Kopfschütteln und Wundern

Woher kommen immer diese Abgrenzungs-Aggressionen bei Leuten, die ein Hobby ausüben und die ihr Hobby als sehr wichtig empfinden?

Schon immer bin ich an irgendeinem Punkt auf diese „sich selbst bestätigenden“ Handlungen gestoßen, egal bei welchem Sport.

Mal war es das Mountainbikefahren, kaum hat man die erste Freude und die ersten „Erfolge“ überwunden, fluggs stellt man fest, oooups Wanderer mögen mich gar nicht. Da hilft alles höfliche Grüßen nicht. Oh shit, sie mögen mich nur nicht, sie werfen Äste, Baumstämme und große Steine in den Weg, alles nur, um mich aus dem Wald rauszuhalten. Irgendwann habe ich das Grüßen eingestellt.

Einige Jahre später, ich war mittlerweile ein fanatischer Kajakfahrer, musste ich feststellen, ich konkurriere mit Anglern und wieder Wanderern ums selbe Biotop. Während ich „friedlich“ den Bach hinuntertreibe, fliegen mal wieder Steine, wird von der Brücke gespuckt, gepöbelt und gemotzt. Dabei wollte ich doch nur meinen Anteil an Natur, Sonne und Freiheit genießen…

Nun laufe ich wieder, nachdem ich als Jugendlicher und Anfangszwanziger Mittelstrecken gelaufen bin. Damals waren Läufer noch exotisch und man witschte so zwischen den Massen an anderen Freizeitsportlern hindurch. Nun muss ich aber feststellen, es gibt Läufer, die führen einen regelrechten geistigen Guerillakrieg gegen Hunde und Hundehalter. Auch ich hatte natürlich schon so manches negatives Erlebnis mit Hundehaltern, die ihren Liebling nicht im Griff hatten. Aber das hatten manche Wanderer auch mit Bergradlern oder Angler mit rücksichtslosen Paddlern. Ich belasse es dann mit Schimpfen und denke mir meinen Teil, aber gerade darum bedanke ich mich immer, wenn mal wieder jemand zeigt, wie gut man Hunde erziehen kann.

Woher kommt dieses platte „über einen Kamm scheren“ dieses Reviergepinkel und Aggressionsgebaren? Zeichnet die Menschen nicht die Gabe der Differenzierung aus?

Um es noch mehr auf die Spitze zu treiben, was unterscheidet dieses Verhalten von Diskriminierung und Rassismus?

Wahrscheinlich sind wir einfach zu viele auf zu wenig Raum…

Sorry Leute, aber das musste mal sein.



Jörg

Guck dir das mal unter Surfern an, Revierkämpfe zwischen Locals (Einheimischen) und halt den anderen
Spinner gibt es halt überall. Bei einigen Gelegenheiuten fallen sie besonders auf.

Athabaske hat geschrieben: Woher kommt dieses platte „über einen Kamm scheren“ dieses Reviergepinkel und Aggressionsgebaren?

... niedere Instinkte

Kathrin (sich auch immer artig bei Hundehaltern bedankend, die ihren Zottel extra kurz nehmen und warten )

[quote="Athabaske"].Woher kommt dieses platte &#8222]

Vielleicht liegt es daran, dass sich die Masse der Mountainbiker, Radfahrer, Kajakfahrer etc. wirklich so dermaßen daneben benimmt.

Ich z.B. habe einen absoluten Hals auf Radfahrer, weil die sich in meiner Gegend benehmen wie die Axt im Walde. Rücksichtslos wird geschnitten, abgedrängt, werden Ampeln mißachtet und und und.. Dass sich dann irgendwann mal ein Urteil bildet, das dann pauschal für alle gilt, halte ich für normal.

Auch das mit den Mountainbikern kann ich nachvollziehen, so oft wie ich schon im Wald zur Seite springen musste um mich in Sicherheit zu bringen. Sagt man was, bekommt man im Zweifelsfall Prügel angedroht. Alles schon vorgekommen..

Daß Mountainbiker bei Wanderern nicht so beliebt, liegt sicher zum einen daran, daß die Radler häufig ziemlich rücksichtslos die Wanderer zum Sprung in die Büsche zwingen und sich dann noch nicht mal bedanken bzw. entschuldigen.

Häufig werden auch Waldwege während Schlechtwetter-Matschperioden von Mountainbiker dermaßen umgepflügt, daß sie für Wanderer/Läufer/Walker nicht mehr ohne Gefahr eines Bänderrisses zu nutzen sind.


Ich selbst versuche, den Radlern im Wald erst mal unvereingenommen zu begegnen, aber wie gesagt - ich treffe häufig auf rücksichtsloses Verhalten und werde dann sauer - allerdings nur auf die 'Täter', nicht auf den Mountainbiker allgemein.

