Ein langer Lauf sollte es heute schon noch sein, so 30 bis 32 km hatte ich geplant, nachdem sich meine Probleme im Hals sich soweit zurückbildeten, daß wenigstens nicht mehr jeder Schritt wehtut, sondern nur noch das Bewegen des Kopfes.
Die Beine waren ja fit. Und so ging es auch los, ein bischen verlor ich die geplante Strecke, weil ich ja wieder mal dahin laufen wollte, wo`s schön ist. Es ging durch ein Heidegebiet, vorbei an einem Findlingspark, was ich zwar so nicht geplant hatte, aber das war mir egal. Bis km 23 lief alles völlig problemlos, luftig locker, dann begann ich, meine Beine leicht zu spüren, aber alles nicht dramatisch. Und dann begann das Desaster: Nach Km 27, das war der letzte, den mir mein Garmin anzeigte, ging es in einen Wald, hier war nix mehr mit Funkkontakt. Ich hatte so grob im Gedächtnis, das jetzt ein See kommen müsse und danach wären es noch ca. 6 km bis nach Hause. Na super, passt doch!
Zu besagtem See kam ich auch und begann, diesen zu umrunden. Am Anfang des Rundkurses hing an einen Baum genagelt, ein Schild "Krügersee" (was für ein blöder Name für einen See), und "Angeln verboten". Na ja, Angeln wollt ich ja nicht, also zog ich meine Bahn auf dem recht breiten Weg um den See. Dieser entpuppte sich aber nach einiger Zeit als schmaler, zugewachsener, verwurzelter Trampelpfad, wohl noch stammend aus der Zeit, da Angeln noch erlaubt war Hier ging es nur langsam voran, matschig war es außerdem. Endlich komme ich wieder auf einen breiteren Weg, wähne mich in Sicherheit, guck in die Gegend und fliege promt: auf die Fr****.Die Knochen und die Haut sind heile, nur den Garmin hat es aus seiner Verankerung gerissen. Egal, hab sowieso kein Signal, also verschwindet dieser in der Jackentasche. Ich rappel mich auf und laufe weiter. Da hängt wieder so ein Schild am Baum. Na ja, nix Ungewöhnliches, denk ich mir. Dann kommt wieder so ein Trampelpfand............. Und nun werd ich aber doch stutzig: kann es denn sein, daß ich hier schon mal war. Robinson hat auf seiner Insel wenigstens seine Fußspuren gesehen... Ich laufe erstmal weiter, um sicherzugehen, denn ich weiß nicht, ob es zurück bis zum Schild oder vorwärts bis zum Schild kürzer ist. Ich hab sowas von die Nase voll. Wo ist der Weg, der zur Straße führt??? Irgendwann komm ich wieder zum Schild, laufe weg vom See, über verkrautete Wege, kaum als solche erkennbar, nur die Richtung, die müßte hoffentlich stimmen.
In der Ferne seh ich Wildschweine den Weg kreuzen. Leichte Panik! Haben die vielleicht Junge? Au weiha! Ich bekomm Schiß und laufe die nächsten ca. 700 m laut trötend und singend durch den Wald . Dann hör ich Autogeräusche-ah, die Straße, endlich. Zu trinken hatte ich nix mehr, also steuerte ich die Schlaubemühle an, um meinen Camelbak zu füllen. Tür verschlossen! Ich will nicht mehr! Nein! Wieso mach ich nach knapp 30 km schlapp??? Ich gehe die nächsten 500 m, dann führt der Weg zu einer Kneipe. Das ist ein Umweg von einem Km, aber den nehm ich in Kauf. Ich habe Durst! Kalt wird mir auch. Dennoch hat es sich gelohnt. Mit gefülltem Trinkrucksack nehme ich den Laufschritt wieder auf. Es geht wieder, aber es tut weh! Ich vergehe vor Mitleid! Wieso werden die 30er nicht langsam mal leichter? Ich pack das nicht, ich blas den Marathon ab! Oder ich änder meine Zielzeit auf 6 Stunden. Ich schleppe mich nach Hause, immer bemüht, trotzdem dynamisch auszusehen. Es geht so. Ein Radfahrer kommt mir entgegen: "was, noch bis Neuzelle?" (ca 18 km) Ich: "nein, nur bis Kobbeln" (ca 4 km). Er: "na dann gehts ja" :eek: :eek: :eek:
:eek:
Endlich zu Hause angekommen, schnapp ich mir die Karte und messe meine Laufstrecke nach. Die vermeintlichen 34 km entpuppten sich als 40 bis 41.
Man bin ich blöd! Das beruhigt mich jedoch etwas, ich habe also nicht bei km 30 schlapp gemacht, sondern so etwa bei km 36. Und ich hab mich durchgebissen, auch was wert. Obwohl das so gestern eigentlich nicht ablaufen sollte. Die nächsten Langen Läufe werd ich wohl wieder auf bekanntem Terrain machen, sonst ist das ganze Pulver am 25.9. schon verschossen. Heut ist Erholung angesagt, Muskelkater hab ich keinen und aus Fehlern wird man ja hoffentlich klug!
Eure Kathrin
Mein Lang-Lauf-Desaster
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Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.