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Lustlauf - neue Erfahrung!

Lustlauf - neue Erfahrung!

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Hallo Läufer,

nach Monaten der absoluten "Laufunlust" und den ewigen Überwindungskämpfen ( war schon nah´dran, mir eine Möhre vors Gesicht zu binden...), habe ich versucht, die "wahren" Gründe dafür zu finden.

Ich laufe eigentlich gern und immer noch regelmässig, es hat mein Leben in viele Richtungen nachhaltig positiv beeinflußt, dennoch:
immer öfter ein inneres Murren und Jammern ("keine Lust, keine Zeit, Jetzt? Bei dem Wetter? Heute?), paralell dann aber die Unerträglichkeit des Nichtlaufens (4 Tage nicht gelaufen? Kreisch!). Ja was denn nu???

Mir fiel auf, das ich, obwohl nicht mehr Wettkampforientiert, dennoch Leistungsorientiert laufe. Warum eigentlich?

Wenn ich - nach "Aufraffkrieg" - loslief, gabs den Blick auf die Uhr und immer im Bewußtsein, nun kommen 8 km und diese waren gedanklich komplett kommentiert von Anfang bis Ende, hier ein Auszug: "...ääh, ist das noch weit, hoffentlich hält das Wetter, was - erst 10 min vorbei? Ist es noch weit? Ich glaube, meine Hüfte schmerzt gleich...ich verdurste...usw" - ein ewiges Gemecker das in Sätze wie "...endlich geschafft, bin ich langsam, keine Leistungssteigerung...wieder eine Einheit abgehakt..." mündete. Unerträglich. Alle Läufer waren glücklich oder mindestens zufrieden, ich nicht.
Es musste sich was ändern.

Seit Jahren mache ich Tai-Chi-Chuan und hier gab es bei eventuellen Überwindungsschwierigkeiten oder Unlust das "wu wei" - das heißt handeln durch Nichteingreifen, durch Geschehenlassen. Oder: Loslassen, oder noch besser: einfach MACHEN! Kopf ausschalten, einfach nur bewegen...den Körper "gehen lassen" - und das funktioniert. Im Tai-Chi.
Auch beim Laufen?

Es folgte ein Denkprozess während einer bewußten Laufpause von 3 Wochen und entsprechender Literatur (z.B.: Theo Fischer "WU WEI")

Als ich das Prinzip beim Laufen anwendete, war ich überrascht und erfreut:
"Es" funktioniert:

Uhr weg, Zeitplan aus dem Kopf. Loslaufen, kommentarlos - einfach laufen. Völlig egal, wie langsam, wie lang - der Körper bestimmt alles, der Kopf nichts. Einfach laufen, bar jeder Vorstellung - und genau das war die ganze Zeit mein Problem:
Ich hatte eine "genaue Vorstellung", Bild, von meinem Lauf: 8 km in bestimmter Zeit und am besten noch mit einem bestimmten Glücksgefühl, das immer seltener (weil erwünscht - erzwungen?) mitgeliefert wurde.

Und nun sehe ich weder die Länge der Strecke oder gar das Ziel, ich registriere keine Zeit (keine Uhr mehr am Arm), ich laufe einfach.
Noch muß ich daran arbeiten, "nicht" zu kommentieren ("...schon wieder ein Hund ohne Leine...") doch das klappt immer besser. Ich laufe einfach - wie ich will.
Und das Resultat ist unglaublich:
Ich laufe länger als vorher, genieße nun jeden Meter, komme lächelnd an und freue mich schon beim Duschen aufs nächstemal...
Es ist diese "Freiwilligkeit", das Loslassen von Zeitplänen (...schnell noch Laufen gehen, damit ich diesen oder jenen Termin einhalten kann...usw).

Desweiteren habe ich mir abgewöhnt, während des Laufens die große Grübelei anzufangen: man ist dann überall (im Job, in der Beziehung,in der Vergangenheit, in der Zukunft - doch nie in der Gegenwart: hier, im Wald, beim Laufen, jetzt, da. Was für eine Verschwendung - wo bleibt die Entspannung, das oft zitierte "Abschalten"?