Athabaske hat geschrieben:Zeichnet die Menschen nicht die Gabe der Differenzierung aus?

Eigentlich ja, aber dat interessiert die Meisten nicht.

Athabaske hat geschrieben:... was unterscheidet dieses Verhalten von Diskriminierung und Rassismus?

Ich weiß, was Du meinst. Diese Ader hat jeder mehr oder weniger intus. Und wenn das politisch gefördert wird ... hatten wir ja.

Eigentlich gehört es zu einer guten Erziehung, dass man damit umgehen kann. Denken kann man ja ruhig, dass man jemanden gerne mal teern und federn würde. Aber spucken & mit Steinen werfen ist schon mächtig schwach!

Athabaske hat geschrieben:Wahrscheinlich sind wir einfach zu viele auf zu wenig Raum …

Damit meinst Du jetzt aber nicht die Geschichte "Volk ohne Raum", oder ?

Lars hat geschrieben:

Athabaske hat geschrieben:Wahrscheinlich sind wir einfach zu viele auf zu wenig Raum&#8230]Damit meinst Du jetzt aber nicht die Geschichte "Volk ohne Raum", oder ?

Schublade auf, User rein, Schublade zu? Lars, bist Du auch so einer? Ich dachte Du kannst differenzierter denken? Warum muss gleich jeder, dem es zu eng im geeinten Europa wird, in die braune Ecke gedrängt werden?

Abhilfe schafft bei den möglicherweise als Revierkämpfen wirkenden Problemen eine örtliche Verlagerung der Aktivitäten. Mir wurde vor 6 Jahren auch das Zentrum Hamburgs zu lebensintensiv und ich zog, nachdem wir überlegten nach Norwegen auszuwandern einfach weiter an den Stadtrand wo ich meinen Frieden fand.

Jörg, eine absolute Parallele findet man auf deutschen Autobahnen - es wird zu eng. Was kann man tun? Alternativen suchen.

Steif hat geschrieben:..eine absolute Parallele findet man auf deutschen Autobahnen..

So isses! Und nicht nur dort, sondern auch in den schon genannten Kreisen vermute ich, dass die verwendeten Sport- und Fortbewegungsmittel oft auch zum Frust-Abbau verwendet werden. Wer tagein-tagaus auf seiner Arbeitsstelle die Klappe halten muss, möchte natürlich irgendwann mal die Sau rauslassen..

Steif hat geschrieben:..nachdem wir überlegten nach Norwegen auszuwandern..

Eine gute Wahl. Ich komme mit!

Athabaske hat geschrieben:Zeichnet die Menschen nicht die Gabe der Differenzierung aus?

Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Aufl. 2002 - CD-ROm hat geschrieben: Gabe
[...] Verhältnismäßig spät bezeugte Abstraktbildung zu g. *geb-a- "geben" von der Vokalstufe des Präteritums Plural. Ältere Bildungen gleicher Bedeutung sind ahd. geba und ahd. gift (Gift). Der Plural Gaben bezeichnet auch "Talente" (das, was man "mitbekommen" hat). begabt.[...]

Wenn man denn zum Beispiel vernunftbegabt ist, also einem die Gabe der Vernunft anheim getragen wurde, so heißt das doch noch nicht, dass man vernünftig ist; es wohnet einem nur die Chance dazu inne. Man kann diese Chance nutzen oder es lassen - und manchmal will ich meine Gaben auch nicht nutzen.

Weiterhin hilft ein Blick in die gängigen Werke der Sozialpsychologie um zu erkunden, warum Menschen sich manchmal verhalten wie beschrieben. Es ist bei mir zu lange her, als ich das jetzt schnell rekonstruieren könnte - aber die Grundaussage war so ungefähr: Steine auf 'Andere' zu schmeißen, hilft sich selbst eine Gruppe zu konstruieren und sich sodann dieser zugehörig zu fühlen. Und um den 'Anderen' als Gruppe zu erfinden darf man nicht die Differenzen in einer 'anderen' Gruppe sehen sondern muss das sie Einigende suchen. Findet man dies nicht, muss man es erfinden.

Ich schließe mit dem Beispiel einer nicht erfundenen Gruppe: Die "Autofahrer": Sie sind Umweltsünder, rücksichtslos, potentielle Mörder, stören mich überall, usw. - diese pfuibah Merkmale unterscheidet sie von mir, jetzt kann ich sie erkennen und bekämpfen - die bösen Buben. So habe ich dann gleich meine eigene Gruppe der Autohasser gefunden und dies durch eine Konstruktion des 'Anderen'. Das Schöne ist: Diese meine eigene Gruppe ist moralisch wertvoller - aka 'besser', als die Anderen.

mainzrunner hat geschrieben:Eine gute Wahl. Ich komme mit!

