Ich bin also mit verhältnismäßig großem Respekt nach Lindau angereist. Immerhin hab ich mir den Freitag schon frei genommen, so das ich die anreise und der ganze drum herum um den 3 Länder Marathon auch wirklich genießen kann. Schließlich will man ja das „erste mal“ in guter Erinnerung behalten. :rotate:
Am Samstag treffe ich mich dann mit einigen Foris aus unserem virtuellen Lauftreff. Wir essen Pasta, klären wer wie schnell laufen will und vereinbaren Treffpunkte um uns am nächsten Tag am Start auch wirklich zu finden.
Die Nacht von Samstag auf Sonntag war der Horror. Ich hab vielleicht 2 Std. geschlafen. Meine Nerven machten ne Party und in der Stille höre ich den Gesang der Neuronen! :shock2: Also ich hoffe wirklich, dass das mit der Zeit besser wird. Ich vertrieb mir die schlaflose Nacht mit der Lektüre des Buches „Marathon? Na klar! Von 0 auf 100 km“ von Susanne Mahlstadt. Das ist mit abstand das abgefahrenste, was ich bisher zum Thema Extemlaufen gelesen habe (Sollte jemand etwas in der Art empfehlen können, so bin ich für Buchtipps immer dankbar). Als die Sonne über dem See auf ging, waren meine Gedanken nach dieser Lektüre „wer braucht schon Schlaf, vor seinem ersten HM“.

Der Sonntag stellt sich mit strahlender Sonne und einer um 10 Grad höheren Temperatur als der Vortag vor und verheißt einen wundervollen Lauf. Wir treffen uns im Startblock 5. Claudine will eine Freundin bei Ihrem ersten HM begleiten und Ihre Idee, es locker angehen zulassen gefällt mir gut. Da will ich mich anhängen. GaudiClaudi macht unser „lockeres“ Quartet komplett. Nach dem Startschuss geht es erst mal äußerst gemütlich in Richtung Start. Ca. 4min nach der Elite überqueren wir die Matten und das Läuferfeld schlängelt sich durch die Gässchen der Insel Lindau. Nach ca. 1km. geht die Strecke ein leichtes Gefälle hinunter und man hat das erste mal einen Blick über einen Großteil des Starterfeldes. Der Anblick der vielen Läufer (es sind ca. 4500 gestartet) macht mir Gänsehaut. Den km2 können wir schon frei laufen und ich denke so bei mir, das ist aber doch recht fix. Die nächste Zwischenzeit bestätigt mein Gefühl. 6:30. Das ist schon deutlich schneller, als ich die ersten 10km anlaufen wollte. Aber na ja, das findet sich sicher noch. Tat es dann auch. Die folgenden Zeiten waren 6:39, 6:21, usw, usw. Bis runter auf 6:01. Weit und breit keine 7 vor dem Doppelpunkt. Zwischendurch drehte sich Claudine immer wieder um und fragte, ob das Tempo OK ist. Da die Mädel leichtfüßig unterwegs waren und meinten, das Tempo sei genau richtig, wollte ich kein Spielverderber sein und nickte einfach nur und versuchte meine Luft fürs Laufen zu sparen. Wenn ich nicht mehr kann, dann schieb ich eben alles auf Claudine (dachte ich mir so).

Bei km6 beschließe ich, das Tempo bis km11 mitzugehen (oder zu sterben

Ab km10 gibt es dann alle 2,5km einen Verpflegungsstand. Man kommt vor lauter trinken kaum noch zum laufen.

Beim Einlauf ins Stadion, das Ziel schon vor Augen, wird es noch mal hektisch. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir 2:14:04. Ich sag zu GaudiClaudi, wenn wir jetzt echt Gas geben, dann schaffen wir es unter 2:15. Ihr Blick ist Antwort genug. Wir rennen, als ob der Teufel hinter uns her wäre. Und wir schaffen es. Bei 02:14:37 bleibt für uns auf der Uhr stehen. Wir umarmen uns völlig Atemlos und gratulieren uns gegenseitig zu unserer Leistung. Claudine und Freundin warten im Ziel auf uns und es wird noch ein wenig mehr umarmt und gratuliert. Eine wirklich tolle Ankunft in Bregenz!
In der nachfolgenden Dusch und Umkleidehektik verlieren wir uns dann aber aus den Augen. Nur GaudiClaudi, meine Finishpartnerin treffe ich später vor dem Verpflegungszelt wieder. Wir pfeifen uns einen Hamburger (ich) und eine Grillwurst (Sie) ein und freuen uns über den gelungenen Lauf. Die folgenden 10min. verbringen wir dann damit zu überlegen, ob wir die Grillwaren bei uns behalten. Was für ein Irrsinn, so was direkt nach einem HM zu essen, aber es roch halt so lecker. :stupid:
Nach einer letzen Runde über das Veranstaltungsgelände schlenderten wir zu meinem Auto und wollten uns Richtung Lindau auf den Weg. Dieses hatte ich schon, clever wie ich bin, am Tag zuvor in unmittelbarer Nähe zum Stadion abgestellt. Nicht so clever war, dass das Teil jetzt genau auf den letzen 500m der Marathonstrecke stand.



Nachdem ich GaudiClaudi dann in Lindau abgesetzt hatte und wir uns noch schnell zu einem HM im Dezember verabredet haben, fuhr ich doch ziemlich erledigt in mein Hotel. Es war kurz vor 18:00 Uhr und ich weiß, da öffnet die Küche. Und nach dem ganzen Pastakram der letzten Tage, war auch klar, was es sein sollte. Ein leckeres Rumpsteak mit fett Pommes. Dazu ein oder zwei Glas Vino. Nichts gegen Apfelschorle, aber ein gutes Glas Wein kann man damit nicht toppen! :drink:
Als dann das Essen kam, war ich völlig hin und weg. Die Pommes megalecker, das Fleisch auf den Punkt und die Kräuterbutter überirdisch. Das ganze hab ich dann, noch mit einer üppigen Schicht Salz überzogen. Mein Körper wollte das so!


Das war dann auch so dermaßen lecker, dass es sich schon für den Genuss eines solchen Afterrundinners lohnt, wieder einen HM zu laufen!

Danksagung:
- Herr Brooks für den Schuh, der mich mit nur einer Blase durchs Ziel gebracht hat.
- Claudine für die tolle Führung um den Bodensee.
- GaudiClaudi für einen wundervollen Lauf und eine schöne Zeit am Strassenrand
- Dem Rind dafür, dass es sich so aufopfernd um mein Abendessen gekümmert hat



In diesem Sinne
CUall
Ralph
PS: Laufen ist GEIL!!!