Sicher habe ich nicht den Stein der Weisen entdeckt, doch für mich war diese Erfahrung ein klitzekleiner Quantensprung in meiner Zeit und ich habe die Lust am Laufen für mich wieder neu gefunden.
Sollte ich damit auch nur eine unmotivierte Person anstecken - dann hat sich´s ja richtig gelohnt... :D

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Nein, das ist wahrlich nicht der Stein der Weisen. Die Abwesenheit von Zwängen (Trainingsvorgaben, Zeit erreichen wollen, bestimmte Distanz vornehmen, glauben nur bei bestimmten Wetter Laufspaß haben zu können, usw. usw. usw.) ist eine positive Erfahrung, die viele leistungsorientierte Läufer kennen und sich immer wieder mal holen. Es ist eine wunderbare Phase der Regeneration von Körper und Geist. Das motiviert auch sich später wieder dem "Diktat" von Trainingsplänen unter zu ordnen. Um das zu erkennen braucht man keine fernöstlichen Praktiken zu bemühen.

In einer Passage irrst du meiner Meinung nach:
danieplussahne hat geschrieben:Desweiteren habe ich mir abgewöhnt, während des Laufens die große Grübelei anzufangen: man ist dann überall (im Job, in der Beziehung,in der Vergangenheit, in der Zukunft - doch nie in der Gegenwart: hier, im Wald, beim Laufen, jetzt, da. Was für eine Verschwendung - wo bleibt die Entspannung, das oft zitierte "Abschalten"?
Beim ruhigen Dahinlaufen in die Tiefe des eigenen Erlebten ab zu tauchen, Probleme zu belichten oder eben auch über Bevorstehendes zu fantasieren, genau das führt zu Entspannung und zum Abschalten. Und es verhindert auch nicht, dass ich die wahnsinnig schönen Farben des Herbstes um mich herum wahr- und als Farbeindruck im Kopf mit nach Hause nehme ...
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Schön, mal wieder was von Dir zu lesen! Und dann gleich so was...

Michael

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Hallo Udo,

eines gilt es zu berücksichtigen: Alles zu seiner Zeit und
Jeder entdeckt anders.

Zitat:"Um das zu erkennen braucht man keine fernöstlichen Praktiken zu bemühen"

Du nicht - doch für mich war es exakt das richtige, um mir das Laufen wieder schmackhaft zu machen (...der Zweck heiligt die Mittel...?)...und das ganz ohne "Mühe".

Zitat: "In einer Passage irrst du meiner Meinung nach:"

Ich würde nicht von Irrtum sprechen - für mich ist es die beste Art, abzuschalten.
Jeder entscheidet für sich, wie er das tut - jeder versinkt anders...

Ein neuer Laufanfang für mich, gemäss Deinem schönen Sinnspruch:
Höre nie auf an zu fangen und fange nie an auf zu hören.

lieber gruß aus Heidelberg
danieplussahne

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stachelbär hat geschrieben:Schön, mal wieder was von Dir zu lesen! Und dann gleich so was...

Michael

...gruss nach Wiesloch - da gibt es den besten Laufschuhladen... :nick:
danieplussahne

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hi, danielplussahne,


du sprichst mir aus der Seele, das gleiche habe ich schon lange für mich herausgefunden. Dazu ein Wort von Fred Rohé aus Zen des Laufens:

Mit jedem Lauf erschaffst das das Erleben eigener Erfahrung



Oft sprechen Läufer vom Schmerz,



und ist es das, was du suchst,

bekommst du soviel du willst,

indem du dich grenzenlos antreibst,

wann immer du läufst.



es liegt ganz bei dir,

ob du läufst, um dich selbst zu bestrafen

oder dich selbst zu erfahren.

wählst du mit mir das letztere,

wird jeder Lauf Freude machen;

nimm es leicht !



Laufen Balsam für Körper, Geist und Seele
firenza
auch das noch :tocktock:

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Und wenn ich es doch wieder einmal versuche?????

:umarm:

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na los , hopp :-)

Streak 3: Beginn 10.10.2009

Es ist nichts Großartiges daran, besser zu sein als jemand anderes.
Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
(Plakat in einer Klasse)

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Hallo,

na ja, wenns hilft. Ist aber gut beschrieben. Kommt nicht so arg esotherisch rüber, auch wenn es nicht so mein Fall ist.

Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich nur selten zwinge bzw. zwingen muss. Ich weiß ja, wenn ich erstmal unterwegs bin, dann hab ich auch Spaß dabei.

Das UDO von Irrtum spricht halte ich auch für falsch, aber du hast da schon passend geantwortet.

Grundsätzlich ist für mich das Laufen ein sportliche Teildisziplin für meine Triathlonambitionen. Ich mache keinen Sport um mich selbst zu finden oder die Natur zu genießen. Ich mache Sport weil es mir, meiner Gesundheit und nicht zuletzt meiner Figur einfach gut tut. Alles was denn noch obendrein dazu kommt (tolles Herbstwetter) nehme ich erfreut mit. Würde ich keinen Spaß mehr haben, würde ich es einfach lassen. Ich denke viele machen es sich einfach zu kompliziert.
Beste Grüße
Mark

Bild

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Hi dahne+sahne!

Aus Deiner Schilderung spricht eine ziemlich große Portion Langeweile, die Du früher beim Laufen hattest, find ich. Ich kenne genug Läufer, die tagtäglich die gleiche Strecke zum gleichen Tageszeit im gleichen Tempo herunterbiegen (wollen/müssen). Und sich so ein zwängliches Korsett anlegen, das ihnen eigentlich die Luft und Energie nimmt, die sie sich an sich durch das Laufen holen könnten.

Schon durch ein Minimum an Abwechslung in Streckenauswahl, Tempo, Intensität, Umfang, etc. ließ sich die Fadesse im Lauftrott deutlich vermindern. Ich denke, dass auch viele Läufer in diesem Forum eigentlich Skalven ihres Trainingsplanes und ihrer Pulsuhr sind und dadurch jegliche Flexibilität und Kreativität im Umgang mit ihrem Lieblingssport verlieren, um nur ja nichts "falsch" zu machen. (Im übrigen bin ich das letzte Mal mit Pulsuhr im Juni gelaufen.)

Der Genuss fängt doch nicht erst an, wenn der Lauf vorbei ist, wenn man ihn als "erledigt" abhaken kann. Ich nehme mir das Recht heraus, auch mal was "falsch" zu machen (sprich: zu viel, zu schnell, zu lange), in der Hoffnung daraus zu lernen.

Ciao
"Das ständige Beschäftigen mit der Gesundheit ist auch eine Krankheit!" (Plato)

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Grad im Ersten.
Kleines Mädchen (schätze so acht Jahre alt) im Rollstuhl wollte ein Spiel mit Ronaldo (Brasilien) sehen.
Beim Einlass ins Stadion waren die Fans so außer sich, dass die Kinder in Sicherheit gebracht werden mußten (die auch in der Menschenmenge standen), ihr Rollstuhl wurde zerdrückt.

Menschen :tocktock: :haeh:

Wollte nur mal auf die oft bekloppte Verbissenheit hinweisen.
Ein Erwachsener kann, wenn er Fan ist, echt dummes tun ...

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pingufreundin hat geschrieben:na los , hopp :-)
ALLEZ-ALLEZ-ALLEZ :hihi:

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Hammer1968 hat geschrieben:Hallo,

na ja, wenns hilft. Ist aber gut beschrieben. Kommt nicht so arg esotherisch rüber, auch wenn es nicht so mein Fall ist.

"Hallo Hammer - es hat so garnix mit Esoterik zu tun.
Es ist für so kühle, konditionierte und strukturierte Menschen wie mich eine klare Ansage, endlich mal den Kopf, das ewige Denken und Kommentieren auszublenden und den Körper einfach mal "gehen" lassen und nicht das halbe Leben in Termine einzuteilen - ich bin Meister was Zeitpläne angeht... :wink: "

Grundsätzlich ist für mich das Laufen ein sportliche Teildisziplin für meine Triathlonambitionen. Ich mache keinen Sport um mich selbst zu finden oder die Natur zu genießen.

"...da mußte ich doch breit grinsen - ein Freund von mir ist ein Tria, der spricht auch nicht von "Lust" sondern von "Training" ...er meint, das ist so ein "Frauending" - goldig, oder?"

