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Two Oceans Marathon Kapstadt

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Two Oceans Marathon

“The most beautiful marathon in the world”, das ist der Slogan des two oceans. Er sollte sich bewahr-heiten. Traditionell findet der TOM am Ostersamstag statt, also 10. April 2004.
Die Planung: Sie beginnt 6 Monate vorher. Man kann sich nicht einfach anmelden, man muss einen absolvierten Marathon vorweisen können in den letzten 12 Monaten. Je nach Zeit wird man gesetzt: Gruppe A für Läufer mit Zeiten bis 2:55, dann B, C bis H (dort sind die Schnecken). Die 56 km sind für sich schon hart, aber es sind zwei Anstiege drin, der erste nach 24 km (6 km 4,5% Steigung) Chapman’s Peak, der zweite nach 42 km (5 km 5,5% Steigung) Constantia Nek. Halb Stadtkurs halb Landschaftskurs, fast ständig mit Blick auf Tafelberg und Ozean. Eine Augenweide ab Muizenberg für 18 km über den Chapman’s Peak Drive. Die Trainingsvorbereitung heißt dann auch: Bergläufe. Also werden ab Dezember einmal pro Woche Berge gelaufen (22 km mit zweimal 6 km bei 5,5% Stei-gung). Wie sich rausstellen soll, lohnt sich der Aufwand. Anfang Februar gibt es eine unfreiwillige Trainingspause, ich habe den Aufwand zu abrupt von 80 auf 120 km die Woche gesteigert, Sehnenrei-zung und zwei Wochen Pause, kurz treten. Aber: Ruhe bewahren und nicht versuchen, den Trainings-rückstand wieder aufholen wollen. Sonst passt aber alles und Anfang März läufts wieder.

Die Anreise: Linienflug mit Lufthansa, im Flieger erkennbar Läufer und die üblichen Touris. Ein Schmankerl gibt’s noch: eine Zugfahrt von Johannesburg nach Kapstadt, dauert 26 Stunden und zeigt die ganze Breite und Schönheit Südafrikas (Ich habe diese Fahrt zwar schon 4 oder 5 mal gemacht, aber es ist und bleibt grandios). Im Zug, viele südafrikanische Läufer, fachsimplen, relaxen, staunen.
Die Unterkunft. Ich habe zwar Bekannte in Kapstadt, bei denen ich wohnen könnte, aber das hieße von sea point 30 Minuten Autofahrt zum Start und dann keinen Parkplatz. Die Wahl fällt auf the vineyard hotel (www.vineyard.co.za), fünf Gehminuten vom Start, es sollte sich als eine optimale Wahl heraus-stellen. Gehalten im viktorianischen Stil, Gebäude mit Flair und Charakter von ca. 1920 und innen hochmodern, die Zimmer nach amerikanischem Zuschnitt, fast schon Suiten, eine Oase mit Park drumherum und Blick auf den Tafelberg. Ankunft Dienstag. Mittwoch Nachfrage ob die Küche Pasta anbieten könnte (man kennt das ja), denn die Speisekarte, nobel, schweigt sich über so was profanes aus. Die Hotelleitung ist äußerst kooperativ und meint, sie hätten festgestellt, dass sie 80 Ultraläufer im Hotel hätten. Die Küche würde Pasta nach Wunsch machen (!) Nein, nicht verlesen, es wird zube-reitet, was gewünscht wird (deutscher Baumarkt Slogan: geht nicht gibt’s nicht). Das ist Service und in Deutschland undenkbar, nebenbei. Es wird dann sogar ein spezielles „early morning runners break-fast“ angeboten, für 60 Rand kann man sich aussuchen, was man will, inklusive Zimmerservice.

