Ich habe ja erst letztes Jahr mit dem Laufen angfangen - oder sagen wir mal lieber, ich habe mich im letzten Jahr das erste mal der Quälerei "Laufen" ausgesetzt - Quälerei deshalb, weil ich mich irgendwie doch immer zwingen musste zu laufen (und dies immer auf der gleichen Strecke...), so richtig Spaß hatte es nicht gemacht - und entsprechend schlusig war ich dann auch. Im März habe ich dann einen MP3-Player geschenkt bekommen - und plötzlich brachte das Laufen sogar Spaß... Ja und irgendwann in diesem jahr kam ich auf die Idee, nach den 10ern, die ichjetzt bestritten hatte, doch auchmal einen HM zu probieren. Da bot sich die Generalprobe für den Berlin-Marathon an - für mich die Generalprobe für den Berlin-Halbmarathon im nächsten Jahr.
Und heute war es dann soweit. 10 Wochen lang hatte ich nach einem Plan aus dem Internet trainiert (wen es interssiert Laufberater ), Anfängerplan, mit Zeitziel 2:20 bis 2:00 h. Einige Einheiten war ich länger gelaufen als angegeben, dafür habe ich andere Einheiten ausfallen lassen, weil ich sie einfach nicht immer mit meiner Arbeit vereinbaren konnte. Motivation hatte ichmir ine rster linie - als stille Mitleserin - hier aus dem Forum geholt - und auch Panikattacken, als ich vor ein paar tagen las, dass man schon bis zu 25 km beim Long Jog laufen sollte, wenn man einen HM plant...?( :shock2: upps, die längste Einheit laut Plan war 110 Min. Also in jedem Fall kürzer als der HM selbst (hier handelte es sich ja um einen Anfängerplan...) Naja, egal.
Natürlich hatte ich mir vorab auch Gedanken um die Ernährung gemacht - viele Kohlehydrate vorher, versteht sich von selbst... Besonders der gestrige Tag war durchgeplant - viel Obst und Gemüse, Nudeln, Kartoffeln, Vollkornbrot - umgesetzt hatte ich es dann mit Schokolade, Chips und Guacemole (bin grad "Strohwitwe", das hat immer diesen Effekt auf mich :hmm: :stupid: ) Super - die Quittung bekam ich dann heute morgen, als ich nicht vom Klo runterkam (Kennt jemand ein Patentrezept gegen Aufregungs-Verdauungsprobleme? Wäre echt dankbar für jeden Tip...). Das brachte meinen ganzen Zeitplan durcheinander. eine Stunde vorher wollte ich am Wettkampfort sein, um ja alles ruhig angehen zu lassen - dank meiner Klo-Session bekam ich eine minute, bevor Schluss mit Lustig bei der Startnummernausgabe war (also eine halbe Stunde vor Wettkampfbeginn), meine Nummer in die Hand:O .

Ein paar Dehnübungen - zum Einlaufen reichte die Zeit leider nicht mehr - und dann ertönte der erste Startschuss. Aufgrund der hohen Anzahl der Läufer gab es zwei Startblöcke. Bescheiden wie ich bin, reihte ich mich im 2. Startblock ziemlich weit hinten ein - ich Schnecke wollte ja keinen der erfahrenen Läufer stören...
Schon beim Start wurden wir auf Verzögerungen durch Engpässe hingewiesen - aber das war mir egal, es kam mir ja nicht auf die Zeit an (obwohl ab Start ich meist doch einen gewissen Ehrgeiz entwickel...) geärgert hat es mich natürlich schon ein wenig - ABER MIR KAM ES JA NICHT AUF DIE ZEIT AN... (haha)
Naja, ich merkte recht schnell, dass ich sooo langsam dann wohl doch nicht war (schnell natürlich auch nicht...