Ich mache Sport weil es mir, meiner Gesundheit und nicht zuletzt meiner Figur einfach gut tut. Alles was denn noch obendrein dazu kommt (tolles Herbstwetter) nehme ich erfreut mit. Würde ich keinen Spaß mehr haben, würde ich es einfach lassen. Ich denke viele machen es sich einfach zu kompliziert.
"...und da hast Du einfach recht...!"

Weiterhin viel Spass...

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Hallo Titelverteidiger,

ich habe 3 sehr unterschiedliche Strecken zur Auswahl, bin gerüstet für viele Umstände.
Das Problem war, das keine Lust mehr da war. Das Laufen war zu einem Termin "verkommen" und somit zu einer Plichtübung - und das wollte ich nie.

Inzwischen sehe ich diese Strecken auch wieder mit anderen Augen und genieße sie Schritt für Schritt...

Zitat:"Schon durch ein Minimum an Abwechslung in Streckenauswahl, Tempo, Intensität, Umfang, etc. ließ sich die Fadesse im Lauftrott deutlich vermindern. Ich denke, dass auch viele Läufer in diesem Forum eigentlich Skalven ihres Trainingsplanes und ihrer Pulsuhr sind und dadurch jegliche Flexibilität und Kreativität im Umgang mit ihrem Lieblingssport verlieren, um nur ja nichts "falsch" zu machen. (Im übrigen bin ich das letzte Mal mit Pulsuhr im Juni gelaufen.)"

Das ist richtig, ich fühle mich im Moment ohne "Korsett" sehr wohl, für mich ist es das richtige...

Gruß aus Heidelberg

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hi,
danieplussahne hat geschrieben:ich habe 3 sehr unterschiedliche Strecken zur Auswahl, bin gerüstet für viele Umstände.
ähm, kann man nicht überall laufen? Was heißt "3 Strecken"? :haeh:

Das Problem war, das keine Lust mehr da war. Das Laufen war zu einem Termin "verkommen" und somit zu einer Plichtübung - und das wollte ich nie.
Schön, dass wieder Lust da ist. Anders könnt ich mir Laufen nicht vorstellen. Wer nur läuft, damit beispielsweise Pfunde schmelzen, kommt mir vor wie ein Paar, das miteinander schläft, um Kinder zu kriegen. Den Lust-Aspekt sollte man nie vernachlässigen :P .

Das ist richtig, ich fühle mich im Moment ohne "Korsett" sehr wohl, für mich ist es das richtige...
Wer läuft schon gern mit Korsett? :hihi:
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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gnies hat geschrieben:hi, ähm, kann man nicht überall laufen? Was heißt "3 Strecken"? :haeh:

Schön, dass wieder Lust da ist. Anders könnt ich mir Laufen nicht vorstellen. Wer nur läuft, damit beispielsweise Pfunde schmelzen, kommt mir vor wie ein Paar, das miteinander schläft, um Kinder zu kriegen. Den Lust-Aspekt sollte man nie vernachlässigen :P .

Wer läuft schon gern mit Korsett? :hihi:
Hallo Gregor,

es ist richtig - man kann überall laufen.
Doch nicht jeder Tag ist gleich. Und schon garnicht die Lust - und die ist wichtig...

Ich laufe für mein Leben gerne im Wald - eigentlich zu jeder Jahreszeit.
Das ist die eine Strecke, doch da komme ich nur mit dem Auto hin.
Ein Auto habe ich nicht ständig zur Verfügung (car-sharing).
In der dunklen Herbst/Winterzeit ist es nach Feierabend dunkel, also nehme ich die 2. Strecke, hier im Ort, harte Straße.
Dann gibt es noch den wunderschönen Stadtpark - aber der ist nur schön wenn all die Touris weg sind.

Du siehst, für jegliche Umstände,Lust und Laune eine Strecke - ich hatte kaum Ausreden, nicht zu laufen.

Lust-ige Grüße,
Danieplussahne

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Ich hab sogar eine spezielle Strecke für "gar keine Lust" - kurz und brettleben, genial zum sich nach dem Laufen richtig gut faul auf der Couch auszustrecken und dennoch gelaufen zu sein - aber da ich schon lange nicht mehr "ohne Lust" gelaufen bin, war ich schon lange nicht mehr auf der "Gar keine Lust"-Strecke.