Der Lauf. Freitagnachmittag beginnt es zu regnen, die Vorhersage verheißt nichts Gutes, in Kapstadt regnet es im April ca. 4 Tage im Schnitt, und an diesem Wochenende sollte es eben regnen. Egal, es wird gelaufen. Samstagmorgen um 4 Uhr aufstehen, der Start ist Punkt 6 Uhr, mitten in der Nacht. Es regnet. Nach Frühstück und ein paar Lockerungsübungen zum Startbereich. Blaue Plastiksäcke als Regenschutz haben Hochkonjunktur und etliche der südafrikanischen Läufer schnattern sich warm, die Temperaturen sind wie geschaffen für Europäer, 14 Grad, später wird es wärmer, bis 19 Grad. Überall Musik, Trommeln, Bongos, Buschmusik. Es ist einfach große Stimmung, der Regen macht offensicht-lich niemandem was aus. Ich bin in Kategorie C gesetzt, direkt bei den blue numbers. Wer 10 TOM vollendet hat bekommt eine „ewige“ Startnummer, die blue number, das ist dann der Adel unter den Läufern. Für mich ist es der erste TOM und meine Absicht ist, mich zunächst mal an einem blue num-ber Läufer zu orientieren, man kennt das ja, am Anfang geht’s viel zu schnell. Kurz vor 6 strömt dann alles in die jeweiligen Startbereiche, zusammen 9932 Läufer, das Limit wären 10.000. Der Startschuss geht im allgemeinen Getöse und Getrommel unter. Los geht’s, locker, kurze Bemerkungen, jokes, mit meiner Laufnummer falle ich sofort als overseas auf, ein kurzer Plausch über die Läuferszene in Ger-many, weiter geht’s zunächst ca. 10 km ziemlich schnurgerade Richtung Muizenberg, zuerst leicht bergan, dann geht’s runter bis zum Strand; der Halbmarathon, der auch veranstaltet wird, startet später und hat eine andere Streckenführung, also kein Gemenge. Noch sind wenig Zuschauer an der Strasse, aber immer ein „go, go go“ Südafrikaner sind begeisterte Langstreckler. Unterwegs wird dann noch mal gepinkelt, zu Hunderten stehen sie da, klar die Aufregung, der Kaffee, später hört das ja auf. Nach 10 km wird es hell und es regnet immer noch. Die ersten Verpflegungsstationen sind schon passiert. Insgesamt gibt es 33 (!) davon, mit breitem Angebot (Wasser, Elektrolytlösung, Cola, auch Banane in mundgerechten Stücken, gekochte Kartoffelstücke (super Idee genau genommen), Orangenscheiben. Wasser und Elektrolyt gibt es in kleinen Wasserschläuchen aus dünnem Plastik mit 1/8 Liter Inhalt (Wenn Südafrikaner sagen, da sind 1/8 Liter drin, dann ist es so). Auch die Schläuche sind eine Super Idee, man drückt mit etwas Geschick drauf und hat ein, zwei Schluck verlustfrei drin. Viel besser als die üblichen Hartplastikbecher, die ja meist zu voll sind und brechen, wenn man sie zum trinken bie-gen will. Der erste Vorgeschmack, „little chappie“, ein kurzer, knackiger Anstieg über 2 km, und wel-lig weiter. Dann, es klart sich ein wenig auf, der Einstieg in Chapman’s Peak Drive, für mich eine der schönsten Strassen der Welt, egal bei welchem Wetter (eine Liga mit dem Stück Hwy No 1 von Santa Barbara nach San Fransisco). Ab jetzt ca. 18 km Augenweide, wenn nur die Wolken und der