...ist da noch ein Platz frei?

Es fällt mir schwer, aus meinen bisher geposteten Beiträgen etwas Braunes herauszulesen – sei es politisch oder sonst wie kackefarben!

Mir fällt nur auf, dass in Ländern, wo die Leutchen mehr Platz um sich haben, alle etwas entspannter miteinander umgehen. Und wir sind hier in der Mitte Europas (in jeder Hinsicht) nun mal das am dichtesten besiedelte Land. Das ist eine Tatsache und hat mir Lebensraumideologie nichts zu tun.

Wenn es tatsächlich am Verhalten der genannten (Radler, Kajaker, Läufer, Hundehalter) liegt, schließt sich sofort die Nachfrage an, warum treten sie so aggressiv und rücksichtslos auf. Wobei ich einschränken muss, mir sind derartige Auswüchse nur als „Ausnahmen“ aufgefallen. Ich bestreite ja nicht, dass es die gibt, aber gibt das „der anderen Seite“ das Recht, in gleicher weise „zurückzuschlagen“? Die Mehrheit unserer Bevölkerung ist gegen die Todesstrafe, das von mir beobachtete Verhalten legt nahe, dass dies nur eine vorgeschützte Behauptung ist – denn in anderen Lebenslagen vergilt man gerne gleiches mit gleichem. Und noch viel mehr, am besten gleich „allen eine auf die Klappe“ gehauen, dann trifft man die Schuldigen auf alle Fälle. Zahn um Zahn – Stein um Stein – kann fortgesetzt werden.

Das Argument des „Maulhalten müssen“ bei Arbeit und in der Familie, hatte ich auch schon angedacht. Wenn das tatsächlich der Grund wäre, dann wirft das aber auch nicht gerade das beste Licht auf unsere Gesellschaft. Sowohl die Annahme, man dürfe überall nur kuschen, als auch die Reaktion darauf, sich dann an anderer Stelle auszuleben.

Außerdem stelle ich ja auch nicht in Abrede, dass einem im konkreten Fall die Zunge ausrutscht und man seinem Ärger Luft macht.

Der Gedanke der „Gruppenabgrenzung“ ist interessant, jasper. Nur wenn Du hier gegen Autofahrer „pöpelst“ dann hat das auch einen ironisch-komischen Charakter, schließlich wirfst Du keine Pflastersteine von der Brücke (oder doch?). Diese Ironie vermisse ich oft, bzw stelle fest, dass manche Ironie nicht verstehen oder verstehen wollen.

Jörg

Was denn? Ihr geht, ohne mich zu fragen, ob ich auch mitkommen will?

Zum Thema: Ich habe auch den Eindruck, dass es einfach etwas zu eng ist auf dieser Welt. Vor ein paar Jahren war ich im Urlaub mit dem Kanu unterwegs in Schweden. Da hat man sich sogar gefreut, wenn man draussen in der Pampas mal ein Menschlein angetroffen hat. Aber vielleicht hing das halt auch damit zusammen, dass man in Urlaub war.

Der hiesige Normalbürger neigt halt schon dazu, in den klassischen Freizeitstress zu kommen. Das heisst, er arbeitet den ganzen Tag hart, damit er Geld verdient. Dieses Geld investiert er dann in sein geliebtes Hobby, das ihm dabei helfen soll, sich von der Arbeit erholen zu können.
In der Werbung wird ihm einsuggeriert, wie das Hobby auszusehen hat. Adrenalinschub beim freeclimbing in einer unberührten Felswand, wo nur ein Bergadler rumschwirrt . Runners high beim Dahinfliegen in Gottes unberührter Natur. Entspanntes Spazieren mit Hunde, Hundi kann sich frei bewegen und in der Wiese spielen. Oder was auch immer.
Die Realität: Wie von Jörg oben beschrieben. Kein Wunder, kommt da Frust auf.

Mein Rezept ist auch bescheiden: Versuchen, sich selber weniger wichtig zu nehmen, dafür die anderen auch akzeptieren. Bei Konfliktsituationen nicht gleich ausrasten. Die Tages- oder Nachtzeit und das Gebiet so auswählen, dass man vielleicht den langen Lauf nicht gerade mitten am Sonntagnachmittag im meist frequentierten Naherholungsbereich macht.
Klar kann auch ich das nicht immer ganz so ausführen, wie mir das lieb wäre.
Aber immer nur die anderen Schuld geben kanns halt auch nicht sein.

Gruss, Trinchen

Hi Jörg,

Athabaske hat geschrieben:Woher kommen immer diese Abgrenzungs-Aggressionen bei Leuten, die ein Hobby ausüben und die ihr Hobby als sehr wichtig empfinden?
[...]
Wahrscheinlich sind wir einfach zu viele auf zu wenig Raum&#8230]

Deine These hat mich nicht losgelassen und ich bin beim Stöbern nach Bevölkerungsdichten auf eine Tatsache gestoßen, die mir einiges erklärt.