Laufen ist Lebenslust!

ciao,
ZebraLady

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Hallo danieplussahne,

es gibt immer wieder interessante Beiträge, die aus dem üblichen Rahmen dieses Forums herausfallen. Diese lösen bei mir Gedanken aus über das was ich hier lese, was ich selber geschrieben habe und was ich tue.

Ich glaube, dass es zu diesen „Aufraffkriegen“ kommt, weil viele (ich eingeschlossen) ihr Hobby „Laufen“ auf die normalen und leider erforderlichen Zwänge des „täglichen Lebens“ übertragen.

Vielleicht sollte das Spiel im Vordergrund stehen und nicht das Ergebnis. Spiel könnte z.B. bedeuten, etwas zu tun, was völlig „kontraproduktiv“ und „schwachsinnig“ ist. Kinder können so herrlich spielen, ungezielt. Und dabei haben sie dann Erfolge und machen Entwicklungssprünge, von denen wir Erwachsene nur träumen können (die in der Freizeitbeschäftigung bei uns aber eigentlich nicht erforderlich sind).

Warum trainiere ich nicht einfach auf eine völlig unrealistische Zielzeit und beobachte, was ich dabei erlebe?

Warum laufe ich nicht einfach einen Marathon eine halbe Stunde langsamer, als es meinem Vermögen entspricht?

Warum lasse ich es beim „Long Run“ nicht einfach laufen, wenn ich merke, dass ich ins Trödeln komme?

Warum lasse ich Lauftage nicht einfach ausfallen, wenn ich keine Lust habe?

Warum tue ich nicht öfter genau das Gegenteil von dem, was Fachleute empfehlen?

Warum ................... usw. usw. usw. ?

Gruß von Hans

Schön

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Schön, blambi43 !!

An dieser Stelle würde ich gerne allen, die sich mit diesem Thema beschäftigen und ähnlich empfinden, das Buch ZEN DES LAUFENS empfehlen. Ich habe es zwar schon seit 1986, aber ich denke, man kann es sicherlich in der Buchhandlung erhalten.

Zen des Laufens von Fred Rohé
erschienen im Verlag Bodymind GmbH

und weil's soooo schön ist, hier noch ein Ausschnitt:

Du könntest fragen:
Wie oft soll ich laufen ?

Wichtig ist, Kraft und Ausdauer zu erlangen,
bis du mühelos läufst,
im Vergleich zu damals,
beim ersten Versuch.

Drum laufe oft genug,
- ob täglich, oder viermal in der Woche -
dass Kraft und Ausdauer
bleiben und wachsen.
Aber laufe nicht so oft,
dass eine Last daraus wird.

Wenn du einige Zeit
ganz regelmäßig läufst,
fühlst du dich soviel beser,
dass du dann von selbst
auch weiter dabei bleibst,
im Einklang mit dem,
was gut für dich ist,
und das ist dann oft genug.



Ich kann beim Laufen abschalten, Stress abbauen, Nachdenken, die besten Ideen haben, die Natur mit allen Sinnen geniessen, um gestärkt in den nächsten Tag zu gehen. Laufen ist zu einem Bestandteil meines Lebens geworden, das mich zu einem glücklichen und zufriedenen, ausgeglichen Menschen hat werden lassen.

firenza
auch das noch :tocktock:

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:danke: an Hans, das war einer der schönsten Beiträge, die ich seit langem gelesen habe. Ja warum tun wirs eigentlich nicht, das gilt insbesondere für Leute wie mich, die nach konventionellen Maßstäben sowieso nie objektiv 'erfolgreich' sein werden? Warum lassen wir uns den Spaß an der Sache durch Vorgaben nehmen, die auf uns gar nicht passen? Warum tun wir nicht einfach das, was wir selber für richtig halten?

Ich weiß es nicht, versuche mich aber immer wieder auf das Wesentliche zu besinnen: ich habe zwei gesunde Beine, die eigentlich ganz gut funktionieren. Danke an alle, die mit solchen Postings dazu beitragen.