Wind, der jetzt aufkommt, nicht wären. Die Szenerie lenkt von allem ab, mich überrascht dass viele den Chapman hoch gehen, genießen die die Aussicht? Mein Bergtraining trägt Früchte, ich laufe mit mei-ner Wunschpace von 5.50 durch. Es hatte kurz nicht geregnet, jetzt ist wieder Normalzustand. Trotz-dem stehen immer mehr Menschen an der Strasse und rufen ihr „go, go go“, bei den Verpflegungspos-ten Cheerleader und Musik, ein Volksfest. Eine alte Weisheit vom TOM Läufern, dass der Ultra bei km 42 beginnt. Wie wahr! Bei km 42 beginnt nämlich der Anstieg zu constantia nek, die Villengegend in Kapstadt. In 5-6 km Abständen sind Balken waagrecht aufgebaut, für Läufer die Krämpfe haben. Es gibt Helfer, Massageservice für harte Beine (Gell, Manfred Steffny, der Arme hat Wadenverhärtung und braucht Massage am Constantia Nek). Jetzt stehen die Menschen wirklich Spalier, bis zum Ziel und die Stimmung ist so gut wie am Anfang, nur die Beine sind schwerer. Ist der Anstieg geschafft, geht’s zunächst berg ab, und das ist jetzt kein Vergnügen für mich, ich mag einfach keine bergab Stre-cken (auch hier leidet Steffny wie so viele), die letzten 2 km gleichen einem Triumphzug. Zieleinlauf auf dem UCT Rugby Field. Man braucht nur wenig Phantasie, sich vorzustellen wie’s aussieht, wenn knapp 10000 Ultras und 7500 Halbmarathonis über einen regenweichen Rasen rennen: knöcheltief ist der Morast. Die letzten 300 Meter kosten wohl viele Schuhe, ich sehe einige, die ziehen die Schuhe aus und laufen barfuss, vernünftig. Der Zieleinlauf, jeder wird bejubelt, als wäre er der Weltmeister. Grandios. Eine Medaille, ein Bier und eine Urkunde, in dieser Reihenfolge geht der Service weiter. Geschafft, mäßige 5:38, aber fürs erste Mal? Egal, ich bin durch, bin durchgelaufen, auch die Steigun-gen und bin nur 8 Minuten über meiner Wunschzeit, müde aber nicht tot, 40 Minuten langsamer als Steffny, auch gut. Es gibt kostenlosen Shuttleservice in die verschiedenen Stadtteile, man wird dort abgesetzt, wo man will. Die Veranstalter sind gnadenlos: Der Cut liegt bei 6:59:59, wer drüber liegt, wird nicht gewertet. Einer der besten „nonfinisher“ ist ein Deutscher in 7:02. Unterwegs wird dito sor-tiert: wer bestimmte Durchgangszeiten nicht schafft, wird aussortiert (so bei 25 und 42 km). Pünktlich um 13 Uhr klart es auf, strahlend blauer Himmel, Traumwetter, na ja, nächstes Jahr ist das Wetter be-stimmt gnädiger! Nebenbei: Das südafrikanische Fernsehen (SABC 2) überträgt vom TOM 8 Stunden live.
Nach dem Lauf: Im Hotel geht die Gratulationskur weiter, Applaus, Schulterklopfen, special runners lunch and dinner, was will man mehr. Klar dass am nächsten Morgen Passivität angesagt ist, der Pool lädt ein und vor allem relaxen. Ein Massageservice hilft übers Schlimmste weg. Montag ist dann Ab-schied nehmen, mit Wehmut und dem Vorsatz, 2005 wieder anzutreten, fliege ich nach Hause.
Vielleicht hat der Bericht Appetit gemacht und war hoffentlich nicht zu lang?
Roadrunner