Der Lauf ging in erster linie durch den Wald - für mich eine neue Situation, da ich sonst hauptsächlich bei mir um die Ecke im park oder an der Spree laufe. Die Aussicht und das Feeling war jedenfalls teilweise, naja nicht gerade atemberaubend, aber zumindest ... schön. doch, wirklich... Natürlich waren nicht wirklich viele Zuschauer am Wegesrand - ehrlich gesagt, kann ich das sehr gut verstehen, ich hätte auch etwas anderes am Sonntagmorgen zu tun gehabt, als irgendwelche bekloppten Läufern anzufeuern - wenn ich nicht selbst zu den bekloppten Läufern gehört hätte- Die wenigen Zuschauer waren natürlich in erster lInie Bekannte/Verwandte von anderen Läufern - aber ich bezog mich einfach ein und sog ihren Jubel auf - Anke, merke Dir, fürs nächste Mal organisierst Du Dir auch ein paar Zujubler und Anfeuerer... Was außerdem motivierend war, war ein Schriftzug quer über den Teerweg, den wir zwischendurch liefen - "You are magic". Dass irgendsoeine Patricia gemeint war, habe ich erst auf dem Rückweg gelesen. Egal, alles, was motiviert, ist für Dich.
Da ich ja ein relativ gemütliches Tempo lief (um auch wirklich im Ziel anzukommen) konnte ich meine Gedanken schweifen lassen und verfasste schon mal einen Bericht fürs Forum - natürlich voller Wortwitz, witzigen Anekdoten und Pepp - ok, beim nächsten Mal werde ich ein Diktaphon mitnehmen - denn wie es im Leben so kimmt und mir auch bei Träumen passiert - es ist alles wech... kann mich an nix erinnern

"Mist", würde Bernd das Brot wohl sagen...
Wie immer, wenn ich längere Strecken laufe, hatte ich mein eigenes Wasser mitgehabt - ich brauchte es zum Glück nicht, aber psychisch war er echt hilfreich, der Gedanke, Du kannst jederzeit trinken, wenn Du willst. Außerdem habe ich bis heute nicht gelernt, einigermaßen würdevoll aus einem der Plastikbecher zu trinken, die einem gereicht werden - bei mir landet der meiste Teil regelmäßig auf Haut und Kleidung - was besonders witzig ist, wenn, wie heute Zucker-Zitronentee gereicht wird !


Wie irgendwo oben schon agedeutet, handelte es sich hier um eine Wendestrecke - was ich gar nicht so schlecht fand, da man so gut abschätzen konnte, wie weit es noch ungefähr war. Seltsamerweise war bei der Wende gar keine Zwischenzeitmessung - man hätte also, wenn man ausgebufft wäre... aber nein, letztendlich bescheiße ich ja nur mich selbst, wäre ich vorher schon gewendet -aber dieser Gedanke kam so manchem, als wir drehten - natürlcih nur im Scherz, denn wir WOLLTEN ja alle die 21, was-weiß-ich km laufen.
Ja und irgendwann war es dann soweit, das Ziel war greifbar nah, der letzte km. Da das Ziel im Stadion war, war ich so naiv zu galuben, die Matten lägen schon ganz zu Anfang und gab auf dem letzten Kilometer noch mal richtig Gas... Tja, schade aber auch, man musste noch ne runde auf der Tartanbahn drehen, ehe man über die erlösenden Zielmatten lief... So lang, wie der letzte, waren die restlichen 20 km aber nicht... naja, das Problem war wohl a) der Sprint, den ich aus fehlerhafter Abschätzung der Entfernung hinlegte und b) die Tatsache, dass die Runde auf der Bahn in praller Sonne vollführt wurde... aber dann, irgendwann (um genau zu sein, nach 2:11:xx min) lief auch ich über die Zillinie... von Zuschauern und hunderten (tausenden?) von Läufern, die es schon vor mir geschafft hatten, bejubelt - was für ein Empfang... (ok, so spektakulär wie von mir beschrieben war es nicht wirklich

Mein erträumtes Ziel von unter 2 h habe ich nicht erreicht - aber da hätte ich mir wohl auch 1:30 vornehmen können

Ja, was gibts ncoh zu sgen? Vielen Dank fürs Lesen, an das Orga-Team, an die Dreiergruppe, die mich über so viele Kilometer zog, an die Zuschauer, an den Freund von Patricia, der mit der an sie gerichteten Widmung auch mich motivierte und ein besonderer Dank geht an die Wise Guys, die Ärzte und Lacrimosa, die mit ihrer Musik mir über die schwersten Minuten während des laufs hinweghalfen... und meine Eltern, meine Freunde, meine Katzen, meine Plüschis und überhaupt. DANKE
Die Nachtläuferin, die heute nur noch relaxen und Olympia gucken und essen und trinken wird (und die erste tafel Schokolade natürlich schon wieder vernichtet hat... ich werds wohl nie lernen


Es ist Sommer, egal, ob man schwitzt oder friert, Sommer ist, was in Deinem Kopf passiert (Wise Guys)