Alle Jahre wieder...
findet in Bottrop Anfang November der Herbstwaldlauf statt...über Distanzen von 5 bis 50 KM.
Vor 3 Jahren war ich zum ersten Mal dabei, die Atmosphäre dort gefiel mir so gut, die Organisation war einfach klasse, da wollte ich dann immer laufen. Und zwa die 25 KM - wenn schon, denn schon!

Letztes Jahr war ich gemeldet, musste aber wegen einer Erkältung absagen.
Das Schöne daran war, dass mit das Startgeld für dieses Jahr gutgeschrieben wurde, womit ich dann automatisch für dieses Jahr, ebenfalls für die 25 KM - Strecke gemeldet war.
Anfang des Jahres habe ich aus beruflichen Gründen das Training mehr oder weniger eingestellt, so richtig ging es erst im Juli/August los mit dem Laufen.
Fing ich mit zaghaften 5 KM - Läufen inklusive Gehpausen wieder an, steigerte ich dann doch allmählich meine Laufumfänge und auch kam ich wieder ziemlich nah an meine früheren Geschwindigkeiten heran.
Also blieb es dabei, ich werde am 7.11. starten....
Einige Läufe um die 20 Km hatte ich in den letzten 2 Monaten noch laufen können, fühlte mich fit und dachte mir, dass ich auch 25 ziemlich gut hinbekommen würde.
Meine Zeit von 2:40 von vor Jahren wollte ich dann eigentlich schon ganz gerne wieder erreichen, sah es aber als eher unwahrscheinlich an. Die Geschwindigkeit kann ich zwar über eine Strecke von so etwa 15 Km halten....danach wird es eng.
Also hatte ich mir vorgenommen, erstmal die erste Hälfte ganz langsam zu laufen und dann evtl. nochmal Gas zu geben.
Eine Zielzeit von 2:50 sollte schon drin sein.
Mittendrin
So, wunderschönes Herbstwetter, kühl, aber sonnig, da kommt Freude auf....so war ich recht optimistisch, den heutigen Lauf gut über die Bühne zu kriegen.
Ich fühlte mich richtig fit, bei meiner Kleiderwahl war ich unsicher, hab mich für "lang" entschieden...eine gute Wahl. Ich reihte mich ganz hinten ins Starterfeld, wollte ja langsam starten...und dann das Feld von hinten aufrollen


Pünktlich um 9.40 Uhr ging es dann los. Über eine leicht ansteigende, asphaltierte Strecke ging es Richtung Kirchhellener Heide, wir überquerten eine Strasse, danach ging es nur durch den Wald, vorbei am Heidhofsee über eine leicht wellige Strecke...Da war ich dann doch etwas überrascht, hatte doch in Erinnerung, dass es absolut platt war..:stupid: Na, das hab ich wohl erfolgreich verdrängt :glow:
Alle 5 KM gab es Verpflegungsstände mit Wasser, Tee, Cola, Malzbier, Bananen und Cracker.
Es lief wirklich gut....die Sonne liess den Wald in all seiner herbstlichen Farbenpracht so richtig schön zur Geltung kommen, die leichten Anstiege liessen sich prima bewältigen und so trabten wir locker-leicht daher.
Jeder Km war ausgewiesen, ich war voll im Plan. Die ersten 5 KM in etwa 32 Minuten...wenn das so weiterginge, wäre ich mehr als zufrieden gewesen.
Bei KM 8 ging es dann aber schon los....die Blasen an den Füssen machten sich bemerkbar, aber es störte mich noch nicht so. Die 2 Km lange Steigung allerdings störte da schon mehr....

So langsam ging es mir dann danach auf den Keks, um eine Ecke rumzulaufen und immer noch nicht ein Stück abwärts laufen zu können..
bei KM 12 oder auch 13 fingen die Waden an, ein wenig zu zwicken. :shock2: Was soll das denn, dachte ich mir nur, denn bei meinen Trainingsläufen hatte ich, wenn überhaupt, eigentlich nur ab Km 16 Probleme damit.
Nun, ich habs ignoriert und das fiel mir auch sehr leicht....der mehr oder weniger plötzlich auftretende Schmerz in der Hüfte war schlimmer.

