamen Läufen um die 35 km den Körper an den Fettstoffwechsel und den Geist an die lange Wettkampfdauer zu gewöhnen, sondern auch schon mal etwas längere Tempobelastungen einzuüben.
Konkret stehe ich vor der Entscheidung, wie ich für mein Marathondebüt trainieren soll. Das ist für den 10.4. in Bonn geplant. Kein ganz einfacher Termin, da der Beginn der gezielten Vorbereitung in den Winter fällt. Zur Auswahl habe ich bisher Beck, Steffny und Greif. Eindeutige Präferenzen habe ich nicht und werde es wohl vom Wetter abhängig machen: Wenn der Winter einen 12-Wochen-Plan zuläßt, werde ich es gern mal mit Beck versuchen. Wenn der Winter länger dauert und hart ausfällt, so daß ich erst später ernsthaft einsteigen kann, werde ich bei Steffny oder gar Greif landen. Ein Aspekt für die Auswahl wären auch noch die planmäßigen Vorbereitungswettkämpfe, die ich auch gern noch mitnehmen würde. Das habe ich jetzt einfach mal erzählt, um zu zeigen, daß bei der Auswahl von Trainingsplänen und folglich auch von Laufbüchern noch ganz andere Dinge eine Rolle spielen können. Solche, die man nicht in der Hand hat und die von außen diktiert werden.
Fazit: Mal sehen. Wer aber die Möglichkeit hat, sich das Buch erstmal irgendwo auszuleihen, bevor er/sie es kauft, sollte das ruhig tun. Aber das gilt wohl merh oder weniger für alle Laufbücher.