Tina

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blambi43 hat geschrieben:Warum laufe ich nicht einfach einen Marathon eine halbe Stunde langsamer, als es meinem Vermögen entspricht?

Warum lasse ich es beim „Long Run“ nicht einfach laufen, wenn ich merke, dass ich ins Trödeln komme?

Warum lasse ich Lauftage nicht einfach ausfallen, wenn ich keine Lust habe?

Warum tue ich nicht öfter genau das Gegenteil von dem, was Fachleute empfehlen?

Warum ................... usw. usw. usw. ?

Gruß von Hans

Das, denke ich, sind "Charakterfragen". Oder Typfragen. Oder haben mit dem zu tun, was der/diejenige, der sie sich nie stellt will oder eben nicht.
Ich gehöre zu denjenigen, die in allem sehr kontrolliert sind, das aber auch okay finden und sich nicht danach sehnen, etwas daran zu ändern. Ich würde keine einzige der von Dir aufgelisteten Fragen jemals stellen, weil mich die Antwort nicht wirklich interessiert ;-)
Trotzdem bin ich mal ein Jahr lang nur nach Lust und Laune gelaufen, fand das aber eigentlich öde. Ich bin vom Typ her zielorientiert, was nicht heißt, dass zieloroientiertes Laufen keinen Spaß macht. Es macht mir sogar viel mehr Spaß, wenn ich weiß, warum ich diesen oder jenen Lauf mache...einfach nur so laufen war ganz nett, aber auf die Dauer nicht mein Ding.
Andere empfinden das eben anders. Der Stein der Weisen ist Laufen nach Lust und Laune nicht für jeden.
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

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Hi daniplussahne,

interessant wie Dein Bericht fast schon wieder feinsäuberlich Weibchen von Männchen trennt (Dank an kylie!). Darum oute ich mich als Männchen an dieser Stelle als Fan des Genusslaufens. Wobei ich keine strenge Trennung zwischen dem was ich als Training verstehe und dem was allgemein als Genusslaufen verstanden, wird ziehen würde. Schnelle Intervallläufe kann man auch genießen, wenn man die Ziele/Zeiten seinen Möglichkeiten anpasst. Oder Fahrtspiele, so ein Antritt am Berg kann ein Hochgenuss sein – immer vorausgesetzt man hat die entsprechenden Reserven. Das Hauptproblem bei dieser Thematik ist wohl, häufig sind die Ziele, die mit einem Trainingsplan verfolgt werden äußerst ehrgeizig, schließlich muss man als Männchen unter 40 schauen unter 40:00 zu kommen (oder was auch immer für Grenzen gezogen werden)– ein so schneller 10er kann sicherlich ein Genuss sein wenn man es „d’rauf hat“.

Trainingspläne die alles bis ins kleinste vorschreiben sind das von Dir angesprochene Korsett. Lustig nur, Korsetts sollten angepasst, anprobiert werden, damit sie passen, sonst zwickt es. Wer passt die Trainingspläne nach Greif, Steffny, Laufcampus und Konsorten denn an den „Träger“ an? Wenn Du selbst nicht, dann keiner. Ein grober Rahmen tut es auch – Hauptsache man füllt ihn entsprechend. Man kann allerdings aus den unterschiedlichen Trainingskonzepte viel für sich herausziehen, aber am besten eben aus den Konzepten und nicht dem minutiösen Abhaken einzelner Posten, das kommt mir immer ein wenig wie die Strichliste eines Häftlings vor.

Mein Oberreizwort ist „Strecke“ oder gar „die Strecke“, nichts ist doch öder, als immer die selbe Runde zu drehen, da kann ich gleich auf die Bahn gehen oder gar aufs Laufband. Nach Wetter, persönlichem Gefühl, Trainingsvorhaben und Laune zu variieren ist doch das Plus an Sahne, wenn ich das mal so sagen darf. Ich schaue schon darauf, möglichst nur einmal die Woche in derselben Himmelsrichtung zu starten! Wenn es gut läuft einen Hügel mehr ins Programm oder eben im anderen Fall einen weniger. Dann macht auch Training mit Zielen wieder Spaß.