Nun bin ich dann hin und wieder gegangen, was es allerdings kein bisschen besser machte.
Wenn ich mal lief, überholte ich dann auch wieder einige, die mich zuvor in meiner Gehpause überholten....das baute mich dann wieder etwas auf, so versuchte ich dann wenigstens, meine langsame Zeit beim Gehen mit schnellen Laufpausen zu kompensieren....

Es war auch egal, ob ich lief, "sprintete" oder langsam ging...
es tat so oder so weh.
Bei KM 17 oder auch 18 war ich dann irgendwie so ziemlich allein auf weiter Flur. Das war auch ganz gut so, mittlerweile kullerte mir dann doch das ein oder andere Schmerztränchen die Wange runter und am liebsten hätt ich mich an den Rand gesetzt und gewartet, dass man mich abholt...;(
Dann rechnete ich allerdings meine vermutliche Ankunftszeit aus. Wenn ich nochmal so richtig Gas geben würd (was zu dem Zeitpunkt eine superschnelle Zeit von 6:30 pro KM bedeutete...kann man so schnell humpeln? ?( ) könnte ich sogar noch mit einer Zeit unter 2:45 ins Ziel kommen.
Also, gut, Zähne zusammen gebissen, wieder losgelaufen, die HM-Marke endlich geschafft, keine Ahnung, wieviel ich bis dahin auf der Uhr hatte, jetzt hiess es einfach nur noch für mich: "Ab nach Hause....Augen zu und durch!"
Ich hab mich versucht, selbst aufzubauen und abzulenken. Irgendwie ging es dann auch. Mir fielen so viele Dinge ein, verglich den Lauf mit meiner Berufsausbildung (jaja, da kommt man schonmal auf die blödesten Sachen!) und dachte mir dann, wenn ich diesen Lauf schaffe, schaff ich auch meine Prüfungen nächstes Jahr - Absoluter Quatsch, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Aber mir war in diesen Minuten alles egal, Hauptsache, ich bleib nicht stehen...
Irgendwie hab ich es dann tatsächlich geschafft....unter stillem Gefluche und Wehklagen, ständig zwischen Gehen und Laufen wechselnd, bin ich dann doch ins Ziel gekommen.
Sogar laufend....wenn auch sehr, sehr langsam. Der Applaus tat gut, auch wenn ich es nicht so richtig wahrgenommen hab, aber in dem Moment war ich einfach nur glücklich, diese 25 KM hinter mir zu haben.
Unter der heissen Dusche kamen die Lebensgeister wieder zurück, ich fühlte mich wieder etwas besser. Als ich dann die Ultraläufer sah, die nach ihren 50 KM ins Ziel sprinteten, dachte ich mir nur, dass ich nach 25 wohl fertiger aussah...aber was soll`s. Nächstes Jahr versuch ich es eben noch mal.
Später
Als ich dann endlich meinen geschundenen Körper zu Hause aufs Sofa gelegt hab, dachte ich, jetzt wäre der Moment gekommen, mich über das Erreichte zu freuen. Immerhin hab ich trotz meiner Probleme mein geplantes Ziel beinah erreicht...zwar nicht das utopische, meine PB zu unterbieten, aber immerhin blieb ich mit nur knapp 2 Minuten drüber in dem von mir gesteckten Rahmen.
Aber gefreut hab ich mich nicht drüber. Stolz, überhaupt angekommen zu sein, macht sich auch nicht breit.
Mir ist auch heute noch nicht so klar, warum ich da eigentlich überhaupt mitgelaufen bin....
Nachdem ich dann am Sonntag nicht wusste, wie ich mich drehen und wenden sollte, damit mir mal nichts weh tut, ging es mir am Montag schon wesentlich besser, Abends war sogar nichts mehr zu spüren.:shock2:
Heute könnte ich schon wieder laufen - zumindest tut nichts mehr weh.
Darüber bin ich gleichermassen erstaunt wie überrascht. Ich hatte damit nun wirklich nicht gerechnet. Aber umso besser, dann kann ich noch mal in den nächsten Wochen für den HM in Bertlich.
Und dann hoffe ich einfach mal, dass sich der Spaß am Wettkampf-Laufen auch wieder einstellt....
So, und nun meld ich mich schon mal ab....Donnerstag gehts nämlich in URLAUB!!

Lieben Gruß von flinki

Es gehört mehr Mut dazu,
seine Meinung zu ändern,
als ihr treu zu bleiben
(oder man muss nur bekloppt genug sein)