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Super Bericht.
Danke Roadrunner.

Ich denke schon ernsthaft drüber nach, das Ding nächstes Jahr in Angriff zu nehmen.
Welchen Veranstalter sollte man nehmen? Bin auf Grosse Coosmann gestoßen. Reisepreis ca. 1300€.
Reicht es, sich Ende September anzumelden. Sonst müsste ich extra deswegen noch einen Marathon dazwischen schieben.

Spin

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Hi Spin,
die Anmeldung läuft wohl erst ab 1. November online. Funktioniert völlig tadellos. 1300 Euro wären je nach Leistung, die angeboten wird, super. Ich organisiere immer selbst. Insgesamt (Hotel Webseite www.vineyard.co.za) war der Spaß für 10 Tage etwa in dem Rahmen. Die Seite von TOM: www.twooceansmarathon.org.za:
Für die SALTABS brauche ich noch eine Adresse via email!
Grüße roadrunner

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Wow! Dank Dir für diesen Wahnsinnig tollen Bericht! Und :respekt: für Deine tolle Leistung! Kapstadt ist meine absolute Traumstadt, mit Betonung auf Traum, leider hat es sich noch nicht für mich ergeben mal da hinzufliegen, aber das mit dem Marathon dort setze ich ab heute auf meine wasichbisvierzigallesschaffenwill Liste ganz nach oben!

Viele Grüße Lilly

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Hi roadrunner,
Neid, Neid, Neid ... schöööööner Bericht - ich kenne die Gegend und die Strecke die du gelaufen bist und es muss völlig genial gewesen sein. Mit dem CPD und der #1 liegst du völlig richtig - beides gnadenlos geile Straßen, von denen es auf der Welt nicht allzuviele gibt. Leider aber eine viel zu lange Strecke für mich.

Kennst du zufällig eine Internetseite mit Übersicht über Läufe in Südafrika? Es könnte durchaus sein, dass wir Ende September wieder runterdüsen. Leider ist es im Moment ja durch die Erstarkung des Rand relativ teuer geworden.

Viele Grüße
Meerbuscher

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Hi Roadrunner,

glückwunsch zu deiner außergewöhnlichen leistung und vielen dank für deinen packenden ausführlichen bericht. ich kenne die gegend sehr gut (cape town gehört zu meinen favourites) und kann daher deine eindrücke sehr gut nachvollziehen.
der TOM steht auch auf meiner wunschliste. gibt es eigentlich auch einen marathon über die orginaldistanz auf dieser wunderschönen strecke?

lg

teddy

Anima Sana In Corpore Sano

Startnr. 3437 Vienna City Marathon
Startnr. 2979 Wachau Marathon

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Hallo Roadrunner,

das war ein super Bericht!! Danke dafür und herzlichen Glückwunsch zu Deiner Leistung!!

Hwy #1 in Kalifornien bin ich oft genug lang gefahren - in Südafrika war ich aber noch nicht. Vielleicht in einigen Jahren beim TOM? Mal sehen....

Walter

viermaerker 707
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no more pain........

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Original von roadrunner234:
Hi Meerbuscher
klar!
versuchs mal mit www.runnersguide.co.za oder www.worldofenurance.com
Der Rand steht doch gar nicht so schlecht da: 7,4 für einen (klar 2003 wars besser 8,5:1)
Grüße roadrunner

Hi roadrunner,
danke für die Links - wird gleich mal gespeichert. Tausend Dank!

Ich war 2002 in SA und da konnten wir durch 10 teilen und dann noch 10% abziehen. Traumhaft ... und den Flug haben wir damals auch für 499 bei der LTU bekommen. Heute müssen wir durch 10 teilen und 25 % draufpacken und die Unterkünfte schlagen auch jedes Jahr einige Prozent drauf. Also ... es wird leider Jahr für Jahr deutlich teurer.

Womit fliegst du denn immer. Hast du Erfahrungen mit Emirates und Aufenthalt in Dubai?

Viele Grüße
Meerbuscher

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Hi Meerbuscher,
ich fliege grundsätzlich Lufthansa oder South African. No more stopover. Die beiden haben die besten Flugzeiten. Im April habe ich ca. 750€ bezahlt, jetzt für September bezahle ich 789€, beides Lufthansa.
Grüße roadrunner

pain is nothing compared to the emptiness of quitting

Two Oceans Marathon Kapstadt

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Hut ab, was ein geiler Bericht. Wer da keine Lust verspürt mal mitzulaufen ist wahrscheinlich im falschen Forum.
Meinen Hut wiederaufsetzend gratuliere ich Dir auch zu deiner gezeigten Leistung, cool.
Gesperrt

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