Früher habe ich mich beim Radtraining unter anderem im Kreis Mettmann herumgetrieben. Dabei fiel mir immer auf, wie beschissen die Leute da Autofahren (Auto fahren, autofahren ... ) und wie aggressiv sie gegenüber Straßenradfahrern und Mountainbikern waren. Krönende Höhepunkte: Ein auf einer schmalen Abfahrt im Wald auf Kopfhöhe zwischen Bäumen verkeilter Ast, Hetze mit dem Schäferhund, Androhung das Gewehr aus dem Haus zu holen und tätlicher Angriff vor der Ampel.

Und was lese ich gerade bei Wikipedia (war aber zu faul zum Gegenchecken) über Mettmann? Der dichtbesiedeltste Landkreis Deutschlands.

Ha!

Träfe deine These zu, sollte man sich aus München und Berlin raushalten. Vollkommen friedlich sollten Grimme und Wiedenborstel sein. Die sind so dünn besiedelt, dass diese Orte wahrscheinlich nicht mal jemand kennt.

So komisch, wie sich das anhört, aber deine These ist sicherlich Teil einer Erklärung.

Aber keine Angst, die Rettung naht von selbst, denn die Lage wird sich in Deutschland in der Zukunft verbessern! Während der ehemalige Bundesregierungssprecher Uwe-Karsten Heye gestern noch mit einer Warnung vor möglichen fremdenfeindlichen Übergriffen auf dunkelhäutige WM-Touristen in Brandenburg warnt - es gibt dort halt ein paar Menschen mehr mit einem gemeinsamen abgrenzungsaggressiven Hobby - werden laut den Thesen einiger Institute und der Bild-Zeitung die Deutschen in 30-50 Jahren fast ausgestorben sein. Dann ist auch mehr Platz für Frieden in unserem engen Land.

Ich hoffe, ihr könnt Wahrheit, Fiktion und Satire auseinanderhalten.

Der letzte macht das Licht aus!

Und was lese ich gerade: Der Alf-Samson Verschnitt Goleo ist tot!

Katja2 hat geschrieben:Häufig werden auch Waldwege während Schlechtwetter-Matschperioden von Mountainbiker dermaßen umgepflügt,

Was habt Ihr denn für Wälder Hier im Brandenburger Land gibt es so viel Wald... ich treff nie jemanden und wenn Wege umgepflügt sind, dann höchstens von Forstmaschinen

schnatterinchen hat geschrieben:Was habt Ihr denn für Wälder Hier im Brandenburger Land gibt es so viel Wald... ich treff nie jemanden und wenn Wege umgepflügt sind, dann höchstens von Forstmaschinen

Meerbuscher hat geschrieben:Während der ehemalige Bundesregierungssprecher Uwe-Karsten Heye gestern noch mit einer Warnung vor möglichen fremdenfeindlichen Übergriffen auf dunkelhäutige WM-Touristen in Brandenburg warnt

Zufall, das die beiden Posts hintereinander gelandet sind? Nach Waldsterben jetzt das in Brandenburg beginnende Deutsch(aus)sterben?

SCNR

Ich verstand das jetzt so: Je grösser der Wald, desto gefährlicher ist er

Meerbuscher hat geschrieben:Der Alf-Samson Verschnitt Goleo ist tot!

Schon meine Mama sagte immer: "Junge, zieh dir was ordentliches an, sonst holst du dir den Tod."

jasper hat geschrieben:Schon meine Mama sagte immer: "Junge, zieh dir was ordentliches an, sonst holst du dir den Tod."

Hat die Dich nicht auch zum Haltungsturnen geschickt?

Katja2 hat geschrieben:Häufig werden auch Waldwege während Schlechtwetter-Matschperioden von Mountainbiker dermaßen umgepflügt, daß sie für Wanderer/Läufer/Walker nicht mehr ohne Gefahr eines Bänderrisses zu nutzen sind.

Die Reiter machen viel mehr kaputt.
Merke: die Bösen sind immer die anderen.

Als Läufer nehme ich solche Wege sportlich: ist halt wie ein Crosslauf, bestes Lauftraining, fördert Koordination und Muskulatur. Man muss halt konzentriert laufen, dann macht´s Spaß.

Steif hat geschrieben:Hat die Dich nicht auch zum Haltungsturnen geschickt?

Tja, auch die Weisheit meiner Mama ist endlich, neulich rief sie mich voll Begeisterung an und sagte: "Ich laufe jetzt auch, ich hab mir nämlich Nordic-Walking-Stöcke gekauft."

BTW: Geht's Toronto gut?