Das dritte Korsett ist die Pulsuhr, aber auch da ist nicht die Frage ja oder nein, sondern wie eingesetzt. Nur wenn ich ab und zu meinen Puls kontrolliere, kann ich daraus lernen, wie ich gefühlsmäßig im „richtigen“ Temporahmen unterwegs bin. Dazu muss ich mir das Teil aber nicht direkt unters Auge pinnen oder mich vom Dauerpipen nerven lassen. Dazu fühle ich während dem Lauf in mich hinein, in meine Atmung, meine Schrittfrequenz und –länge und kann dann hinterher oder ab und zu während dem Lauf schauen, welchem Pulsniveau das entspricht.

Es ist meiner Meinung nach immer die Frage, wie sehr man sich einschnüren lässt, denn schließlich schreibt uns doch keiner irgendetwas vor. Das hat auch gar nichts mit Esotherik zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand. Das Hauptproblem ist mal wieder der soziale Druck etwas leisten zu müssen, und das Level, was leisten ist, geben immer andere vor. Meiner Erfahrung nach geht es beim Tai Chi auch zuerst über das Erlernen der äußeren Form, wie ich es mal nennen will, erst wenn man die Bewegungsmuster (die ja je nach Schule ganz unterschiedlich sein können) verinnerlicht hat, kann man diese mit Energie füllen und den Fluss, das „gehen lassen“ spüren. So sehe ich das auch beim Laufen, nur den Schritt von der Äußerlichkeit zum energetischen Füllen machen/wagen wenige – Schade.

Mist ein ganz schön langes Plädoyer – aber das musste mal gesagt werden.

Jörg

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danieplussahne hat geschrieben:Dann gibt es noch den wunderschönen Stadtpark - aber der ist nur schön wenn all die Touris weg sind.
Heidelberg OHNE Touris? Du machst Witze!

Gruß aus dem Norden
Bild

PB: HM 1:44:46, 10km 49:37, M 4:19:28 (alle 2011), 24h 84,97 km (2013)

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Athabaske hat geschrieben:Hi daniplussahne,

interessant wie .....

... Trainingspläne die alles bis ins kleinste ... Strichliste eines Häftlings vor.

Mein Oberreizwort ist „Strecke“ ....

Das dritte Korsett ist die Pulsuhr ...

... nur den Schritt von der Äußerlichkeit zum energetischen Füllen machen/wagen wenige – Schade.

... aber das musste mal gesagt werden ...

Jörg


Ohne Worte.

:daumen: ...... wo kann ich unterschreiben?

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Letztes Jahr habe ich mit Laufen angefangen, einfach der Bewegung an der frischen Luft wegen, und - weil ich es fast nicht geschafft hatte, die letzten 50m beim einsetzenden Gewitterguß nach Hause zu RENNEN. Das gab mir schwer zu denken...
Mein Freund hatte auch angefangen mehr oder weniger oft zu laufen und ich stellte es mir schön vor, gemeinsam die Runden zu drehen.
Allerdings ist er ein gutes Stück schneller als ich...
Ziel: genauso schnell zu werden. Ich habs nicht geschafft und verfluchte mich mit meiner Langsamkeit immer mehr.... :motz: (wo ist der Smilie mit dem "Ich bin doof"-Schild? PINGUUUU!)
Dann erstmal Urlaub. Nach dem Urlaub eher unzufrieden wieder losgetrabt. Dann 3 Monate Pause wegen Renovierung... ("Laufen" bestand nur noch aus "Laufen-aktuell"-Lesen)
Aber irgendwann hat's mich wieder gepackt (Danke auch ans Forum mit den vielen schönen Laufberichten!).
Ich laufe jetzt einfach vor mich hin, gucke in der Gegend rum. Erkläre einem Schaf, das mich völlig verständnislos anguckt, dass ich gerne einfach nur so vor mich hintrotte.... und habe keine Ambitionen mehr, mit meinem Freund mithalten zu wollen.
Ich lauf einfach so, wie mir gerade ist. Langsam und gemütlich, oder auch mal schnell, so 2-3mal die Woche und JETZT machts mir Spaß.

Liebe Grüße vom Raserle

"Breathing! That's the key! Breathe!" (LOTRII. Gimli ist auch nicht sooo viel kleiner als ich.)
Gesperrt

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